Son Mist
Eigentlich wollte ich mich länger zurück halten, doch in mir brodelt es und ich muss meinen Gedanken jetzt einfach mal freien lauf lassen!
Hallo Neugier, deine Erfahrungen scheinen ja wirklich problemlos und schön gewesen zu sein, ausgenommen mit der dicken Narbe- wobei es ja auch einfach schon mal wirklich positiv ist, dass du den Tierarzt kennen lernen durftest.
Kurz und Knapp, so wie deine "Vermittlungserfahrungen" waren, sollte es sein und wenn es öfter so wäre, dann würde ich mich freuen. Aber lass mich raten, du hast deine Katze sicherlich nicht aus einem großen Tierheim, sondern bestimmt aus einem (und das ist jetzt nicht abwertend gemeint) "Dorf-Tierheim", oder?
Meiner Erfahrung nach, sind nämlich die wirklich kleinen Tierheime froh, wenn sich halbwegs "anständige" Leute für ein Tier interessieren. Die Tiere "leben" dort zwar nicht in dem "Luxus" wie in den größeren Tierheimen mit extra beglastem und begehbaren Katzenhaus und co. wie beispielsweise in Berlin, aber dafür verstehen die Mitarbeiter, meiner Meinung nach, worum es geht. Nämlich den Tieren ein "Zwischenzuhause" bieten und möglichst flott, aber auch nicht um jeden Preis, ein neues Zuhause zu finden.
Die Erfahrungen von jolantha decken sich da doch mehr mit meinen Eigenen...
Ich kann es verstehen, dass ein Tierheim bemüht ist, das perfekte Zuhause für jedes Tier zu finden... Dass finde ich auch sehr ehrenhaft. Doch wenn man die rosa Brille mal absetzt und von der Tierschutzwolke sieben mal zurück auf den Erdboden kommt, dann müsste jedem klar werden, dass es einfach nicht möglich ist, bei so vielen "ungewollten" Tieren im Tierheim immer auf das perfekte Zuhause zu warten, denn dies kann unter Umständen bedeuten, dass ein ganzes Tierleben lang "gewartet" wird. Und ob es im Interesse des Tieres ist, lieber ein Leben lang hinter Gittern auf das richtige Zuhause zu warten, oder in eine Familie zu kommen, wo Herrchen/Frauchen voll beruftstätig sind, dafür aber Nachmittags und Abends mit 100% Liebe und Herzlichkeit bei dem Tier sind, wage ich zu zweifeln.
Ich persönlich bin eine sehr, sehr tierliebe Person... In der Pupertät bis etwa Anfang 20 hatte ich auch noch diesen starren Blick, wie es die meisten Tierschützer heute noch haben. Abstriche dürfen, können und sollen nicht gemacht werden! Heute hat sich das alles etwas relativiert.
Ich habe über Jahre hinweg Ratten gezüchtet... In dieser Zeit habe ich extrem viele Erfahrungen gesammelt, was Tierhilfe für andere Leute bedeutet und dass das Leid mit dem Tier einfach ein sehr guter "Verkaufsschlager" ist.
Je mehr gejammert und geseufzt wird, um so mehr bekommen die Verantwortlichen einen "Heiligenschein" aufgesetzt.
Angefangen bei minderjährigen Kleintier"züchtern", die in ihrem Kinderzimmer eine Rennmausnothilfe auf die Beine stellen und sich dabei so dämlich (sorry) anstellen, dass einzelne Tiere, von den stolz präsentierten Fotos, von den Würfen, ganz eindeutig an Fellmuster wieder zu erkennen, auf einmal auf der Homepage in der Rubrik "Notfälle" auftauchen (standart Satz- aus schlechter Haltung übernommen, daher bissig,scheu -was auch immer), weil sie sich so leichter vermitteln lassen und man so natürlich auch nicht dem Ruf der eigenen Zucht schadet, wenn der eigene Nachwuchs bissig oder scheu ist. Dies schadet dem Tier an sich zwar nicht, aber es sorgt - zumindest bei mir- für ein Gefühl von "verarscht werden"... Und ich wäre kein Mensch, wenn ich nicht auch mit Vorurteilen "vernünftigen" Züchtern gegenüber zu kämpfen hätte, sofern man solche negativen Erfahrungen mehrfach machen musste. Was wirklich sehr, sehr schade ist- und dazu geführt hat, dass ich nach über 10 Jahren voller Hingabe, Liebe, Zeit und viel, viel Geld, was ich in meine Zucht gesteckt habe- dem Tier zuliebe, aufgeben habe.
Bis hin zu Menschen, die mal eben über die Grenze fahren und sich für 50 Euro nen Wurf Hundewelpen holen und hier weiter verkaufen.
Das Geschäft mit dem Tierleid ist lukrativ!
