Unser Handtuchgarten

So, ich war heute mal im Garten von meinem Bruder und hab mal Fotos mitgebracht:

Gesamtansicht der Pflanzen - man sieht deutlich, wie sie gelitten haben:
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Befall an Blatt:
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Gesunder, grüner Stängel (vertikal) im Vergleich mit olivgrünem, kranken Stängel (horizontal)
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Verkorkungen an Frucht (Tigerella):
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Bei meinem Bruder beobachte ich nicht, dass diese Verkorkungen vom Kelchblatt ausgehen, wie bei mir damals. Hier sind sie willkürlich um die Frucht verteilt.

Befallener Fruchtstand (Yellow Pearshaped)
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Foto vergrößert - die mumifizierte Frucht (das charakteristischste Symptom der Rostmilbe):
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Auf dem o.g. Foto sieht man rechts oben bei der reifen, gelben Frucht so schwarze Pünktchen. Ob das die Rostmilben sind!? Wäre fantastisch zu sehen. Aber ob ich das mit 'nem Smartphone wirklich abgelichtet bekomm!? Außerdem sind die eigentlich eher weiß / hell!?

Siehe dazu dieses Video, welches wir 2013 unter dem Mikroskop gedreht haben:


Ich bin immer noch total aus dem Häuschen, dass die Rostmilbe wieder da ist. Im Sommer hab ich schon die olivgrünen Stängel gesehen, aber da war das noch nicht so eindeutig (noch nicht so intensiv olivgrün). Also dachte ich mir, das einzubilden. Aber mittlerweile ist das sehr eindeutig.

Der Garten wurde 7 Jahre lang nicht mehr bewirtschaftet, d.h. auch keine Tomaten gepflanzt.

Nun ist die Frage, wo die wieder herkommt. Ich kann mir folgende Szenarien vorstellen:
  • Die Rostmilben haben 7 Jahre in Pflanzzubehör (Töpfe, Stäbe, etc.) überdauert oder in den Ritzen der Bretterwand.
  • Die Rostmilben haben an wildwachsendem Schwarzen Nachtschatten (Schwarzer Nachtschatten – Wikipedia) überdauert. Den mögen sie zwar nicht sonderlich, es entsteht kein sichtbarer Befallsdruck, aber es reicht zum Überleben. Der schwarze Nachtschatten könnte auf der brach liegenden Fläche als Unkraut gewachsen haben. Tatsächlich stehen im Garten verteilt ettliche solche Pflanzen.
  • Die Rostmilben haben 2013 durch Wind & Bestäuberinsekten die Tomaten vom Nachbar infiziert und, da der Nachbar die letzten 7 Jahre sicherlich auch Tomaten hatte, stehts weiter erhalten können. Und nun sind sie über den Gartenzaun wieder zurück. Da müsste man mal den Nachbar fragen, ob er Probleme mit der Rostmilbe hat.
  • Die Rostmilben haben den Weg neu in den Garten gefunden. Via Supermarkt-Früchte, die infiziert waren.
Auf die Frage von Tubi hin, welche Pflanzen besiedelt werden: Im Prinzip alles, was Nachtschattengewächse sind. Tomaten & Kartoffeln scheinen sie dabei so zu lieben, dass große Populationen entstehen und die Pflanzen, so wie auf den Fotos, erkranken. Bei den Auberginen konnte man es ganz leicht beobachten, andere Nachtschattengewächse waren optisch gesund. Das heißt aber nicht, dass sie frei von Rostmilben sind. Unter dem Mikroskop sieht man, dass sie auch an Schwarzen Nachtschatten, Andenbeeren oder Chilis sitzen. Aber dort keinen sichtbaren/großen Befallsdruck entwickeln. Es reicht wohl aber aus, um sich zu vermehren und ihre Art im befallenen Garten zu erhalten.

Im Prinzip ist es für uns daher ein no-go Nachtschattengewächse zu überwintern. Mein Bruder wollte Stecklinge von der Andenbeere überwintern und die Birnenmelonen im Ganzen. Aber das ist jetzt halt vom Tisch...

