Kann schon sein. Ich weiss ja nicht, wie es in anderen Leuten so ausseht :d
Den einzigen Vergleich, den ich bislang hatte war eine Aussage von meinem Chef, die ähnlich war zu deiner; dass er sich an gute Dinge lange erinnert, und der rest schnell vergessen wird.
Als ich mal sagte "Ich wünschte ich könnte den Scheiss vergessen" hat mir eine Kollegin erklärt, es gäbe eine Möglichkeit Erinnerungen zu löschen, aber das hat dann doch nicht funktioniert.
Meine Therapeutin hat erklärt, dass Erinnerungen, die mit starken Emotionen verknüpft sind, besser gespeichert werden. Vielleicht ärgere ich mich viel intensiver als ich mich freue? Das gilt zumindest für Momente in denen ich mich (seelich) verletzt fühle. Das tut richtig weh, und dauert ewig bis es wieder besser wird.
Daher auch mein Wunsch, das Denken manchmal einfach abschalten zu können. Dann tut's wenigstens nicht mehr weh, und ich könnte in so Fällen besser schlafen und mich erholen.
Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, es gibt oder gab in meinem Leben wenig worüber ich mich hätte intensiv freuen können. Es ist mehr oder weniger eine Serie von "läuft nach Plan" oder "wieder ein Fehlschlag". So gefühlt habe ich bislang alle Versuche etwas zu erreichen in den Sand gesetzt, und es gibt reihenweise Leute die mir fast täglich erklären wie unwissend ich bin, bis hin zu meiner Schwester die mich glatt als "unfähig weltliche Dinge zu regeln" erklärt und mich am liebsten in der geschlossen Psychiatrie sähe obwohl ich offensichtlich nicht verhungert oder am Dreck gestorben bin seit meine Mutter ins Pflegeheim kam - von der die Schwester annahm, sie wäre der einzige Grund, dass ich noch nicht verhungert oder sonstwie untergegangen bin ... mir wird nicht mal zugetraut, dass ich mir was zu essen kochen kann.
Als ich z.B. mal erzählte, dass ich die geernteten Birnen eingekocht habe (was früher die Mutter machte), kam der Kommentar von meiner anderen Schwester "Isst Du die denn auch?" - Bitte? Denkt sie ich schäl und koch die nur aus Jux und Dollerei? Naja.
Kommentar von meiner Mutter zu meinem Apfelkuchen - hätte ich dir nicht zugetraut. Aha. Ich hatte zwar als Kind ein Puppenküche mit Spirituskocher, und habe damit viel gekocht, was eben auf so einem Kocher zu kochen geht, aber klar, ich kann nicht kochen. Darin ist sich meine Familie scheints einig.
Auch gestern wieder, als ich meine Mutter im Pflegeheim besucht habe, "Hast Du genug zu essen?" Himmel, ja. Was denken die von mir? dass ich nicht einkaufen kann? Oder mein Geld nicht verwalten kann?
Ich gleube, der einzige der mir etwas zugetraut hat, war mein Vater. Zumindest bekam ich von ihm Werkzeug und Material, und durfte damit basteln. Er hätte zwar lieber einen kräftigen, energischen Jungen gehabt, aber dennoch, er hat mir viel beigebracht, und fast alles möglich gemacht, was er konnte. Leider ist er früh gestorben, und dann hatte ich niemand mehr der mir hätte helfen können - weder in der Schule noch sonst. aber dennoch meine alle, ich könnte kaum leben, und es müsste ein unglaublicher Zufall sein, dass ich nicht verhungere oder so. Das ich den Einschalter an der Waschmaschien finde. Oder den am Herd.
Muss ein Wunder sein, dass ich Abitur habe, Bundeswehr überlebt habe, beim Zimmermann gearbeitet, und danach studiert habe, mit Diplom (musste auf meine Studienstelle warten). Die Arbeit auf dem Bau finde ich rückblickend wichtig, ich habe auch dort viel gelernt.
Ich versuche mich gerade an etwas tolles zu erinnern, könnte aber nicht sagen wann ich mich zuletzt richtig gefreut habe. Weihnachten sicher nicht, das war üblicherweise einfach Stress mit all den Besuchen.
Die oben erwähnte Dampfmaschine war zwar zu Weihnachten angekündigt, gab es dann aber erst irgendwann im Frühling. Und, letztendlich war es ein wenig enttäuschend zu wissen, dass sie von einem Freund meines älteren Bruders stammt, der dem Alter entwachsen war. Ich habe zuerst mal tagelang poliren müssen bis der Dreck ab war, und dann noch mal alles auf eine neue Grundplatte montieren. Die Säge war stumpf und hat nie funktioniert, die Stanze war kappt (das waren Zusatzteile, die mitkamen, aber eben nicht in Ordnung waren).
Meine Eltern waren arm. Es war keine böse Absicht. Eine neue Dampfmaschine war nicht drin, und mein Vater hat getan was er konnte - herumgefragt, ob jemand eine hat, und breit wäre sie günstig abzugeben. Es dauerte eben länger als bis Weihnachten.
Ich hatte später viel Spass damit, und werte es immer noch als das schönste Geschenk, aber Du siehst, selbst damit sind viele schlechte Erinnerungen verknüpft, und das ist jetzt ... eh, 30 Jahre her oder so.