Vorlesen - find ich gut!

Martin Suter: “Allmen und der rosa Diamant”

Gemütlicher kleiner Krimi um ein weiteres Abenteuer des Hern von Allmen

Den Protagonisten kennen wir ja schon aus dem “Libellen”-Roman. Der schöngeistige, aber notorisch klamme Bonvivant hat seinen Entschluss wahr gemacht und zusammen mit seinem Butler Carlos die Detektivagentur "Allmen International Inquiries" zum Wiederauffinden gestohlener Kunstgegenstände gegründet. Erstmals hat er jetzt einen wirklich dicken Auftrag geangelt, der ihn über die schweizer Landesgrenzen hinaus führt.

Die vergnügliche Sprache, die feine Ironie und trockene Dialoge machen die Lektüre sehr kurzweilig. Suter spielt mit dem Gegensatz zwischen arm und reich. “Wer Geld hat tut sich leichter mit dem Reichsein” doziert Allmen ohne jede Herablassung. Er selbst beherrscht die Kunst, auch ohne Geld den Schein zu wahren. Erstmals in seinem Leben muss er sich diesmal jedoch damit zurechtfinden, höchstpersönlich in einem Supermarkt einzukaufen - was ihm schon ein bisschen peinlich ist.

Leider bleiben die Figuren diesmal etwas blass. Wichtigstes Charakteristikum der Hauptfigur ist nach wie vor der gewohnt exzessive Lebensstil. Bedauerlich ist der magere Umfang des Romans.

Gert Heidenreichs lustvoller und ironischer Vortrag beschert dem “Leser” ein “Wiedersehen” mit lieben alten Bekannten. Vor allem die unverwechselbare Sprache von Carlos würde man unter Tausenden herauskennen. Ich freue mich schon auf den dritten “Fall”
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Eoin Colfer: “Der Tod ist ein bleibender Schaden”

    temporeiche, völlig irre Räuberpistole mit viel Witz und einigen Härten

    Der irische Hüne Dan McEvoy ist Ex-Soldat und arbeitet als Türsteher in einer Bar. Er ist ein richtig harter Hund und schwer verschroben, aber tief im Inneren ein herzensguter Kerl. Als eine Freundin Dans ermordet wird, ermittelt er auf eigene Faust, und wird achterbahnartig von einer surrealen, misslichen Situation in die nächste katapultiert.

    Die Sprache ist überaus gepflegt und schnodderig zugleich. Die Erklärungen staubtrocken, die Dialoge eigenwillig und die Beschreibungen plakativ und deftig. Der Ich-Erzähler Dan geizt nicht mir Erläuterungen, die dem nicht-kriminellen Leser die Regeln im Umgang mit dem “Milieu” verständlich machen.

    Peter Lohmeyers leicht nasale Sprechweise hört sich irgendwie erkältet an, was nur während der ersten Sätze irritiert. Seine Erzählstimme ist herrlich lakonisch, die frechen Dialoge spricht mit gebührender Rotzigkeit. Er verleiht den Figuren nicht nur eigene Stimmen, sondern bringt auch noch deren momentane Befindlichkeit zum Ausdruck. Ein Hammer Vortrag. Selten so gelacht.

    Textprobe :
    (nach einem Vorfall in der Bar provoziert Dan einen unangenehm auftrumpfenden Rechtsanwalt mit türsteherlehrgangmäßig korrektem Verhalten dazu, ihn mit einem Finger anzutippen): "'Das hätten Sie nicht tun dürfen, Sir' sagte ich traurig."

    Gewidmet ist das Werk übrigens Ken Bruen. Wer die “Jack Taylor”-Reihe mag, dem wird auch dieses Buch gefallen.
     
    Martin Suter: “Allmen und die Dahlien”

    dritter Teil der exquisiten kleiner Krimiserie aus der Schweiz

    Und noch ein Fall um das exzentrische Detektivduo, das diesmal von Carlos kolumbianischer Freundin Maria Unterstützung erhält. Ein gestohlenes Bild soll diskret wiederbeschafft werden. Schauplatz ist ein in die Jahre gekommenes Grandhotel, das schon bessere Tage gesehen hat. Das Ambiente wird so vortrefflich beschrieben, dass man inmitten der dekadenten Umgebung den Staub von Jahrhunderten förmlich zu riechen glaubt.

