Sortenreinheit, Auslese und Inzuchtdepression

Allein nicht. Es geht nur Hand in Hand mit stetiger Auslese.

Es bringt nix die zwei vitalsten Krüppel zu kreuzen und dann zu erwarten, dass daraus Pflanzen in höchster Vitalität sprießen.
Das ist klar. Aber die Mühe sollten einem Sorten, die einem besonders am Herzen liegen, schon wert sein...
Ich bin momentan noch am Ausprobieren, aber sollte ich mich mal auf diverse Sorten als jährliches "Must-have" festlegen, möchte ich dauerhaft nicht nur eine oder zwei Pflanzen anbauen sondern schon auch selektieren.

Bei der Anmore Treasures war das jetzt nicht so erfolgreich.
Die 18 Pflanzen sind wirklich mehr oder weniger identisch. Da sehe ich gerade wenig Selektionspotenzial...

Aber ich hatte von Tubi ja noch ein paar Körnchen Originalsaat von Tatiana bekommen, mit denen will ich das nochmal versuchen, um ganz sicherzugehen, dass ich die Anmore Treasures so erhalte wie ich sie kennen und lieben gelernt habe.

(Und ja, sie heißt wirklich Anmore TreasureS und nicht Anmore Treasure. 😉 ich erwähne es nur, weil ich es jetzt hier schon öfter falsch gelesen habe. Wer sich nicht sicher ist ob er mir das glauben möchte, lese bitte bei Tatiana/Tatianas Tomatobase nach, die Sorte wurde von ihr selbst selektiert/stabilisiert und benannt.)
 
  • Dauerhaft..? 😱
    Bei uns sind fürs kommende Wochenende 24°C angekündigt... (soll bereits ab Donnerstag wieder warm werden...) und offengestanden freue ich mich darauf. Ein bis zwei Tage 10°C mit Dauerregen... und 24°C klingen sehr willkommen, auch wenn es für die Jahreszeit bisschen zu warm ist...
    Den Rest der Woche. Zum Wochenende ist (bisher) besser abgesagt, aber das galt auch letzte Woche für dieses WE. Soviele Tage um voraus ist es meist ja einfach unsicher...
    Vielleicht gibt es auch keine..?
    Ich stelle es mir schwierig vor, genau zu unterscheiden, wo Inzuchtdepression zum Tragen kommt und wo der Schaden durch ursprünglich bereits schwaches Genmaterial verursacht wurde... das muss sich ja anfangs unter Umständen nicht einmal optisch zeigen. Gibt unzählige Menschen mit Gendefekten, die man den Betroffenen nicht an der Nasenspitze ansieht... das gilt sicherlich auch für Pflanzen. Und wer (abgesehen von hochtechnologisierten Laboren) hat schon solche Messmethoden..? :(

    Hier würden mich, selbst wenn dass keinerlei Beweis oder Gegenbeweis liefert, Erfahrungen von Saatgutnehmern interessieren - hat hier jemand von einer Sorte wirklich schon mind. 10 x verhütetes Saatgut abgenommen und dabei eine merkliche Veränderung oder Verschlechterung der Sorte festgestellt..?

    Es gibt ja Familiensorten, die - höchstwahrscheinlich in der Regel unverhütet - seit Generationen weitergegeben werden.
    Sollte das wahr sein, dass an manchen Stellen (ohne viel Wind, Hummeln etc. und falls die Familie nicht gerade 100e Sorten nebeneinander anbaute, was aber früher auch eher weniger üblich war) es nicht so schnell zu verkreuzungen kommt, also wenn dann das Saatgut so unverkreuzt über Generationen abgenommen und weitergegeben worden ist/wäre, müssten da nicht viele alte Familiensorten Inzuchtdepression haben..?

    Seufz, Botaniker müsste man sein. (Denke ich mir so oft bei der Gartenarbeit...) Wäre schon extrem interessant, auf viele solcher Fragen eindeutige Antworten zu kennen...
    Ich hatte ein paar Jahre lang von ihr Saatgut entnommen, aber nicht 10 Jahre am Stück. Hatte ja jetzt auch eine Zeit lang pausiert. Die Schale war auf jeden Fall härter, der Geschmack nicht ... 🤷 Am Ende weiß man nicht woran es liegt.

