Makro und Fotoleidenschaften (ein Kreativ-Blog)

Beim Matisse war es so voll, dass ich kaum ein Bein an die Erde bekommen habe, geschweige denn, in Ruhe schauen konnte. Und zwar hauptsächslich, weil sie mehrere Führungen gleichzeitig durchschleusten. Das frustriert, wenn man schon über eine Stunde vor der Tür stand, um überhaupt hinein zu kommen. (Gut, da habe ich zu lang gewartet, die Ausstellung lief nicht mehr lang.)

Bei der Chagall-Ausstellung gab es zum großen Teil Grafiken und Vorstudien, und ich hatte mich so auf seine Gemälde gefreut. Davon gab es wenige.
Dazu war alles, was es an Informationen direkt zu den Bildern gab, so winzig neben die Bilder gedruckt, dass immer jemand dicht vor dem Bild stand, weil er die Beschriftung lesen wollte. Wieder kaum etwas gescheit gesehen, obwohl ich wirklich mit Museumsöffnung an dem Tag da war und die Ausstellung noch eine Weile lief. Man muss doch auch mal mit etwas Abstand gucken können!

Bin ich etwa vom wuppertaler Von-der Heydt-Museum verwöhnt? Beschriftungen so, dass sie auch mit mehreren Metern Abstand noch zu lesen sind (also klebt kein großer Mensch mit 50cm Abstand vor der Wand) dazu häufig ein extra gedrehter Informationsfilm zum entsprechenden Künstler. Da kann man relativ unvorbereitet in eine Ausstellung latschen und nimmt trotzdem viel mit.
 
  • Ich hab hier das Buch "Hänsel und Gretel" von Susanne Janssen liegen und bin absolut fasziniert davon.
    Es ist so düster, "distorted" / verstörend und grotesk. Und wie sie Gesichter malt. Ganz in der Tradition von alten Künstlern aus dem 16., 17. Jahrhundert. Die Mutter - eine arme Duchessa (?), wie sie Piero della Francesca porträtiert hätte. Das dann als Collagen, mit modernen Bauten, Fluchten, Schluchten, die dich einfangen und verschlingen.

    Einige haben angemerkt, dass die Illustrationen nicht für Kinder geeignet sind. Stimmt. Doch wer eine Gutenachtgeschichte über das Verlassen und Aussetzen, Kannibalismus und Mord vorliest, darf sich nicht beschweren. Ich hatte beim Durchblättern den Eindruck, nie passendere Bilder zu diesem Märchen gesehen zu haben. Als Kind hatte ich wohlige Albträume von Grimm's grimmigen Märchen, und genau dieses Gefühl kam beim Betrachten des Buches wieder auf.
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Ja, verstehe, Pyro. Ja das nervt ungemein, wenn die Informationstäfelchen die Größe von schmalen AfterEight Täfelchen haben. Da muß man auf Tuchfühlung zu Leuten, was man gar nicht will.
    Verstehe auch, wenn man Gemälde sehe mag und nicht nur Virskizzen.

    Und verbus, sehr interessant, die Frau Jansen....ja, wer verlangt denn, daß die Märchen ausschließlich von Kindern gelesen werden? Daß sie oft grausige Details aufweisen, war erzieherisch oft gewollt, mit Angst Macht ausüben usw.
    Ich denke da an Max und Moritz in der Mühle oder die abgeschnittenen Finger vom Struwwelpeter.

    Die Jansen hat ne seeehr deutliche Bildsprache, gefällt mir. Und ihre Themen auch, die Griechen haben es ihr wohl angetan.
     
  • Eben drüben geschrieben, das mit dem Struwwelpeter und den verstümmelten Kindern :)
    Von der Janssen bestelle ich mir jetzt ein paar Bücher. Ich will sie nicht nur leihen, sondern haben :)
     
  • Ich war mal ein Wochenende zu einen Treff junger Mitarbeiter von Pfarrbüchereien zum Thema "Märchen"
    Die Dame, die das leitete - ich habe lleider ihren Namen vergessen - hat uns erklärt, dass die wenigsten Märchen für Kinder gedacht waren. Nur die, in denen der Held nachher ins Elternhaus zurückkehrt, wie Hans im Glück, sind ursprünglich Kindermärchen. Alles andere war ursprünglich für Erwachsene gedacht.

