Vorlesen - find ich gut!

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käferli

Guest
Hallo liebe Bücherratten,

für den einen eine Krücke für lesefaule Analphabeten - für andere eine echte Bereicherung des guten alten Papierbuchs: das Hörbuch steht und fällt mit der Qualität des Vorlesers.

Die meisten Vorleser sind Schauspieler oder Synchronsprecher und lesen so professionell und saugut, dass man beim Hören direkt vergisst, dass jemand vorliest. Doch es gibt Ausnahmen, teils löbliche (obwohl eine Steigerung des “normal” guten Niveaus eigentlich kaum noch möglich ist), teils auch weniger löbliche.

Über die gängigen Bestsellerbücher finden sich unendlich viele Rezensionen im www. Nur über die Lesequalität erfährt man wenig. Wenn also ein Vorleser mal aus dem Rahmen fällt: immer her mit der Info!
 
  • Ein besonders übles Beispiel schlimmer Lesekunst kam mir dieser Tage unter. Nachdem mir sein Monumentalschinken “Limit” ganz gut gefallen hatte, griff ich bedenkenlos zu zwei weiteren Werken von Frank Schätzing.

    Eines davon war der hochgelobte “Schwarm”, gelesen vom Autor daselbst. Dass die Story vom rätselhaften koordinierten Aufstand der Meerestiere ein wenig langatmig daherkommt, störte mich nicht. Unterhaltsam ist sie trotzdem, vielseitig recherchiert und mit einer packenden Schilderung einer Tsunami-Katastrophe versehen, die sich hautnah anfühlt.

    Trotzdem hat es mich immer aufs Neue große Überwindung gekostet, das Buch bis zum Ende weiter zu hören. Schuld daran hatte der Vorleser. Schätzing liest penetrant und geschwätzig. Einfach unerträglich seine wichtigtuerische Intonation, welcher ich es zuschreibe, das einige Dialoge nur noch blöde rüberkommen. Er täte besser daran, sich einen professionellen Sprecher zu leisten.

    Zu diesem Ärgernis kommt noch hinzu, dass viele Szenen aufdringlich mit Geräuschen unterlegt sind, wohl um eine künstliche Spannung zu erzeugen. Ob Schätzing sein Werk dadurch für Hollywood interessant machen will? Dem bedauernswerten Hörer raubt das überflüssige Spektakel jedenfalls den letzen Nerv.

    Obwohl die Story nicht so schlecht war, kann ich nur sagen: Finger weg vom Hörbuch, der Vortrag ist eine echte Zumutung. Schätzings Mittelalter-Roman “Tod und Teufel”, ebenfalls vom Autor gelesen, wird bei mir wohl ungehört im Schrank verbleiben, als eiserne Reserve für den äußersten Notfall.
     
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    David Baldacci “Bis zum letzten Atemzug”

    Smarter amerikanischer Thriller mit den Ex-Agenten Michelle Maxwell / Sean King, die bereits in einigen Vorgänger-Romanen gemeinsam ermittelten. Diesmal geht es um die Entführung der Lieblingsnichte des Präsidenten.

    Weibliche Vorleser haben’s wirklich schwer. Wenn sie die Stimme zu stark modulieren, klingt es schnell wie im Kasperletheater. So auch bei Nicole Engel. Sie möchte es halt extra gut machen, und verpasst den Protagonisten eigene Tonlagen. Besonders dämlich hört sich das im Dialog der beiden Agenten an, wenn sie jeweils im Wechsel für Sean die Stimmlage kräftig senkt und für Michelle betont weiblich spricht. Auch für die 12-jährigen Nichte hebt sie die Stimme zuletzt so hoch, dass das manchmal altkluge Gerede des Mädchens besonders affektiert klingt. Weniger wäre mehr gewesen.