    Am Ende ist es doch Raterei. Wie hoch ist den die Verkreuzungsgefahr? Dazu gibt es doch auch keine Zahl, weil es von so vielen Faktoren abhängt. Und das Argument gilt ja für beides: die alten Familiensorten wären müssten dann doch zum großen Teil verkreuzt sein, wenn die meisten Menschen nicht verhüten... Was will man denn dann als "reine Sorte" enthalten wenn eh alle bereits verkreuzt sind? Oder sie werden konsequent verhütet und irgendwann müsste dann die Inzucht zuschlagen. So oder so wären die meisten Tomatensorten, die nicht professionell vertrieben werden, keine "Originale" mehr, wenn es so laufen würde. Denn wer betreibt den Aufwand der extra Bestäubung der Sorten untereinander? Und da sehr viele Sorten auf so viele Arten unter der Hand weitergegeben werden, da müssten doch viele kaum mehr zu erkennen sein, wenn sich Eigenschaften so sehr verändern bei all den andauernden Vekreuzungen, die dann stattfinden. Und das ist doch auch nicht der Fall. Zumindest berichten diejenigen, die viele Jahre sehr viele Sorten unverhütet anbauen (z.B. Thomas Seidl) dass sie nur sehr geringe Verkreuzungsvorfälle haben. Und man kann ja auch nicht einfach behaupten, dass die alle unrecht haben mit ihren Erfahrungen.
    Zudem: evolutionär gesehen macht es für die Pflanzen Sinn sich über die Jahre hinweg an die jeweiligen Standorte anzupassen. Und damit ändern sich ja auch Eigenschaften.

    Ich glaube die Wahrheit liegt da irgendwo in der Mitte, beide Erklärungen sind nicht ausreichend logisch um in ihrer Reinform zuzutreffen.

    Am Ende ist es mir auch nicht so wichtig. Ich baue Tomaten an weil ich es als Hobby mag. Ich erfülle damit keinen höheren Zweck. Mein Ehrgeiz hält sich, was die Formalitäten angeht, sehr in Grenzen. Aber ich verkaufe ja auch nix..
     
    Und da sehr viele Sorten auf so viele Arten unter der Hand weitergegeben werden, da müssten doch viele kaum mehr zu erkennen sein, wenn sich Eigenschaften so sehr verändern bei all den andauernden Vekreuzungen,
    Ich weiß nicht, ich lese/suche/recherchiere ja extrem viel zu Sorten... und guckt man sich die nicht professionellen Seiten an, sieht man bei einigen Sorten optisch z. Teil schon erhebliche Abweichungen. Müssen natürlich nicht alles Verkreuzungen sein...
    Schwierig.

    Ich sehe es auch nicht so eng, muss ich gestehen: ich verhüte und wenn dabei in der nächsten Generation kräftige, gesunde Pflanzen rauskommen ist es für mich ok. Ansonsten könnte man so eine Charge Saatgut ja auch problemlos verwerfen.
    Ich verkaufe ebenfalls nicht, daher hat es für mich keine größeren Konsequenzen.

    Aber was zum Teil für 3/3,50 Euro/10 Samen verkauft wird, finde ich persönlich nicht so super. (Womit ich selbstverständlich nicht alle über einen Kamm scheren möchte, natürlich gibt es auch sehr gute Quellen, habe aber leider teilweise wirklich schon miserables Saatgut bekommen, aus dem nur krüppelige Pflänzchen wuchsen, und das kann es auch nicht sein... wobei daran sicher auch nicht mangelnde Verhütung sondern, genau wie Michi sagt, mangelnde Selektion schuld ist... und das finde ich, wenn teuer verkauft wird, auch nicht ok.)
     
  • Ooh!
    Da hattet ihr ja was sehr interessantes zu besprechen-ich war leider zu müde gestern.

    Ich glaube die Wahrheit liegt da irgendwo in der Mitte, beide Erklärungen sind nicht ausreichend logisch um in ihrer Reinform zuzutreffen.
    Das sehe ich ähnlich, gerade bei den Haussorten.
    Wobei man natürlich Anmerken muss, das die Beschreibungen dieser Sorten, wohl auch mündlich überliefert worden sind und nicht wie heute überall zu recherchieren sind.

    Ich glaube auch, das eine Verkreuzung von roten Tomaten nicht leicht zu erkennen ist, da das ja ein dominantes Merkmal ist.

