Hallo,
Ich bin eine Architekturstudentin und schreibe zur Zeit an eine ARbeit über Fassadenbegrünung. Dabei stellt sich mir folgende Frage: Bei den Mehrjährigen Kletterpflanzen unterscheidet man ja zwischen Ranker, Schlinger, Blattstielranker, Selbstklimmer und Spreizklimmer.
Hallo Sara,
man unterscheidet primär Gerüstkletterpflanzen und Selbstklimmer. Die Gerüstkletterpflanzen sind:
- Schlingpflanzen (wobei Botaniker sich für die Winderichtung interessieren)
- Rankpflanzen diverser Typen (hierzulande aufgrund der Häufigkeit insbesondere Spross- und Blattstielranker - anderswo und bei Einjährigen gibt es weitere Typen)
- und Spreizklimmer.
U.a. Minke/Witter nennen noch den Typ des "Flechters" aber dieser Begriff hat sich - vermutlich wegen unscharfer Definition nicht durchgesetzt. U.a. handelt es sich dabei nicht um eine "aktive" Klettertechnik - theoretisch kann man mehr oder weniger jede langsprossige Pflanze flechten und ggf. flechten sich alle möglichen Pflanzen auch mal zufällig irgendwo ein. Das macht sie noch nicht zu Kletterpflanzen, auch wenn eine gewisse Möglichkeit besteht, sie wie solche zu verwenden. Das gilt auch für Spalierobst - das zwar zur Fassadenbegrünung dient (dienen kann) aber als solche nicht die gleichen Wirkweisen entwickelt, wie eine Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen.
Gilt dies auch für einjährige oder unterscheidet man da nur zwischen Schling und Rankpflanzen?
Die Kletterstrategie ist unabhängig von der Lebenserwartung und daher gibt es unter den Pflanzen, die hier als einjährig gelten (und auch hiesigen Zimmerpflanzen), auch alle o.a. Kletterstrategien. Die meisten (handelsüblichsten Arten) sind allerdings Schling- und Rankpflanzen - unter letzteren auch Blattranker.
Die Kletterstrategien haben einen gewissen Einfluss auf die Ausbreitung der Klettpflanzen, d.h. auch auf die Proportionen von begrünten Flächen. Außerdem sollten Kletterhilfen auf diese Kletterstrategien abgestimmt sein (Profildurchmesser und -form; Profilabstände, Richtungen der Anordnung). Letztendlich gibt es also einen bedeutdamen Bezug zwischen Gestaltung und Kletterstrategie. Eine Formung des (späteren) Fassadenbewuchses mit Kletterpflanzen kann zwar meist auch durch Pflegemaßnahmen (in einen gewissen Umfang) erreicht werden, dies unterbleibt bei größeren Fassadenbegrünungen in der Praxis aber sehr oft. Mit angepassten Kletterhilfen kann der Pflegeaufwand allgemein und insbesondere hinsichtlich einer "Wunschform" erheblich reduziert werden. Bei professionellen größeren Fassadenbegrünungen sollte dies (durch Detailplanung von Bepflanzung und Festlegung der "Begrünungstechnik") soweit möglich angestrebt werden, denn insbesondere hohe Fasadenbegrünungen weisen anderenfalls bei längeren Pflegeintervallen schnell Mangel- und Schadenspotenziale auf. (Schnittmaßnahmen an höheren Fassadenbegrünungen verursachten Kosten, die oft schon im Laufe weniger Jahre die Kosten für Kletterhilfen deutlich übersteigen. Je länger die Intervalle zwischen Schnittmaßnahmen sein können und je unbehinderter die Arbeiten ausgeführt werden können, desto kostengüstiger wird jede Fassadenbegrünung.
Und noch eine Frage: Unterscheidet man bei Kletterpflanen im Allgemeinen explizit unter Externer und interner Fassadenbegrünung?Vielen Dank im voraus,
Die Unterscheidung zwischen Intern und Extern ist mir weder für Kletterpflanzen noch für Fassadenbegrünung bekannt. Bei Kletterpfnazen wüsste ich nicht, was die Begriffe bezeichnen sollten und bei Fassadenbegrünung geht es mir ähnlich. "Interne Fassadenbegrünung" wäre ggf. ein treffender Ausdruck für Begrünungen auf der Basis fassadenintergrierten Bewuchses (Mauerbegrünung, vertikale Vegetationssysteme in der Art wie und ähnlich Patric Blanc). Das hat aber nichts mit Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen zu tun.
Jedenfalls sind diese Begriffe m.W. noch (noch) nicht branchenüblich - könnten es aber hinsichtlich des Pflanzenstandortes bezogen auf Fassaden m.E. durchaus einmal werden.
BTW: Ein Herstelle von bepflanzbaren Lärmschutzwänden (befüllte Metallgitter) unterscheidet zwischen extensiver Begrünung (Kletterpflanzen im Boden davor gepflanzt) und intensiver Begrünung (in die Füllung gepflanzt - nicht zwingend Kletterpflanzen).
Und noch etwas: In Rahmen einer akademischen Arbeit solltest du besser nicht von Rankpflanzen schreiben, wenn du alle Kletterpflanzen meinst. Zwar sprechen in der Praxis auch viele Architekten (egal welcher fachlichen Richtung) übergreifend von Rankpflanzen, aber viele behandeln denn auch alle Kletterpflanzen als solche und planen Rankgitter für selbstklimmenden Wilden Wein oder senkrechte Drahtseile für Efeu, oder meinen mit einer m²-Angabe für "Rankgitter" (ohne weitere Angabe) sei eine künftige Fassadenbegrünung hinlänglich beschrieben.... Infolge solcher Schlampigkeit gehen etliche Fassadenbegrünungen bereits in der Angebotsphase "schief".
Grüße
TB