Auf einer Art geb ich dir da Recht.
Aber keiner kann urteilen er kann seine Meinung sagen aber mehr nicht.Wie kann einer über uns hier Urteilen der noch nicht einmal hier im Osten war,wie will er wissen wie wir wirklich gelebt haben und wie es uns ging?
Wenn ich mir eine ( sofern ich denke, naturgemäß immer subjektive) Meinung bilde, dann ist das auotmatisch auch mit einer Beurteilung verbunden - ich urteile also. Und dieses Recht will ich niemandem abstreiten obwohl dabei häufiger auch Meinungen herauskommen, die mit "nicht relevant" noch nett umschrieben sind.
Zum Thema DDR:
Ich bin dort geboren und danke meinen Eltern, dass sie klug genug waren, nicht zu bleiben bis sie im Knast gelandet wären. Sie waren keine Regimegegner sondern eher Funktionäre (insbesondere mein Vater) - allerdings solche mit Idealen. Und für solche, denen es um die Sache und nicht ums Prinzip zum eigenen Vorteil ging, war schon 1957 in der DDR kein Platz mehr. Zwar war die Stasi zu dieser Zeit noch nicht etabliert genug um jedermann professionell kontrollieren (und manipulieren) zu können, aber das wurde wohl durch das Denunziantentum gut kompensiert.
Propaganda, "Maggelei", Erpressung und Korruption kennzeichneten schon wenige Jahre nach Staatsgründung das System und wer sich - wodurch auch immer - angreifbar machte, tat gut daran, diesen Sumpf zu verlassen. Leider konnte dieser - aufgrund der weltpolitischen Lage, die dann auch zum Mauerbau führte - nicht früh genug durch Abwanderung oder Massenproteste der Bevölkerung trockengelegt werden.
Ich habe mich vor etlichen Jahren durch 100te Seiten private Ost-West-Korrespondenz hauptsächlich von 1957 bis 1965 gelesen und kann seitdem für das "System" nur Verachtung empfinden. Es hat - schon auf der "kleinbürgerlichen Ebene" - sein Volk kaputt gemacht. Die einen haben's gemerkt, andere nicht und vielen war es - solange sie satt wurden - offenbar weitestgehend egal. Das (mich) erschreckendste ist jedoch die Tatsache, dass ich Jahre nach dem Mauerfall immer noch auf Leute getroffen bin (teilweise solche, über die in o.a. Briefen berichtet wurde), die dem System nachtrauerten (und wenn sie nicht gestorben sind, dann tun sie's wohl heute noch). Ähnlich enttäuschend empfinde ich die Reaktionen (in Ost und West) auf den Verlauf des Einigungsprozesses. Schon der berufsmäßige Optimismus von Kanzler Birne ist mir seinerzeit auf die Nerven gegangen - die heutige Enttäuschung tut es auch. Woher sind denn bloß diese unrealistischen wirtschaftlichen Erwartungen, die nie und nimmer erfüllbar waren/sind, gekommen und geistiges Allgemeingut geworden?
Zum irgendwo angeschnittenen Thema Stasi und Auslandsaktivitäten/"-Aufklärung":
Auch das wird - insbesondere von "Westbürgern" - gerne unterschätzt. Eigene Erfahung:
Gegen Mitte der 1970er Jahre erlaubte ich mir als BW-Angehöriger selbst einen Wochendbesuch in Westberlin unter Benutzung der Transitstrecke. Noch vor meiner Rückkehr wusste ein Vorgesetzter (mit dem ich "im Dauerklinch lag) davon, obwohl dies nicht in seine Zuständigkeit fiel. Ich konnte mit Sicherheit ausschließen, dass er die Information über MAD oder BND bekommen hat. 1990 wurde er wegen Spionage für das MFS veruteilt und mein entsprechender Verdacht (Info direkt durch DDR-Behörden) bestätigte sich. Die Tentakel des MFS waren tatsächlich lang....
Man wusste offenbar mit meinem Namen etwas anzufangen - hier die Position eines Spiones zu festigen.
Grüße
TB