Chemische Mittel- wer benutzt sie und warum?

myrte

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20. Okt. 2010
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Mittelfranken
Hallo zusammen,

ich habe immer wieder gemerkt, dass es sehr vehemente Meinungen zum Thema Unkrautvernichtung gibt. Ich verstehe nicht ganz, warum es so extreme Meinungen gibt?!

Kurz zu mir: Ich habe einen Minirasen (100qm), den ich sehr ungepflegt übernommen habe. Anfangs habe ich noch vertikutiert, nach Lesen hier im Forum hab ich das sein gelassen und lieber öfter als vorher gedüngt, was auch gut geholfen hat. Trotzdem muss ich immer wieder mal neu ansähen. Außerdem hab ich ab und zu Unkräuter im Rasen, die ich aussteche.

Ich verstehe vollkommen, dass jemand keine Gänseblümchen im Rasen mag. Ich lasse immer ein paar stehen, aber viele steche ich aus, weil die sich sonst rasend vermehren und das Gras völlig platt machen. Genauso wie Klee, der muß auch raus, weil sonst die Kinder in die Bienen laufen.
Aber was ich nicht verstehe, ist warum jemand Gift drauf sprüht. Ich mein, erstens hat man ja meistens auch Essbares im Garten, und zweitens sind wir doch täglich von so viel Gift umgeben- warum dann selber noch welches verwenden? Und mal ehrlich, glaubt jemand wirklich, dass Roundup und Co. ausschließlich Unkraut bekämpft und sich dann in Luft auflöst?

Als Argument wird ja noch die Schnelligkeit gebracht: Aber bis man mit der Sprühflasche aufs Gänseblümchen gezielt hat und es nach einigen Tagen abrecht: In der Zeit habe ich das doch dreimal ausgestochen...

Kann es sein, dass das irgendwie so ein Männerding ist? So als starker Mann mit starker Waffe gegen den Feind? ;)
Ich kenne nämlich eigentlich nur Männer, die Gifte einsetzen...

Wirklich nachvollziehen kann ich den Einsatz bei richtig schlimmen Plagen, denen man anders überhaupt nicht Herr wird. Eine Bekannte hatte mal überall im Garten Bambusrhizome, die sie durch ausbuddeln nicht kleinbekommen hat. Aber die klassischen Rasenunkräuter, oder auch Beetunkräuter (Giersch, Gänseblümchen, Löwenzahn usw), rechtfertigen meiner Meinung nach keinen Pestizideinsatz.

Oft hört man auch: "Das verwende ich einmal und dann hab ich Ruhe!" Was meiner Meinung nach nicht stimmen kann. Egal ob mit Gift oder ohne, es wachsen halt immer auch mal Sachen da, wo sie nicht wachsen sollen. Und ob Rasen oder Beet, es macht immer Arbeit, wenn man eben an einer Stelle nur bestimmte Pflanzen will.

Wie sehr Ihr das denn? Sehe ich das falsch und der Erfolg ist mit chemischen Mitteln größer oder langanhaltender? (Rückenschonend als Motiv kommt ja auch nicht hin, man muss sich ja genauso bücken dazu...)
 
  • Also ich brauch im Garten keine Pestizide, Wildkräuter gehören nun mal zur Natur dazu, wenn ich das nicht möchte, dann schaffe ich mir Kunstrasen und Kunstblumen an.
    Klar ist es nicht so wirklich schön, wenn man immer und immer wieder die ungeliebten Kräuter entfernen muss, aber es ist nun mal, wie es ist.

    Staub wischen und Fenster putzen muss man auch immer wieder und da gibt es keine chemischen Keulen dagegen. ;)
    Wer diese Dinge nicht selbst machen möchte, weil sie zu viel Arbeit bedeuten, die sollten auf einen Gärtner oder eine Putzfrau zurück greifen. :grins:
     
    Ich finde das ist ein sehr interessantes Thema und ich habe mir schon oft die gleiche Frage gestellt: warum nutzen viele das so häufig.

    Für uns ist ganz klar, dass wir nicht mit Pestiziden arbeiten. Unkraut wird eben rausgezupft und bis dato wächst es eben.