    Wieder steht weniger die Spannung im Vordergrund des Romans, als vielmehr Lebensstil, Genuss und Umgangsformen. Dass dem schon abgeschlossenen Fall zu guter Letzt noch ein offener Schluss aufgepfropft wird stört mich nicht, sondern lässt auf eine Fortsetzung der “Trilogie” hoffen.

    Gert Heidenreich liest auch diesen “Allmen” mit Bravour. Diesmal kann er zeigen, dass er auch ein augenzwinkerndes “schwul” in seinem Repertoire hat. Die hochbetagte Auftraggeberin versieht er mit der Ausstrahlung eines Furcht einflößenden Bullterriers, mit dem man sich nicht gerne anlegen würde. Ein nettes Büchlein, witzig und lebendig gelesen.

    Leseprobe:
    “Der alte Dauergast saß bewegungslos, in sich zusammengesunken, in seinem Stuhl, als wäre er zwischen zwei Bissen gestorben.” (tatsächlich stellt sich etwas später heraus, dass der steinalte Knabe mitten im Speisesaal gestorben ist) “‘Er hat gegessen, und dann war er tot’. ‘Sehr diskret’.”
     
  • Andreas Franz “Unsichtbare Spuren”

    hölzerner Thriller über einen umtriebigen Serienmörder

    Weil Mama und die Gattin (und bald auch das ältere Töchterlein?) so gemein zu ihm sind, muss “Butcher” seinen Frust dadurch kompensieren, dass er alles mordet, was Beine hat und ihm in die Hände fällt.

    Die Sprache ist schlicht, die Dialoge platt. Auch das Ermittlerduo kommt etwas fade daher. Zu Beginn fesselt noch die zynische Art des Serienmörders, doch In der großen Masse vermögen die Tötungen gegen Ende zu kaum noch zu schockieren.

    Der nüchterne Vortrag von Stephan Benson bringt auch kein rechtes Leben in die Bude. Genau so sachlich hätte Eduard Zimmermann über die Missetaten berichtet, einschließlich des hart gerollten “R”.
     
  • Colin Cotteril: “Dr. Siri und seine Toten”

    Ein etwas anderer Gerichtsmedizinerkrimi, schräg, chaotisch, warmherzig.

    Laos 1976, kurz nachdem die Kommunisten die Regierung übernommen haben. Das Land ist am Boden und die Menschen arm. Eigentlich wollte sich Dr. Siri mit 72 aufs Altenteil zurückziehen, doch da das Komitee den Mediziner kurzerhand zum ersten, ältesten und einzigen Pathologen Laos ernannte, musste er sich sein nicht vorhandenes pathologisches Wissen aus jahrzehntealten französischen Lehrbüchern anlesen. Dies ist nun, zehn Monate nach seiner Ernennung, sein erster richtiger Fall als Pathologe.

    Mit viel Humor und Einfallsreichtum findet der pfiffige Doktor trotz seiner spärlichen Möglichkeiten zielsicher die richtigen Diagnosen. Die vorlaute Krankenschwester Dtui und der am Down-Syndrom leidende Geung stehen ihm dabei treu zur Seite. Ganz nebenbei erfährt der Leser einiges über ein Land, das bei uns weitgehend unbekannt ist. Wunderbar die Schilderung, wie der unerschütterliche Dr. Siri erstmals im Leben ganz scheu ein Telefon benutzt (von dem es in Laos zu dieser Zeit insgesamt nur 900 Apparate gibt).

    Das Buch bezaubert durch Hintergründigkeit, Ironie und Wortwitz. Selbst makabere Situationen werden mit trügerischer Leichtigkeit geschildert. Die Handlung mag dick aufgetragen sein (mystische Situationen inbegriffen), doch der Protagonist wirkt stets authentisch. Was die “Dr.-Siri”-Reihe so unwiderstehlich macht, sind die Lebensumstände zwischen Mangel, Bespitzelung und sozialistischen Parolen, der stete Kampf mit der kommunistischen Bürokratie, Dtuis scharfe Zunge und Geungs naive Sicht der Welt.

    Diese Parade-Sprechrolle steht natürlich Jan Josef Liefers wie angegossen zu Gesicht. Er liest denn auch mit Leidenschaft und einem Vergnügen, das sich auf den Leser - Pardon, Hörer - überträgt. Sein Dr. Siri ist kauzig und listig, doch bei alledem gottlob kein zweiter Professor Börne.


