Pyromellas Balkonurwald

  • So, nun bin ich nach einem verlängerten Wochenende wieder zu Hause angekommen. Mein Arbeitgeber gibt uns allen am Rosenmontag frei. Münster fühlt sich da ganz als Karnevalshochburg.
    Einige Uni-Institute liegen an der Strecke des Karnevalsumzugs, da kämen die Mitarbeiter nicht an ihren Arbeitsplatz (und wenn, dann könnten sie bei dem Krach nicht arbeiten.) Dazu hat vielleicht auch mal jemand überlegt, was die Leute mit angetüdeltem Kopf auf der Arbeit für Blödsinn machen könnten - bei uns im Labor würde es jedenfalls ernsthaft gefährlich. Lange Rede, kurzer Sinn, ich hatte also frei und bin, weil ich mit dieser Form des Karnevals nichts anfangen kann, zu meinem Vater gefahren.

    Samstag haben wir einen halben Tag im Garten arbeiten können, jetzt ist einer der drei Komposthaufen geleert, der Kompost auf den Beeten verteilt und auch schon mit Hackschnitzel abgedeckt. Danach kamen Sturm und Regen. Also haben wir als Drinnenprogramm auf Vorrat, also für die Tiefkühltruhe, gekocht, alte Bilder angesehen, meine Tante zu Besuch gehabt...und heute Vormittag, als es fast trocken war, sind wir wieder in den Garten gefahren. Die ersten Tropfen fielen, als wir ankamen, den Feldsalat haben wir dann noch fix im beginnenden Graupelschauer geerntet. Viel Spaß macht bei dem Wetter der Garten nicht, aber alle Regentonnen sind jetzt voll, Teich und Sumpfbeet haben auch eine vernünftige Füllhöhe.

    Auf einigen Feldern steht aber schon das Wasser, für unsere Region ist also langsam wirklich genug Regen gefallen.


    Das ist schade :(
    Vielleicht kannst du eine neue Esche pflanzen?
    Hatte eine sich wild ausgesäte hier im Beet die werden schon im 2.Jahr sehr schön groß.

    Das wird nicht nötig sein. Unsere alte Eberesche hat Stockausschlag hinterlassen, der schon mehr als Daumendick ist. Zwei Triebe, die sich umeinander schlingen - die wollen wir stehen lassen.


    Ja, das kenne ich, mit dem ab und zu mal erinnern müssen, was schließlich noch alles geht für das Alter. Ich muss ja immer grinsen, wenn meine Mutter etwas erzählt und meint, da wären lauter alte Leute gewesen - die dann genauso alt (oder gar jünger) waren als sie. Die Realität scheint ab 70 doch immer mal wieder zurechtgerückt werden zu müssen. :)

    Zu dem Thema hat am Wochenende mein Vater mit einem Erlebnis aus dem Baumarkt den Vogel abgeschossen. Er erzählte, dass ihn "eine Alte, so ungefähr 10 Jahre jünger als er selbst" blöde angequatscht hätte, weil er einen Einkaufswagen mit Bauholz durch den Laden schob. Ob er denn in seinem Alter noch zu bauen gedenke. Aber sicher doch, hat ihr mein Vater versichert und sich dafür wohl wildes Gebrummel, dass er dafür doch viel zu alt sei, eingefangen. Mein Vater hat sie aber auch nicht aufgeklärt, dass er nicht vorhatte, ein Holzhaus zum Wohnen zu errichten, sondern bloß den Komposthaufen reparieren wollte. :LOL:



    Der Botanische Garten muß eine tolle Lage haben, da blüht ja schon echt viel.

    Der Botanische Garten liegt in der Innenstadt und ist vom Schlossgarten, einer Parkanlage mit altem Baumbestand umschlossen - also Innenstadtklima mit noch einmal extra Windschutz. Aber auch im oben auf der Höhe liegenden Garten habe ich am Samtag die erste Blüte eines Leberblümchens und das erste Veilchen gefunden.
     
