Die Sprache Luthers war das Ostmitteldeutsche; er orientierte sich in der Wortwahl jedoch immer auf den fränkischen Raum hin (Nürnberg war ein zentraler Umschlagplatz reformatorischer Ideen), und sooft er merkte, dass ein ostmitteldeutsches Wort dort unverständlich war, ließ er es zugunsten des oberdeutschen fallen. (So sagte Luther privat zwar „Mägdichen“, in seiner Übersetzung steht aber „Mägdlein“.) Seine oberdeutsch-ostmitteldeutsche Kompromissform schloss damit vor allem den norddeutschen Raum aus.
Diese Tendenz hat aber bereits lange vor Luther eingesetzt, er stand mitten im Strom einer längeren Entwicklung, wie Werner Besch es ausgedrückt hat. Jakob Grimm urteilte: „Man darf das Neuhochdeutsche in der Tat als den protestantischen Dialekt bezeichnen.“ Dies wird heutzutage als Überschätzung eingestuft. Doch seine Bibelübersetzung half dem Neuhochdeutschen bei der Durchsetzung im Norden. Luthers Weggefährte Johannes Bugenhagen, der als gebürtiger Pommer (daher: Pomeranus) kompetent für das Niederdeutsche war, übersetzte Luthers Werk von 1545 seinen norddeutschen Landsleuten; die Norddeutschen aber bevorzugten dann gleich das hochdeutsche Original
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Jahrhundertelang wurde die Bibel von den Druckern und Bibelgesellschaften nach eigenem Gutdünken modernisiert, so dass es Ende des 19. Jahrhunderts notwendig wurde, in Zukunft einen einheitlichen, revidierten Text zu verbreiten.
Es ging dabei auch um die Rechtschreibung: Da die Bibel nach Luthers Übersetzung als Schulbuch diente, sollte der Schüler in ihr nichts lesen, was der Lehrer ihm beim Diktat als Fehler anstreichen würde. In den Jahren 1861 und 1863 wurden daher Grundsätze für die Feststellung eines einheitlichen Bibeltextes vereinbart