    Rasen haben wir sowieso nicht. Der wäre zu viel Arbeitsaufwand und ist uns zu empfindlich. Eine Wiese tut es auch!

    Bei Pestiziden geht es mir persönlich immer direkt so, dass ich dann das Gefühl habe, diese komplette Stelle und alles was dort je wächst ist total verseucht mit Chemikalien...
     
  • Für mich ist ein umfangreiches Arsenal an Chemikalien völlig unverzichtbar für einen 1A-Rasen. Ich dulde keine Unkräuter und deswegen kippe ich zweimal im Jahr Banvel M drüber. Da ist ein Auxin drin. Auxine sind bei Pflanzen das, was bei Menschen Hormone sind. Sie regen das Wachstum an - so extrem, dass sich das Unkraut quasi tot wächst. Funktioniert spitzenmäßig und ist völlig unbedenklich. Spiele auf dem Rasen mit meinem Fünfjährigen Fußball - nur 24 Stunden, nachdem ich Banvel M draufgekippt habe.

    Momentan arbeite ich gerade am Feintuning der Rasenfarbe. Da ist Eisensulfat natürlich unverzichtbar. Kalk braucht es, um den PH-Wert unter Kontrolle zu behalten. Und wenn die Ameisen angreifen, geht es nicht ohne Borax.

    Ich bin leidenschaftlicher Golfer. Da sind die Ansprüche an einen Rasen natürlich hoch. Aber es macht mir auch große Freude! Bin so froh, dass der Winter endlich vorbei ist und meine Wundermittel somit wieder zum Einsatz kommen können. Die kalte Jahreszeit, in der man höchstens prophylaktisch etwas Kalk ausbringen kann, ist für einen leidenschaftlichen Greenkeeper eine Qual!

    Mein Tipp: Ein erstklassiges chemisches Arsenal muss nicht teuer sein! Man kann es besonders preiswert beim Handel für Landwirte (auch online) auffüllen. Für die Landwirtschaft gibt es oft Produkte, die chemisch völlig identisch sind mit denen für Hobbygärtner - aber für einen Bruchteil des Preises. Allerdings sind bei den Landwirten die Packungen meist deutlich größer. Aber man kann ja eh nie genug haben.
     
  • Ich glaube, daß es bei vielen - zumindest unter Hobbygärtnern - Unwissenheit oder Gedankenlosigkeit ist. Sie denken gar nicht darüber nach,was sie damit anstellen. Hauptsache es geht schnell und bringt mit möglichst wenig Arbeitsaufwand das gewünschte Ergebnis. Meiner Meinung nach ist solches Handeln so überflüssig wie ein Kropf. Die Natur hat doch schon von sich aus für alles einen Ausgleich geschaffen: Jeder Schädling hat seinen Feind und jedes Kraut hat seinen Sinn und Zweck. Dieser Zusammenhang, und somit der funktionierende (!) natürliche Kreislauf, wird ja wiederum nur durch das unüberlegte Eingreifen des Menschen gestört.
    Die Natur läßt sich nicht in eine "Zwangsjacke" stecken - und das finde ich gut so!

    chemielose Grüße

    Katzenfee
     
    Ein interessantes Thema!

    Unser Garten ist so klein, dass die Pflanzengesellschaft manuell durch Ausrupfen unter Kontrolle gehalten werden kann. Ein mechanischer Spindelmäher reicht ebenfalls völlig aus um den Rasen regelmäßig zu mähen und zu mulchen. In einem besonderen Bereich darf sich die Natur fast völlig ungehindert ausbreiten.

    Chemie kommt aber auch hier zum Einsatz, denn dazu muss man auch die mineralischen Anteile des Düngers zählen. Mehr Chemie möchte ich nicht einsetzen. Zu einem schönen Rasen gehört für mich ein intakter Boden im ökologischen Gleichgewicht. Ob in dieser Hinsicht der Einsatz von Pestiziden unbedenklich ist, wage ich zu bezweifeln.
     
  • Hallo zusammen,

    ich bin auch gegen Chemie und Pestizide weil ich festgestellt habe das sie den natürlichen Kreislauf zerstören.

