Mein armer Apfelbaum

  • Lieber Thomash

    Ich finds super, wie du dich einsetzest und dein Wissen mit uns teilst.

    Aber hier würde ich jetzt erstmal abwarten, ob überhaupt oben noch was kommt. Da der Stamm bereits angefangen hat, aus schlafenden Augen zu treiben, liegt die Vermutung nahe, dass die Krone nicht mehr mit Wasser versorgt werden kann und daher die unten liegenden Augen angeregt wurden. Daher rate ich zum sogar noch radikaleren Schnitt als du: wie bereits weiter oben in meinem ersten Post erwähnt alle Äste ab dem Stamm bis auf ca. 10 - 15 cm knapp oberhalb einer nach aussen weisenden Knospe (falls eine zu sehen ist, sonst einfach schneiden) kappen. Falls dann tatsächlich oben am Stamm wieder Triebe austreiben sollten (das kann auch noch lange in den Mai, Juni dauern), kann man wieder daran denken, einen vernünftigen Aufbau zu machen.

    Könnte ich auch mit unterstützen, dass entspräche dann einem Pflanzschnitt. In dem Fall dann aber evt auch einige Äste komplett rausnehmen sodass nur 3 oder 4 Leitaststummel a 15 cm übrig bleiben verteilt in alle Himmelsrichtungen. Auch wenn es radikal klingt, gerade wenn er Austriebproblem hat, tut man ihm damit etwas Gutes. Ich wollte aber nicht so radikal vorgehen weil der TE gemeint hat dass immer mehr austreibt. da könnte man ggfs. auf Erziehungsschnitt gehen und sehen ob die Krone dann nicht doch noch kommt.

    Letztlich könnte man (musst du nicht tun) gerade beim Apfel auch die komplette Krone knapp unterhalb der Krone am Stamm abtrennen sodass nur noch der Stamm übrig bleibt. Der Vorteil dabei wäre dass die etwas skurile Stammvelrlängerung damit rausgeschnitten wäre und ein gleichmäßigerer Wuchs erzielt werden könnte. Der Nachteil ist dass die Krone dann gute 40cm tiefer liegt als bislang und ein stehen unterhalb des Baumes nicht mehr möglich ist. Auch dass könnte man dann später durch Aufasten korrigieren und die Krone doch wieder in Hochstammhöhe anzusetzen.

    Vor allem für den ersten Baum klingt das alles schockierend, ich musste auch mal bei einem meiner ersten Bäume, die ich dummerweise aus dem Internet gekauft hatte, die komplette Krone abtrennen da diese dermaßen verunstaltet war. Wenn ich näher an den Tränen gebaut wäre hätte ich sicher geheult. Wenn man dann mal gesehen hat wie schnell sich die Bäume davon erholen und wie gesund sie dann wachsen macht einem dass nicht mehr so viel aus.

    Bevor wir uns entgültig entscheiden für die richtige Lösung: Bitte nochmal ein aktuelles Bild wie der Austrieb aktuell aussieht.


    Ich finde die Idee von Lauren auch gut. Es bleibt fraglich ob diese vor Ort kommen - meine Baumschule macht dass nicht - aber man kann ihnen das Problem schildern und Bilder zeigen. Jemanden vor Ort zu holen der sich mit Obstbaumschnitt auskennt ist auch möglich. Aber für einen Jungbaum aus meiner Sicht nicht so wichtig, denn eigentlich ist der einzige Fehler den man beim Jungbaum machen kann ist zu zaghaft vorzugehen.

    Wir als Internetberater können eigentlich gar keine seriöse Schnittempfehlung aussprechen, denn dafür müsste man den Baum aus drei D sehen. Ich selber gehe bisweilen noch immer zweimal um den Baum herum um erstmal die Schwere anzusetzen. Gut zugegeben bei meinen Buschbäumen ist dies selten der Fall weil da sehe ich schnell was weg muss aber bei den Hoch und Halbstämmen immer ratsam.

    Das nächste Problem ist der Schnittzeitpunkt: Im Saftauftrieb darf man nicht schneiden aber der ist um diese Jahreszeit längst abgeschlossen. Sommerschnitt - und dass wäre es hier - bedeutet Wachstumsbremse, Winterschnitt Wachstum anregen. In dem besonderen Fall wollen wir das Wachstum anregen, dennoch müssen wir im "Sommer" schneiden, weil es sonst für den Winter ggfs. nichts mehr zu schneiden gibt. Ich denke auch nicht dass der Sommerschnitt solch einen jungen Baum zu sehr ausbremsen wird und halte es daher auch für unbedenklich. Künftig den Baum jedoch in der Ruhephase im Winter schneiden. Ich mach dies meist im Januar tagsüber bei mind. 5 Grad plus Nachttemperatur.

