Sicherlich bekommt auch Hybridsorten genetisch stabil. Der Weg dahin ist im Prinzip der Gleiche, wie wenn ich mir selber eine Sorte kreuze. Beispielsweise Green Zebra x Black Cherry. Dann hab ich eben auch eine Hybride - eine Hybride aus Green Zebra x Black Cherry etwa.
Im Kern ist es keine Schwierigkeit etwas genetisch stabil zu bekommen. Man muss nur von Generation zu Generation weiterziehen. Bedeutet ich mach von Jahr zu Jahr neues Saatgut, und säe im Folgejahr immer nur das neue Saatgut. Dann wird mein Projekt mit jedem Jahr (Generation) stabiler. Ausgedrückt wird das mit der Filialgeneration - kurz F. Beispielsweise F1, F2, F3, F4 und so weiter. Deswegen steht auch normalerweise hinter einer Hybridsorte das F1.
Die genetische Instabilität nimmt mit jeder Generation um die Hälfte ab, deswegen kann man die genetische Instabilität auch in Prozent ausdrücken.
F2 = 50%
F3 = 25%
F4 = 12,5%
F5 = 6,25%
F6 = 3,1%
F7 = 1,6%
F8 = 0,8%
F9 = 0,4%
F10 = 0,2%
F11 = 0,1%
F12 = 0,0%
Die Schwierigkeit liegt darin, wie man den Hobel ansetzt. Es geht um die Selektion, oder ausgedrückt um die Auslese.
Wiegesagt eine Hybridsorte ist genetisch instabil. Auch wenn ich mir selber etwas zusammenkreuze ist das genetisch instabil.
Es macht dabei einen Unterschied, ob ich immer nur eine Pflanze im Jahr im Garten stehen hab oder eine Vielzahl. Das Ergebnis, d.h. meine samenfeste Sorte am Ende wird von sehr viel höherer Qualität sein, um so mehr Pflanzen ich pro Generation gehabt hab. So ganz pauschal jetzt mal ausgedrückt.
Warum das so ist - ein Beispiel:
Ich hab hier eine fiktive Hybridsorte, sie hat folgende Eigenschaften:
- Sie hat eine purpur-braune Fruchtfarbe - Gene: gf und y
- Außerdem sind die Früchte gestreift - Gen: gs
- Die Früchte sind oval - Gen: o
- Haben einen Nippel - Gen: bk
- Die Pflanze selbst ist determinant (Buschtomate) - Gen: sp
- Wächst zudem noch kompakt - Gen: d
Würde bedeuten: Nimmt man von dieser Hybridsorte Samen, würde 1 Samenkorn von 16384 anderen Samen die spätere F2-Pflanze die Merkmale genau so ausprägen wie die F1-Sorte.
Anders formuliert: Will man eine Hybridsorte 1:1 in eine samenfeste Sorte umwandeln bräuchte es entsprechend Pflanzen. Ist man bereit da Kompromisse zu machen darf es auch ruhig weniger Pflanzen sein. Die Konsequenz wird dann aber sein, dass vielleicht nicht die Resistenz gegen Tabakmosaikvirus weiterverbt wurde, oder die gestreiften Früchte oder der determinante Wuchs.
Eine weitere Hürde: Das o.g. fiktive Beispiel zeigt nur Merkmale, die man mit dem bloßen Auge gut zuordnen kann. Wie die Fruchtfarbe oder die Wuchsform. Da kann ich dann durch meine Reihen gehen und die Pflanze weitervermehren, die genau so die Merkmale ausprägt, wie ich es haben möchte.
Was aber ist mit Merkmalen, die da nicht so augenscheinlich sind? Beispielsweise Resistenzen, Toleranzen gegen Krankheiten?
Ist man jedes Jahr mit der Braunfäule gesegnet, bekommt man die Züchtung in diesem Bereich noch relativ einfach hin.
Was aber wenn die Hybridsorte Resistenzen gegen etwa Tabakmosaikvirus mitbringt und ich möchte das weitervererben?
Wie kontrolliere ich welche meiner Pflanzen die Resistenz in sich trägt?
Für Hobbygärtner ein nahezu unmögliches Vorhaben. Es setzt die Vorraussetzung, dass man in Besitz von diesem Virus ist. Und dann einen verantwortungsbewussten Umgang damit. Das ist sehr schwierig.
Und zum Schluss eine dritte Hürde: Im Prinzip alle Hybridsorten auf dem Markt sind per Sortenschutz geschützt. Rechtlich gesehen ist es zumindest nicht erlaubt Absaaten zu nehmen und damit zu züchten. Ich kenne aber zumindest kein Fall, wo ein Hobbygärtner dafür belangt wurde. Ich muss es aber sagen, sonst wird womöglich mir noch an den Karren gepisst.
Aber das Fazit: Stabil bekommen ist kein Hexenwerk, den Umfang dieses Vorhabens kann jeder nach persönlichem Geschmack anlegen.
Grüßle, Michi