    Wenn man Gelbe hat, oder Möhrenlaub meine ich, das es schneller sichtbar sein müsste.
    Die Hobbysorten baut man (normalerweise) auch nicht jedes Jahr an.

    Was mir aufgefallen ist:
    Die Pink Brandywine die ich schon vor Jahren anbaute, hat auch jetzt wieder eher ein Kartoffellaub und sie wurde schon vor 200Jahren von den Amish angebaut.
    Da hätte sich sicher schon etwas eingekreuzt, oder eine Inzuchtdepression gezeigt.
    Warum ist das nicht der Fall?

    Was ich z.B auch schonmal mache, ist das ich Saat von den ersten Tomaten nehme, wenn das mit dem Verhüten der weiteren Samenständen nicht klappt.
    Gerade auch, weil sie nicht alle zeitgleich Blühen (und die ersten Früchte häufig nicht so gut schmecken, wie spätere im Jahr)
     
  • die alten Familiensorten wären müssten dann doch zum großen Teil verkreuzt sein, wenn die meisten Menschen nicht verhüten...

    Ich könnte mir vorstellen, dass gerade die Familiensorten nicht verkreuzt sind, weil sie über Jahrzehnte als einzige Sorte in dem betreffenden Garten wuchsen. "Tomate" sah dann aus, wie halt die Familiensorte.

    Seit wann es überhaupt üblich wurde, mehrere verschiedene Sorten anzubauen, weiß ich nicht, aber ich halte es in vielen Regionen für eine noch relativ neue Entwicklung.
     
    Vielleicht gibt es auch keine..?
    Es gibt wissenschaftliche Artikel, die den Heterosis-Effekt bei Tomaten untersuchen und dafür muss man ja zwei Inzucht-Linien kreuzen. Die Saatgutfirmen nutzen auch den Heterosis-Effekt, insofern müssen sie wissen, wann Inzucht-Depression vorliegt.
    Seufz, Botaniker müsste man sein. (Denke ich mir so oft bei der Gartenarbeit...) Wäre schon extrem interessant, auf viele solcher Fragen eindeutige Antworten zu kennen...
    Ich stelle einmal eine wilde Theorie in den Raum: :verrueckt:
    Was ist, wenn samenfeste Sorten nichts anderes als Inzuchtlinien sind? Eine Sorte gilt ja nach ca. 7 Generationen Selbstung als stabil und das deckt sich genau mit den 6-8 Jahren für die Inzuchtdepression.
    Da Tomaten größtenteils Selbstbefruchter sind, sind sie gut an Inzuchtdepression angepasst, aber vielleicht könnten platzenden Früchte, Anfälligkeit gegenüber Pilzkrankheiten oder geringerer Ertrag ein Ergebnis daraus sein?
    Sachdienliche Hinweise zur Entkräftung dieser Theorie sind herzlich willkommen.

    Die 6-12 Pflanzen für den Sortenerhalt wären dann nicht für den Genaustausch sondern für die Selektion relevant. Durch Genddrift oder Genshift kann es auch ohne Verkreuzung zu Veränderungen kommen und dann ist es wichtig, die negativen Veränderungen nicht weiterzuvererben und das ist nur über Selektion möglich.

    die alten Familiensorten wären müssten dann doch zum großen Teil verkreuzt sein, wenn die meisten Menschen nicht verhüten... Was will man denn dann als "reine Sorte" enthalten wenn eh alle bereits verkreuzt sind?
    Vermutlich haben sehr viele Familiensorten, die inzwischen weit verbreitet sind, nicht mehr viel mit dem Original zu tun. Z.B. ist laut Craig LeHoullier die Black Krim, wie man sie heute kennt, nicht die Tomate, die er von früher kennt (und laut seiner Aussage scheußlich geschmeckt hat).

    Ich glaube auch, das eine Verkreuzung von roten Tomaten nicht leicht zu erkennen ist, da das ja ein dominantes Merkmal ist.

    Wenn man Gelbe hat, oder Möhrenlaub meine ich, das es schneller sichtbar sein müsste.
    Die Hobbysorten baut man (normalerweise) auch nicht jedes Jahr an.

