Neues aus Ungarnland
meine Erlebnisse hier werden etwas spezieller, man freundet sich an, geht in die Familien und lernt Ecken kennen, die man als Tourist oder als nur kurz verweilender Mensch eher nicht kennenlernt.
Ein Thema: Häuserbau. Hier wurde in den letzten 10 Jahren irre viel gebaut. Als erstes fällt auf, dass hier in den Neubaugebieten die Stromversorgung unterirdisch gelegt wurde. In den alten Wohngebieten stehen hier noch die alten Holzstrommasten, die ihr vielleicht noch aus Eurer Kindheit kennt. Die Häuser werden kreuz und quer mit Strippen versorgt - sieht irgendwie ganz schön aus. Die neuen Häuser sind sehr schlecht isoliert, mit der heißen Nadel getrickt und oftmals aus eher minderwertigen Materialien. Natürlich gab es die Häuslebauerkredite aus dem benachbarten Österreich, die damals zwar günstigere Kreditzinsen angeboten haben - aber die Krise, die Ungarn schüttelt hat für einen sehr schwachen Forint gesorgt, sodass die Leute ihre Kredite (die ja in Euro aufgenommen wurden) sehr teuer zurückzahlen.
Die schlechten Materialien sorgen für hohen Energieverbrauch - noch ist Energie hier günstig - aber auch hier wird es bald teurer werden...Die Siedlungen erinnern an Amerika - aufgeräumt, kaum Bäume, viel Grünfläche, vielleicht ein wenig verspielter (Erker, Türmchen) aber die Grundfläche der Häuser ist im Allgemeinen sehr klein (hier werden viele Häuser mit nur 80m² Wohnfläche und natürlich ohne Keller gebaut)
irgendwie macht es mich traurig, dass immer gleiche Fehler immer wieder gemacht werden.
Ein weiteres Thema: es wurde einmal investiert und dann vergammelt es langsam...kein Geld, kein Interesse am Werterhalt, altes Denken, das vielleicht noch aus dem Sozialismus stammt? In neuen Restaurants wird auf Stil geachtet - aber schlecht gebaut oder am Material gespart. Wirklich schöne Teakholzstühle auf den Terrassen werden einmal angeschafft aber nach dem Aufstellen werden die Schrauben nicht mehr nachgezogen...alles wackelt, Türen schließen schon ein Jahr nach Fertigstellung nicht mehr...
Ach, ich merke, dass ich meckere. Dabei ist genau diese Nachlässigkeit auch durchaus eine Liebenswürdigkeit, die ich schätzen gelernt habe. Alles dauert superlange - man übt sich in Geduld. Beim ersten Mal klappt es nicht, macht nichts, man hat ja Zeit.
Bis zum nächsten mal, Sabine