Wenn zwei das Gleiche tun ...
Wenigstens unterliegt die Anwendung in der Landwirtschaft und im GaLa-Bau einer gewissen Kontrolle, einerseits durch den für den Einkauf und die Anwendung dieser Mittel erforderlichen Fachkundenachweis nach dem Pflanzenschutzgesetz, andererseits durch die Kosten - bei den in der LaFoWi üblichen Flächen verbietet sich eine Überdosierung der Mittel von alleine, so richtig billig sind die nämlich auch in Grossgebinden nicht.
Ursprünglich wurden diese Mittel entwickelt damit der Landwirt vor der Aussaat auf dem Feld die "Unkräuter" wegspritzen kann - wobei auf einem Mais- oder Getreidefeld eben alles das Unkraut ist was eben kein Mail oder Getreide ist.
Die für den Privatbereich erhältlichen Mittel enthalten im Prinzip die gleichen Wirkstoffe - allerdings in geringerer Konzentration und in anderen Formulierungen (z.B. andere Netzmittel) - dafür kosten die dann umgerechnet auf die Wirkstoffmenge ungefähr 1.000% mehr als die gewerblichen Versionen - selbst wenn man den Kleingebinden zugute hält dass sie in der Produktion und im Vertrieb teurer sind als z.B. die in der Landwirtschaft verfügbaren Grossgebinde mit 640 Litern habe ich doch dass Gefühl dass irgendjemand mit den Kleingebinden richtig Geld verdient.
An der Abgabe dieser Mittel an Privatpersonen stören mich mehrere Sachen (wenn man mal die Diskussion über die Bioverträglichkeit und das Geschäftsgebahren der Hersteller aussen vor lässt):
- Es gibt im Handel (z.B. Baumärkte) anscheinend ziemlich planloses Personal, ich habe da schon Dosierempfehlungen mitgehört die auf eine zigfache Überdosierung rausliefen (1/4 Flasche (50 ml) auf eine Giesskanne (10 l) Wasser - die richtige Dosierung liegt bei ca. zwei Schnapsgläsern auf 20 l Wasser!
- Jeder Privatanwender schwört mehrere heilige Indianerehrenworte dass er das Mittel nur innerhalb der Spezifikationen einsetzt - und trotzdem sind Überdosierungen an der Tagesordnung - so wenig Mittel auf so viel Wasser, das kann ja nicht wirken - und viel hilft viel und schnell - und ausserdem die widerliche Unsitte, diese Herbizide auf Pflasterflächen zu verwenden um das Unkraut aus den Fugen zu kriegen - wirkt natürlich, ist aber explizit verboten weil gerade damit die Herbizide in den Wasserkreislauf und die Kanalisation gelangen (durch die Drainkiesschichten unter dem Pflaster). Das Internet ist voll mit Forenbeiträgen die diese Anwendung empfehlen - für genau die Anwendung die sogar gesetzlich ausdrücklich verboten ist.
- Es ist für Privatanwender überhaupt kein Problem, sich die gewerblichen Produktvarianten zu beschaffen, eBay und Konsorten machens möglich. Da gibt es genügend Anbieter für die 5 l-Kanister Roundup Ultramax die das Zeug an jeden dahergelaufenen Käufer verschachern und wenn man sich die Bewertungshistorie von denen ansieht wird einem schlecht wie viel die davon absetzen. Die gehören aus dem Verkehr gezogen. Selbst für einen grossen Privatgarten sehe ich nicht wie man da innerhalb der Spezifikationen diese Menge Roundup sinnvoll einsetzen will - mit dem kleinen Kanister setzt man in der LaFoWi ca. 300-500 Liter Spritzbrühe an und das reicht locker um auf über einem Hektar Acker alles platt zu spritzen. Und dann erklärt mir mein Nachbar dass er mit seinem 5 Liter-Kanister Ultramax doch immerhin schon zwei ganze Jahre auskommt - für seinen 60 m2-Reihenhausgarten von dem auch noch die Hälfte geplättelt ist. Gehts noch? Nimmt der das pur? Bin durch Zufall drauf gekommen was der Vogel da treibt nachdem mein neu eingesäter Rasen entlang seinem Grundstück auf einem Meter Breite so aussah wie Vietnam nach Agent Orange (auch ein Qualitätsprodukt aus dem Hause Monsanto) - Winddrift ist tückisch.
Dieses Zeug gehört meiner Meinung nach ausschliesslich in die Hände von Fachleuten.
Gruss
Markus