Sunviva - neue Freilandsorte

[KrokodilMitButterbrot]

Hallo, ihr Lieben!

Auf spiegel.de habe ich heute einen Artikel über eine neue Tomatensorte, die "Sunviva", gelesen.

Dort geht es primär eigentlich um das Thema Open Source Saatgut, aber die kleine Tomatenpflanze hat es mir mehr angetan. In der Beschreibung steht, dass sie gut in Kübeln und Eimern wachsen kann und nicht anfällig für Pilze und Braunfäule ist.

Jetzt hab ich mal geschaut, wo man die Samen oder die Pflanze kaufen kann... finde sie aber nirgends. Liegt es daran, dass sie gerade erst auf den Markt gekommen ist und noch kein Händler sie im Sortiment hat? Oder ist sie unter einem anderen Namen zu finden?

Vielleicht könnt ihr mir ja eine Auskunft geben. Sorry, falls der Beitrag hier nicht erlaubt ist.

Amelie

 

[Scarlet]

Ich denke, man müsste hier auf der Seite von OSS Kontakt aufnehmen.
Was ich auch machen werde, weil mich die Sache sehr interessiert und ich diesen Weg absolut gut finde:


http://opensourceseeds.org/über-uns

 

[jalapa]

Laut OSS wurde die Sorte wurde von der Universität Göttingen gezüchtet; da würde ich doch mal Kontakt aufnehmen.

Im Netz taucht im Zusammenhang mit Sunviva und der Uni Göttingen der Name von Dr. Bernd Horneburg auf, der auch das ökologische Freiland-Tomatenprojekt leitet, das sich mit der Identifizierung von braunfäuleresistenten Sorten beschäftigt. Da würde ich mal nachfragen, wo das Saatgut zu erwerben ist.

 

[jalapa]

Krokodil, wenn Du ansonsten freies Saatgut möchtest, hilft es auch, alte (und auch neue) samenfeste Sorten anzubauen und mit anderen zu tauschen. Es gibt auch eine ganze Reihe von Initiativen, die sich mit dem Erhalt der Nutzpflanzenvielfalt beschäftigen (VEN, Samenarchiv Bohl). Allein Herr Bohl hat in seinem Sortenbuch so ca. 3000 samenfeste Tomatensorten, die für eine Schutzgebühr von einem Euro pro Sorte abgibt.

Gerade auch die alten, nicht registrierten Sorten sind vom Verschwinden bedroht, wenn sie nicht mehr angebaut werden. So gibt es z. B. die Tomate Joya de Oaxaca/Oaxacan Jewel nachweislich schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts, wahrscheinlich sogar schon seit der Zeit der Azteken. Diese Sorte wird heute niemand registrieren, da sie nicht das geistige Eigentum eines bestimmten Züchters ist. Trotzdem wäre es sehr schade, wenn so etwas verschwindet.

Für neue samenfeste Sorten finde ich die Initiative, eine Sorte nicht patentierbar zu machen und dennoch im Sinne des Saatgutverkehrsgesetz zu registrieren, super.

 

[ralph12345]

Ich denke, das Problem dieser Welt ist nicht so sehr die Patentierung. Es gibt reichlich patentfreie Sorten.


Das eigentliche Problem ist, dass die großen Saatgutkonzerne es durch ihre Lobbyarbeit geschafft haben, dass in der EU Saatgut für essbares Gemüse einer extrem aufwändige Zulassung bedarf, womit alles an nicht von den Großkonzernen angebaute Zeug quasi vom Markt ausgeschlossen ist. Importe von Tomatensamen aus den USA oder Kanada sind so, wie sie in der Regel laufen illegal. Und selbst der Kauf von Samen im Inland ist oft illegal, denn bestenfalls dürfte man Samen von Zierpflanzen anbauen. Die Voraussetzungen für Gemüsesaatgut erfüllt kaum einer von den Quellen, von denen wir hier Saatgut beziehen.


Wer was lesen will googelt nach Saatgutverordnung und Saatgutverkehrsgesetz.

 

[Tubirubi]

Und selbst der Kauf von Samen im Inland ist oft illegal, denn bestenfalls dürfte man Samen von Zierpflanzen anbauen.

Ja, aber das machen wir doch auch. Bauen alle Zierpflanzen mit bunten Früchten an. Das Essen ist natürlich eigentlich nicht gedacht und auf eigene Gefahr.

 

[jalapa]

@ralph12345: Das ist eher ein deutsches Problem und wie die Sortenzulassung gehandhabt hierzulande wird.