    Wenn ich z.B viele Läuse an einer Pflanze habe und nichts spritze und mich gedulde dann kommen irgendwann von alleine die Nützlinge(wie Marienkäfer) und vernichten sie.
    Wenn ich gespritzt habe dann waren zwar die Läuse tot aber es kamen keine Nützlinge mehr und 14 Tage später hatte ich dann die nächsten Pflanzen voll mit Läusen und hätte wieder spritzen müssen.

    Außerdem möchte da wo ich auch was zum Essen anbaue (Obst/Gemüse) keine Gifte haben, ich denk dann brauch ich mir die Arbeit nicht machen und kann gleich gespritzes Obst/Gemüse aus dem Supermarkt kaufen.

    Unkräuter sind für mich oft wichtige Heilpflanzen und Tiere -selbst Ameisen- haben alle auch eine positive Funktion die einem vielleicht nur unbekannt ist da man sich nicht näher damit beschäftigt.

    Leben und leben lassen!
     
    Gifte haben meiner Meinung nach gar nichts im Garten verloren.
    Gegen unerwünschte Kräuter im Rasen verwenden wir eine ganz neuentwickelte Hochtechnologie:

    Den Unkrautstecher 2.0.

    Der ist effizient, macht seinen Job gut und kann mehrfach verwendet werden.
    Ist halt etwas zeitaufwändiger, das ist alles.

    Ben
     
    Für mich ist ein umfangreiches Arsenal an Chemikalien völlig unverzichtbar für einen 1A-Rasen. Ich dulde keine Unkräuter und deswegen kippe ich zweimal im Jahr Banvel M drüber. Da ist ein Auxin drin. Auxine sind bei Pflanzen das, was bei Menschen Hormone sind. Sie regen das Wachstum an - so extrem, dass sich das Unkraut quasi tot wächst. Funktioniert spitzenmäßig und ist völlig unbedenklich. Spiele auf dem Rasen mit meinem Fünfjährigen Fußball - nur 24 Stunden, nachdem ich Banvel M draufgekippt habe.

    Momentan arbeite ich gerade am Feintuning der Rasenfarbe. Da ist Eisensulfat natürlich unverzichtbar. Kalk braucht es, um den PH-Wert unter Kontrolle zu behalten. Und wenn die Ameisen angreifen, geht es nicht ohne Borax.

    Ich bin leidenschaftlicher Golfer. Da sind die Ansprüche an einen Rasen natürlich hoch. Aber es macht mir auch große Freude! Bin so froh, dass der Winter endlich vorbei ist und meine Wundermittel somit wieder zum Einsatz kommen können. Die kalte Jahreszeit, in der man höchstens prophylaktisch etwas Kalk ausbringen kann, ist für einen leidenschaftlichen Greenkeeper eine Qual!

    Mein Tipp: Ein erstklassiges chemisches Arsenal muss nicht teuer sein! Man kann es besonders preiswert beim Handel für Landwirte (auch online) auffüllen. Für die Landwirtschaft gibt es oft Produkte, die chemisch völlig identisch sind mit denen für Hobbygärtner - aber für einen Bruchteil des Preises. Allerdings sind bei den Landwirten die Packungen meist deutlich größer. Aber man kann ja eh nie genug haben.

    Ich glaubs ja nicht.
    April, April.:)

    LG tina1
     
    Ich bin auch eher so, Leben und leben lassen, aber bei meinen wilden Brombeeren ging es nicht ohne chemische Keule, zuerst wollt ich sie ja stehen lassen und hab auf reiche Ernte gehofft, aber das einzige was wir geerntet haben waren Kratzer, kaputte klamotten, und viele Brombeertriebe im gesamten Garten verteilt.

    Da hab ich dann die chemische Keule angewendet, weil es anders nicht ging.

    Aber nur da hab ich das gemacht, und stolz drauf bin ich auch nicht, aber dem war nicht anderes bei zu kommen.
     
  • Hallo,

    ich finde, das ist doch etwas ganz anderes.
    Von einer Nutzpflanze erwartet man, wie das Wort schon sagt, einen Nutzen.
    Der sollte zwar im vernünftigen Verhältnis zum Aufwand liegen, aber bei einem Rasen ein Feintuning der Rasenfarbe, also nein!
    Für mich ist das ein Witz.

