Als ich heute nach Hause kam, saß jemand vor meiner Tür.
"Hallo, mach mal diese komische Scheibe weg!"
"Das Geräusch war jetzt aber doof, nicht viel mehr, und ich wäre weggeflogen"
"Aber ich hab ja versprochen, dass ich als Bote hier bleibe."
"Also, ich soll Grüße von meinen Eltern und meinen drei Geschwistern ausrichten. Danke für die Brutzeit, in der du uns kaum gestört hast. Kannst gerne gleich gucken, wir sind wirklich ausgezogen und ich mach mich jetzt auch auf den Weg. Vielleicht kommen meine Eltern ja bald wieder für die nächste Brut, das wussten sie noch nicht so genau. Tschüss!"
Ja, das Nest ist wirklich leer. Tschüss, kleine Amsel, ich wünsche dir und deinen Geschwistern ein gutes Leben. Passt auf euch auf und vielleicht kommt ihr mal vorbei und sing mir abends oder morgens ein Ständchen? Ich würde mich freuen.
Irgendwie vermisse ich das hohe Fiepen vor meinem Fenster, den Ruf, den ich immer als "Mama Hunger!" "Papa Wurm!" übersetzt habe.
Dann gibt es für euch auch einen Rundumblick über den Balkon, jetzt muss ja niemand mehr hungern, wenn ich länger herumschaue. In zwei Tomatentöpfen ziehen noch die Hyazinthenzwiebeln vom Frühjahr ein, sieht etwas unübersichtlich aus, aber über die Höhe werden die Tomaten jetzt schnell herausgewachsen sein.
Also drehen wir uns einmal im Kreis und starten rechts der Tür, vor der Kletterhortensie, also quasi unter dem jetzt leeren Amselnest. Dort wächst Tubis Streifenzipfel, die noch Vanillebasilikum in den Topf bekommen soll, wenn die Hyazinthen genug Platz lassen.
Vorne blüht die Kletterhortensie, und drunter der Kasten mit dem Elfenspiegel. Der beherrscht mit seinem Duft auch den ganzen Balkon.
Die Feuerbohne wächst jetzt sehr schnell, sie ist schon über den Rankstab hinaus an der Schnur und wird bestimmt in den nächsten Tagen als erste Pflanze die obere Spannleine erreicht haben.
Der Lorbeer wächst auch gut, bei ihm im Topf ist ein gelbes Löwenmäulchen aufgetaucht - gesät habe ich das nicht, aber es darf bleiben.
Auch meine Pepino-Stecklinge haben das Wochenende gut überstanden.
Die gelbe chinesische Coctailtomate steht vorne, da muss ich noch entscheiden, was sie für ein Kraut zu Füßen bekommt. Bei der roten chinesischen Coctailtomate ziehen noch Hyazinthen ein und ich habe einen fertig gekauften Topf Genoveser Basilikum verteilt. Damit sind wir links der Tür angekommen.
Unten im Hof macht ein Amselhähnchen Rabatz. Es könnte "meines" sein.