Mauersegler-Zugwege, Flugleistungen, Überwinterungsgebiete
Hallo Mutts, hallo zusammen,
hier mal interessante Infos aus der Mauersegler-Forschung aus Schweden und Niederlande mit neusten Erkenntnissen über Zugwege, Aufenhalstgebiete usw.;
Seglerzug z.T. auch frontal übers Mittelmeer und mitten über die Sahara !
Siehe besonders Landkarten; scrollen bis ca. Seitenmitte:
http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0041195
Landkärtchen/Zugwege anklicken zum Vergrößern !
Figur 1 A: Abzug
Figur 1 B: Heimzug der selben Mauersegler/Farblinien !
Inhaltsangabe des Wesentlichen in deutsch:
Übersetzung in deutsch gibt es nicht, da nun mal die "Lingua franca" der Wissenschaft angelsächsisch ist.
Zum Inhalt:
Åkesson et al. haben insgesamt 8 MS in Schweden mit Geo-Lokatoren ausgestattet. Diese elektronischen Geräte sind sehr klein und wiegen nur wenig mehr als 1 Gramm. Sie registrieren zeitlich Sonnenauf- und -untergang.
Daraus lässt sich die geografische Position ermitteln. Nach Rückkehr werden die Geräte den Vögeln abgenommen und die Daten ausgewertet. Von 8 Vögeln kamen 6 zurück, was nach Ansicht der Autoren mit der durchschnittlichen natürlichen Mortalitätsrate der MS korreliert.
Die ausgewerteten Daten zeigten, dass sich die Mehrheit der MS in südwestlicher Richtung bewegt und erst in der Gegend von Giberaltar das Mittelmeer queren. Auch ist auffällig, dass sie vor allem in Westafrika einen Zwischenstopp einlegen bevor sie ihr Überwinterungsgebiet im Kongobecken erreichen. Neu ist auch, dass keiner der Mauersegler weiter nach Süden gezogen ist. Sie hielten sich während der gesamten Zeit eng im Kongobecken auf. Somit ist diese Feststellung widersprüchlich zu Ringfunden von in England/Irland beringten MS weiter südlich in Sambia, Tansania, Simbabwe, Malawi und Mosambik. Die Autoren äußern die Vermutung, dass dieses relativ stationäre Überwinterungsverhalten im Kongobecken für schwedische MS gilt und andere Populationen z.B. von den britischen Inseln eventuell tatsächlich weiter nach Süden fliegen. Erstaunlich ist auch, dass die meisten beim Rückflug wiederum einen Zwischenstopp in Westafrika einlegen, wohl um dortige gute Nahrungsbedingungen zu nutzen und Energieproviant zu sammeln.
Bemerkenswert finde ich auch in den Quellenangaben ein Bericht über die Beobachtung von Übernachtungen von vor allem Jungmauerseglern im Laub von Bäumen in Schweden, was aber offenbar mit der Witterungssituation zusammenhängt.
Man sollte diese Geolokator-Technik auch mal bei Alpenseglern einsetzen. Da gibt es noch mehr offene Fragen zum Überwinterungsverhalten.
Ergebnisse niederländischer Forscher:
Bezüglich des Zuges sind mithilfe von Geologgern interessante Informationen herausgekommen. Ein Segler aus dem Grenzgebiet Groesbeek (von Raymond Klaassen/ Niederlande; bei Kleve in NRW) diente als Testkandidat in den Jahren 2010/2011:
Im Herbst 2010 hat dieser Segler am 14. Juli die Niederlande verlassen. Vom 22.-26.07.10 gab es einen Zwischenaufenthalt in Spanien/ Nähe zur portugiesischen Grenze („Auftanken“ für die Mittelmeer- und Saharaquerung). Es folgte der Kontinentwechsel über die Straße von Gibraltar, über Marokko, entlang der Landesgrenze Mauretaniens und Malis, dann erfolgte ein Kurswechsel in Richtung Südosten über Burkina Faso, Nigeria, Kamerun, um schließlich nach 25 Tagen am 08.08.2010 im Kongo anzukommen. Nach 75 Tagen Aufenthalt im Kongo, wurden ab dem 23.10.10 Ausflüge in südöstliche Richtung über Sambia, Simbabwe, Mocambique und Malawi unternommen, um sich nach 93 Tagen des Umhervagabundierens wieder im Kongo für die Frühjahresreise aufzutanken. Dieser Frühjahrsaufenthalt im Kongo dauerte vom 25.01.11 bis zum 09.04.2011 (74 Tage). Der erste Teil des Rückfluges war nicht identisch mit dem des Hinfluges. Nach einer 2000 km-Querung des Golfs von Gambia hielt sich der Segler vom 14.04.11 bis zum 28.04.11 (14 Tage) in Liberia auf (zum „Auftanken“). In einem Nonstopflug (8 Tage) überquerte er dann an der Landesgrenze von Algerien/ Marokko das Mittelmeer (knapp 400 km), um über Almeria, entlang der Ostküste Spaniens, über die Pyrenäen, wieder am 07.05.11 im Nistkasten in Groesbeek zu landen. Der Segler war auf dem Rückflug bedeutend zielstrebiger, da er die 7500 km (Liberia - Groesbeek) in 8 Tagen zurückgelegt hatte (935 km/ pro Tag). Ergebnisse von schwedischen Seglern ergeben abweichende Flugrouten und Aufenthalte.
VG
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