    Textprobe (Prolog): “Tran, Tran und Hoc brachen durch die letzten Wolken der Regenzeit. Die warme Nachtluft verzerrte ihre Lippen zu einem gequälten Lächeln und ließ ihnen die Haare buchstäblich zu Berge stehen. Sie fielen, in perfekter Formation, wie Hagelkörner. Für elegante Figuren oder waghalsige Kunstflüge war keine Zeit. Sie folgten einfach den Bomben, die mit rosa Nylonschnur an ihren Fußgelenken befestigt waren. ”
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Charles Bukowski: “Der Mann mit der Ledertasche”

    Roman mit autobiographischem Hintergrund

    Mein erster Bukowski beginnt schon mal enttäuschend unschmuddelig. Der Ich-Erzähler Henry Chinaski fügt sich anfangs klaglos in den harten Alltag eines Aushilfszustellers. Viel mehr als die Schikanen, die Ausbeutung und die stressige Zustellung (deren ausführliche Schilderungen mich sehr an Erfahrungen eines Semesterjobs erinnerten) zermürbt ihn jedoch der Kontrollwahn des beamtenartigen Apparats. Hervorragend die Dialoge, bei denen er dem Reglementierungswahn seines Arbeitgebers mit widerwilliger Gleichgültigkeit bis zunehmend hin zu genervter Renitenz begegnet.

    Der Alkoholiker ist absolut kein Vorzeigearbeitnehmer. Sind ihm private Dinge wichtiger, so läßt er ohne großes Federlesens die Arbeit links liegen. Auch privat entspricht sein Verhalten nicht den bürgerlichen Normen. Er gibt seiner Wettleidenschaft nach und ist für sexuelle Abenteuer jederzeit aufgeschlossen. Henrys Wahrnehmung der Frauen ist sehr physisch und gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Trotzdem sind die Schilderungen des Beziehungsalltags durchaus gefühlig und enthalten auch leise Töne.

    Der Schreibstil ist streckenweise ziemlich vulgär, punktet aber durch beißenden Sarkasmus und erfrischende Selbstironie.

    Ob der sensible Matthias Brandt dem doch sehr profanen Schreibstil Bukowskis gerecht wird? Aber absolut. Er ist als Sprecher eine exzellente Wahl. Sein resignierter Jammerlappentonfall bei der Schilderung der ersten harten Jahre im Postjob geht schleichend in genervte Aufmüpfigkeit über. Einfach genial das lakonisch nachäffende Vorlesen der häufigen schriftlichen Ermahnungen und Belehrungen seines Arbeitgebers, das stellenweise in unbeherrschten Zorn umschlägt.

    Selbst der situativ befreiende Satz: “Plötzlich musste ich mich setzen und scheissen. Es tat richtig gut.” kommt ihm völlig ungerührt von den feingeistigen Lippen.
     
    Zuletzt bearbeitet:
  • Wulf Dorn: “Kalte Stille”

    Etwas dick aufgetragener, aber atmosphärisch dichter Psychiatriekrimi

    Jan hat vor 23 Jahren unter geheimnisvollen Umständen Bruder und Vater verloren - mit ein Grund, weshalb er Psychiater wurde. Als er eine Stellung in der Waldklinik, der psychiatrischen Klinik seines Geburtsortes, annimmt, wird er Zeuge mysteriöser Selbstmorde von Patientinnen. Auch darüber hinaus geizt der Krimi nicht mit Todesfällen und Mordversuchen.

    Da in der Waldklinik auch mit Hypnose gearbeitet wird, drängt sich rasch der Verdacht auf, dass der Grund für die rätselhaften Selbstmorde in der Klinik zu suchen ist. Der showdown ist ausgiebig und wahrhaftig melodramatisch. Dabei gelangen - wen wundert’s - auch die Hintergründe von Jans tragischer Vorgeschichte ans Tageslicht.

    Der großartige David Nathan gibt dem etwas verworrenen, aber insgesamt leicht verdaulichen Roman eine kalte, gruselige Atmosphäre. Mit seiner nordisch markanten Stimme verkörpert er die Personen so stimmig, dass man sie förmlich vor sich sieht. Überragend gut liest er den hoch emotionalen Part, in dem sich der nicht ganz zurechnungsfähige, vor Zorn und Erregung bebende Täter zu seinen Untaten bekennt.

