Ich weiß nicht, bei den häufig gelesenen/erzählten/verfilmten Märchen habe ich mich nicht gegruselt. Es ist auch seltsam, dass man die doch häufig heftigsten Strafen für die Bösen so einfach hinnimmt.
(Am Ende geht es dem Helden/der Heldin der Geschichte gut und die Bösen werden bestraft. Das ist Gerechtigkeit. So genau habe ich mir die Strafen dann aber auch nie ausgemalt, da gibt es ja wirklich ekelige Varianten.)
Gegruselt habe ich mich dann eher bei den Geschichten, die noch nicht so häufig gehört waren, dass man sich dran gewöhnt hätte. In dem alten in Fraktur gedrukten Buch gab es z.B. das Märchen vom Machandelbaum. Da habe ich mich dann doch heftigst gegruselt - wobei es bestimmt auch nicht einfacher war, dass ich durch das nicht vertraute Schriftbild deutlich langsamer lesen musste.
Später habe ich mich für Märchen und Sagen aus aller Welt interessiert. Von Tausend und einer Nacht bis zur Edda habe ich ziemlich viel gelesen.
Man darf nicht vergessen, dass Märchen in der Regel nicht als Geschichten für Kinder entstanden sind, sondern bei winterlichen Arbeiten im Kreis der Familie weitererzählt wurden. Die immer wichtigen großen, symbolischen Zahlen, die drei, die sieben, die zwölf findet man eher in unserem Kulturkreis.
Dazu ist es interessant, in wieviel Kulturen es irgendwann eine große Flut oder eine Urflut gab. Vom Gilgamesch-Epos bis zur Bibel bis zur Kalevala findet man die großen Fluten, auch bei den Griechen gibt es eine entsprechende Erzählung.
Und manches brennt sich ein, wie der Beginn eines norwegischen Märchens, das die Familie des Helden beschrieb mit "Sie waren reich, denn sie hatten eine Kuh." Ich muss da häufig dran denken, wenn ich mir die Massentierhaltung unserer Zeit und unserer Gegend vor Augen halte.