Xenas Nachbarn sind sicher das eine Extrem. Das andere erlebe ich ständig einige Häuser weiter. Ein guter Bekannter von uns ist dort mit einer zugezogenen Nachbarfamilie beglückt worden, wovon der Mann und die Kinder eigentlich recht nett sind, was aber vollkommen untergeht angesichts Madame: Nicht arbeitstätig, vermutlich nie arbeitstätig gewesen, kaum jemals außerhalb ihres Grundstücks gesehen, vermutlich von jeder Menge psychischer Zipperlein geplagt. Aber anstatt gut angelegtes Geld in einen Psychotherapeuten zu investieren, geruht Ihro Majestät vielmehr, sich auf Kosten ihrer Nachbarn selbst zu therapieren, mit einer Anzeige nach der anderen. Der arme Kerl, unser Bekannter, kann nun mindestens einmal die Woche gespannt sein, wann ihm das nächste böse Gespräch nach Feierabend, der nächste vorwurfsvolle Zettel im Briefkasten, oder die nächste Anzeige vor Gericht die Augen weiten werden.
1.
Und dabei war er am Anfang noch unglaublich entgegenkommend, hat seine ganze Koniferenhecke (stand seit 11 Jahren dort, die Familie ist vor 2 Jahren zugezogen) komplett abgeholzt, weil die Dame sich über 2m Schatten auf ihrem Grundstück in den späten Abendstunden beschwert hatte und ihm mit Anzeige gedroht hatte. Aber er, eine wahre Seele von Mensch, bei dem man sich schon sehr lange und intensiv ins Zeug legen müsste, um sich überhaupt mit ihm streiten zu können, hat eben nicht lange gefackelt und das Problem zusammen mit seiner Hecke aus der Welt geschafft.
Aber wahrscheinlich hat sie ihm das sogar übel genommen, da ihr ja dadurch mit sofortiger Wirkung die Möglichkeit geraubt wurde, ihre bedeutungslose Existenz wenigstens einmal aufwerten zu können - und sei es dadurch, dass man sie wenigstens vor Gericht ernst nehmen muss und nicht ignorieren darf.
2.
Auch als er seinen halben Pflanzenbewuchs im Garten rausrupfen sollte, weil Madame angeblich allergisch darauf reagierte, hat er sich noch knurrend in sein hartes Schicksal gefügt.
3.
Erst als sie dann abends zornerfüllt an seiner Tür sturmklingelte, um ihn anzublaffen, was ihm einfalle, sein Auto am Gehweg vor IHREM Grundstück zu parken (platzbedingt musste er es anderthalb Meter auf Höhe ihres Gartenzauns stellen, völlig regelkonform und noch mehrere Meter von ihrer Einfahrt entfernt...), dämmerte ihm langsam, dass die gute Frau wohl doch ernstere Probleme hatte als nur histaminer Art.
4.
Mittlerweile fühlt er sich regelmäßig zur unfreiwilligen Belustigung seines Anwalts genötigt, wenn die nächste Anzeige eintrudelt. Wie zum Beispiel die, als sie ihm vorwarf, seine Katze hätte ihre Erdbeeren gefressen...
Liebe Leute, bevor ich mir sowas antue, laufe ich lieber 70 als nur 7m, um mir beim nächsten Nachbarn Sahne und Zwiebel zu besorgen. Außerdem spricht doch eine größere Distanz zum Nachbarn überhaupt nicht gegen ein freundliches oder sogar freundschaftliches Verhältnis, so etwas scheint hier aber gelegentlich in den Posts durchzuklingen. Ich halte das für eine latente Illusion.
Im Gegenteil, erst wenn man sich wirklich aussuchen kann, ob man auf Kuschel- oder auf Eremitendistanz geht, fühlt man sich doch entspannt genug, produktive Bande mit seinem Gegenüber zu knüpfen.
Konfliktminimierende Grüße (c)
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