Ich hasse diese Viecher so sehr... :mad:

Achja, schmecken tun die Früchte jedoch normal. Yellow Pearshaped sogar erstaunlich gut, obwohl ich nie Fan von der war. Aber ich meine, sie hat bissl mehr Säure, als im Sommer...

Grüßle, Michi
 
  • Hier das Foto noch mal weiter vergrößert. Man sieht die schwarzen Punkte auf der Oberfläche. Aber auch seitlich an der Frucht so gelbe Pünktchen. Ich frag mich echt, ob sie das sein könnten.

    Andererseits hab ich 2013 mit einer Detaillupe versucht sie zu finden, konnte sie aber nicht sehen. Erst mit so einem Mikroskop...

    Grüßle, Michi
     

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    Michi, so habe ich das Krankheitsbild bei meiner befallenen Pflanze damals auch gesehen.
    Deswegen war ich bei den Bildern von Supernovaes Tomaten gleich hellhörig - gerade angesichts der olivgrünen Verfärbungen an den Stengeln.

    Diese Milben sind wirklich eine Plage... vermutlich kannte man sie damals noch nicht, sonst wären es anstatt der zehn biblischen Plagen elf Plagen gewesen.
     
  • Michi @Sunfreak vielen Dank für deinen aufschluss- und detailreichen, aber nicht sonderlich angenehmen, Bericht.
    Bei welcher Vergrößerung habt ihr gefilmt? (Um es zu evaluieren werde ich im Labor das Mikroskop misbrauchen...)

    @Taxus Baccata danke für den entscheidenden Hinweiß!
    Ich bin mir zu 90% sicher, dass ich die Viecher habe.

    Ich hatte, retrospektiv betrachtet, zwar nicht diese olivgrünen Stängel aber es sind Blätter abgestorben. Da ich kein Getier sah, habe ich es für Altanaria gehalten, was sehr ähnlich aussieht-finde ich.
    Die kranken Blätter hatte ich natürlich Zeitnah entfernt und über den Restmüll entsorgt.

    Per Suche im Inet wurde ich hierauf aufmerksam:
    Nun ist die Frage:
    Überleben Larven/Eier an Saatgut?
     
  • Bei welcher Vergrößerung habt ihr gefilmt? (Um es zu evaluieren werde ich im Labor das Mikroskop misbrauchen...)

    Das weis ich leider nicht mehr, all zu stark kann die Vergrößerung aber nicht gewesen sein. Es war ein einfacheres, sicherlich nicht so kostenintensives Modell, Auflichtmikroskop, welches via USB an den Computer angeschlossen wird und mit einer Software dann diese Aufnahmen gemacht werden.

    Nun ist die Frage:
    Überleben Larven/Eier an Saatgut?

    Das ist die gute Frage. Ich weis es nicht, ich habe aber die große Sorge, dass sie es tun...

    Grüßle, Michi
     
  • Ich weiß nicht, ob Rostmilben soviel hartnäckiger und widerstandsfähiger auf dem Saatgut sitzen, als Spinnmilben.

    Nach meinem ersten Spinnmilbenjahr hat mir Highländer damals eine CO2-Begasung des Saatguts empfohlen. (Er schlug eine Verbindung über eine frisch geöffnete Sprudelflasche vor, ich habe dann meine Saatguttütchen mit auf die Arbeit genommen und das CO2 von ein paar übrig gebliebenen Bröckchen Trockeneis, das ich habe verdampfen lassen, über die Samen geleitet.) Im Jahr darauf hatte ich in der Anzucht keinen Ärger mit Spinnmilben, erst wieder draußen auf dem Balkon, wo es von den Balkonwänden bis zu vielleicht doch nicht perfekt gesäuberten Rankstäben genug Möglichkeiten für Spinnmilben zum Überleben gegeben hat.

    Ich weiß nicht, an was für technische Möglichkeiten zu dran kommst, aber vielleicht wäre es eine Möglichkeit, über die du nachdenken solltest, bevor du dich nachher von deinem kompletten Tomatensaatgut trennst. Das wäre ja massiv schade.
     
    Ja, ich auch.

    Muss/sollte ich jetzt mein gesammtes (auch gekauftes) Saatgut entsorgen?

