Stuttgart 21 - Die Bäume fallen

  • Es gibt noch einen Aspekt, der mir erst jetzt bewusst geworden ist: Die Grundwasseranlage, die trotz Verhandlungen weiter gebaut wird, bedeutet, dass der Grundwasserspiegel für die ganze Zeit der Baumaßnahmen abgesenkt wird (10 Jahre +) und was das für den Schlosspark bedeutet, kann man sich ja an den Fingern einer Hand ausrechnen.
    Birgit

    Hallo zusammen,

    bis jetzt habe ich noch nirgendwo im Netz Informationen gefunden, wie dieses Grundwassermanagement im Ernstfall arbeiten wird. Nur immer "bei Störungen werde entsprechend reagiert (oder so ähnlich)".

    Bei meiner Suche bin ich allerdings auf einen interessanten Bericht von 1998
    gestoßen.

    Unter anderem geht es darum, dass den Mineralquellen der Quellenschutz fehlt. Ein Heilquellenschutzgebiet wurde vom Geologischen Landesamt entworfen, es wurde aber versäumt, es rechtskräftig anzuerkennen zulassen.
    Komisch, komisch.

    http://kopfbahnhof-21.de/fileadmin/bilder/stellungnahmen/husemann.pdf

    Liebe Grüße
    Meriposa
     
    Interessanter Bericht, Meriposa, klingt fundiert und ist schon 12 Jahre alt. Also die Zweifel an dem Projekt bestehen nicht erst seit kurzem. Aus baulicher Sicht ist es ja logisch, dass dort, wo Tunnel gebohrt werden, zuerst das Grundwasser beseitigt werden muss und wenn darüber ein Park vertrocknet, tja - Pech gehabt! Dass den Mineralquellen nichts passiert, wird dauernd versichert, aber glauben ist ne andere Sache.
    Birgit
     
  • Bedeutet "Toleranz" nicht auch, dass Andersdenkende Respekt verdienen ?
    Dass ihre Meinung respektiert werden sollte/muss(?) Zumindest angehört werden sollte?
    Marie


    Das gilt dann aber auch für Dich, ne, diese Pflicht, Respekt zu zeigen. DIR hat hier doch keiner Dein Recht auf Respekt abgesprochen :confused:

    Geli: da ham mer dann das nächste Forentreffen auf der Partymeile dort... oder wie dat heißt? :d

    Tono: i hätt gern a Maß, oba a Madl-Radla-Maß, also mit vül Limo!!!! :rolleyes:
     
  • Das Verwaltungsgericht Stuttgart hat die Deutsche Bahn für ihr Verhalten in einem Verfahren gegen die Rodung von 25 Bäumen im Stuttgarter Schlossgarten für Stuttgart 21 gerügt. Demnach sind die umstrittenen Baumfällarbeiten am 1. Oktober nur erfolgt, weil die Bahn dem Gericht ein Schreiben des Eisenbahn-Bundesamtes, wonach die Rodung den im Schlossgarten lebenden seltenen Juchtenkäfer bedroht, vorenthalten hatte.
    Sonst hätte das Gericht einem Eilantrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegen die Rodung stattgegeben, teilte das Gericht mit.

    Nachdem ich das gelesen hatte, habe ich mich mal mit dem Juchtenkäfer befasst. Eremit (Juchtenkäfer)

    Es gibt wohl nicht mehr so viele Vorkommen und diese sind auch noch voneinander getrennt. Die Populationen leben sozusagen auf Inseln, weil sie an sehr alten Baumbestand in warmen Lagen gebunden sind. Der Juchtenkäfer ist in fast allen Ländern durch Landes- und Bundesgesetze und auf europäischer Ebene durch die FFH-Richtlinie und die Berner Konvention geschützt. In der Roten Liste gefährdeter Tiere Deutschlands wird die Art als 2 (stark gefährdet) gelistet.

    Ich unterstelle den Juristen der Bahn, dass sie absichtlich das Dokument unterdrückt haben um fällen zu können. Das ist doch kein Versehen gewesen.