    Was mir aufgefallen ist:
    Die Pink Brandywine die ich schon vor Jahren anbaute, hat auch jetzt wieder eher ein Kartoffellaub und sie wurde schon vor 200Jahren von den Amish angebaut.
    Da hätte sich sicher schon etwas eingekreuzt, oder eine Inzuchtdepression gezeigt.
    Warum ist das nicht der Fall?
    Meine Theorie ist ja, dass kartoffelblättrige, pinke Tomaten deshalb so einen guten Ruf haben, weil beides rezessive Merkmale sind und man deshalb Verkreuzungen leicht erkennt. Der Umkehrschluss wäre dann, dass normalblättrige, rote Tomaten in vielen Fällen inzwischen verkreuzt sind - aber das ist noch eine wilde Theorie...

    Was ich z.B auch schonmal mache, ist das ich Saat von den ersten Tomaten nehme, wenn das mit dem Verhüten der weiteren Samenständen nicht klappt.
    Gerade auch, weil sie nicht alle zeitgleich Blühen (und die ersten Früchte häufig nicht so gut schmecken, wie spätere im Jahr)
    Ja, das mache ich auch so.
     
  • Es gibt wissenschaftliche Artikel, die den Heterosis-Effekt bei Tomaten untersuchen und dafür muss man ja zwei Inzucht-Linien kreuzen. Die Saatgutfirmen nutzen auch den Heterosis-Effekt, insofern müssen sie wissen, wann Inzucht-Depression vorliegt.

    Ich stelle einmal eine wilde Theorie in den Raum: :verrueckt:
    Was ist, wenn samenfeste Sorten nichts anderes als Inzuchtlinien sind? Eine Sorte gilt ja nach ca. 7 Generationen Selbstung als stabil und das deckt sich genau mit den 6-8 Jahren für die Inzuchtdepression.
    Da Tomaten größtenteils Selbstbefruchter sind, sind sie gut an Inzuchtdepression angepasst, aber vielleicht könnten platzenden Früchte, Anfälligkeit gegenüber Pilzkrankheiten oder geringerer Ertrag ein Ergebnis daraus sein?
    Sachdienliche Hinweise zur Entkräftung dieser Theorie sind herzlich willkommen.

    Die 6-12 Pflanzen für den Sortenerhalt wären dann nicht für den Genaustausch sondern für die Selektion relevant. Durch Genddrift oder Genshift kann es auch ohne Verkreuzung zu Veränderungen kommen und dann ist es wichtig, die negativen Veränderungen nicht weiterzuvererben und das ist nur über Selektion möglich.


    Vermutlich haben sehr viele Familiensorten, die inzwischen weit verbreitet sind, nicht mehr viel mit dem Original zu tun. Z.B. ist laut Craig LeHoullier die Black Krim, wie man sie heute kennt, nicht die Tomate, die er von früher kennt (und laut seiner Aussage scheußlich geschmeckt hat).


    Meine Theorie ist ja, dass kartoffelblättrige, pinke Tomaten deshalb so einen guten Ruf haben, weil beides rezessive Merkmale sind und man deshalb Verkreuzungen leicht erkennt. Der Umkehrschluss wäre dann, dass normalblättrige, rote Tomaten in vielen Fällen inzwischen verkreuzt sind - aber das ist noch eine wilde Theorie...


    Ja, das mache ich auch so.
    Du kannst einem aber auch den ganzen Spaß verderben! 🤔
     
    Es gibt wissenschaftliche Artikel, die den Heterosis-Effekt bei Tomaten untersuchen und dafür muss man ja zwei Inzucht-Linien kreuzen. Die Saatgutfirmen nutzen auch den Heterosis-Effekt, insofern müssen sie wissen, wann Inzucht-Depression vorliegt.
    Also der Heterosis-Effekt ist mir durchaus bewusst und weiterhin ist es tatsächlich so, das samenfeste Sorten nichts anderes als Inzuchtlinien sind.
    Jedoch ist es so, das eine Verkreuzung, wenn z.b. lange Griffel, oder gleichzeitige Blüte verschiedener Sorten, vorhanden sind, durchaus möglich ist (das ist ganz normale Vererbungslehre und dann haste im nächsten Jahr eine F1)
    Die 6-12 Pflanzen für den Sortenerhalt wären dann nicht für den Genaustausch sondern für die Selektion relevant.
    Richtig, jedoch brauchst du hierfür einerseits 10 Pflanzen, die alle uniform sind und andererseits müssen sie auch gegen andere Sorten abgegrenzt werden-ein kleiner Folientunnel bspw.