    Das würde mich sehr traurig machen...

    Vorerst mal nicht, und dann mit einem kühlen Kopf überlegen, was sinnvoll ist. Das heißt: Erstmal in Erfahrung bringen, ob unsere Sorge berechtigt ist.

    Ich mein, ich stell mir auch die Frage was das für 2021 bedeutet. Ich werd nächstes Jahr noch keinen eigenen Garten haben. Aber mein Bruder meinte, er würde mich als Tomaten-Experte in seinen Garten einstellen. Das heißt ich wäre für das Tomaten-Management in seinem Garten zuständig. Also auch die Sortenauswahl. Ich wollte daher die Eigenzüchtungen voranbringen und altes Saatgut aussäen, um wieder frisches zu gewinnen. Gibt schon ein paar Sorten, die mir wichtig wären zu erhalten...

    Mein Bruder meinte, wenn die Rostmilben nächstes Jahr auch in der Stärke auftreten würden, wie dieses Jahr, dann könnte er damit Leben, sollte er sie nächstes Jahr wieder haben. Die Pflanzen sehen zwar gelitten aus, aber man kann sie noch immer beernten. Ertrag und Geschmack waren auch okay. Für ihn ein lohnenswertes Tomatenjahr, trotz Rostmilbe. Und die Saison ist nun sowieso nimmer all zu lang, je nachdem, wann der Frost kommt.

    Okay, kann ich verstehen aus seiner Denkweise. Aber angenommen wir bauen nächstes Jahr wieder Tomaten an. Was bedeutet das im verantwortungsbewussten Sinne? Ich mein, das ist ja nicht eine Krankheit, die sich auf den eigenen Garten beschränkt. Die Rostmilben fliegen ja mit dem Wind davon, oder lassen sich durch Insekten forttragen. Die Braunfäule transportiert ihre Sporen auch mit dem Wind, aber befallene Pflanzen zu entsorgen ist eigentlich garnicht so relevant. Die Braunfäule ist so oder so allgegenwärtig. Ob die eigenen, kranken Pflanzen stehen bleiben ist eigentlich für die Ausbreitung der Pflanzenseuche nicht mehr relevant. Die Braunfäule existiert bereits überall in Europa, hat vollkommene Ausbreitung erreicht. Die Rostmilbe halt (noch) nicht...

    Grüßle, Michi
     
    Komisch, ich hatte dieses Jahr auch so ein paar verkorkte Früchte und diese komische Farbe von den Stängeln und konnte mir nicht erklären, warum einzelne Blätter abstarben und andere daneben noch super aussahen.
     
  • Wurden die Pflanzen mit irgendwas behandelt?

    Tomaten neigen zu Geschmacksveränderungen, wenn man sie mit was spritzt oder behandelt...

    Mit Mineraldünger hab ich mal 'nen leicht chemischen (nach kokelndes Plastik) erlebt.

    Vorhin hab ich von Geschmacksänderungen bei Anwendung von Schwefel (gegen Spinn-/Rostmilben) gelesen.

    Vor ettlichen Jahren hatten wir im Forum das Thema mal in Bezug auf ein systemisches Fungizid (gegen Braunfäule). Nachdem Geschmacksänderungen bekannt wurden (auch hier im Forum) wurde von Seite des Herstellers das Mittel nur noch bei Kartoffeln empfohlen, nicht mehr bei Tomaten.

    Grüßle, Michi
     
    Pestizide und Mineraldünger sind am meisten Gemüse, das auf dem Markt ist, und gut, bitterlicher Beigeschmack könnte ich mir noch vorstellen, aber fad und widerlich..?

    Ich denke immer noch, dass der Befall schuld war... vielleicht daraus resultierend auch ein (noch nicht sichtbarer) Befall mit Bakterien etc.?
    Wir haben mal eine Frucht mit BEF probiert, die schmeckte nach nichts (tatsächlich nicht nach Tomate) + irgendwie ungut.

    Oder hatte ich das falsch verstanden?
    Die fad und widerlich schmeckenden Tomaten wurden sowohl auf der Erde vom Feld als auch in den Kübeln angebaut, oder?
    Sie standen also in verschiedener Erde + an verschiedenen Standorten, hatten aber beide Rostmilbenbefall und schmeckten gleich scheußlich?
     
