Braunfäule, wann Tomaten einspritzen?

  • Ersteller Ersteller Gelöschtes Mitglied 79998
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Azoxystrobin ist natürlich ein synthetisches Fungizid und eines der weltweit meist eingesetzten, weil es in nahezu allen Kulturen zugelassen ist (auch im Obst- und Gemüseanbau). Die kurative Wirkung ist relativ bescheiden, zumal dieser Wirkstoff auch sehr resistenzgefährdet ist, aber die protektive Wirkung ist überragend - und das über mehrere Wochen hinweg. Damit kann man sein Grünzeug sehr viel besser gesund halten als mit Kupfer. Und diese Strobilurine haben einen richtigen Greeningeffekt, schützen die Zellen und verlangsamen den Alterungsprozess.

Ich setze diesen Wirkstoff (Azoxystrobin) auch in sämtlichen Kulturen in der Landwirtschaft (Getreide, Raps) ein. Für Außenstehende mag das vielleicht irritierend wirken, wenn scheinbar gesunde Bestände mit einem Fungizid behandelt werden. Wenn man sich aber zwei, drei Wochen später einen behandelten und einen unbehandelten Bestand ansieht (bei ansonsten gleicher Kulturführung), dann sieht man den Unterschied recht deutlich, weil die Blätter der unbehandelten Variante von unten rauf so langsam absterben. Und wenn man die Fahnenblätter gegen's Licht hält, sieht man auch recht deutlich die Blattschäden (Läsionen), hervorgerufen durch oxidativen Stress, während die behandelte Variante sehr viel gesünder und vitaler wirkt, was sich auch in einer höheren Photosysntheserate widerspiegelt.

Im Garten spritze ich eigentlich sehr wenig - nicht weil ich irgendwelche schlimmen Befürchtungen hätte - sondern weil ich dort nur ganz geringe Mengen brauche und ich nicht will, dass der Rest der Spritzbrühe in der Rückenspritze wochenlang vor sich hingammelt. Und wegen dem einen Liter Spritzbrühe, die ich vielleicht nur brauche, mit der Pipette etwas Pflanzenschutzmittel aus dem Kanister rausziehen und mit Wasser verdünnen, will ich dann auch nicht. Normalerweise reicht 1 Liter eines Fungizids für einen ganzen Hektar
Wenn die Fungizid-Konzentration in der Spritzbrühe zu hoch ist, kann man schnell mal die Blätter verbrennen. Das gilt insb. bei den EC-formulierten Triazolen (EC = Emulsionskonzentrat) , die etwas aggressiver sind.

Dieses Jahr hatte ich von der Fungizidbehandlung im Weizen aber noch ein paar Liter übrig, was mir im Garten vollkommen ausreicht. Deswegen haben die Freilandtomaten neulich mal taudünn etwas Fungizid abbekommen. Die sind jetzt auch schon gute 70cm groß und haben schon die ersten Fruchtansätze.
 
  • Azoxystrobin ist natürlich ein synthetisches Fungizid und eines der weltweit meist eingesetzten, weil es in nahezu allen Kulturen zugelassen ist (auch im Obst- und Gemüseanbau). Die kurative Wirkung ist relativ bescheiden, zumal dieser Wirkstoff auch sehr resistenzgefährdet ist, aber die protektive Wirkung ist überragend - und das über mehrere Wochen hinweg. Damit kann man sein Grünzeug sehr viel besser gesund halten als mit Kupfer. Und diese Strobilurine haben einen richtigen Greeningeffekt, schützen die Zellen und verlangsamen den Alterungsprozess.

    Ich setze diesen Wirkstoff (Azoxystrobin) auch in sämtlichen Kulturen in der Landwirtschaft (Getreide, Raps) ein. Für Außenstehende mag das vielleicht irritierend wirken, wenn scheinbar gesunde Bestände mit einem Fungizid behandelt werden. Wenn man sich aber zwei, drei Wochen später einen behandelten und einen unbehandelten Bestand ansieht (bei ansonsten gleicher Kulturführung), dann sieht man den Unterschied recht deutlich, weil die Blätter der unbehandelten Variante von unten rauf so langsam absterben. Und wenn man die Fahnenblätter gegen's Licht hält, sieht man auch recht deutlich die Blattschäden (Läsionen), hervorgerufen durch oxidativen Stress, während die behandelte Variante sehr viel gesünder und vitaler wirkt, was sich auch in einer höheren Photosysntheserate widerspiegelt.