  • Das ist aber auch unverschämt, jemand Fremden einfach zu sagen, er wäre zu alt zum Bauen. Was geht sie das überhaupt an? *kopfschüttel*
     
  • Einige Uni-Institute liegen an der Strecke des Karnevalsumzugs,

    Das war damals bei unserem Institut auch so ... Schlaunstraße ... (ist heute was anderes drin) ... was haben wir nicht alles für Blödsinn aus den Fenstern auf die Leute geschmissen! :ROFLMAO: (Natürlich nichts Schädliches, ehe hier jemand auf solche Gedanken kommt.)

    Mein Vater hat sie aber auch nicht aufgeklärt, dass er nicht vorhatte, ein Holzhaus zum Wohnen zu errichten, sondern bloß den Komposthaufen reparieren wollte.

    Herrliche Geschichte, und im Unterschied zu dir, Knofi, find ich sie witzig. Solche Einkaufserlebnisse sind ganz nach meinem Geschmack. :giggle:

    (Pyro, bin ganz neidisch auf deinen Rouladenvorrat! Muss ich mir glaub ich auch bald mal machen.)
     
    Mein Vater schien die Story auch mit Humor zu nehmen.

    Auch wenn das Wetter nicht toll war, ein paar Fotos gibt es noch vom Wochenende - zum Teil, wie das Leberblümchenfoto, aber nur als Beweisfoto für die Existenz, nicht mit großem ästhetischem Anspruch. Es war schon stark windig, was an den kleinen Ästchen und Blüten gewackelt hat und der Regen hat mir die Chance für einen zweiten Versuch genommen.

    Oberer Garten:

    P1150356Schneeglöckchen.JPG P1150357Kornellkirsche.JPG

    P1150359Veilchen.JPG P1150360.JPG

    P1150358Leberblümchen.JPG P1150369.JPG

    P1150361.JPG P1150363heranziehender Regen hinter der Walnuss.JPG

    P1150365.JPG P1150366 erster blühender Löwenzahn.JPG

    Vorgarten:

    P1150367Vorgarten.JPG P1150368.JPG

    P1150355Austrieb Strauchpäonie.JPG




    Und jetzt ärgere ich mich etwas, dass ich den Füllstand unseres großen Teichs nicht festgehalten habe. Endlich ist mal wieder ausreichend Wasser drin.

    Wir haben Sonntags, als wir alte Diabilder geschaut haben, auch die Kiste mit den Bildern aus den Anfängen unseres Gartens 1983 herausgekramt.


    Als wir anfingen, war um uns nur Kuhweide und Acker.

    Der Vorbesitzer hinterließ unglaublich viele Weißtannen, die wir im Laufe der Jahre als Weihnachtsbäume gefällt haben, an ihre Stelle rückten die Haselsträucher und viel Licht für die Obstbäume. Zwei Äpfel hatten die Wühlmäuse auf dem Gewissen, die Birne mussten wir wegen Birnenrost fällen.

    Wo der Vorbesitzer einen Hundezwinger hatte, haben wir das obere Gemüsebeet angelegt. Die Blumenkannte entstand, als der Aushub von Teich und Sumpfbeet untergebracht werden wollte.
    Die große Wildhecke haben wir in den ersten Jahren gepflanzt, aus dem Erdwall, den der Vorbesitzer beim Anlegen des Parkplatzes aufgeschoben hat, haben wir ein Kalkschotterbeet gestalltet.

    Beerensträucher wurden gesetzt, Erdbeeren ausprobiert, wir hatten ein Jahr einen Zierkürbis, der hoch in Nachbars Kiefern rankte, Stangenbohnen, ein paar Jahre zu viele Zucchini, dass mein Vater sie heute immer noch nicht wieder essen mag...... ich habe als Kind in diesem Garten mit einer Freundin im Zelt übernachtet, wir haben als Familie halbe Sommer dort verbracht und auch meine Großmutter ist immer gerne mitgekommen.

    Es hat sich enorm viel über die Jahre hinweg geändert. Jedes Familienmitglied hat seine Spuren in diesem Garten hinterlassen, weshalb es wirklich unser Garten ist.

    Man konnte auch sehen, wie Jahr für Jahr der Wiesenboden magerer wurde und sich die Vegetation verschob. Wir haben sehr früh begonnen, nur noch Laufwege zu mähen und den größten Teil der Wiese ein- bis zweimal im Jahr zu schneiden. Einige Pflanzen sind von selbst aufgetaucht, vieles wurde eingeschleppt, nicht alle Pflanzen konnten sich halten. Aber so ein Garten ist nicht statisch, ist auch nie fertig, und das ist gut.
     