    Doch die Irritation lässt rasch nach. Über die spannend konstruierten Handlungsstränge vergisst man das gut gemeinte Stimmenallerlei. Auf der einen Seite laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, während sich der Eindruck verfestigt, dass die präsidiale Familie einiges zu vertuschen hat. Auf der anderen Seite sieht man die Sicht des Entführers, dessen Motive scheibchenweise herausgerückt werden, so dass man viel Gelegenheit zum Mitraten hat. Nach gut 2/3 des Buches hatte ich schon eine deutliche Ahnung über die Hintergründe. Spannend blieb es allemal, bis zur infamen Doppel-Wendung am Schluss.
     
  • Ach ja, schon länger nix mehr gehört - was haben wir denn noch so auf dem iPod… mal kurz reinhochen… “Diabolo” hört sich doch gut an. Schrumm schrumm, dideldumm, der Beginn unterlegt mit melancholischer Flamenco-Musik, dramatisch. Die letzten abgeklärte Gedanken des sterbenden Spaniers, andeutungsschwanger. Fast war ich geneigt, mich von Detlef Bierstedt (meinem persönlichen George Clooney, hehe) umgehend in die verheißungsvolle andalusische Abendsonne entführen zu lassen.

    Doch halt, vorher nur noch gaaanz kurz hineingespitzt in Tess Gerritsens “Grabesstille”. Nur rein informativ, weil, ich will mir ja noch ein paar ihrer Romane aufsparen. Schon nach den ersten Sätzen aus der Kehle der genialen Mechthild Großmann ist es erwartungsgemäß um mich geschehen. Wem der Name nichts sagen sollte: es handelt sich um die extravagante Staatsanwältin aus den Münsteraner Tatort-Folgen, genau, die mit der tief knarzenden Stimme.

    Ihre Stimme als androgyn zu bezeichnen, wäre eine beleidigende Untertreibung. Sie ist alles. Agent oder Nonne, Liebende oder mieser Gangster, oder auch ein ganz junges Mädchen (naja *grins* Letzteres immerhin anzudeuten bemüht). Wen auch immer sie liest, immer habe ich das Gefühl, sie geht voll mit.

    Im Moment klingt sie durch und durch sardonisch, während sie ungerührt beobachtet, wie ein junges asiatisches Mädchen von zwei bedrohlichen Gestalten belästigt wird. Ein grässlicher Gnom aus der Unterwelt, voller Erwartung, sich an der Notlage des Mädchens zu ergötzen - oder doch ein aufmerksamer Beobachter, welcher der Ärmsten sogleich zu Hilfe eilen wird? Bald weiß ich mehr…

    Kann sie also jetzt nicht weiter loben, nur so viel: sollte ich jemals im Leben eine Hörbuch-Reihe schreiben, so wäre Mechthild Großmann als Vorleserin meine allererste Wahl!


    Nachtrag zum Buch:

    diesmal kommt Tess Gerritsen ohne detailreich beschriebene Obduktionen aus. Der spannende und atmosphärisch dichte Roman spielt im Bostoner Stadtteil Chinatown und handelt von der Aufklärung mehrerer miteinander verwobenen Verbrechen, bei denen die chinesische Mythologie und ihre Legenden eine große Rolle spielen.
     
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  • Charlotte Link “Im Tal des Fuchses”

    Aus Geldnot beschließt Ganove Ryan, eine wohlhabend wirkende Fremde zu entführen, um ihren Gatten zu erpressen. Doch kaum hat er das Entführungsopfer mit eingen Lebensmitteln in einer einsamen Höhle in einer Holzkiste eingesperrt, wird er dummerweise wegen einer anderen Sache festgenommen und kommt für Jahre ins Gefängnis, so dass er nicht mehr für die Freilassung der Frau sorgen kann. So weit die Beschreibung im Klappendeckel.

