Tilda, ich freue mich, dass Münster diese Außenwirkung hat.
Leider sieht es im Inneren anders aus. Wir profitieren davon, dass vor Jahrzehnten mal Städteplaner Mut hatten, das Fahrrad einzuplanen - was hier im Flachland und als Unistadt auch mehr als nahe liegt. Jeder Zentimeter, der heute umgeplant werden müsste, wird genauso umkämpft, wie in anderen Städten.
Wir sind eine der wenigen wachsenden Städte und stehen knapp vor dem Verkehrsinfarkt. Aber sobald jemand überlegt, große Pendlerparkplätze außerhalb der Stadt einzurichten und dann unser eigendlich schon brauchbares Bussystem noch mehr auszuweiten, dazu weitere Fahrradparkhäuser zu errichten, dann ist das Geschrei groß.
Versuche mal knapp vor Beginn der Hauptvorlesungen der großen Fachbereiche den Radweg zu benutzen - du kannst nur im Tempo des Pulks mitschwimmen, und da sind reichlich Leute bei, die sich nicht an die Regeln halten. Man wird rechts überholt, ausgebremst, hat selbst aber keinen gescheiten Platz zu überholen - Spaß macht das nicht und ohne Helm würde ich mich in dem Gewühl noch unwohler fühlen.
Es gibt einige gute Ansätze, wie einen Sammelbereich für Fahrradfahrer an einigen Ampeln direkt vorne - dann sehen die Autofahrer schon mal, dass die Fahrradfahrer existieren, bevor sie im toten Winkel untergehen. Leider sind diese Flächen zu Stoßzeiten hoffnungslos unterdimensioniert.
Der große Fahrradring, der die Innenstadt umgibt und mit dem man schnell und autofrei von A nach B kommen soll, hat nirgendwo Vorfahrt, an jeder noch so kleinen Kreuzung steht man, wartet und kann auf den kleinen Stückchen dazwischen noch allen ortsfremden Fußgängern ausweichen, denen nicht zu vermitteln ist, dass die Fußgänger an den Seiten ihre eigenen Wege haben.
Ich könnte hier noch lange so weiter machen, aber das passt nicht wirklich in den Freu-Thread. Wir schauen voller Neid und Sehnsucht über die Grenze nach Amsterdam.