und warum ist es so weit gekommen? Weil man immer nach dem billigsten Produkt geschaut hat - nicht die Produzenten sind primär dran Schuld, sondern die Kunden!…
Mit dieser Schuldumkehrung macht man es sich aber auch ganz schön einfach.
Die Näherin in einer Turnschuhfabrik in Pakistan, in einer Sportbekleidungsfabrik in Bangladesh haben exakt dieselben Schei*-Arbeitsbedingungen, denselben mickrigen Hungerlohn, egal, ob sie für KiK oder für Puma, Nike etc. arbeiten. Der einzige Unterschied liegt in der Gewinnspanne.
Die Art der Liberalisierung die dazu führte, dass immer mehr Leute bei uns sich gar nichts anderes mehr leisten können als den ganzen Discounter-Billigschrott (Stichwort "Warenkorb-Berechnung"), dass zumindest die meisten Firmen bei uns nicht mehr kostendeckend produzieren können, dass es billiger ist, ein Industrieprodukt aber auch Äpfel etc. um den halben Globus zu transportieren, statt vor Ort zu produzieren, von den Gründen für ständige allgemeine Verteuerungen bei gleichzeitiger Leistungsreduzierung, die von den Einkommen nicht mehr aufgefangen werden, mal ganz zu schweigen; das alles ist politische Doktrin seit nunmehr 30 Jahren bei uns.
Anstatt sich über den blöden Konsumenten zu ärgern, sollte man sich mal lieber mit Milton Friedmans verhängnisvollen, aber bei uns quasi religiös verehrten Lehren befassen. Zumindest kann es nicht schaden, sich auch als Laie bildungsmäßig nicht nur kaufmännisch abrichten zu lassen, sondern sich auch mal mit allgemeiner Volkswirtschaft zu befassen. Es gibt nämlich noch jede Menge anderer marktwirtschaftlicher Ansätze und Systeme. Ausgerechnet diejenigen, die am lautesten nach mehr Wettbewerb schreien, sind meist diejenigen, die sich selber am wenigsten dem echten Wettbewerb stellen wollen. Wenn sie von "spannenden neuen Märkten" sprechen, so sind üblichweise Märkte gemeint, deren Regeln sie bestimmen.
Die Weihnachtssterne sind nicht nur stilistisch gaga (Glitzerkram etc.), sondern genau wie die ganzen anderen Wegwerfblumen, die im Sommer kistenweise für ein paar Cent von den Baumärkten und Gartencentern in die Kofferräume wandern, genau wie die ganzen Schnittblumen, die obligatorischerweise zu jeden Kack-Anlass den Besitzer wechseln um alsbald auf dem Müll zu wandern, ein absolutes NoGo.
Der Preis dafür wird nicht nur in den armen Erzeugerländern bezahlt: Wenn man bei uns im Sommer durch Feld und Flur wandert, bekommt man ja noch nicht einmal mehr einen halbwegs ansehlichen Feldblumenstrauß zusammen, dem Artenschwund durch die Intensivlandwirtschaft sei Dank! Hecken werden gerodet, Gräben zugeschüttet, alles nur um ein paar Quadratmeter mehr Ackerfläche zu bekommen, Wälder werden nach streng industriellen Kriterien als Holzacker betrieben, ähnlich öde sind die für Pflanze und Tier geworden.
Wir haben vor Helmut Kohls Ausspruch 1982 "Jetzt müssen wir alle den Gürtel enger schnallen!" keinesfalls auf Pump gelebt, die ganzen Schulden, die unsere Volkswirtschaft jetzt erdrücken, sind erst später gemacht worden, da sind nämlich einfach nur fortwährend Gelder von Tasche A in Tasche B gewandert. Auch die sogenannten "Altlasten" der DDR waren nicht daran Schuld, wie zwar viele Jahre lang behauptet wurde, inzwischen aber längst widerlegt ist (wahrscheinlich wusste man es auch schon vorher besser aber irgendwie musste man die massiv steigenden Abgaben und Kürzungen (=Umverteilungen) ja begründen.
Wahrscheinlich muss es erst wieder den ganz, ganz großen Crash geben, bevor die Leute einsehen, welchen goldenen Kälbern sie hinterher rennen, indem sie jeden Schnickschnack, den die Werbemedien zum "must have" erklären kaufen.
Vor allem sollen sie beim Rennen aufpassen, denn es gibt ja kaum noch hochwertige Schuhe, müssen ja schließlich nur eine Modesaison lang halten…