    Durch Genddrift oder Genshift kann es auch ohne Verkreuzung zu Veränderungen kommen und dann ist es wichtig, die negativen Veränderungen nicht weiterzuvererben und das ist nur über Selektion möglich.
    Beide Effekte siehst du aber auch dann erst in der F1 und beide sind schon arg selten.
    [Bei beiden Effekten gibt es einen Einfluss von äußeren Einflüssen, die den Genpool verkleinern. Spontanmutationen (die auch vorkommen können) sind dann nochmal was ganz anderes]

    Craig LeHoullier die Black Krim, wie man sie heute kennt, nicht die Tomate, die er von früher kennt (und laut seiner Aussage scheußlich geschmeckt hat).
    Das kommt aber auch auf das Saatgut an.
    Wenn eine, an mein Klima, angepasste Pflanze/Saatgut weitergegeben wird und es dann nicht mehr so schmeckt, dann ist das Epigenetik...

    Meine Theorie ist ja, dass kartoffelblättrige, pinke Tomaten deshalb so einen guten Ruf haben, weil beides rezessive Merkmale sind und man deshalb Verkreuzungen leicht erkennt.
    Ja, stimmt.
    Das ist auch bei den Möhrenlaubigen, oder auch über die Fruchtform-Mulitiflora, lange Rispen-so.
    Der Umkehrschluss wäre dann, dass normalblättrige, rote Tomaten in vielen Fällen inzwischen verkreuzt sind - aber das ist noch eine wilde Theorie...
    Ja, das ist tatsächlich etwas wild 😉
    Selbst rote runde Salattomaten weisen Unterschiede auf...
     
    @Supernovae ich denke du verstehst hier tatsächlich von uns allen am meisten von dem Thema... macht Verhüten deiner Ansicht nach dann Sinn oder eher nicht..?
    (Ok, bei mir stellt sich die Frage allein wegen der vielen Hummeln einfach gar nicht. Ich habe sonst sicher zu 90% verkreuzte Sorten, und das ist einfach nicht das, was ich möchte... egal ob es nach zwei oder dreimal verhüten zu irgendwelchen Inzuchtdepressionen kommt - sonst kann ich es mir halt einfach sparen, Samen zu gewinnen...)

    Aber, nun mal so global gefragt - ist das denn dann alles eher sinnlos, was wir hier betreiben..?
    Ich gebe zu, dass ich hier fachlich nicht ganz durchsteige, mir fehlt hier einfach viel zuviel Wissen/Hintergrundwissen. Bin von der Ausbildung her im Bereich Sozialwissenschaften unterwegs, und das mickrige bisschen, was ich über Genetik weiß, bezieht sich aus persönlichen Gründen auf menschliche Genetik und Epigenetik. Da ist "Inzuchtdepression" aber eher kein relevantes Thema :grinsend: - Also für mich, als Privatperson....
     
    Hey @Taxus Baccata
    Ich vergesse immer wieder, das hier nicht alle so durch die Genetik "durchsteigen" wie ich!
    Ihr habt alle so tolle Erfahrungen und teilt sie, das diese speziellen biologischen Themen irgendwie vorraussetze.
    Sorry!

    Manches ist auch nicht so arg einfach zu erklären, da verschiedene und vielfältige Einflüsse gegeben sein können.

    Also, nochmal versucht:

    Inzuchtdepression:
    Wenn du 1980 eine Sorte verhütet hast und jetzt jedes Jahr von der neuen Absaat aus dem vorigem Jahr zur Anzucht ein Korn nimmst, dann kann es passieren, das die Pflanze/Sorte immer schwächer wird.
    (Das kann aber sehr ewig dauern-viele Faktoren halt-ich gehe bei diesem Gedankenspiel von ca. +/-50 Anbaujahren aus)
    [Das merkst du aber früher, wenn du die Sorte kennst]
    Wenn dem aber trotzdem so ist, dann auf die Ursprungssaat/deine erste Absaat zurückgehen.

    Heterosis:
    Wenn du jetzt aus der letzten (schwachen, gesichert verhüteten) Absaat und aus einer Pflanze aus der ersten Absaat miteinander verkreuzt, kann das einen richtigen boost an Genmaterial geben.
    (zudem wäre es auch so, das du eine tatsächliche Verkreuzung dann auch direkt in der F2 sehen würdest...)