    Pyromeella, das ist schon gut, wie sich ein Garten verändert und sich an neue Bedingungen anpasst oder eben auch angepasst wird.
    bei Euch gibt es immer Blüten und auch jetzt was zu ernten, mehr geht fast nicht und für die Tiere gibt es auch genug Unterschlupf und zu fressen sicher auch.
     
    Ach, das ist toll, alte Gartenbilder zu betrachten und sich an die unterschiedlichen Entwicklungsstadien zu erinnern! Wer hat da wann was getrieben und versucht und angebaut, wie haben sich Beetgrößen und Anbauflächen verändert, was wuchs mal gut und will nicht mehr ... ja, so ein Garten hält die Geschichte seiner Besitzer wunderbar fest!

    Hier gibt's viele Bilder (Fotos und später auch Videos) aus Zeiten, da ich den Garten nicht kannte, weil ich höchstens einmal im Jahr vorbeikam, meist im Winter, wenn der Garten grad keine Rolle spielte, und so hab ich ganz viele Veränderungsschritte verpasst. Darum freu ich mich immer, wenn es alte Gartenbilder zu sehen gibt und ich Vergleiche zu meinen heutigen (Un-)taten ziehen kann. Oder mich freuen, weil ich mir einbilde, dass mein Tun&Lassen Verbesserungen gebracht hat. ;)

    Ich fürchte, die kleinen Neubaugärten heutzutage saugen nicht mehr so viel Geschichte der Besitzer auf, einfach weil die Variationsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Euer Grundstück, Pyro, sieht aber groß genug aus, dass sich da vieles ereignen und abspielen konnte.

    (War heute zum Einkaufen in einer unserer kleinen Nachbarstädte und kam gleich am Ortseingang an einer Wohnstraße mit 6 Schottergärten nacheinander vorbei. Grau:en:haft! Schottergärten ist ja auch ein Widerspruch, denn da wuchs echt nix, das waren keine Kiesgärten, sondern wirklicher Schotter, ich dachte, die wären inzwischen aus der Mode. Manche Menschen haben ihr Stückchen Boden nicht verdient ... :mad:)
     
  • (War heute zum Einkaufen in einer unserer kleinen Nachbarstädte und kam gleich am Ortseingang an einer Wohnstraße mit 6 Schottergärten nacheinander vorbei. Grau:en:haft! Schottergärten ist ja auch ein Widerspruch, denn da wuchs echt nix, das waren keine Kiesgärten, sondern wirklicher Schotter, ich dachte, die wären inzwischen aus der Mode. Manche Menschen haben ihr Stückchen Boden nicht verdient ... :mad:)

    Und ich wette, dass es wirklich nackter Schotter war, (finde ich auch furchtbar) und nicht so ein lustiges Konstrukt, wie unser Kalkschotterbeet. Dort haben meine Eltern Sand und Kalkschotter in die Erde gemischt, um die Pflanzen eines Kalkmagerrasens in unserem Lehmboden ansiedeln zu können. So richtig geklappt hat das nicht, regelmäßig versinken Salbei und Co in der Biomasse von Gräsern, Rainfarn und leider auch Labkraut und Girsch. (Zum Glück die einzige Girschecke im Garten.) Zum Herbst ragen immer nur noch zwei Schmetterlingsflieder aus der Blattmasse.
     
    Fotos betrachten und in Erinnerungen schwelgen ist auch immer wieder schön. Und ganz offensichtlich habt ihr sehr viele Erinnerungen über viele Jahre. Das ist toll.