    Klingt nach einer gute Grundlage für einen spannenden Psycho-Thriller. Tatsächlich wird damit aber nur eine relativ kurze Ausgangssequenz des Romans beschrieben. Der Rest der Geschichte ist ein unerfreulicher Rohrkrepierer. Man erfährt viel über das Innenleben der kaputten bis depressiven Gestalten, welche die Geschichte bevölkern: Der Kleinganove, der sich immer tiefer in Schwierigkeiten reitet bis er vollends unter die Räder kommt. Die Gutmensch-Frauen, denen jeder Schimmer von Lebenslust fehlt. Und das Vorzeige-Traumpaar, das alles daransetzt, die Fassade einer heilen Welt aufrechtzuerhalten.

    Trotzdem hörte ich diese Mogelpackung zufrieden bis zum bitteren Ende an. Weil Gudrun Landgrebe so wunderschön liest. Ihre leicht rauchige Stimme und die aussergewöhnlich klare und kultivierte Aussprache machen das Hören zum sinnlichen Vergnügen.
    Das einzige kleines Manko nehme ich dabei gern in Kauf: während man ihr das Gute und Edle bedenkenlos abkauft, kommt das Miese und Gemeine nicht so arg überzeugend rüber. Man muss eben nicht immer alles haben.
     
    Petra Hammesfahr “ein fast perfekter Plan”

    Laut Eigenwerbung ein “abgrundtief böser”(?) “Psychothriller”(??) Harhar! :d:mad::mad::mad:
    Es sollte wohl "abgrundtief öde" heißen.

    Der Plot hörte sich gar nicht einmal so schlecht an: gierige Friseuse animiert ihren Lebensgefährten, eine reiche Erbin zu ehelichen, nachdem sie von einer Kundin “aus zuverlässiger Quelle” erfährt, dass deren Vater bald sterben wird.

    Es hätte spannend werden können. Doch der Plan des unsympathischen Pärchens konnte ebenso wenig mein Interesse wecken wie das Schicksal des unvorstellbar naiven Opfers. Auch was man übers Umfeld der Beteiligten erfuhr, hatte in etwa die Qualität eines oberflächlichen Treppenhaus-Tratsches. Eine schwer verdauliche Portion übersinnlicher Kokolores fiel angesichts dessen kaum noch ins Gewicht.

    Andrea Sawatzki las so tapfer gegen den schlichten Text an, dass ich das substanzlose Werk immerhin noch bis zum bitteren Ende hörte.
     
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  • Asa Larsson “Sonnensturm”

    Ein schwedischer Krimi, der in Kiruna - der nördlichsten Stadt Schwedens - spielt. Der Mordfall mit christlich-fanatischem Hintergrund bringt einem die Lebensweise von schwedischen Freikirchen und Sekten in ländlichen Gemeinden nahe.

    Asa Larsson's Debüt wurde hoch gelobt. Ein starker Reiz des Buches liegt in der stimmungsvollen Beschreibung des nordschwedischen Winters. Auch die spröde Übersetzung trägt zur Atmosphäre bei.

    Trotzdem konnte ich mit dem Werk nicht so richtig warm (kalt?) werden. Nina Petri liest kurz angebunden bis schnippisch, so dass sich selbst ganz normale Bürogespräche unnötig aggressiv anhören. Ehe ich endgültig einen großen Bogen um weitere von Nina Petri gelesenen Hörbücher mache, werde ich ihr allerdings noch eine Chance geben.
     
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    Jean Christophe Grange “Der Flug der Störche”

    packender Thriller, der zunächst fast gemütlich beginnt. Doch auch ohne blutige Leiche ist es schon recht spannend zu erfahren, wie Louis von einem etwas eigenartigen Ornithologe den lukrativen und scheinbar harmlosen Auftrag erhält, Nachforschungen über den Verbleib verschwundener Zugvögel anzustellen.

    Sein Auftrag führt ihn über den Balkan bis nach Zentralafrika. Quer über die Kontinente folgt sein Weg einer Spur grausig verstümmelter Leichen. Nach und nach deckt er beklemmende Fälle von gut organisierten Organraub und weitere Verbrechen auf und muss sich bald seiner eigenen Haut erwehren.

