Zu den "etwaigen" Fehlern beim Pflanzen
Mein Wahrsagerkugel sagt mir, dass du im nordeutschen Raum wohnst (HamburgerBaum). Ferner sagt diese dass Ihr vermutlich Sandboden habt und sie behauptet sogar noch dass es bei euch windig ist.
Dass meine Wahrsagerkugel nichts taugt Wissen wir bereits
Also korrigieren falls dem nicht so ist.
Mit Wurzelballen gepflanzt in eine nicht Staunässe geplagten Boden (Sandboden) und nicht zu sehr verdichteten Boden erfordert nicht die sonst übliche Auflage doppelte Ballenbreite und Tiefe an das Pflanzloch. Evt ist dies sogar kontraproduktiv, da in einem Sandboden der Halt eines Baumes ohnedies erschwert ist. Noch mehr lockeres Substrat darum herum kann also auch schädlich sind.
Ferner hat die Baumschule Recht mit der Aussage, dass ein Apfelbaum stark und wüchsig ist und wohl die Baumart die am leichtesten mit Unwägbarkeiten zurecht kommt. Inwiefern der Boden Nährstoffreich genug ist enthalte ich mich der Meinung da ich zu wenig über Sandboden weis. dafür gibt es andere Experten hier im Forum.
Mögliche andere Gründe machen mir mehr Sorgen.
1. Wasserdurchlässigkeit des Bodens: Ein ausgewachsener Apfelhochstamm kommt in der Regel ohne Wasserzugaben aus in Sandboden kann bei sehr heißem Wetter dennoch gießen von Vorteil sein. Auch hier fehlen mir die Erfahrungswerte. Evt mal dahingehend recherchieren. Vor allem auch weil er eben noch nicht ausgewachsen ist und erst noch ein stärkeres Wurzelwachstum ausbilden muss um sich selbst zu versorgen und nicht zuletzt weil rund herum Rasen ist. Du hast allerdings sehr richtig und wichtig eine Baumscheibe angelegt (kein Rasen bis dicht an den Baum) dennoch reichen die Wurzeln später bis tief in die Rasenfläche und entziehen auch dem Rasen Wasser, sodass vor allem ein eurer Region über eine Bewässerung nachzudenken ist.
2. Entscheidender für das vorliegende Problem ist viel mehr - aus meiner laiensicht - der Wind. Selbst hier in Süddeutschland wo es nicht so extrem windig ist und der Lehmboden mehr Halt verspricht ist wenigstens ein Pflanzpfahl obligatorisch. Profis bauen selbst bei uns in Süddeutschland 3 Pfähle rund herum die mit Hölzern verbunden sind. Der Baum wird dann meist in drei Richtungen daran angebunden.
Macht man das nicht, dann passiert folgendes: Die zu große Krone bietet dem Wind einen großen Widerstand und der Baum neigt sich dem Wind was sich bis ins Wurzelreich fortsetzt (Physik/Hebelwirkung) die Feinwurzeln die für die Wasseraufnahme zuständig sind verlieren bei jedem Windstoß kurzzeitig den Halt. Der Baum bewegt sich zurück dann sind die Wurzeln auf der anderen Seite betroffen. Dies erschwert es dem Baum anzuwachsen.
Als ich meinen Hochstamm Apfel gepflanzt hatte, hatte ich anfänglich die gleichen Probleme. Hochstämme haben nicht nur eine größere Krone als Buschbäume, sondern vor allem einen längeren Stamm (klingt logisch). Dadurch haben diese eine größere Hebelwirkung die den Wurzeln noch mehr zusetzt als bei einem Niederstamm. Sie sind höher (ich werde clever) und dort oben ist der Wind auch stärker und er wird auch durch weniger Windschutz von Gebäuden etc geschützt. Zwar ist ein junger Baum noch nicht so hoch, dass dies extrem zunimmt aber im Vergleich zum geringen Wurzelwerk bleibt dies ein Problem.