Tierheime haben bis zu einem gewissen Punkt bei mir immer zu den "positiven" Ausnahmen gehört. Bis ich vier Hundewelpen im Müll fand.
Ich habe nicht eine Minute daran gedacht, diese Welpen ins Tierheim zu geben, für mich war klar- die kleinen Hundeseelen haben mal mindestens eine schlechte Erfahrung gemacht und ich möchte sie jetzt nicht noch durch zig Hände reichen. Der größte Aufwand waren ohnehin die ersten Tage, danach hat sich alles eingependelt.
Nun waren diese Welpen aber erst etwa 4 Wochen alt. Also musste ich sie aufziehen, sie waren verwurmt aber sonst relativ fit.
4 Wochen sind vergangen, bevor ich eine Anzeige im Internet erstellte und über diese Anzeige 4 neue Herrchen/Frauchen für meine Welpen finden wollte.
Um nicht lange um den heißen Brei zu reden, ich inserierte die (aufgezogenen, entwurmten, gechipten und geimpften (!) Hunde für einen Unkostenbeitrag von 100 Euro pro Welpe) Die 100 Euro waren nur ein Tropfen auf den heißen Stein, was MEINE Unkosten betraf, wollte aber auch, dass sich Familien melden, die vielleicht keine 450 Euro im Schrank liegen haben, dafür aber mit Liebe und Zeit bestechen können.
Am selben Abend, an dem ich diese Anzeige erstellt hatte, meldete sich eine Frau X bei mir, Frau X betonte, sie würde es zu schätzen wissen, dass ich mit so viel Liebe und Mühe diese kleinen Würmchen aufgezogen habe und bat mir an, vorbei zu kommen und alle 4 aufzunehmen.
Sie wäre auch bereit einen kleinen "Unkostenobolus" zu zahlen, den sie mit 50 Euro für alle vier Welpen benannte.
Im weiteren Gesprächsverlauf stellte sich heraus, dass Frau X eine Mitarbeiterin des örtlichen Tierheimes war und versuchte an meine "Vernunft" zu appellieren, dass ich doch auch an das Tierheim denken soll (WIE BITTE?! meinen Gesichtsausdruck hättet ihr sehen sollen)... Sie könnte halt nur 50 Euro zahlen, dafür wäre ich aber alle Hunde los. Auf meine Antwort, dass ich nicht möchte, dass die Welpen ins Tierheim müssen, sondern direkt ein neues Zuhause suche- immerhin hatte ich die "schlimmste Zeit" mit den Welpen bereits hinter mir und es mir irgendwie seltsam vorkommt, dass ein Tierheim nach "Tierkindern" sucht, reagierte Frau X ziemlich bösartig.
(kurze Zeit später haben drei der vier Welpen ein neues Zuhause gefunden, ich habe heute noch (4 Jahre später) Kontakt zu den Besitzern und bekomme regelmäßig Fotos... und Nummer Vier liegt grad neben mir
)
Kurz nachdem ich meine eigenen Erfahrungen machen durfte, meldete sich meine Schwester (2 Kinder 4 und 6 Jahre) in einem Tierheim, bezüglich dem Wunsch, einer Katze ein Zuhause zu geben. Ich fand es schon komisch, dass die Angestellten des Tierheimes, bevor überhaupt irgendwelche Vermittlungsgespräche geführt werden sollten, zu einer "Haus und Garten-überprüfung" vorbei kamen. Nachdem meine Schwester die Mitarbeiterin also durch Haus, Hof und riesengroßem Garten geführt hatte, bekamen sie das "okay" für eine Katze. Also haben meine Schwester, ihr Mann und die Kiddis sich eine Katze ausgesucht. Da die Katze noch in "Quarantäne" war, durften sie die Katze nicht sofort mitnehmen... Nachdem sie sich nun sämtliches Katzenzubehör besorgt hatten, bekamen sie kurz und knapp einen Anruf von der Mitarbeiterin, dass sie, nach reiflicher Überlegung, zu dem Entschluss gekommen ist, dass die Katze doch nicht an sie abgegeben werden kann. (der riesengroße Garten grenzt an eine - so gut wie nicht befahrene Straße- Lebensgefahr für die Katze!)
Tja- wo führte das nun hin? Meine Schwester hat sich zwei Katzen aus den Kleinanzeigenmärkten besorgt (KOSTENLOS) und ich möchte wetten, dass die Katze (für die sie bereit gewesen wären 200 Euro zu zahlen) noch heute dort im Tierheim sitzt.
Mein Fahrschullehrer- ein wirklich liebenswerter, älterer Mann, hat sich während den Fahrstunden eigentlich ausschließlich mit mir über meine und seine Tierchen unterhalten. Da der Mann langsam aber sicher in Rente gehen wollte, hat er im ansässigen Tierheim nachgefragt, ob sie Interesse an "Freiwilligen Helfern", zum Gassi-gehen, Hundekacke wegräumen etc. haben, was verneint wurde.