    Man merkt es den Beschreibungen an, dass sich der Autor in den durchreisten Kulturen vorzüglich auskennt. Daher verzeiht man ihm auch das fürchterlich dick aufgetragene Finale und die sehr persönlichen Verstrickung des Helden mit der Verbrecherbrut.

    Joachim Kerzel (u.a. die Synchronstimme von Jack Nicholson) liest einfach überragend gut. An anderer Stelle wurde er einmal als “Meister der Gänsehaut” bezeichnet. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
     
    Inge Löhnig “Schuld währt ewig”

    Trotz der sehr guten Kritiken erwies sich dieses Hörbuch als ein ziemlicher Reinfall.

    Der extrem schlichte Erzählstil passt perfekt zur langatmigen Story. Die Dialoge sind schon erschreckend eindimensional: “Mir ist so kalt, ich hätte Lust auf einen Cappucino, mit schön viel Milschschaum.“

    Spannend sind bestenfalls die sprachlichen Beinahe-Entgleisungen: Der Fußgänger "wurde ohne zu zögern überfahren"… während es draußen “beißend” kalt war. Länger als eine gute Viertelstunde mochte ich mir das Elaborat nicht anhören. Über die Handlung vermag ich daher nicht viel zu sagen.

    Auch Porsche und “Bussi-bussi”-Begrüßung konnten das offensichtlich angestrebte "typisch Münchnerische" Schickimicki-Flair nicht herbeizaubern - selbst wenn Pascal Breuer so schelmisch liest, dass man sein verschmitztes Lächeln förmlich vor sich sieht. Zu diesem dürftigen Text erscheint das hörbare Schmunzeln in der Stimme denkbar deplatziert!
     
    die somit gewonnene Zeit habe ich gut reinvestiert:

    Michael Crichton “Next”


    Wer mit einem packenden Thriller a la “Jurassic Park” rechnet, wird von dem Roman sicherlich enttäuscht sein. Geboten wird stattdessen ein Kaleidoskop von Handlungssträngen, die mittels hanebüchener Wendungen ganz am Schluss in ein arg konstruiertes Finale zusammengeführt werden.

    Das verbindende Element der an sich unabhängigen Stränge ist das Thema Genetik. Teils als realistische Fiktionen um die Kommerzialisierung der Genforschung (Patentierung von Genen). Teils als phantastische genetische Manipulationen von Tieren, die weniger glaubwürdig, dafür aber recht unterhaltsam anmuten.

    Das Buch ist anregend und spannend - man darf nur nicht den Fehler begehen, sich die ganze Vielzahl der beteiligten Charaktere merken zu wollen.

    Hannes Jaennicke liest nonchalant und nuschelt mehr als gewohnt - erst beim Hören bemerke ich den angenehmen kräftigen Baß seiner Stimme, der mir in seinen Filmrollen nie auffiel. Ganz lieb seine treuherzig-naive Interpretation des sprechenden Affenjungen.
     
  • Joy Fielding: “Lauf, Jane, Lauf”

    unblutiger, aber recht spannender Amnesie-Thriller, den man nur schwer wieder aus der Hand legen kann.

    Eine junge Frau irrt durch die Stadt. Sie erinnert sich nicht, wie sie heißt und wer sie ist. Der Zufall hilft ihr jedoch bei der Bestimmung ihrer Identität. Schon bald wird sie von ihrem (für sie fremden) Gatten, einem charismatischen Chirurgen, nach Hause geholt und fürsorglich ärztlich betreut.

    Im Gegensatz zu dem noch packenderen “Ich darf nicht schlafen” von S.J. Watson steht hier nicht so sehr das Innenleben der Patientin im Vordergrund. Stattdessen wird mit zunächst leisem, doch zunehmend immer stärker werdendem Horror die Ohnmacht eines Menschen gezeigt, der unter Psychopharmaka gesetzt und von angesehenen Spezialisten für geisteskrank erklärt wird.