    Im Garten spritze ich eigentlich sehr wenig - nicht weil ich irgendwelche schlimmen Befürchtungen hätte - sondern weil ich dort nur ganz geringe Mengen brauche und ich nicht will, dass der Rest der Spritzbrühe in der Rückenspritze wochenlang vor sich hingammelt. Und wegen dem einen Liter Spritzbrühe, die ich vielleicht nur brauche, mit der Pipette etwas Pflanzenschutzmittel aus dem Kanister rausziehen und mit Wasser verdünnen, will ich dann auch nicht. Normalerweise reicht 1 Liter eines Fungizids für einen ganzen Hektar
    Wenn die Fungizid-Konzentration in der Spritzbrühe zu hoch ist, kann man schnell mal die Blätter verbrennen. Das gilt insb. bei den EC-formulierten Triazolen (EC = Emulsionskonzentrat) , die etwas aggressiver sind.

    Dieses Jahr hatte ich von der Fungizidbehandlung im Weizen aber noch ein paar Liter übrig, was mir im Garten vollkommen ausreicht. Deswegen haben die Freilandtomaten neulich mal taudünn etwas Fungizid abbekommen. Die sind jetzt auch schon gute 70cm groß und haben schon die ersten Fruchtansätze.
    Wie lang ist da die Wartezeit?
     
    Wie lang ist da die Wartezeit?

    Du kannst ja heute per Abgleich so ziemlich alles nachweisen, was gespritzt wurde und was Bio von Konventionell unterscheidet, auch wenn bei Blindverkostungen die konventionelle Ware (z.B. heimische Erdbeeren) meist besser abschneidet.
    Und die Wirkstoffe, die für den Privatanwender zugelassen sind, sind auch nicht wirklich gefährlich, zumal sich dieser Wirkstoff vornehmlich in den Blättern, genauer gesagt in der Wachsschicht, einlagert und dort ein Wirkstoffdepot bildet. Bei jeder Blattbefeuchtung (z.B. durch nächtlichen Tau) wird etwas Wirkstoff freigesetzt, der sich weiter im Gewebe verteilt und dann auch die Blattunterseite schützt.

    Die Wartezeit ist eine gesetzliche Größe, die von Kultur zu Kultur unterschiedlich ist. Es kommt natürlich immer auf die Menge an, die Du spritzt, und stark wachsende Pflanzen wie Tomaten oder Kartoffeln bauen den Wirkstoff natürlich schneller ab als schwachwachsende, wo Du allerdings auch weniger Wirkstoff benötigst.

    Ich denke, mit 14 Tagen bist Du auf der sicheren Seite, falls Du irgendwelche Bedenken haben solltest. Du isst ja nicht die Blätter sondern die Früchte. Ein leichter kurzer Sprühfilm aus 30cm Entfernung reicht vollkommen aus. Du sollst ja nicht die ganze Pflanze einnässen, dass alles tropfnass ist
     
  • Azoxystrobin ist natürlich ein synthetisches Fungizid
    Das ist eine perfekte Antwort zum Thema.
    Fragen:
    Es genügt also die Blätter nur von oben einzusprühen?
    Bei jeder Blattbefeuchtung (z.B. durch nächtlichen Tau) wird etwas Wirkstoff freigesetzt, der sich weiter im Gewebe verteilt und dann auch die Blattunterseite schützt.


    Deswegen haben die Freilandtomaten neulich mal taudünn etwas Fungizid abbekommen.
    Könnte ich auch zuviel auf die Tomatenpflanzen spritzen, was dann schadet statt hilft?

    Danke für deine superguten Erklärungen.

    Grüße Uwe
     
  • für den Anfang mal das Hexengebräu versuchen
    1l Wasser
    1/2 Päckchen Backpulver
    1El Rapsöl
    1 Spritzer Spüli
     
    Das ist eine perfekte Antwort zum Thema.
    Fragen:
    Es genügt also die Blätter nur von oben einzusprühen?

    Ja, Du musst nicht die Blätter hochheben und sie auch von unten besprühen


    Könnte ich auch zuviel auf die Tomatenpflanzen spritzen, was dann schadet statt hilft?

    Du sollst nicht die gesamte Pflanze einnässen, damit es tropft wie blöd. Es genügt, wenn sich ein feiner Nebel über die Blätter legt, der dann langsam einziehen kann. Wichtig ist vor allem, dass die jungen Pflanzenteile geschützt werden. Am besten hälst Du Dich an die Dosierungsvorgabe, baust Druck auf für eine gute Zerstäubung und bleibst ca. 30cm weg. Einfach kurz ein wenig drüberfliegen (auch seitlich) und gut ist.

