Politisches Tagesgeschäft bzw. Geplänkel von Wochenzeitungen, die gerade mal als Wartezimmerlektüre bei Arzt oder Friseur taugen, interessiert mich nicht.
Wenn die zentrale Frage im Eröffnungsthread lautet:
"Wo liegt für euch die Grenze zwischen Sexismus und einem Flirt?"
Dann kann man im Diskurs mehr erwarten, als ein paar alte Männer, die sich gegenseitig bestätigend auf die Schulter klopfen und ein paar Püppchen, die, gewohnt, dazu Beifall klatschen.
Wo der LKW-Fahrer angesichts des Chefs, der von ihm immer neue Verkehrsregelverstöße und Fahrzeitüberschreitungen fordert, stets mit einem Lächeln "Klar Chef, machichdoch!" reagiert und stolz darauf ist, all diese täglichen Zumutungen mit weitreichenden Folgen ins Privatleben mannhaft zu ertragen, so ist die deutsche Frau, Deutschlands Bleiche Mutter, die in der Bleiernen Zeit das Brot Der Frühen Jahre schneidet, auch stolz darauf, dass sie tägliche Diskrimierung, tägliche Rechtsverstöße locker wegsteckt, denn sie hat gelernt, dass es sowieso nichts bringt, hier Rechte einzufordern, nicht nur bei den Juristen, sondern auch im privaten und beruflichen Umfeld, wo sie fortan als Denunziantin und Nestbeschmutzerin gelten würde. Deshalb stimmt auch sie in den Chor derjenigen Frauen ein, für die es viel leichter ist, über eine Alice Schwarzer (die sie eigentlich gar nicht kennen, zumindest haben sie weder eine einzige "Emma" gelesen, noch die Geduld gehabt, sich anderorts mit ihren Standpunkten auseinanderzusetzen) abzulästern, als den aufrechten Gang zu proben.