    Zwar gelingt Jane die Flucht, doch ihre verzweifelten Appelle um Hilfe wirken wirr und wecken nichts als Befremden, so dass sie trotz aller Proteste umgehend in die Obhut des liebevoll besorgten Gatten zurücküberstellt wird. Wem der Name “Gustl Mollath” etwas sagt, der kann sich vorstellen, dass die Story von der Realität nicht so weit entfernt ist.

    Hansi Jochmann liest gut verständlich und weitgehend fehlerfrei. Jedoch lassen ein paar unnötige falsche Betonungen den Vortrag stellenweise ein klein wenig geistesabwesend erscheinen.

    Während es manche Vorleser mit den Stimmungen und Stimmen übertreiben, störte mich hier eine gewisse Nüchternheit im Ausdruck. Stellenweise würde man gerne mehr von Janes Wut oder Panik spüren. Als sie etwa während ihrer Flucht in ein Haus einbricht, und sogleich die Alarmanlage zu vernehmen glaubt, murmelt sie sinngemäß “auch das noch, das hat mir gerade noch gefehlt” - in einem Tonfall, als habe sie eine Laufmasche an ihrem Strumpf entdeckt. Daran mag es wohl auch liegen, dass die Protagonistin manchmal so blutarm und antriebslos rüberkommt.
     
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  • Bernard Minier “Schwarzer Schmetterling”

    Psychothriller

    Handlungsort ist ein abgelegenes Dorf in den Pyrenäen, bizarrer Auftakt der Handlung ein eigenwillig drapierter Pferdekadaver. Wie nicht anders zu erwarten, kommt es schon bald zu gräßlichen Morden. *seufz* Die atemberaubende Kulisse sorgt für ein düstere, geheimnisvolle Stimmung.

    Auch ohne die zusätzliche Verflechtungen um einen hochintelligenten Psychopathen, welcher in einer nahe gelegenen, ausbruchssichern Anstalt einsitzt, wäre das Buch recht spannend zu lesen/hören. Aber wer sich “Psychothriler” rühmen will, muss offenbar mindestens einen Hannibal-Lector-Verschnitt aufweisen können.

    Mich freute besonders, dass ich trotz überraschender Wendungen schon frühzeitig ahnte, wer hinter alledem steckt. Dass die Story stellenweise abstrus rüberkommt, verwundert bei diesem Genre nicht - spannend war sie allemal.

    Johannes Steck liest wie immer grandios - so gut, dass man darüber glatt vergisst, dass überhaupt vorgelesen wird.
     
    Thomas Thiemeyer “Korona”

    Nachdem mein allererstes Hörbuch “Magma” ein so durchschlagender Erfolg war, wünschte ich mir zum Geburtstag ein Werk vom gleichen Autor.

    Der Inhalt des Mysterythrillers entpuppte sich als ein wahres Überraschungsei. Was als eine wissenschaftliche Expedition in der beeindruckenden Landschaft Zentralafrikas beginnt, entwickelt sich zu einem Abenteuerroman, welcher an Zeiten gemahnt, da die Welt noch unentdeckte Landstriche kannte.

    Indiana Jones meets Akte X, einige Figuren könnten direkt einer Fantasy-Saga entstiegen sein. Wer solche Filme mag wird das Buch lieben.

    Auch wenn das Buch spannend und packend geschrieben ist, ist diese völlig ernst gemeinte krude Mixtur der Genres nicht immer leicht verdaulich. Dass man auch noch die unwahrscheinlichsten Konstrukte ohne Murren akzeptiert, ist zu einem großen Teil der Qualität des Vortrags geschuldet.

    Dietmar Wunders angenehm samtige Stimme besitzt eine unglaubliche Präsenz. Als Erzählstimme klingt sie bedeutungsschwanger und weckt eine erwartungsvolle Stimmung. Liest dieser Zauberer Dialoge vor, dann möchte man schwören, dass alle beteiligten Personen hinter dem Mikro anwesend waren.