    David Nathan macht das durchaus lesenswerte Buch zu einem packenden Hörvergnügen mit Schaudergarantie.
     
    Thomas Thiemeyer: “Der Palast des Poseidon”

    Kreuzbraver Jugend-Abenteuerroman mit Fantasy-Elementen

    Eine illustre Forschergruppe macht sich auf, herauszufinden, was es mit dem Verschwinden von Schiffen vor den Küsten Griechenlands auf sich hat, nachdem ein Überlebender etwas von einem Seeungeheuer erzählt hat. Doch was sie auf dem Meeresgrund erwartet, hätten sie sich selbst niemals ausmalen können...

    Dieser zweite Teil der “Chroniken der Weltensucher” enthält zahllose Anspielungen auf Jules Verne. Bei insgesamt flüssigem Schreibstil sind die antiquiert wirkenden Dialoge ein echtes Highlight. Einfach nett zu hören die treuherzige Höflichkeit, mit denen unsere Helden auch noch den schlimmsten Bösewichtern begegnen.

    Dietmar Wunders anpassungsfähige und abwechslungsreiche Stimme haucht der Geschichte zusätzliches Leben ein. Die verschiedenen Stimmen, die er für die einzelnen Charaktere verwendet, passen sehr gut zu deren Gefühlslage.
     
    Jo Nesbo “Headhunter”

    Blitzsauber konstruierte Kriminalgroteske mit fäkalfixierter Ekelszene

    Der arrogante Ich-Erzähler Roger zieht als Headhunter alle Register psychologischer Gesprächsführung. Geschickt luchst er seinen Kandidaten dabei nützliche Informationen ab, wo sie eventuell wertvolle Kunst aufbewahren, und wie diese gesichert ist. So kann er sich durch Diebstähle ein stattliches Zubrot verdienen, mit dem er seine attraktive Gattin bei Laune hält.

    In dem nachtragenden Clas Greve hat er seinen Meister gefunden. Bei der Jagd auf Leben und Tod erweist sich der ehemalige Elitesoldat Clas als ein “Headhunter” mit besonderen Talenten und Möglichkeiten, der Roger beim Kampf ums nackte Überleben in äußerst missliche Situationen treibt.

    Die Sprache ist flüssig und bildreich, dabei von lakonischem Witz. Pfiffig konstruiert der vorgezogene Showdown, bei dem Roger das Kunststück gelingt, alle zu beklagenden Toten (von denen er selbst immerhin zwei auf dem Kerbholz hat) allein seinem Widersacher in die Schuhe zu schieben.

    Johannes Steck liest ironisch-locker. Seine angenehme, leicht heisere Stimme verfehlt auch bei diesem nur halb ernst zu nehmenden Krimi ihre einnehmende Wirkung nicht.

    Textprobe
    (Roger wurde unter Mordverdacht in ein Polizeiauto verfrachtet, wo er auf der Rückbank fest zwischen zwei extrem massigen Polizisten eingeklemmt saß):

    ”Die Munnsen-Zwillinge atmeten in gleichmäßigem Takt, was bedeutete, dass ich alle vier Sekunden zusammengedrückt wurde wie eine Majonnaisetube” Eine gruselige Kollision und einen dramatischen Absturz später: “Dass ich selbst noch am Leben war, hatte ich einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass die Munnsen-Familie zur Fettleibigkeit neigte, welche ihre Körper zu perfekten Airbags machte. ”
     
    auch wenn ich immer noch kein Freund von Hörbüchern bin, mit Jo Nesbø hast Du einen Diamant unter den Krimiautoren ausgesucht ... noch besser als der Headhunter sind die Larve, Koma, der Fledermausmann und Schneemann ...

    und Bukowsky (z.B. F***machine) solltest du auf Englisch hören ... das sollte dann am besten Shane Mac Gowan lesen ...

    n.
     
  • ... noch besser als der Headhunter sind die Larve, Koma, der Fledermausmann und Schneemann ...


