Dafür hatte kaum jemand Zöliakie, schlicht und einfach, weil es kaum Getreide mit Gluten gab
Das stimmt so nicht.
Im Mittelalter trank man dünnes Bier
(natürlichen hergestellt mit Gerste), weil das Wasser zu verkeimt war und es gab durchaus Hafer, Roggen und Weizen.
Die Krankheit wurde 100 v. Ch. von Aretaeus schon beschrieben und Ende das 19. Jh. genauer von Gees untersucht und beschrieben.
Früher sind die Leute einfach an Mangelerscheinungen und Unterernährung - der Folge der Zöliakie - gestorben.
Noch in den 1970ern wäre ein Bekannter von mir als Kleinkind fast daran gestorben. Erst als man der Mutter das Sorgerecht entziehen wollte, weil sie angeblich ihr Kind verhungern lies und das Kind auf die Intensivstation einer Uniklinik aufgepäppelt werden sollte, stellte man fest, dass das Kind Zöliakie hat.
Dass heute mehr über Gluten und Zöliakie gesprochen wird, liegt wohl hauptsächlich daran, dass ein paar durchgeknallte Amis vor ein paar Jahren mal meinten, dass glutenfrei schlank macht (was übrigen völliger Blödsinn ist) und dass jetzt endlich auch der vorletzte Dorfarzt von der Krankheit gehört hat und jetzt einfach mehr Menschen diagnostiziert werden.
Die Lebensmittelindustrie findet jeden Hype toll und ist drauf angesprungen. Glutenfreie Produkte gibt es heute fast an jeder Ecke, allerdings haben die
meiner Meinung nach fragwürdige Zusammensetzungen.
Ich glaube nicht, dass die Zusammensetzung des modernen Weizens eine Zöliakie begünstig, denn bei echter Zöliakie zerstören schon kleinste Spuren (2 mg pro 100 g Lebensmittel) den Darm. Da ist es ziemlich egal, ob der Weizen jetzt 8000 oder 6000 mg Gluten pro 100 g enthält.
PS: Ich habe Zöliakie, was durch einen Zufall herausgefunden wurde. Weil die Krankheit bei mir so spät entdeckt wurde habe ich jetzt mit gesundheitlichen Dauerschäden zu kämpfen.