    Danke für deine superguten Erklärungen.

    Grüße Uwe
     
    Wenn ich Montag wieder zu Hause bin, werde ich das erste Mal in diesem Jahr spritzen. Hoffentlich ist in der letzten Woche Alles gut gegangen.
     
    Es ist gut gegangen und da es die nächsten beiden Wochen immer trocken sein soll, habe ich nicht gespritzt. Eine Bekannte hat in einem Krankenhaus erste Anzeichen entdeckt und wird heute oder morgen das erste Mal in 2022 spritzen. Sollte der Wetterbericht sich ändern, werde ich zeitnah handeln.
     
  • @Taxus Baccata: Du hast letztes Jahr ja mit dem Lecithin experementiert - hat sich das bei dir vollständig gelöst? Lt. Anleitung soll es nämlich eine homogene, milchige Lösung werden. Bei mir ist das aber eher eine bräunliche Suspension :unsure:

    PXL_20220617_144240721 (1).jpg
     
  • Es ist gut gegangen und da es die nächsten beiden Wochen immer trocken sein soll, habe ich nicht gespritzt. Eine Bekannte hat in einem Krankenhaus erste Anzeichen entdeckt und wird heute oder morgen das erste Mal in 2022 spritzen. Sollte der Wetterbericht sich ändern, werde ich zeitnah handeln.


    Was ein Unsinn !

    Natürlich nicht im Krankenhaus sondern im Tomatenhaus.


    Diese Autokorrektur🤬🤬🤬🤬🤬
     
    Hallöchen zusammen

    Dieser Fred scheint nicht mehr der aktuellste zu sein, aber ich schreib jetzt trotzdem noch was dazu.
    Ich hatte gestern von Berufs wegen einen kurzen Onlinekurs zum Thema Multikraft, das @elis hier erwähnte. Wir haben das als Nischenprodukt ich glaube das 2. Jahr im Laden. Selber habe ich noch keine Erfahrung damit. Jedenfalls am Kurs konnten wir Bilder sehen von Gärtnereien, die damit Arbeiten, welche Vergleichsanbau betrieben haben, von Studien an Instituten und auch von quasi 'zufälligen' Entdeckungen. Aufgrund dessen bin ich dem positiv gestimmt. Die Gärtnereien sind mir ein Begriff, es sind auch Lieferanten von uns und somit kenne ich die Qualität der ausgelieferten Pflanzen. Und auch die Qualität von anderen Lieferanten😇

    Wir haben eine Flasche zum Testen gekriegt und ich überlege mir, das dieses Jahr anzuwenden, evt. Auch im Vergleichsanbau. Sofern mir das aufgeht und ich genug konsequent arbeiten kann, würde ich euch dann Fotos liefern wenn ihr Interesse habt.
    Für mich ist sie Sache noch offen, aber es scheint was dran zu sein.

    Liebe Grüsse
     
    Hallo @DanielaK ,
    kannst du bitte kurz erklären, worum es dabei geht?
    Pflanzenstärkung um eine größere Widerstandskraft zu erreichen, biologisches Pilzmittel, oder was?
    Und was ist das Problem in der Anwendung?

    Ich glaube, an Deinem Erfahrungsbericht wären einige hier sehr, sehr interessiert. Ich auch. Ich habe nämlich derzeit nur einen Unterstand für drei bis vier Tomatenpflanzen. Grösser geht nicht und ein Anbau im Freiland ist vor zwei Jahren derart in die Hose gegangen, dass ich auf einen erneuten Versuch verzichtet habe.
     
    @Platero und wen es sonst noch interessiert:

    Es geht hier um sogenannte Pflanzenstärkung. Das heisst, es ist kein Ersatz für Dünger und auch keine Garantie niemals Probleme mit Pilzen oder Schädlingen zu haben, aber offenbar senkt es das Risiko massivst. Soweit ich gestern erfahren habe, geht es darum, ein positives Millieu in und um die Pflanze zu schaffen (Quervergleich zum Mensch mit seiner komplexen Darmflora die sehr viel beeinflusst).

    In den Produkten, die wir für den Privathaushalt anbieten sind Dinge drin wie Milchsäurebakterien, Phyto-weissnichtmehr- wiegenau und Hefepilze. Dieses sind die berühmten effektiven Mikroorganismen. Die kommen grundsätzlich eh vor, aber wie zahlreich hängt von vielen Faktoren ab. Je mehr, desto besser. Dazu hat es in diesen Produkten noch Zusatzstoffe wie Mineralien und Pflanzenextrakte. Hier wurden v.a. Schachtelhalm, Brennessel, Chili und Knobi hervorgehoben, da diese auch unseren Kunden geläufig sind. Sind sicher noch paar mehr drin😉.