(Das gleiche Tierheim mit dem ich den tollen Telefonkontakt wegen der Welpen hatte.)
In dem Kleintierforum, in dem ich aktiv war, kam eine Userin mal auf die Idee, Sachgegenstände, Futter etc. zu sammeln, halt alles was die ganzen User Zuhause rumliegen haben und nicht mehr gebrauchen können und sie hat es dann (versucht) bei ihrem Tierheim abzugeben. Die Sachspenden wurden abgelehnt mit der Begründung- man bräuchte Geldspenden!
(Und wenn das Tierheim die Sachen halt angenommen und dann weggeworfen hätte- in meinen Augen ist so eine Aussage wirklich schlimm, zumal viele nun definitiv NICHTS mehr spenden werden- was ich verstehen kann, nach so einer Abfuhr).
Ich bin es auch, die die Leute der diversen Tierhilfsorganisationen fragt, wieso ich für Hunde in China spenden soll, wenn dort nicht mal die Menschen ein halbwegs "artgerechtes" Leben führen können?
http://m.faz.net/aktuell/wirtschaft...g-der-kaefig-als-letztes-zuhause-1858608.html
Meiner Meinung nach muss man bei Tierhilfe immer ganz genau zwischen den Zeilen lesen... Es gibt sicher hunderte solcher Hilfen in Deutschland die wirklich und ausschließlich im Sinne des Tieres handeln. Diese verdienen meinen größten Respekt und diese unterstütze ich auch gerne!
Wenn ich aber lesen muss, dass ein Tierheim in München mal eben 20 Millionen Euro "geerbt" hat und dieses Geld nun einfach "weg" ist, weil die Ausgaben so hoch sind- dann könnte ich- vorsichtig ausgedrückt- kotzen!
Mich ärgert an Tierheimen:
1. die fehlende Möglichkeit mal ein paar Einblicke in die Buchhaltung eines Tierheimes zu bekommen... Wie hoch sind die Ausgaben und wofür?
2. der nicht zu hinterfragende "Heiligenschein" den eine Organisation aufgesetzt bekommt, sobald es sich um Tierleid dreht
3. die missverstandene Tierliebe der Mitarbeiter/innen- die Häufig ganz deutlich zeigen, dass jeder Mensch, der ins Tierheim geht und sich ein Tier anschaffen möchte, erstmal Hofknicks und Handkuss zu machen hat, bevor einem überhaupt in die Augen geguckt wird
4. die horrenden Ausgaben für die Tiere- die für mich in keinen Verhältnis stehen, zu den tatsächlichen Ausgaben, Hochgerechnet, die ich persönlich habe, wenn ich mir meine 2 Hunde und die eine Katze angucke (für die ich im Monat übrigens alleine schon 120 Euro Krankenversicherung zahle).
5. die Bedingungen zu denen die Tiere vermittelt werden sollen (nicht an Familien mit Kinder, nur alleine, ein Erwachsener muss ständig im Hause sein- aber wehe er ist arbeitslos(!) etc.)
6. diese "Überprüfungen" und die elendigen Verträge, die man über sich ergehen lassen muss um ein Tier mitnehmen zu können
und zu guter letzt
7. dieses fishing for pity
Auch wenn ich es absolut verstehen kann, dass ein Tierheim meint im Interesse des Tieres zu handeln- und deswegen die neuen Besitzer Überprüfungen über sich ergehen lassen müssen, Schutzverträge unterschreiben müssen in denen steht, dass das Tier jeder Zeit wieder weggenommen werden kann, ständig damit rechnen zu müssen, dass die Mitarbeiter vom Tierheim vor dem Haus stehen und rein wollen etc. ... Ich weiß, dass diese ganzen Umstände eigentlich nur dazu führen sollen, dass das Tier nicht nach ein paar Wochen wieder zurück ins Tierheim muss oder ausgesetzt wird.
Was dabei unterschätzt wird, ist die Tatsache, dass es die Leute, die sich ein Tier aus einer "Laune" heraus zulegen, dennoch ein Tier bekommen werden und im Zweifel meistens sogar deutlich günstiger! Das Ende vom Lied ist dann, dass nicht Tier Nummer A zurück gebracht wird, sondern Tier Nummer B (privat gekauft) nun zusätzlich im Tierheim sitzt... Und es folgen Tier C, Tier D, Tier E...
Wenn das Tierheim die "Ansprüche" an die neuen Besitzer doch nur ein klitzekleines bisschen herab setzen würde, würden viel mehr Menschen sich die Tiere aus dem Tierheim holen und somit vielen "Vermehrern" und "Tierhändlern" das Geschäft unlukrativ machen.
So viel erst Mal zu meiner Meinung
(Die Wut ist zumindest weggeschrieben)
Liebe Grüße