Wachsen lassen, oder mähen?

[blümchenpflücker]

Hallo,
wir haben unseren relativ ungepflegten Rasen aufgrund der Hitze jetzt etwas länger nicht gemäht. Er wird sonst wöchentlich gemäht, ca. alle 6-8 Wochen gedüngt und nicht gewässert. Zwischenzeitlich war auch alles ziemlich verbrannt, aber nach einem kräftigen Regenguss wurde schnell wieder alles grün. Es darf dort auch wachsen, was wachsen will. Nun fällt auf, dass einige Gräser schon sehr hoch stehen und blühen. Ist das gut, oder schlecht? Mähen (nicht zu tief) oder weiter wachsen lassen. Beim nächsten Regen wäre auch düngen wieder dran.
Danke schon mal und
LG vom Blümchenpflücker

 

[Platero]

Wenn es Blüten/Samen von erwünschten Rasengräsern sind, dann ist das gut, bzw. nicht schlecht.
Wenn es Ungräser oder anderes nicht so gern gesehenes Beikraut ist, dann mähen, bevor die Samen ausreifen können.

Wo ist dein Problem?

 

[blümchenpflücker]

Genau das ist mein Problem. Sind es Ungräser, dann würde ich möglichst bald mähen, oder ist es gut, wenn die Samen ausreifen und sich ausbreiten?

 

[Platero]

Die Gräser auf deinen Fotos kann ich nicht identifizieren. Vielleicht weiß @Pluto mehr?

Bei Ungräsern ist es natürlich nicht gut, wenn die Samen ausreifen….

 

[Linserich]

Wenn ich du wäre, würde ich so oder so mähen. Auch Blumenwiesen werden einmal, oft auch zweimal gemäht. Rasen hast du ja genug, da brauchst du nicht unbedingt noch weitere Samen. Lieber keine Samen als unerwünschte Samen.

 

[Pluto]

Auf dem ersten Bild sind wohl die Ähren des Weidelgrases zu sehen. Da gibt es allerdings gutes und weniger gutes. Das gute ist das Ausdauernde (Deutsche, in Österreich und der Schweiz aber Englisches (!) Raygras) Weidelgras. Dessen Ährchen haben keine Grannen. Und es gibt das Einjährige (Welsche, Italienische) Weidelgras. Dort sind Grannen an den Ährchen vorhanden. Ebenfalls Ährenbildet aber auch die Quecke. Deren Ährchen tragen auch Grannen, sitzen aber mit der breiten Seite an den Ährenachse und dichter zusammen.
Ausdauerndes Weidelgras:

Einjähriges Weidelgras:

Quecke:

Daneben gibt es noch weitere Weidelgräser, die aber kaum verbreitet sind. Das Ausdauernde Weidelgras ist Bestandteil fast aller Rasenmischungen, aber auch das Einjährige findet man in billigen Mischungen. Quecke will aber niemand haben.

Das Gras auf dem dritten Bild und wohl auch neben dem Ähren bildenden Gras auf dem zweiten Bild könnte ein Straußgras sein. Dafür spricht die Rispe mit den vielen Seitenästchen, die kleinen Ährchen und die Blütezeit. Die Straußgräser haben relativ kurze allmählich zugespitzte Blätter, die oben fein gerieft sind und unten matt. Das Blatthäutchen ist beim Roten Straußgras bis 2 mm lang, bei Weißen Straußgras 2-6 mm.

Auch die Straußgräser sind in manchen Mischungen vorhanden. Machen aber nur Sinn in Kurzschnittrasen und sind sonst tatsächlich unerwünschte Gräser. Weil beide Ausläufer bilden, leider schwierig zu entfernen.

Um eine weitere Verbreitung zu vermeiden ist es sicher sinnvoll die Blütenstände zu entfernen.

 

[reval]

Wenn ich du wäre, würde ich so oder so mähen. Auch Blumenwiesen werden einmal, oft auch zweimal gemäht. Rasen hast du ja genug, da brauchst du nicht unbedingt noch weitere Samen. Lieber keine Samen als unerwünschte Samen.

Das kann man nur bedingt vergleichen. es kommt darauf an, ob die Blumenwiesen absichtlich angelegt wurden, oder nicht, und für was, z.B. für Insekten.
in Naturschutzgebieten z.B. lässt man sie wachsen, und mäht absichtlich erst nach dem Samenflug. In manchen Fällen wird garnicht gemäht, sondern lässt sie beweiden, je nachdem was man bezwecken möchte, mit Kühen, Schafen oder Ziegen.
Im Heimgarten siehts natürlich anders aus, je nach dem, was man für einen Garten möchte. Ich z.B. bin der Typ, wachsen lassen, was wächst. Ich mag keine grüne Rasenleiche, hier blühen Gänseblümchen, Löwenzahn, Klee, Günsel usw. ist eine lebendige Wiese mit Insekten, selbst wenn mal eine kleine Maus durch den Garten saust, soll sie. Leben und wachsen lassen.
Ist Ansichtssache.

 

[blümchenpflücker]

Danke für all die ausführlichen Erklärungen. Ursprünglich wurde die Fläche vor über 30 Jahren als Rasen angelegt. Mittlerweile haben wir (auch aus Altersgründen) die Pflege auf mähen und düngen reduziert, es wächst also auch so einiges andere auf der Fläche. Bei fast 1000 qm rund ums Haus geht es nicht anders.
Mir fiel nur auf, dass das Gras bei dieser Hitze kaum gewachsen ist, aber die langen Blütenstengel extrem zugenommen haben. Hatten wir bisher noch nie. Werde also demnächst mähen, wenn's wieder trocken ist. Gab gerade einen kurzen Regenguss. Dankeschön

 

[Pluto]

Mir fiel nur auf, dass das Gras bei dieser Hitze kaum gewachsen ist, aber die langen Blütenstengel extrem zugenommen haben.

Das ist genau die Reaktion, die viele Gräser auf extreme Trockenheit und Hitze zeigen sollen. Die Photosynthese wird eingestellt, das Gras lebt von den gespeicherten Vorräten und dann werden Nottriebe mit Blütenständen gebildet. Gerade beim Weidelgras bleiben nach dem Abmähen leider harte Stoppeln zurück, die noch lange erhalten bleiben. Das gehört zu den negativen Eigenschaften des Weidelgrases.

 

[SebDob]

Meinem Nachbarn habe ich nach 3 Jahren zureden auch beibringen können, dass er nur auf höhster Stufe die Stoppeln kürzt, nicht auf 35mm dem Gras den garaus macht. Der hat Sandwüste ohne Wasser und Pflege, was wächst das wächst...