    Schlussendlich ist es so, das die Verhütung von Pflanzen und Tomaten im allgemeinen niemals verkehrt ist‼️

    Tomaten neigen ja selber deutlich zur Selbstbefruchtung- Tomaten, Pflanzen, Genetik und am Ende das Leben macht niemals etwas ohne Hintergrund.
    Manchmal ist es ein Ausprobieren, manchmal eine Zufallsreaktion oder etwas spontanes, aufgrund von anderen Einflüssen...

    Wenn es doch kein Sinn gemacht hat, hast du keine fertilen Nachkommen.

    Hilft das?
     
  • Also der Heterosis-Effekt ist mir durchaus bewusst
    Dir schon und vermutlich auch einigen anderen, aber ziemlich sicher nicht allen.
    Mir ging es aber eigentlich nicht um den Heterosis-Effekt an sich, sondern dass man dafür wissen muss, wann es eine Inzuchtdepression gibt.
    und weiterhin ist es tatsächlich so, das samenfeste Sorten nichts anderes als Inzuchtlinien sind.
    D.h. es kann dann auch keine (weitere) Inzuchtdepression geben?

    Jedoch ist es so, das eine Verkreuzung, wenn z.b. lange Griffel, oder gleichzeitige Blüte verschiedener Sorten, vorhanden sind, durchaus möglich ist (das ist ganz normale Vererbungslehre und dann haste im nächsten Jahr eine F1)
    Das ist unbestritten.
    Richtig, jedoch brauchst du hierfür einerseits 10 Pflanzen, die alle uniform sind und andererseits müssen sie auch gegen andere Sorten abgegrenzt werden-ein kleiner Folientunnel bspw.
    Die Abgrenzung ist mir klar (räumlich, zeitlich), aber wenn es keine Inzuchtdepression geben sollte und Gendrift und Genshift so selten sind bzw. erst später bemerkt werden, wofür wird dann überhaupt mehr als eine Pflanze benötigt? Und warum müssen sie uniform sein? Dann kann doch auch nichts selektiert werden.
    Beide Effekte siehst du aber auch dann erst in der F1 und beide sind schon arg selten.
    [Bei beiden Effekten gibt es einen Einfluss von äußeren Einflüssen, die den Genpool verkleinern. Spontanmutationen (die auch vorkommen können) sind dann nochmal was ganz anderes]
    Da kenne ich mich definitiv zu wenig aus - betrifft das dann das gesamte Saatgut?
    Das kommt aber auch auf das Saatgut an.
    Wenn eine, an mein Klima, angepasste Pflanze/Saatgut weitergegeben wird und es dann nicht mehr so schmeckt, dann ist das Epigenetik...
    Das kann natürlich auch ein Faktor sein, aber Craig LeHoullier hat mehr über Tomaten vergessen, als ich jemals wissen werde. Deshalb habe ich einfach geglaubt, wenn er sagt, dass es eine andere Sorte ist.
    Ja, stimmt.
    Das ist auch bei den Möhrenlaubigen, oder auch über die Fruchtform-Mulitiflora, lange Rispen-so.

    Ja, das ist tatsächlich etwas wild 😉
    Selbst rote runde Salattomaten weisen Unterschiede auf...
    Es war vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber je mehr rezessive Merkmale eine Tomate hat, desto leichter werden Verkreuzungen bemerkt. Aber je weniger Verkreuzungen bemerkt werden, desto öfter wird eine verkreuzte Sorte unwissentlich weitergegeben.

    Sorry für die vielleicht dummen Fragen, aber ich bin auch nicht vom Fach...
     
    Sorry für die vielleicht dummen Fragen, aber ich bin auch nicht vom Fach...
    Ich finde die Fragen nicht dumm. Wenn man kein fachliches Hintergrundwissen hat, ist das Thema doch sehr komplex.
    Aber dafür müssen wir uns hier doch hoffentlich nicht schämen... wir sind ja alle hier, um zu lernen und uns auszutauschen...
     