    Die Larve hat mich schwer beeindruckt, mit tiefer Düsternis und dem unverwüstlich raubeinigen Ex-Cop Harry Hole. Die anderen stehen schon in der Queue.



    und Bukowsky (z.B. F***machine) solltest du auf Englisch hören ... das sollte dann am besten Shane Mac Gowan lesen ...

    n.


    höi, seh ich deine Prinzipien bröckeln? :D:)

    "F***machine", da klingelt doch etwas in den tiefsten Abgründen meines Gedächtnisses. :d

    "Petey die Eule", der alte dingsda-Lutscher - wie schön eigentlich, dass ich den verdrängt hatte. Bin mir nicht so sicher, ob ich den auf englisch neu aufwärmen möchte...
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Leonardo Padura: “Ein perfektes Leben”

    Erster Roman des Havanna-Quartetts

    Teniente (=Leutnant, hier Polizist) Mario wird mit der Suche nach dem verschwundenen prominenten Industriellen Rafael Morín beauftragt. Es stellt sich heraus, dass Mario den wohlhabenden und hoch angesehenen Rafael von der Schule her kennt. Schon frühzeitig vermutet Mario Korruption als Grund für Rafaels Verschwinden.

    Was sich nach Krimi anhört, ist lediglich Rahmenhandlung eines völlig actionfreien Gesellschaftsromans, der im Jahr 1989 spielt und interessante Einblicke in das Leben auf Kuba gewährt. Nicht ohne Melancholie, und dennoch leicht erzählt.

    Martin Armknecht hat eine angenehme, kultivierte Stimme. Er betont goldrichtig, gibt den Figuren Stimmen, liest in einem sehr schönem Rhythmus, mit kunstvoll austarierten Dehnungen. Und nervt trotzdem.

    Man stelle sich vor, dass jemand alle Leerzeichen innerhalb der Sätze entfernt, und die resultierenden Bandwurmsätze dann in perfekter Intonation, jedoch ohne allzuoft abzusetzen, herunterliest. So liest Martin Armknecht. Es strengt an, diesem wohlklingenden, selbstverliebten Redefluss die Informationen zu entnehmen, die man braucht, um der Geschichte folgen zu können.
     
    Justin Cronin: “Der Übergang”

    Düsterer, langatmiger Endzeitroman

    Und wieder einmal führen Militärs fahrlässige Tests mit Viren durch, um den unbesiegtbaren Supersoldaten zu erschaffen. Als Testpersonen werden Todeskandidaten aus amerikanischen Gefängnissen rekrutiert. Aus unerfindlichen Gründen kommt dem Pflegekind Amy bei den Tests eine besondere Rolle zu. Das Experiment geht schief, den "Versuchskaninchen" gelingt die Flucht. So weit der Anfang.

    90 Jahre später, nach einer geheimnisvollen “Epidemie”. Wir beobachten eine gut gesicherte Kolonie Überlebender. Dutzende von Figuren, so lebendig wie Pappendeckel, jedoch mit erdrückend detailliert ausgearbeiteten Familien- und Liebesbeziehungen und beeindruckend pathetischen Gedanken, kämpfen tapfer gegen vampirartige Wesen an. Erst als die immer noch jugendliche Amy zur Dorfgemeinschaft stößt, beginnen die Menschen zu begreifen, wie damals, vor über 90 Jahren, das Verhängnis seinen Anfang nahm. Ab da wird es sogar - endlich - spannend: ein übersichtliches Grüppchen von acht Personen macht sich auf den Weg, um den Ursprung der Katastrophe zu ergründen.

    Der ellenlange Wälzer (10 CDs!) schweift häufig in Belanglosigkeiten ab und fordert größtes Durchhaltevermögen. Das Ende ist abrupt und enttäuschend. Wer Antworten will, muss auf die Teile 2 und 3 der Trilogie hoffen. Für Freunde von Zombies und Vampiren mag Monumentalwerk dennoch lesenswert sein.

    David Nathan ist die optimale Wahl für das düstere Thema. Keiner schafft es so überzeugend wie er, dass sich leeres Pathos und bedeutungsschwangere Dialoghülsen richtig gut und ergreifend anhören.

    Sein intensiver Vortrag macht das Monumentalwerk zum idealen Einschlafbuch. Man hat immer das Gefühl, gut folgen zu können. So kann man mittendrin ungestraft einduseln und - gefühlt "nahtlos" - an irgend einer anderen Stelle weiterhören.
     
    Auch wenn der Thread schon alt ist, versuche ich es mal. Passt hier so gut.

    Hörbücher und Hörspiele, die mit Pflanzen zu tun haben.

    Ein grüner Daumen (Krimi)

    Frei auf youtube zu hören oder herunterzuladen.
     
  • Similar threads

    Oben Unten