Was ich da neulich im Schuppen gefunden habe – alte Rasensprenger!

Robust 100 – der Name ist Programm

Seit der Erfindung des Impact-Sprinklers um 1933 durch Orton Engelhart hatte sich die Welt der Regner verändert. Impuls war Trumpf! Alle warteten darauf, dass das Patent auslief, um dann auf den Zug der Impact Sprinkler aufspringen zu können. Die Vielfalt der RAINBIRD Adaptionen ist sehenswert. Das Problem der Impulsregner war die präzise Wasserverteilung. Es brauchte je nach Modell eine genaue Drehzahl pro Minute, um eine hohe Wasserverteilgenauigkeit zu erreichen.
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Dem Gärtner auf märkischem Sand war das schnurz. Er ließ bspw. seinen PERROT ZE 30 einfach eine Viertelstunde länger laufen, dann passte das schon.

Für die Drehbewegung brauchte es einen Antrieb. Erste Turbinenregner gab es schon in den 20er Jahren. Das war dann aber immer ein teures Thema für die Landwirtschaft. (PERROT A29 oder ZEYSSOLFF PLUVIETTE)

Einen sehr interessanten Turbinenregner entdeckte ich vor vielen Jahren. Bis ich dann ein eigenes Modell gefunden hatte, verging weitere Zeit. Der ROBUST! Eine Firma, die bis Anfang der 60er Jahre in Berlin Mariendorf ansässig war. Niemand erinnert sich. Der Heimatverein hat keine Hinweise.
Robust ist abgesehen von einem Telefonbucheintrag, ein Phantom.
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Wenn man in Sachen Bewässerung recherchiert, kommt schnell ans Licht, dass Berlin einst das Silicon Valley der Bewässerungsfirmen war. Der Krieg brachte eine Zäsur und die Teilung der Stadt besiegelte das Schicksal dieser Firmen. Man wanderte in den Westen ab.
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Wie schnell das ging, ist ungewiss. Hydor, Hüdig, Siemens, Michaelis… alles Namen, die mit Bewässerungskompetenz verbunden sind. Welche Ingenieure ROBUST gegründet haben, ist bisher offen. Fakt ist – der ROBUST ist ein Turbinen-Regner, in den erhebliche Mengen Beregnungskompetenz eingeflossen sind.
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  • Ein Hüdig Schlagregner.

    Fernab des Mainstreams – ja wir brauchen heute nur noch Versenksprühdüsen, die mit homöopathischen Wassermengen unsere Mini Schollen grün halten – gab es auch mal eine Zeit, in der Wiesen oder Gemüsegärten um die 2.000 m² mit Wasser versorgt werden wollten.

    Hüdig? Der Name ist heute nur noch Landwirten ein Begriff. Aber in der 1902 in Berlin gegründete Maschinenbau Firma erkannte man schnell die Zeichen der Zeit und widmete sich der Feldberegnung.

    Um 1926 war man in diesem Thema bereits sehr erfolgreich und es freut mich erwähnen zu können, dass die Firma Hüdig heute noch existiert und immer noch einen Platz unter den Bewässerungsfirmen in der Landwirtschaft hält.

    Natürlich hatte Hüdig einst auch die Gärtner im Blick. Es gibt einen oszillierenden Rechteckregner, den ich hier leider nicht vorweisen kann. Aber ganz zufällig fiel mir ein Hüdig Schlagregner in die Hände, der unbedingt gezeigt werden muß.
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    Die Geschichte wird spannend, weil Orten Engelhardt mit seinem Patent für RAINBIRD Impact Sprinkler 20 Jahre lang die unumschränkte Lufthoheit genoss. 1953 lief das Patent aus und alle Hersteller für Bewässerungstechnik stürzten sich in den Markt für diese Regner. Die Liste der nun folgenden Schlagregner Hersteller ist lang. Heinrich Perrot hat das Schlagregner System RAINBIRD nach meinem Eindruck wahrscheinlich am besten entwickelt.

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    In dieser Reihe tauchte nun auch Hüdig auf. Abweichend vom Ur RAINBIRD, setzte man, wie auch PERROT auf einen beweglichen Keil im Schlagarm. Der scheint sich nicht bewährt zu haben, weil alle Hersteller irgendwann wieder darauf verzichtet haben.

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    Hüdig ist also Trumpf. Eine 6 mm Düse wird je nach Wasserdruck einen Radius von 12 Metern erstklassig benetzt haben. Der Hüdig war ein Berliner.
     