    LG tina1
     
  • Ich bin auch eher so, Leben und leben lassen, aber bei meinen wilden Brombeeren ging es nicht ohne chemische Keule, zuerst wollt ich sie ja stehen lassen und hab auf reiche Ernte gehofft, aber das einzige was wir geerntet haben waren Kratzer, kaputte klamotten, und viele Brombeertriebe im gesamten Garten verteilt.

    Da hab ich dann die chemische Keule angewendet, weil es anders nicht ging.

    Aber nur da hab ich das gemacht, und stolz drauf bin ich auch nicht, aber dem war nicht anderes bei zu kommen.

    Stimmt, für mein persönliches Empfinden kommen Brombeeren gleich hinter Bambus! Sehr fies, die Dinger und metertiefe Wurzeln...
     
    Aber auch dafür braucht man keine chemische Keule, ich habe sie schlicht und ergreifend ausgegraben, und weg waren sie und kamen auch nie wieder.

    Wie gesagt, ich spritze nicht, weil ich vieles im Garten habe, was ich essen möchte und ich mich nicht selber vergifte. Aber gegen die Brombeeren kämpfe ich jetzt seit 6 Jahren... Und ich habe ungelogen schon Kubikmeter Erde mit Wurzelstöcken ausgegraben... Seitdem wird es aber besser, allerdings muss ich konsequent alle winzigsten Brombeertriebe sofort kappen, die an den unmöglichsten Stellen im Garten auftauchen...

    Allerdings mache ich das halt eh im Rahmen meines typischen Jäten- Rundgangs... Das wäre jetzt auch mal interessant: Wie viel Zeit pro Woche verbringt Ihr damit?
     
    Also da gibt es ja auch noch Unterschiede. Chemische Mittel sind nicht gleich chemische Mittel. Bei Rasendünger gibt es organische Dünger und synthetische Dünger. Wir haben 250m2 Rasenfläche und die werden zwei bis drei Mal im Jahr mit Rasendünger mit Unkrautvernichter -(Substral) und einem Herbstrasendünger gedüngt. Das Ergebnis ist ein sattes Grün im Rasen und kein Unkraut. Die Nachbarn sind immer neidisch auf unseren Rasen.
     
    Das war auch mein erster Gedanke! :rolleyes:

    Das war absolut kein Aprilscherz! Schau dir mal ein Bild des Rasens vor unserem Haus aus dem letzten Herbst an. Links oben siehst du noch einen kleinen Streifen von Nachbars Rasen. Der wird einfach nur zweimal im Jahr gedüngt. Ich dagegen setze auf die vorn beschriebene Intensivbehandlung. Die Unterschiede sind auf den ersten Blick erkennbar.
    P1010146.webp
    Natürlich muss das keiner mögen. Wer eine Blumenwiese besser findet - warum nicht? Aber es spricht aus ökologischer Sicht bei rationaler und nicht ideologischer Betrachtung absolut nichts gegen das Ziel eines englischen Rasens (das ich noch lange nicht erreicht habe) im Vorgarten. Einfach nur "die Chemie" zu verurteilen, halte ich für völlig irrational. Mit gleicher Logik könnte man auch "die Mechanik" verurteilen und entsprechend den Einsatz von Rasenmähern ablehnen, denn jeder Rasenmäher-Einsatz tötet!
     
    Die Beiträge in diesem Thread zeigen doch deutlich, dass wir mit unserem Hobby zu den eher etwas spießigeren Menschen gehören :roll:

    Mir selbst ist es egal, wenn jemand für seine Gartenpflege die volle Bandbreite der im Baumarkt legal erhältlichen Gifte ausnutzt. Ich bin mir sicher, dass jeder hier über mögliche Alternativen informiert ist, sich aber für seinen eigenen Weg entschieden hat. Wenn das Resultat ein schöner und gepflegter Rasen ist, dann muss ich das auch anerkennen und nicht missionarisch auf meinem eigenen Standpunkt beharren.
     
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