    Für die Befürworter des Projekts zählt der Käfer nicht. Was ist auch ein Käfer wert, der die Geschäfte stört. Nichts!!!
    Wenn zum Beispiel auf Borneo die Wälder abgeholzt werden, zeigen wir mit Fingern auf die. Doppelmoral nenne ich das. Das finden wir echt mies, wenn dort Tiere deshalb vom Aussterben bedroht sind. Hier setzt sich ein Unternehmen über die Gesetze zum Artenschutz hinweg und mehr als eine Rüge gibt es nicht. Das wusste die Bahn aber vorher.

    Gruß Apisticus
     
    Sag jetzt nicht, daß dich das wundert.
    Die FFH-Richtlinien sind doch nicht das Papier wert...

    nüchtern betrachtende Grüße
    Stefan
     
  • Mach das mal als Privater! Säge mal einen alten Baum um in dem Juchtenkäfer leben. Dann wirst du sehen wie die Behörden und Gerichte dich schlachten werden. Die wenden die Gesetze dann mit aller Härte an. In Stuttgart ist es ja noch schlimmer, da wird ja am Ende das halbe Biotop vernichtet, nicht nur 25 Bäume.
     
  • Guten Morgen Feli,
    nur eine winzige Randbemerkung: Die Schweizer haben das Geld!! (So weit ich weiß.)

    Einen schönen Herbsttag
    wünscht dir
    Moorschnucke:o
     
  • Hi Feli,
    musst du mal im Net lesen, die Links kann ich gar nicht alle einstellen.

    Allerdings finde ich ganz wichtig: Es gab eine Volksabstimmung darüber und die Schweizer wollten den Tunnel, der dieses LKW-Durchfahrtland weiter entlastet. Der Tunnel dient nämlich vor allem dem Gütertransport!!!

    Herzliche Grüße
    von
    Moorschnucke:o
     
    Ich finde, die Stuttgarter sollten mal gegen ihren chaotischen VFB Vorstand demonstrieren. So von wegen Tunnelblick und so...


    entlassene Grüße
    Tono
     
    volksabstimmung:grins:..womit wir wieder beim thema wären.
    hätte es eine volksabstimmung gegeben, würde das projekt
    ganz anders dastehen, egal wie die abstimmung ausgegangen
    wäre....vorraussetzung wäre jedoch, dass das volk im voraus
    umfassend aufgeklärt würde.....das unterschlagen von jeglicher
    informationen sollte einem veto gleichkommen, um ein vorhaben,
    das unter solchen voraussetzungen zustande kommt, sofort
    wieder zu stoppen.(da würden die sich überlegen, ob sie das risiko eingehen,
    ggf. eine menge steuergelder zu verschwenden)

    in der schweiz funktioniert es doch auch.....oder sind die
    deutschen sooo viel dümmer, dass man ihnen das nicht zutrauen
    kann???
     
    Richtig, Geli. Schlussendlich bin ich auch für eine solche Volksabstimmung. Allerdings wird man nie ganz sicher sein können, dass man vorher auch die ganze Wahrheit erzählt bekommt.

    Tono, wo is'n mei Maß????
     
    darum auch der zusatz:

    .....das unterschlagen von jeglicher
    informationen sollte einem veto gleichkommen, um ein vorhaben,
    das unter solchen voraussetzungen zustande kommt, sofort
    wieder zu stoppen.(da würden die sich überlegen, ob sie das risiko eingehen


    kimi....wobei du recht hast, es würde auch da schlupflöcher geben,
    aber vielleicht eine risikominimierung.

    gruß geli...is ja auch nur laie.
     
    Hallo zusammen,

    ich stöbere ja immer weiter nach den Hintergrundinformationen zu Stuttgart 21 und bin dabei auf einen interessanten Artikel zum Thema "Warum erst jetzt?" gestoßen. Es geht um die Frage, warum der Protest gegen Stuttgart 21 erst so spät massiv wurde (wahrgenommen wurde?).