Ich hab dies ganz einfach und billig aber doch effektiv gelöst.
Auf dem ersten Bild sieht man, dass ich noch einen zu dünnen Pflanzpfahl hatte, der zu wenig Halt gab. Auf dem 2. un dritten Bild sieht man evt dass ich aus einfachen Dachlatten eine Dreieckskonstruktion darum gebaut habe. An diese Konstruktion hatte ich noch eine lange Latte angebunden um die Krone zusätzlich zu stützen.
Alles etwas Amateurhaft aber es hat das Problem effektiv gelöst und der Baum ist gut angewachsen und braucht heute diese Hilfskonstruktion nicht mehr.
Ferner braucht er einen radikalen Kronenrückschnitt. Der Rückschnitt sorgt nicht nur dafür, dass die Wurzeln zunächst weniger versorgen müssen, sondern auch dass die Leitäste stabiler werden und sich später selber tragen können aber auch dass die Windlast reduziert wird und dass er schneller wächst.
ICh rede mit meinen Obstbäumen und sie antworten mir
Mein Hochstamm Apfel sagt mir immer nach dem Schnitt: "Du willst mich klein halten, ich werd Dir helfen, jetzt wachs ich erst recht und das tut er dann auch aber eben mehr in die Breite als in die Höhe.
Nun zuletzt - ich sollte Bücher schreiben - zu den Steiltrieben.
Dei Baum hat keine Wassertriebe, sondern Steiltriebe. Wassertriebe sind was anders. Wassertriebe entstehen dann, wenn man einem Baum einen Radikalschnitt verpasst und dann die Wurzeln mehr Wasser aufnehmen als der Baum gebrauchen kann. Der Baum droht dann im eigenen Saft zu ersaufen. Damit dieses nicht passiert treten an allen Augen Wassertriebe auf, die senkrecht nach oben schießen. Im Extremfall kann so ein Baum aussehen wie ein Strohbesen das Internet bietet hierfür aufschlüsiges Anschauungsmaterial. .
Allerdings ist der Unterschied ob Steiltrieb oder Wassertrieb maginal. Das Ergebnis ist dasselbe - kein Obst. Während man hingegen Wassertriebe durch konsequenten Schnitt gut bekämpfen kann, bringen Steiltriebe noch mehr Probleme. Baum wird zu hoch, keine optisch ansprechender Kronenaufbau, Fruchtqualität sinkt durch Überbauung (fehlendes Sonnenlicht für tieferliegendes Obst) usw. Der einzige Nutzen der solch ein Baum bringt ist, dass man irgendwann mal wie einst Münchhausen damit zum Mond klettern kann. (Ich hoffe zu verzeihst mir meinen Humor)
Aber dass auch ich nicht perfekt bin, zeigt auch mein Hochstamm Apfel. Hier ein Bild aus diesem Jahr
Ich hatte mich tief in die Literatur eingelesen und gelernt: Beim Hochstamm ist ein Winkel der Leitäste von 45% zum Stamm anszutreben und habe mich strikt daran gehalten. Jetzt ist der Winkel der Leitäste fast 90 Grad. Langfristig kann dies dazu führen, dass die Äste bei zu starkem Fruchtbehang abbrechen können und daher gestützt werden müssen. Grund dafür ist - und dies ist beim Apfel auch die Besonderheit - fdass die schweren Äpfel die Äste nach unten gezogen hatten. Da muss man auch wissen, dass Leittriebe keine Fruchttriebe sind auch wenn an deren Ende bisweilen eine Blüte ist. dh. dass die Leittriebe selber auch ruhig etwas steiler sein dürfen als die wagrechteren Fruchttriebe. Ferner ist das Entfernen der Jungfrüchte im äußeren Bereich der Krone während des Erziehungsschnittes auch ratsam.
Also lerne Obstbaumschnitt
PS: evt schreibe ich später noch was zu der Anordnung Obstbäume zu pflanzen.