    ABNER Nr 17

    Offenbar erfreuen sich alte Rasensprenger immer größerer Beliebtheit. Ich beobachte, dass mehr oder minder alte Schätzchen zu Preisen gehandelt werden, die alte Rasensprenger inzwischen offenbar zur Wertanlage avancieren lassen. Ich denke, dass das ein Trugschluß ist.
    Es ist amüsantes altes Eisen.
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    Aber zurück zu unserem ABNER. ABNER war eine Maschinenbau-Firma (gegründet 1869 in Köln, später verzogen nach Solingen), die um die letzte Jahrhundertwende den Rasenmäher als Marktlücke entdeckte. ABNER Rasenmäher waren der Mercedes auf den Deutschen Wiesen. Vorher gab es ausschließlich englisch Importe. Das Marketing war perfekt. Was für den Kaiser gut genug ist, kann auch meinem Garten nicht schaden.
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    Man erkannte in Solingen schnell, dass es bei der Rasenpflege mit dem Mähen nicht getan ist.
    Rasensprenger gehören ins Sortiment. Der erste Katalog, den ich kenne, in dem auch Rasensprenger aufgeführt werden stammt aus dem Jahr 1905. Die Verfügbarkeit von Trinkwasser in Gärten nahm in diesen Jahren Fahrt auf. Noch war Rasen, anstatt üppiger Gemüsebeete, purer Luxus. Gartenzeitschriften dieser Jahre empfehlen dringlichst, mindestens zwei Drittel des Gartenlandes dem Ertragsanbau zu widmen. Wo wir da heute sind, kann je jeder mit einem Blick in den eigenen Garten prüfen.


    Unser ABNER taucht erstmalig (nach meinen Erkenntnissen) in einem Katalog von 1938 auf.
    Mit 5 RM ist er mit seiner Höhe von 35 cm quasi der Einstieg in die Welt der sogenannten Selbstsprenger. Zur Erinnerung: Ein Rasenkönig, die Nr. 10 kostete 14,50 RM. Man muß wissen, daß die Stundenlöhne dieser Jahre nur selten die ganze Mark touchierten.
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    Was macht denn nun diesen ABNER überhaupt erwähnenswert? Der feine Tropfen und die gleichmäßige Wasserverteilung. Das klingt schräg, ist aber der wirkliche Trumpf. Ein senkrechter Wasserstrahl wird in die Waagerechte gebracht und verläßt die Düse in kreisender Bewegung. Das Ergebnis ist fast wie feiner Nebel. Der Gärtner lacht, wenn sein Boden nicht verschlämmt wird.
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    Was man noch über ABNER wissen muß: ABNERs Stärke waren die Rasenmäher. Man hat keine Regner selbst entwickelt. Die Armaturen wurden eingekauft und auf diese fabelhaften ABNER Stative verschraubt. Die Armaturen kamen von verschiedenen Herstellern. Mein ABNER Nr 17 hat eine ganz andere Düse, als der eines anderen Sammlers. Das macht das Thema kompliziert.
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    Wer hat denn nun einen echten ABNER und wer nicht? Ich denke, alle ABNER sind echt und man kann ihnen bei einem Espresso auf der Terrasse sitzen, wunderbar bei der Arbeit zuschauen.
     
  • Bei den Fotos geht mir das Herz auf !

    Schade, dass ich diesen schönen Fred erst heute sehe.
    Sonst hätte ich einen massiven Spindelmäher aus den 60ern eingestellt, den ich aber mittlerweile verkauft habe.
     
    Schade, hätte wahrscheinlich sehr gut zu diesem Thema gepasst. Einen Spindelmäher aus den Sechzigern, der Rasen sprengen konnte, hätte ich nur zu gern gesehen.
    Nix für ungut :p
     
  • In eigener Sache,

    Liebe Freunde alter Rasensprenger, danke für das rege Interesse und ja, dieser Thread hat ausschließlich Rasensprenger zum Thema. Wenn da mal Rasenmäher erwähnt werden, dann dient das zur näheren Beschreibung des Herstellers. ABNER Rasenmäher sind viel populärer, als deren überschaubares Regner Sortiment. Wie schon erwähnt, man kaprizierte sich dann auf die Rasenpflege mit ihren diversen Facetten. Ganz ähnlich ging es bei der Firma BRILL zu, die in den 30er Jahren dem Vernehmen nach Europas größter Gartengerätehersteller waren.

    In den vielen Jahren, in denen ich in meinem Schuppen immer mal einen neuen alten Regner finde, gab es gelegentlich Versuche mit anderen Exponaten den Rasensprenger zu verdrängen. Wir haben dann ein neues Thema für Kettensägen bei den Werkzeugen eröffnet. Gekko bekam seinen eigenen Axt Thread. Warum sollte man nicht im Bereich Rasen einen Thread über alte Rasenmäher aufmachen? Das wäre zwar nicht meine Kernkompetenz, aber mir ist ein Engländer bekannt, der über 1.500 Spindelrasenmäher aus der Zeitspanne um 1850 bis 1950 besitzt.
    Ein ausgesprochen interessantes Thema.

    Viele Grüße aus dem Berliner Stadtrand
     
    Du und die Mitstreiter habt ja wirklich viele und interessante Informationen zusammen getragen, ganz zu schweigen von den Fotos und Papieren. Danke dafür, und ich habe bisher nur einen Teil gelesen.

    An einem Thema zu alten Rasenmähern kann ich mich mangels Material leider nicht beteiligen.
    Sollte mal eines eröffnet werden, wird es mir aber auffallen ;)
     
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