In Österreich kannst Du ganz legal alte Sorten kaufen, weil diejenigen, die die alten Sorten vermehren und registrieren (Reinsaat, ochsenherz.at, Arche Noah), dort ein gut funktionierendes Verfahren haben, mit dem sie ihre Sorten bei der EU anmelden können. Als Beispiel: Kremser Perle ist eine ganz alte österreichische Sorte, die in der EU Datenbank registriert ist und in der dann eine Firma in Österreich als Erhalter (="Maintainer") fungiert. Siehe auch:
http://ec.europa.eu/food/plant/plan...rle&listed_in=0&show_current=on&show_deleted=

Ich habe da auch ganz legal Saatgut in einem Laden gekauft, das noch in der Sortenprüfung war. Ich hatte auch ein längeres Gespräch mit dem Ladeninhaber über genau dieses Thema, der sagte, dass die Rechtslage z.B. in Österreich deutlich anders wäre als in Deutschland.

Nicht umsonst unterscheidet die EU in der Datenbank zwischen vegetable species und agricultural plant species.
Das Saatgutverkehrsgesetz in Deutschland geht nicht auf eine Initiative der Bundesrepublik, sondern tatsächlich noch auf die Nazizeit zurück (dort wurde die Sortenregistrierung für Saatgut von Gemüse eingeführt), wie ich neulich in einer Fernsehdoku gelernt habe. Da braucht man sich dann nicht zu wundern.

 

[jalapa]

Was ich vergessen habe: Doch, das Problem ist auch die Patentierung, vor allem, wenn Du mal über die EU-Grenzen hinausschaust. Für Farmer in den USA, Südamerika, Afrika und Asien ist es tatsächlich eine Existenzfrage. Und wenn ich nicht nur die ökonomische Seite, sondern auch die Biodiversität und den Erhalt einen aktiven Genpools betrachte, ist es das für uns alle.

Was natürlich nicht bedeutet, dass ich mit dem Anbau freier Sorten die Saatgutmultis in den Bankrott treiben werde. Ich kann nur für mich entscheiden, dass ich dieses Spiel nicht mitspiele. Und ich erfreue mich sehr am Zierwerte meiner Tomis und Gurken. Sie sind eine Augenweide und große optische Bereicherung für meinen Garten.

 

[Scarlet]

@Jalapa:


Gerade im Hinblick darauf, was Du geschrieben hast, habe ich das Buch zum freien Download von Anja Banzhaf gepostet, das die ganzen Hintergründe aufbereitet hat. Ich hab gestern begonnen zu lesen und ich kann einfach nicht aufhören, so fesselnd ist der Inhalt.


http://www.hausgarten.net/gartenfor...6-saatgut-wer-die-saat-hat-hat-das-sagen.html

 

[jujuli]

Jetzt hab ich mal geschaut, wo man die Samen oder die Pflanze kaufen kann... finde sie aber nirgends. Liegt es daran, dass sie gerade erst auf den Markt gekommen ist und noch kein Händler sie im Sortiment hat? Oder ist sie unter einem anderen Namen zu finden?

Im Artikel steht:
"Erste Erfahrungen mit "Sunviva" hat Max Rehberg. Er arbeitet beim kleinen Saatguthersteller Culinaris aus der Nähe von Göttingen und hat die Sorte offiziell angemeldet, sodass sie EU-weit gehandelt werden kann."

Das hier ist die Seite dazu:
https://culinaris-saatgut.de

Die Sorte ist da allerdings (noch?) nicht zu finden, also müsste man mal nachfragen.

 

[berggeschrey]

ich habe den Artikel auf SPON gelesen , unabhängig von der sorte habe ich gewußt ,das ist der richtige weg....
wenn ich Tomaten esse welche mir gefallen nehme ich ein paar körner aus dem Innenleben in ein Taschentuch etc. und probiere es aus . ich habe sorten wo ich nicht mehr weiß ob sie noch keimen .
ich hoffe das Prinzip Sunviva setzt sich durch , auch wenn es polit. nicht gewollt ist .( hoffentlich werde ich nicht gesperrt , und wenn dann nur für diese gartensaison)

 

[Moonfreak]

hoffentlich werde ich nicht gesperrt , und wenn dann nur für diese gartensaison

Von uns zumindest nicht. :grins:

Grüßle, Michi

 

[KrokodilMitButterbrot]

Ich hab gerade die Sunviva gefunden!