    Die Idee dahinter ist es, eine sehr vitale Pflanze zu haben und gleichzeitig das Umfeld für Schadorgsnismen so unattraktiv wie möglich zu gestalten. Als Beispiel: Läuse finden Brennessel zum 🤮 also wollen sie gar nicht erst anrücken.

    Das "Problem" ist bei der Anwendung, dass man es regelmässig und idealerweise von Anfang an machen muss. Da bin ich persönlich nicht so fleissig und genau. Je nach den was sonst noch läuft, werden bei mir Pflanzen durchaus auch mal nur 'am Leben erhalten'😉.
    Es gibt Mittel zum Aufsprühen und Mittel zum Giessen.
     
    Danke für die Erklärung, @DanielaK !
    Das hört sich spannend und grundsätzlich nicht unbekannt an. Zellstruktur mit Schachtelhalmtee stärken, Widerstandskraft der Pflanze durch gesunden, lebendigen Boden stärken, usw. das sind grundsätzlich ja die Dinge, die organischen Anbau von konventionellem Anbau unterscheiden. Doch meist ist es im Verlauf des Gartenjahres unmöglich, die ganzen Einzelmaßnahmen konsequent anzuwenden. Ein Mittel, das zumindest einige Fliegen mit einer Klappe schlägt, wäre also schon sehr praktisch.
    Dann bin ich mal gespannt, was du im Verlauf der Saison berichtest. Insbesondere ein Vergleichsanbau bei Freilandtomaten wäre super spannend!
    Viel Erfolg!
     
    @Platero und wen es sonst noch interessiert:

    Es geht hier um sogenannte Pflanzenstärkung. Das heisst, es ist kein Ersatz für Dünger und auch keine Garantie niemals Probleme mit Pilzen oder Schädlingen zu haben, aber offenbar senkt es das Risiko massivst. Soweit ich gestern erfahren habe, geht es darum, ein positives Millieu in und um die Pflanze zu schaffen (Quervergleich zum Mensch mit seiner komplexen Darmflora die sehr viel beeinflusst).

    In den Produkten, die wir für den Privathaushalt anbieten sind Dinge drin wie Milchsäurebakterien, Phyto-weissnichtmehr- wiegenau und Hefepilze. Dieses sind die berühmten effektiven Mikroorganismen. Die kommen grundsätzlich eh vor, aber wie zahlreich hängt von vielen Faktoren ab. Je mehr, desto besser. Dazu hat es in diesen Produkten noch Zusatzstoffe wie Mineralien und Pflanzenextrakte. Hier wurden v.a. Schachtelhalm, Brennessel, Chili und Knobi hervorgehoben, da diese auch unseren Kunden geläufig sind. Sind sicher noch paar mehr drin😉.

    Die Idee dahinter ist es, eine sehr vitale Pflanze zu haben und gleichzeitig das Umfeld für Schadorgsnismen so unattraktiv wie möglich zu gestalten. Als Beispiel: Läuse finden Brennessel zum 🤮 also wollen sie gar nicht erst anrücken.

    Das "Problem" ist bei der Anwendung, dass man es regelmässig und idealerweise von Anfang an machen muss. Da bin ich persönlich nicht so fleissig und genau. Je nach den was sonst noch läuft, werden bei mir Pflanzen durchaus auch mal nur 'am Leben erhalten'😉.
    Es gibt Mittel zum Aufsprühen und Mittel zum Giessen.

    Liebe Daniela, schau mal da rein, da sind viel gute Tips. Ich arbeite ja schon ca.20 Jahre mit EM und bin sehr zufrieden. Aber ganz sicher hilft es nicht bei Braunfäule. Ich habe aber vielleicht nicht oft genug gespritzt. Aber die Pflanzen sind auf alle Fälle viel stabiler und gesünder. Ohne Dach geht bei uns nichts bei den Tomaten. Wir haben einfach zu hohen Luftfeuchtigkeit. Ich habe Tomaten schon im Freiland gehabt, manchmal geht es gut, aber wenn es zuviel regnet, dann kommt die Braunfäule doch. Ich wünsche Dir viel Erfolg mit EM, ich kann mir das ohne gar nicht mehr vorstellen. Ich putze ja auch damit und gebe sie auch in die Waschmaschine. Mein Kater bekommt es auch ins Futter, er hat den ganzen Sommer keine Zecken. Ich könnte da ganze Romane erzählen.
     
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