    Ferner im Winter /frühesten Frühjahr beim Baumschulen und/oder Gartencentern nach Aushang Schnittkurse schauen. Ich war noch nie bei einem dabei weil ich kein Auto habe um dorthin zu fahren, halte es aber für ratsam.

    Vor dem nächsten Schritt bitte um ein neues Bild zum aktuellen Zustand.
     
    Wir als Internetberater können eigentlich gar keine seriöse Schnittempfehlung aussprechen, denn dafür müsste man den Baum aus drei D sehen.
    Genau das denke ich auch. Deswegen mein Rat, am besten einen Fachmann vor Ort hinzuzuziehen. :)

    Thomash schrieb:
    Ferner im Winter /frühesten Frühjahr beim Baumschulen und/oder Gartencentern nach Aushang Schnittkurse schauen. Ich war noch nie bei einem dabei weil ich kein Auto habe um dorthin zu fahren, halte es aber für ratsam.
    Das ist grundsätzlich ratsam. Selbst mit absolvierten Schnittkursen scheint der korrekte Baumschnitt meist noch eine große Herausforderung zu sein, da kein Baum wie der andere gewachsen ist und es viel Zeit und Übung erfordert zu erkennen, wo man die Astschere/Säge ansetzen sollte. Beim Baumschnitt wird im Hobbygartenbereich sehr viel falsch gemacht - wobei viele Bäume auch sehr viel tolerieren bevor sich Krankheiten/negative Auswirkungen durch ungünstigen Schnitt zeigen.
     
  • Soeben habe ich Bilder von dem Baum geschossen. Was meint ihr, wie weit soll ich die Äste kürzen? Und welche vor allem? Nur die da oben? Wie sieht es aus mit Dünger oder Kalk? E8767B6E-7BB9-4A8D-A9CB-11FE77A453B4.jpg9DA03479-3355-4109-8C4B-41556B238523.jpg
     
  • Die gute Nachricht vorab, der Baum ist noch vital.

    fremder Apfelbaum2.jpg

    Vermutlich hat Wasserlinse recht dass man auf die Basis der Pflanzschnittes runter gehen sollte. Aber einem so alten Baum ist dass schon trastisch. Diese Maßnahme macht man aber sogar noch an 40 jährigen Bäumen, wenn man z.b. eine andere Sorte darauf veredeln will.
    Ich hab dies bei meinem Kirschhochstamm gemacht, leider sind bislang nur eine meiner Reisser angegangen.

    Napoleon + Suburst.jpg

    Diese Kirsche trägt dieses Jahr zum zweiten mal. Du siehst auch alte Bäume vertragen dies.

    Die Befürchtung dass er mit Wasertrieben reagiert ist extrem unwahrscheinlich weil offenbar die Versorgung eh schon zu gering ist.

    Dennoch würde ich erstmal den Versuch wagen auf den von mir vorgeschlagenen Trapezschnitt zu gehen, denn mehr abschneiden kann man immer noch.

    Dennoch geh nochmal mit Bildern zur Baumschule und frag dort nach was diese meinen. Man kann sich nicht genug Ratschläge einholen auch wenn man am Ende von 3 Leuten 4 Ideen hat;)
     
    So alt ist der Baum ja nicht, der verträgt so einen drastischen Rückschnitt schon, muss er ja sogar, da die Äste anscheinend sowieso vertrocknet sind.

    Meine Schnittempfehlung ist folgende: den Mittelleittrieb bei diesem komischen Bogen nach links etwa 5 cm oberhalb der Verzweigung in der Mitte vom Bogen ganz abnehmen. Mit etwas Glück treibt dann dort ein neuer Trieb aus, der gerader nach oben wächst. So ist auch die Statik für die kommende Krone stabiler. Alle anderen Äste wie bereits empfohlen ca. 15 - 20 cm ab dem Stamm abnehmen. Nur die grösseren stehen lassen, kleinere ganz wegschneiden.

    Das Ganze sollte dann etwa kugelig aussehen, vielleicht auch oval. Wenn dann sich Triebe zeigen, kannst du versuchen, die unteren Triebe schräg nach aussen zu leiten. Aber das wirst du wahrscheinlich erst nächstes Jahr machen können. Dieses Jahr dürfte es wahrscheinlich noch nicht viel wuchs geben.