    Ich weiß nicht, an was für technische Möglichkeiten zu dran kommst, aber vielleicht wäre es eine Möglichkeit, über die du nachdenken solltest, bevor du dich nachher von deinem kompletten Tomatensaatgut trennst. Das wäre ja massiv schade.
    Ja, das wäre sehr übel, müsste ich alles fort werfen.
    Knapp vier Jahre sammeln, wirkt sich schon sehr aus.
    Mittlerweile habe ich einen eigenen Schrank für Saatgut.

    Trockeneis- Kohlenstoffdioxid!
    Das ist eine super Idee! (Ich habe Möglichkeiten und einen Versuch ist es in jedem Fall wert!)
    Danke!

    Bei mir war der Geschmack deutlich beeinträchtigt.
    Ob das jetzt eine Kombination verschiederer Ursachen war, weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus!

    Die Rostmilbe halt (noch) nicht...
    Ja, genau.
    Das Problem sehe ich halt auch...
     
    Die fad und widerlich schmeckenden Tomaten wurden sowohl auf der Erde vom Feld als auch in den Kübeln angebaut, oder?
    Sie standen also in verschiedener Erde + an verschiedenen Standorten, hatten aber beide Rostmilbenbefall und schmeckten gleich scheußlich?
    Nein.

    Ich habe das auf der Seite vorher schon mal geschrieben...

    Auf dem Acker hat die Krautfäule zugeschlagen.
    Da kann ich mir den fiesen und gegorenen Geschmack ja irgendwie noch erklären oder nachvollziehen, den @Tubi leider gegessen hat.

    Im Hausgarten hatte ich, z. B. die Tiger Zebra sie war als einzige, mit zwei Pflanzen, im Hochbeet. (damit die Versuchsanordnung stimmt)
    Eine Original-Saatgut und eine von Tubis Absaat.
    Die dritte kam vom Feld und hatte nur wenig Geschmackseinbußen, wobei sie auch etwas flacher war...

    Ob Rostmilben tatsächlich vorliegen, werde ich morgen mikroskopieren, das weiß ich ja noch nicht.

    Ertrag und Geschmack waren auch okay
    Und das irritiert mich so sehr und führt mich immer wieder zu der Erde und den Töpfen, in denen ich viele meiner Tomaten dieses Jahr angebaut habe.
    Hier mal die Übersicht:
    IMG_20201102_183001.jpg
    Die orange markierten sind die Töpfe (1-10)
    Dort wo dir roten Markierungen im Hochbeet sind, standen die Tiger Zebra.


    Wurden die Pflanzen mit irgendwas behandelt?
    Sie haben NPK-Dünger (Aldi) erhalten und zu Beginn, ab Mai, Wuaxal-Blattdünger ca. alle fünf Tage.
     
    Ich bin auf das Ergebnis deiner Untersuchung gespannt!


    Nein.

    Auf dem Acker hat die Krautfäule zugeschlagen.
    Da kann ich mir den fiesen und gegorenen Geschmack ja irgendwie noch erklären oder nachvollziehen, den @Tubi leider gegessen hat.

    Im Hausgarten hatte ich, z. B. die Tiger Zebra sie war als einzige, mit zwei Pflanzen, im Hochbeet. (damit die Versuchsanordnung stimmt)
    Eine Original-Saatgut und eine von Tubis Absaat.
    Die dritte kam vom Feld und hatte nur wenig Geschmackseinbußen, wobei sie auch etwas flacher war...
    Ok... dann hatte ich das falsch verstanden.

    Mir fällt nach wie vor schwer zu glauben, dass es an einem durchschnittlichen und soweit korrekt dosierten Dünger gelegen haben könnte, wenn Früchte absolut ungenießbar werden. K&B schon eher.
    Sollte der Verdacht bestehen bleiben könnte man ja "gefahrlos" in der nächsten Saison einfach 2-3 Tomaten nochmal so düngen wie in diesem Jahr und schauen ob sie wieder so ungenießbar werden?
     
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