    Hier in unserer Siedlung gibt es auch so einige, die lieber alles zugepflastert haben, statt sich zu freuen, dass sie in der eh schon zubetonierten Stadt noch ein Fleckchen Grün haben. Wie meint mein Mann immer so schön: Erst den Garten zupflastern und dann ein Schild "Rettet die Bienen" an den Zaun hängen. Hat schon was Wahres. :rolleyes:
     
    Hier in unserer Siedlung gibt es auch so einige, die lieber alles zugepflastert haben, statt sich zu freuen, dass sie in der eh schon zubetonierten Stadt noch ein Fleckchen Grün haben. Wie meint mein Mann immer so schön: Erst den Garten zupflastern und dann ein Schild "Rettet die Bienen" an den Zaun hängen. Hat schon was Wahres. :rolleyes:

    Ja, das gibt es leider - und wenn man etwas länger in einem Viertel lebt, sieht man auch, wieviele große Bäume gefällt und wie wenig nachgepflanzt werden. Mich macht das traurig. Wir brauchen dieses Innenstadtgrün - für alle Tiere, für unsere eigene Seele, aber auch für das Mikroklima. Da wundert sich der Mensch, dass es in den Städten im Sommer soviel heißer ist, als im Umland, aber nimmt die letzten Kühlmöglichkeiten weg und baut auch noch die letzten Lücken zu. Ich bin ja dankbar, dass eine Frischluftschneise in die Stadt Münster nicht zugebaut werden kann, weil das der Aasee ist. Dafür duftet es in Münsters guter Stube, dem Prinzipalmarkt, auch schon mal sehr ländlich.

    Ich bin ein großer Freund von Fassadenbegrünung und wäre sehr dafür, dass mindestens alle öffendlichen Neubauten begrünt und mit Solarpanelen auf dem Dach ausgestattet werden sollten. Aber weder Stadt noch Universität geht da mit gutem Beispiel vorran.

    Wenn man alle Stadtbalkone bewachsen dürfte, dann wäre für unser Mikroklima sehr viel getan, es müssen ja gar nicht alle so arbeitsintensive Pflanzen wie Tomaten züchten - und es müssen auch nicht alle so einen Urwald wie ich auf dem Balkon haben. Aber einen großen Topf mit einer Rankpflanze, die wenigstens eine Balkonwand begrünt wie meine Kletterhortensie, die das Jahr über eigendlich nur regelmäßig Wasser bekommt, Dünger, wenn ich dran denke und vielleicht mal geschnitten wird, damit sie nicht die Nachbarn besuchen wächst, das wäre eine Arbeit, die ich für alle Menschen für zumutbar halten würde.
     
    Berlin macht ja immerhin schon einiges an Grün in der Stadt, aber da ginge noch mehr, und so richtig mittendrin, wo sie gerade jeden letzten Zentimeter zubetonieren, scheinen sie es mir in letzter Zeit auch häufig zu "vergessen". Mit "einem Baum mehr weiter draußen" ist es da halt nicht getan. Ich möchte es ja nicht mal jedem Balkonbesitzer aufzwängen - es ist nun mal nicht jeder ein Gärtner - aber so ein bisschen Aufklärung, was ginge, würde sicherlich manchen motivieren. Und an und auf öffentlichen Einrichtung: sowieso.
     
    Münster ist auch noch eine relativ grüne Stadt, schon allein mit der Promenade und allen kleinen Parks. Aber mit dem Zauberwort "Nachverdichtung" sind diese grünen Oasen sichtlich in Gefahr, wenigstens etwas verkleinert zu werden, immer wieder ein bischen und dann muss plötzlich wegen "Baulicher Abläufe" eine alte Allee gefällt werden. Was nachgepflanzt wird, wenn überhaupt, sind halt erstmal wieder kleine Bäumchen, von denen vielleicht die Hälfte je das Alter der großen Bäume, die gefällt wurden, erreichen wird.

    Und was hier allein in meinem Viertel in den letzten zwei Jahren aus den Privatgärten gefällt wurde, das widerspricht allen Bemühungen, aus Münster eine klimaneutrale Stadt werden zu lassen, was angeblich geplant ist.
    Aber das geht jetzt extrem in die Kommunalpolitik, da könnte ich hier seitenweise zu schreiben, sauer werden, und ändern würde es nichts.
     
    Irgendwo hab ich was gelesen, dass die Niederländer Windräder mit Lichtschranke entwickeln würden. Wenn da also ein Vogel angesegelt kommt, dann bleibt das Rad stehen und dreht sich erst wieder, wenn der Vogel weg ist. Ich bekomme aber nicht mehr zusammen, wo ich das gelesen habe. Ich habe nur gedacht, dass das mal eine pfiffige Idee ist.
     
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