Wir haben meine ganze Kinderzeit mit den mütterlichen Großeltern in einem Haus gelebt. Meist lief das wunderbar. Es hatte aber auch jeder seine Wohnung und es war jedem klar, wann man nicht ungefragt in die andere Wohnung lief. Sonntags haben wir dann alle zusammen gegessen, abwechselnd haben meine Oma und meine Mutter gekocht.
Als wir Kinder klein waren, brauchten unsere Eltern nie einen Babbysitter. Man machte beide Etagentüren auf, und schwupps waren wir in Hörweite - und zu den Großeltern hochgehen dürfen hätten wir ja auch, wenn was gewesen wäre.
Später, als erst mein Großvater Pflege brauchte, hatte meine Großmutter die Unterstützung der Familie und auch noch später, als sie dann selbst, schon lange verwitwet, selbst klapprig wurde, da waren wir da.
Von den Reibereien, besonders wärend der Bauphase, habe ich erst im Nachhinein erzählt bekommen. Für mich als Kind war diese Konstellation wirklich perfekt.
Meine andere Großmutter lebte in einem Haus mit ihrer Tochter, also der Schwester meines Vaters. Bei denen lief es nicht so harmonisch, obwohl sie auch jeder ihre Wohnung hatten. Sie sind sogar mit noch einer Generation mehr gestartet, weil meine Urgroßmutter ihre letzten Jahre auch dort lebte. Für die Uroma gab es ein Extrazimmer mit eigenem Bad und eigenem Zugang zum Treppenhaus, also quasi eine Miniwohnung.
Aber nach dem Tod der Urgroßmutter haben sie angefangen, jeden Mittag mit der ganzen Hausgemeinschaft zu essen. Dadurch hat sich meine Großmutter stark in die Erziehung meiner Kusinen und meines Vetters eingemischt, was wohl häufiger für Stress sorgte.