    Man sollte ja nicht vergessen, dass es mal den Anlauf zu einem Bürgerbegehren gab, der aber Ausgetrickst und abgekanzelt wurde. In diesem Artikel geht es unter der Überschrift "Mit einer schnellen Unterschrift schuf Stuttgarts Oberbürgermeister Fakten" erst einmal darum, wie der OB Schuster zu seiner zweiten Amtszeit kam. Und dann unter der nächsten Überschrift "Das Verwaltungsgericht erklärte ein Bürgerbegehren für unzulässig", wie das Bürgerbegehren ausgehebelt wurde. Ich denke, dies sollte man wissen - dann wird es vielleicht auch verständlicher, warum es bei den Demonstrationen manchmal recht emotional wird ('Lügenpack' ...).
    Das im weiteren Artikel genannte YouTube Video von 1997 habe ich noch nicht gefunden.

    Lieben Gruß
    Orlaya
     
    Ich sehe hier immer wieder gerne zwei rechtliche Sachverhalte vermischt:
    1. Die politische Entscheidung zum Bau des Vorhabens
    2. Das baurechtliche Genehmigungsverfahren

    Gegen Ersteres kann man in einer repräsentativen Demokratie alle paar Jahre wählen. Diese Chance wurde in 15 Jahren offensichtlich mehrfach vertan.

    Gegen Zweiteres kann man als Betroffener Einwände vorbringen. Und es werden, dies am Rande und ohne dass ich die konkreten Umstände kenne, mit Sicherheit etliche solcher Belange vorgetragen und geprüft worden sein. Vor allem die so genannten "Träger öffentlicher Belange" kommen ausreichend zu Wort und deren Bedenken müssen berüksichtigt werden.

    Ich finde es ehrlich gesagt, etwas vermessen, wenn man jetzt erklärt, man sei belogen und getäuscht worden. Im Planfeststellungsverfahren werden zwar die Kosten des Vorhabens nicht geprüft, aber alle Eingriffe in die Natur!

    Am Ende des gesamten Prozesses steht ein Ergebnis.
    Mir persönlich ist egal, ob Stuttgart diesen Bahnhof baut oder nicht. Aber ich finde, es ist auch eine demokratische Pflicht, solches dann zu akzeptieren.

    Wie man das richtig macht, könnt's Ihr hier in München sehen.
    Der Transrapid wurde verhindert, bevor er genehmigt wurde.
    Die Diskussionen über eine zweite S-Bahn Röhre quer durch die Innenstadt wird jetzt, während der Planungsphase, diskutiert, nicht erst wenn die ersten Bäume fallen und die einzige Grünfläche in der Innenstadt, hinter dem Rathaus, zu einem gigantischen Bauloch wird.


    frühzeitig geplante Grüße
    Tono
     
    Ich sehe hier immer wieder gerne zwei rechtliche Sachverhalte vermischt:
    1. Die politische Entscheidung zum Bau des Vorhabens
    2. Das baurechtliche Genehmigungsverfahren

    Gegen Ersteres kann man in einer repräsentativen Demokratie alle paar Jahre wählen. Diese Chance wurde in 15 Jahren offensichtlich mehrfach vertan.
    Ja, ich denke, da hast du vollkommen recht.
    Allerdings könnte ich dagegen argumentieren, das es zu Punkt 1 eben doch nicht so einfach ist. Immerhin ist dieses Projekt ja nun wirklich nicht das einzige Thema einer Landesregierung. So gesehen ist es letztlich eine Sache der Gewichtung, d.h. welchen Stellenwert ich welchen Thema einräume. Und wenn dann eben 9 von 10 politischen Zielen einer Partei mit meinen persönlichen Überzeugungen übereinstimmen, dann wählt man doch ganz gewiss keine andere Partei, nur wegen eines einzigen Sachverhaltes.

    Und zu Punkt 2 hatte ich ja schon geschrieben. Die derzeitigen Gesetze in Bezug auf Genehmigungsverfahren sind meines Erachtens völlig unzureichend.
     
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