    Trotzdem werden heute Märchen meistens als Kindergeschichten genutzt, was ich schade finde. Man tut beiden Unrecht: Den Kindern und den Märchen. Ich habe meine intensivste Märchen-Lesephase als junge Erwachsene wärend der Ausbildungszeit gehabt. Märchen aus aller Welt - und ja, da ist so einiges nicht jugendfrei. Lest mal Märchen aus tausend und einer Nacht, um ein Beispiel zu nennen.
     
    Eben drüben geschrieben, das mit dem Struwwelpeter und den verstümmelten Kindern :)
    Von der Janssen bestelle ich mir jetzt ein paar Bücher. Ich will sie nicht nur leihen, sondern haben :)

    Wenn das mal kein schönes Zeichen von gleichem Denken ist. :paar:

    Gut so, hol Dir die Bücher. Es ist schön, sowas zu besitzen. Ich habe hier eine Graphic Novel von Neil Gaiman, der hat ja auch Coraline geschrieben, und das ist mal auch nix für junge Menschen.
    Aber diese Bilder, die sind in Violent Cases unglaublich, das mußte ich unbedingt haben.



    Ja, stimm, Pyro, die 1001Nachtgeschichten sind mitunter schlüpfrig, da sind Kinderehen ja wuch keine Seltenheit.
     
  • Woah, sowas darfst Du mir nicht zeigen ... Sprenge eh gerade mein Bücher-Budget ;)

    Manche Bücher muss man besitzen. Bei anderen reicht ausleihen. Meinen Lesebedarf kann ich nicht bezahlen und nicht lagern, deshalb überlege ich gründlich, was ich selbst besitzen muss. (Und bei manchen Büchern bin ich auch froh, dass ich sie wieder in eine Bücherei zurücktragen kann, man nimmt ja auch mal Fehlgriffe mit.)
     
  • Nee, soviele sind es nicht. 50 oder 60, allerhöchsten.
    Ich hab aber die Hermetische Garage von Moebius, einige Pilote Hefte, natürlich Frank Millers Sin City und Elektra. Gaston. Die schwarzen Gedanken von Franquin.
    L'etat morbide von Hulet. Prado, der tägliche Wahn.
     
  • Es ist halt auch ein teures Vergnügen.

    Sehr zu empfehlen ist auch Édika. Der zeichnet ziemlich versaut und urkomisch.
     
    Klingt so interessant, aber auch mysteriös: "Der wohnt schon seit Jahrzehnten in meinem privaten Pantheon." Hast Du einen Schwitters-Tempel zu Hause aufgebaut?

    Hihi, nein, sorry, wenn ich falsche Erwartungen erzeugt habe. Mein 'privates Pantheon' ist nur ein fiktives Gebäude, heute würde man virtuell sagen, in dem hausen meine Angebeteten aus Kunst und Literatur und Musik nur in Form ihrer Namen.

    Der Schwitters schon sehr lang. Durch ihn hab ich die Collage entdeckt und mich auch selbst darin versucht. Manches ist ganz gut geworden, aber eben nichts als Nachahmung, das meiste aber furchtbarer Schrott, so dass ich es bald wieder gelassen habe. Aber wenn man sowas mal selbst versucht hat, lernt man das Genie erst richtig schätzen!

    Lest mal Märchen aus tausend und einer Nacht, um ein Beispiel zu nennen.

    Ich hab den Reprint einer alten Ausgabe aus 2 dicken Bänden mit vielen Illustrationen. Die Bände hab ich vor Jahren mit viel Vergnügen von vorn bis hinten verschlungen. Was heißt schon Märchen ... das ist ein weites Feld.
     
    Na, so gehts also.
    Die Kiev 88 ist daheim. Yuppieh. Was für ein Monstrum. Direkt geputzt, gelüftet, durchgehaucht. Drei Brüller Objektive. Wenn man rausgeht, sollte man sich für eines entscheiden, sonst hebt man sich nen Bruch.

    Jetzt Film einlegen, ich denk es wird SchwarzWeiß.
     
    Ich habe endlich ein Fisheye-Objektiv....Und das sieht dann so aus.....


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    Völlig angefixed.

    Und was kommt just in der Spotify-Schleife?
    Der smoothige Kevin Morby. Extrem gut.

     
    Zuletzt bearbeitet:
    Das klingt spannend! Da steht uns sicher einiges Interessantes bevor! :D Ich freu mich schon mal und wünsche dir viel Spaß beim Hantieren mit den neuen Stücken.
     
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