Daß ein Herbizid (welches?) festgestellt wurde, heißt noch lange nicht, daß dieses auch bestimmungsgemäß eingesetzt wurde. So mancher fiese Nachbar mag keine Katzen und denkt sich gar grausame Dinge aus und greift in den Giftschrank. Und ein bißchen Dosis brauchts dann schon bei Herbiziden, um jemanden damit umzubrigen. Bei unserer Katze wars Rattengift, kein Herbizid.
Wenn ich durch die Gärten schaue, sehe ich dort allerdings mehr katzengiftige Pflanzen stehen, als ein Kleingärtner an Unkrautvernichtungsmittel in den Garten kippen kann. Zum Glück sind die meisten Katzen nicht besonders wild darauf, sowas zu fressen.
Das Wort "Chemie" wird schon falsch eingesetzt. Pestizide sind nicht mehr und nicht weniger Chemie als eine Pflanze oder unser Körper. Und das stärkste Gift der Welt wird immerhin durch ein Bakterium gebildet, nicht durch den Menschen synthetisiert.
Ich habe drei Katzen und einen Hund, bin kein Mann, sondern eine Frau und benutze Pestizide. Nicht weil ich so blöd bin, sondern weil ich die Wirkstoffe beurteilen kann. Schließlich entflohe ich auch meine Tiere und nutze gerne die selektiven Flohpestizide, die es nun - dank Biotechnologie - gibt. Früher wurde da Pyrethrum eingesetzt - ein ziemlich giftiges Nervengift und Naturprodukt der Crysanthemen. Heute wird Pyrethrum als "voll natürlich" von den Herstellern verkauft und Menschen kaufen immer noch Flohhalsbänder statt wirklich intelligenter "Chemie".
Problematisch ist in der Tat, wenn man unselektive Pestizide einsetzt. Die gibt es leider immer noch (siehe Pyrethrum und Phosphorsäureester). Aber das kann man vorher heraus finden.
Warum ich nicht rupfe: Warum sollte ich, wenns Wirksameres für hartnäckige Unkräuter gibt?
Einen wirklich biologischen Garten hat doch sowieso kaum einer. Wenn ich den haben wollte, würde ich erst mal alles rausreißen was Zierpflanze heißt, den Garten nicht mehr anrühren, und dann warten was für Pionierpflanzen erscheinen.
Wer rupft und pflanzt greift also genauso in das Gefüge ein und (ver)formt es nach seiner Wunschvorstellung. Wer Pflanzen setzt, die hier nicht hingehören, schadet dem Gefüge unter Umständen (Neophyten). Und ich wundere mich dann, wie diese giftige Kermesbeere in meinem Garten kommt, deren blauer Fruchtsaft in den Haaren meiner Katzen landet.
Warum pflanzt meine Nachbarin einen Juniperus chinensis und zwingt mich damit meinen Birnbaum mit Funghiziden zu behandeln, weil er sonst eingeht? An Birnen kann ich wahrscheinlich in drei Jahren wieder denken, wenn sich der Baum erholt hat. Ohne Funghizid wird es wohl nie wieder welche geben. Ich könnte ihn noch umhacken und dem Juniperus das Feld überlassen. Aber sonst ist bei der Nachbarin alles bio und es wird gerupft.
So einfach liegen Gut und Böse dann doch nicht beieinander.
Immerhin hat es die "böse Chemie" geschafft, daß deutlich weniger und ungiftigere Pestizide eingesetzt werden können, als noch vor 50 Jahren.
Ob sie nun jemand einsetzen will, sei doch bitte dem Anwender überlassen. Wenn Carruso einen schönen Rasen haben will: Gerne. Sieht toll aus. Solange er da nicht Natriumchlorat drüber kippt, hat er mein vollstes Verständnis
Grüße,
Evchen