Ja, diese Super-Hots sind schon kriminell - wofür man eigentlich nen Waffenschein braucht, sollte man meinen.
Während bei Tomaten die Unmengen an Sorten im Allgemeinen alle einer einzigen Art (Solanum lycopersicum) angehören, sind es bei Chilis verschiedene Arten, welche die verschiedenen Sorten angehören. Die bedeutendsten Arten sind Capsicum annuum, Capsicum baccatum, Capsicum chinense, Capsicum frutescens und Capsicum pubescens.
Sämtliche Gemüsepaprika Sorten und, ich will mal behaupten, die meisten Chili-Sorten gehören der Art Capsicum annuum an. Während die Super-Hots (Weltrekordhalter) eigentlich alle aus der Art Capsicum chinense stammen.
Und genau das ist der Punkt, weshalb ich persönlich die super-scharfen Sorten sehr gerne anbaue. Gewöhnt bin ich die Schärfe nicht mehr (mich haut schon eine durchschnittlich, scharfe Capsicum annuum Sorte um). Aber vom Habitus und allen Merkmalen drum-herum gefallen mir Capsicum chinense Pflanzen einfach am Besten.
Bissl schwer zu erklären, aber sicher versteht mich der ein oder andere. Gerade in einem Gartenforum. Ähnlich geht es mir mit Cannabis-Pflanzen. Bin ich totaler Fan von. Obwohl ich die Pflanzen weder anbaue, noch das Zeug rauche. Und genauso geht es mir mit dem Schwarzen Nachtschatten. Landläufig gerne als Unkraut bezeichnet und die Beeren sollte man besser nicht essen. Entdecke ich jedoch einem im Garten wird der nicht ausgerissen und darf wachsen.
Bei Capsicum chinense gibt es für mich persönlich noch einen zweiten Nebeneffekt: Während bei mir Tomaten, "normale" Paprika und Chilis und das meiste andere Vorzucht-Zeuchs echt nicht vor Mitte März unter die Erde darf (weil das bei mir echt schnell wächst), sind Capsicum chinense Pflanzen etwas langsamer unterwegs und haben eine längere Zeitspanne zwischen Aussaat und Ernte. Sie sind daher neben Andenbeeren oder Birnenmelonen eine der wenigen Sachen, welche schon im Januar/Februar unter die Erde dürfen. Und mir hilft das durch die dunkle Jahreszeit zu kommen, wenn ich schon im Januar oder Februar was zum hätscheln hab.
Im Übrigen: Es gibt auch sehr milde Sorten aus der Gruppe der chinensen. Dieses Jahr habe ich z.B. die Sorte Frontera Sweet. Sieht aus wie 'ne gelbe Habanero. Hat aber eine sehr dezente, kaum wahrnehmbare Schärfe, dafür aber ein fruchtiges Aroma. Vielleicht mach ich die ja auch nächstes Jahr wieder...
Aber wiegesagt, mit den super-scharfen Sorten muss man sehr vorsichtig sein. Der Mieter unter mir hat sich in einem kurzen Moment der Gedankenlosigkeit sein Auge gerieben, nachdem er ne Chili aus meinem Gewächshaus verarbeitet hat. Er hatte tagelang ein blaues Auge, als hätte er sich geprügelt. Und ich musste dieses Jahr wieder mal feststellen, dass die einfachen, dünnen Einweg-Handschuhe nicht geeignet sind, um solche Chilis zu verarbeiten. Die Schärfe geht durch die Handschuhe durch, und die Schärfe geht auch unter die Haut. Da hilft alles Händewaschen, egal mit was nichts mehr. Meine Finger waren blau, haben unerträglich geschmerzt und auch 3 Tage danach war das noch spürbar, wenn auch nicht mehr so extrem.
Ansonsten kann ich die Empfehlung geben, mit den Handschuhen nichts anzufassen. Obwohl ich mich dran halte, ist es mir dieses Jahr 2 Mal passiert, dass ich unter Schmerzen meine Augen mit Wasser spülen musste. Tage nach der Chili-Verarbeitung, irgendwo hingelangt, wo aus unerklärlichen Gründen Capsaicin (Schärfe) gehaftet hat. Anschließend die Augen gerieben und zack, gehts los mit den brennenden Augen...
Mit dem Dörren (bzw. mit meinem Dörrer) habe ich dagegen überhaupt keine Probleme. Da geht nix in die Luft über. Lüften tue ich trotzdem, weil die feuchte Luft durchs Dörren ja irgendwo hin muss.
Grüßle, Michi