Tina, ohne dich im Besonderen zu meinen, aber im Allgemeinen biste durchaus mit eingeschlossen:
Mich wundert's überhaupt nicht, dass Leute, die Medikamente und vor allem Schmerzmittel prinzipiell ablehnen, kein oder wenig Vertrauen zu Medizinern haben und beim Thema Compliance (machen, was der Mediziner rät) überhaupt lieber ihren eigenen Stiefel fahren, bei der Genesung öfter und länger Probleme haben als die, denen klar ist, dass eine Heilung nun mal Zeit braucht und dass der Mediziner zwar tut, was er kann, aber nun mal weder zaubern kann noch Garantien geben noch der Mensch sein kann, der den Patienten wundersamerweise auswendig kennt und genau weiß, was ihm wann hilft.
Ich hab' in der Familie eine, die nur als Ultima Ratio mal zu Schmerztabletten greift, aber kein Problem damit hat, zusätzlich zu ihrem täglichen Pillencocktail mal eben die rund 1 Jahr alten Grippetabletten auf Verdacht zu schlucken, die ihr ihre Nichte irgendwann mal mitgegeben hat. Wenn sie dann schläft wie ein Baby, haben die ja prima geholfen, und dass sie konträr zu ihren üblichen Medikamenten laufen und, nach einem Blick auf den Beipackzettel und einem Telefonat mit einem Apotheker, sie diese keinesfalls nehmen
dürfte, ist ja nebensächlich und wird mit einem überheblichen Lachen abgetan.
Da könnt ich aus der Haut fahren!
Beim Arzt schämt sie sich zuzugeben, dass sie mal wieder erst nach Wochen herkommt und ihr jeweiliges Leiden schon länger hat; was der Arzt genau sagt, kriegt sie vor lauter Aufregung net mit oder versteht es nicht; nachzufragen, traut sie sich nicht, man muss ja Haltung bewahren. Also wird auch da freundlich gelächelt und fleißig genickt, und zuhause ist dann kaum Info da, die wir liebe Verwandtschaft bei ihr abrufen können. Deshalb geht immer jemand von uns mit und spitzt die Öhrchen.
Nur: Ob und wie genau sie später ihre Medis nimmt, hat keiner von uns in der Hand. Gegen Bevormundung ist man nämlich höchst allergisch, da wird dann auch mal dreist gelogen.