Noch bekomme ich auch meine Stadtwohnung auf salamderfreundliche Temperaturen nachts gekühlt. Von mir aus könnte es so bleiben, muss gar nicht wärmer werden. (Vielleicht mal ein Regenschauer zwischendrin, sonst überlege ich bald, ob ich nicht mal mit zwei Eimern Wasser den Zierapfel vor der Haustür besuchen gehe.)
Ahhh, die ersten Glockentöne schweben durch die Luft, es ist Sonntag.

"Meine" Kirche wird in einer halben Stunde das erste Mal läuten, dann höre ich nichts mehr vom Vogelkonzert.
Weil es heute zu meiner Stimmung passt, mal wieder etwas Erich Kästner für euch.
Aus den 13 Monaten
Der Juni
Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.
Die Kirschen werden reif und rot,
die süßen wie die sauern.
Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,
so sehr wir es bedauern.
Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.
Es wird und war. Es war und wird.
Aus Kälbern werden Rinder
Und weil's zur Jahreszeit gehört,
aus Küssen kleine Kinder.
Die Vögel füttern ihre Brut
und singen nur noch selten.
So ist's bestellt in unsrer Welt,
der besten aller Welten.
Spät tritt der Abend in den Park,
mit Sternen auf der Weste.
Glühwürmchen ziehn mit Lampions
zu einem Gartenfeste.
Dort wird getrunken und gelacht.
In vorgerückter Stunde
tanzt dann der Abend mit der Nacht
die kurze Ehrenrunde.
Am letzten Tische streiten sich
ein Heide und ein Frommer,
ob's Wunder oder keine gibt.
Und nächstens wird es Sommer.