    Bevor du das tust, würde ich aber wirklich einen Experten von der Gärtnerei (nicht den Azubi! ;)) kommen lassen.
     
  • Freut mich auch sehr, dass der Apfelbaum noch am Leben ist! :) (y)
    Den Tipps von Thomash und Wasserlinse würde ich mich aber nochmal anschließen: Ab zum Experten, und beim Baumschulmeister um Rat gefragt.
    Wenn der Baum noch lebt, ist ja hoffentlich noch etwas zu retten - nur sollten es in einem solchen Stadium dann wirklich die richtigen Maßnahmen sein, und kein wahlloser Aktionismus.

    Ich drücke die Daumen für das Bäumchen - und wäre toll, wenn du uns auf dem Laufenden halten würdest! :)
     
    Moin,

    Also ich habe einige Äste weit runter geschnitten. Gemerkt habe ich das die langen Äste die nach oben wuchsen, noch voll grün und nicht trocken waren. Also lebendig :) Das habe ich gemerkt als ich sie abgetrennt habe, war also zu spät :( habe lebendige Äste abgetrennt, aber vielleicht ist es gut so, dann muss der Baum diese langen Äste nicht versorgen und kann sich schneller erholen. Es sind noch paar Blätter am Stamm gekommen :). Das freut mich. Ich hoffe das der Baum dann nächstes Jahr normal blühen wird.
     
    Das ist ja super, dass der Baum noch bis obenhin grün ist. Dann wird er sich bestimmt noch berappeln. Jetzt einfach immer wieder gut wässern und für dieses Jahr nicht mehr schneiden. Im nächsten zeitigen Frühjahr kannst du immer noch über einen kleinen Erziehungsschnitt nachdenken oder hier nachfragen.
     
  • Schön, dass der Baum noch lebt! :)
    Ich drücke die Daumen für den Patienten!
    Schließe mich Wasserlinse an, noch mehr schneiden würde ich vorerst nicht - wie Wasserlinse sagt, vor Allem gut wässern.
     
  • Der Apfelbaum ist der stärkste OBstbaum in unseren Breiten. Der macht alles generell alles mit.
    Das einzige was man nicht machen darf ist Nichts zu machen.
    Den Apfel kann man auch 11 Monate im Jahr schneiden nur im April während des Auftriebs würde ich es unterlassen und natürlich wenn es unter 5 Grad plus im Winter hat.

    Winterschnitt ist beim Jungapfel generell zu empfehlen um das Wachstum zu fördern, während Sommerschnitt bremsend wirkt.

    Man kann trefflich diskutieren ob man einen Sommerschnitt machen soll, denn Jungbäume sollen vor allem vegitativ aber auch schon bedingt generativ wachsen.

    Eine verwachsene Struktur zumal mit Austriebsschwäche sich weiter verfestigen zu lassen halte ich für wenig angebracht. Die meisten Hobbygärtner neigen dazu lieber zu wenig oder gar nicht zu schneiden damit man blos nichts falsch macht. Das Gegenteil ist der Fall was man an diesem Beispiel schön sieht.

    Ich würde sofort und radikal schneiden und dann im Winter erneut schneiden sodass der Baum künftig eine richtige Krone bekommt.

    Ich hab heute ein schönes Video gefunden zu einem kranken Apfelbaum der von Markus Kobelt Gartenberater bei Lubera.com geschnitten wurde.
    https://www.youtube.com/watch?v=dgO7Fy8sk7E

    Zugegeben ein anderer Schnittzeitpunkt (winterschnitt) aber so lange würde ich auf keinem Fall warten.
     
    Wir müssen wirklich zum Ende kommen -Schade, denn ich diskutiere leidenschaftlich gerne zum Thema Obstbäume. Dennoch glaube ich kaum dass der TE: HamburgerBaum damit noch viel anfangen kann.

    Aber zum Schnittzeitpunkt Mitte August bis Mitte September muss ich sagen dass ich selber überrascht war, weil ich davon ausging - wie du - dass man sie nur zur Blüte schneiden soll. Er geht sogar noch weiter dass auch ein Winterschnitt angebracht sein, wenn eine Aprikose zu vergreisendroht oder aus anderen Gründen nicht stark genug wächst (wär mir aber eher zu riskant).

    Marille ist übrigens = Aprikose

    https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=Ojmbmvfy4hE
     
    Neugierig wie ich bin, stelle ich mal die optimistische Frage, ob wir diesen Frühling einen Bescheid bekommen, wie der Baum sich entwickelt hat? Das würde mich schon sehr interessieren.
     
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