    Gegen Ende zu, bei der Imitation einer Monsterstimme, glaube ich ihn schließlich ertappt zu haben: es sieht verflixt danach aus, als bereite ihm das Lesen ein geradezu diebisches Vergnügen. Wer dieses Buch in der guten alten Papierform liest, bringt sich um einen Genuss der Extraklasse!
     
    eine sööööööne Gesichte (auch wenn er wieder schimpft wie ein Rohrspatz)
     
    das glaub ich Dir aufs Wort :rolleyes:


    Lisa McMann “Dream”

    Gut, es handelt sich um ein Jugendbuch. Aber muss es deshalb (Schreibstil und Handlung) gleich dermaßen grottig sein? Gut zweihundert großbuchstabige Seiten (die zu erstaunlichen 3 Audio-CDs aufgeplustert wurden) fühlen sich völlig ereignislos an.

    Um die Story kurz zusammenzufassen: 17-jährige hat die Gabe, fremde Träume mitzuerleben. Dadurch gelingt es ihr, eine Vergewaltigung an einer Schulfreundin, naja, “aufzuklären”. Zudem weist sie durch einen hanebüchenen Undercover-Einsatz einem Lehrer sexuellen Missbrauch nach. Was sich hier weit spannender anhört, als es im Buch tatsächlich ist.

    Friederike Kempter liest ruhig. Sehr ruhig! Ihre dezente Mädchenstimme passt zwar sehr gut ins jugendliche Milieu. Doch die ewig traurige, bisweilen fast weinerliche Stimmlage nervt.

    Nach 15 ärgerlichen Minuten ein Experiment: die doppelte Geschwindigkeit am iPod kommt zum Einsatz. Aaaaaaaah. Endlich rührt sich etwas, wenn auch nur Belangloses. Na also, geht doch. Dem Rest des Büchleins konnte ich bei doppelter Geschwindigkeit mühelos folgen - würde mich echt mal interessieren, ob es von den Verlagen Vorgaben zur Lesegeschwindigkeit gibt.
     
    Genau!

    uuuund beim Radln, beim Einkaufen, beim Gurkenschnibbeln, beim Gießen und beim Strauchschnitt (dann aber aufpassen mitm Kabel!)
     
    Mario Giordano “Apocalypsis I”

    Kirchenthriller um eine uralte Prophezeiung, eine geheimnisvolle Verschwörung und natürlich den drohenden Weltuntergang. Während der obligatorischen Schnitzeljagd der beiden Protagonisten (Journalist Peter und Schwester Maria) kann man prima alte Lateinkenntnisse auffrischen. Einige Episoden spielen im Vatikan und fühlen sich so an, als sei der Autor mit den dortigen Gegebenheiten bestens vertraut.

    Die ungekürzte Hörbuchfassung - ein Brummer von über 17 Stunden - “liest” sich wie eine Endlosschleife: durchgehend spannend, aber man verliert irgendwann den Überblick. Was daran liegt, dass das Werk als ein Serienroman, bestehend aus 13 Episoden, konzipiert wurde. So kann man also jederzeit irgendwo einsteigen und dabei gewiss sein, dass die Helden gleich wieder ein gefährliches Abenteuer knapp überleben werden.

    Das ideale Buch für zwischendurch, aber leider kein Buch zum Autofahren. Während einige undefinierbar kirchliche Klänge die Atmosphäre ganz stimmig untermalen, sind die Actionszenen nämlich mit viel zu lauten Geräuschen unterlegt.

    Matthias Koeberlin hebt seine sanfte Stimme nur selten, und liest doch herrlich lebendig. Der Strippenzieher und Bösewicht hört sich - selbst geflüstert - abgrundtief böse an.

    Nettes, auflockerndes Detail sind Peters Gedanken während der Dialoge mit Maria, die Koeberlin durch einen raunenden Flüsterton kenntlich macht.
     
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