    @Tubi
    @Taxus Baccata
    Gibt es irgendwo eine Liste der Saatguterzeuger welche ihr zu verkaufendes Saatgut mit 100%iger Sicherheit auch schon immer verhütet erzeugen?
    Denn mir hat mal ein Gemüsegaertner erklärt dass sich diese Arbeit kaum einer machen würde. Sondern nur grosse Mengen der für Saatgut bestimmten Sorten in grossflaechigen Beeten anbaue. Und dann sein Saatgut nur von den Früchten der in der Mitte dieser Beete stehenden Pflanzen nehmen würde.
    Ausserdem meinte er dass ein verhüteter Anbau mit Saatgut welches irgendwann mal aus unverhuetetem Saatgut erzeugt worden sei unter Umständen zwecklos sein könnte.
    Aus diesem Grund sei er auf F1-Saatgut umgestiegen. Da habe er eine viel groessere Sicherheit.
     
    @schwäble Ich vermute dass viele größere Saatguterzeuger (meine damit jetzt nicht zwingend Riesenfirmen aber Leute, die das hauptberuflich machen, auch im Ökolandbau), die auch in kommerziellen Mengen verkaufen, die Pflanzen in Gewächshäusern anziehen. (Hab so etwas mal in einer Reportage gesehen). Da dürfte natürlich (wenn man viele Pflanzen einer Sorte pflanzt) eine Fremdbestäubung wirklich seltener bis unwahrscheinlich sein.

    Dass kommerzielle Saatgutproduzenten Gewächshäuser gefüllt mit lauter Pflanzen einzelner Sorten nebeneinander haben, wie es im Privatgarten üblich ist, halte ich eher für unwahrscheinlich. Wäre auch beim Ernten und Saatgut gewinnen viel zu mühsam, damit ließen sich sicher nicht die gewünschten Mengen erzeugen.

    Wobei ich natürlich auch in kleinen Shops kaufe... aber tatsächlich nicht überall. Von Irina z.B. weiß Elis, dass sie verhütet.
    Bei einem anderen Shop, wo mir der Name gerade nicht einfällt, geben sie tatsächlich an ob das Saatgut der jeweiligen Sorte verhütet war oder nicht.
    Teilweise kommt man nicht umhin, zu fragen.

    Bei Sativa, Arche Noah & Co (von denen ich auch einiges habe) gehe ich davon aus, dass man sich wie oben geschrieben, schon Mühe macht (auch hinsichtlich Selektion etc...) - sie verkaufen ja auch im größeren Stil für den Ökolandbau.
     
    Denn mir hat mal ein Gemüsegaertner erklärt dass sich diese Arbeit kaum einer machen würde. Sondern nur grosse Mengen der für Saatgut bestimmten Sorten in grossflaechigen Beeten anbaue. Und dann sein Saatgut nur von den Früchten der in der Mitte dieser Beete stehenden Pflanzen nehmen würde.
    Aus diesem Grund sei er auf F1-Saatgut umgestiegen. Da habe er eine viel groessere Sicherheit.
    Ist einerseits nachvollziehbar, andererseits produzieren einige doch auch hochwertiges, gutes Saatgut samenfester Sorten für den Ökolandbau. Ich weiß, es sagt sich leicht, aber ich denke, ich würde das "Risiko" eher eingehen. Es gibt doch inzwischen wirklich ganz tolle samenfeste Sorten, die sich für den gewerblichen Bio-Anbau eignen (größtenteils ja eigens dafür gezüchtet wurden).
     
    @Taxus Baccata
    Dieser Gaertner sprach von Freilandanbau in pro Sorte sehr grossen Parzellen.
    Muesste dann im Kehrschluss nicht jeder dieser Saatguterzeuger viele riesige Gewächshäuser mit Filtern gegen Insekten haben?

    Sativa und Arche Noah kann ich nicht beurteilen. Wenn Arche Noah Saatgut der Pflanzen aus seinem Schaugarten in Schiltern verkauft glaube ich das nicht
    Bei PSR CH weiss ich dass jeder Erhalter nur eine aber zumindest extrem wenige Sorten pro Art anbauen darf.

    Auch im Oekolandbau ist Vieles möglich. Und auch erlaubt.
    Ich habe jahrelang für eine Biogaertnerei die Genehmigungen für Sorten beantragt / eingeholt.
    Da die meisten dort zugelassenrn Sorten NICHT samenfester Art sondern F1 waren sind wir dazu übergegangen bei Herrn Stochay in Köln samenfeste italienisches Saatgut einzukaufen. Und haben für diese Sorten lieber Einzelgenehmigungen beantragt. Und das betraf nicht nur capsicum und Tomaten!!!
     
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