Liebe Hanne, ich kenne deine beschriebenen Probleme nur zu gut. Ich bin selber auch Lehrer an einer kleinen Tagesschule mit praktisch ausschliesslich solchen Kindern, die sozial-emotional aus der Spur geraten sind. Wir arbeiten hier an der Schule sehr viel mit der Natur und den Tieren (wir sind auf einem ehemaligen Bauernhof).Also, eigentlich bin ich ganz gut drauf, nur eben endlos müde... Und heute schon wieder 5:45 wach. Probleme haben die anderen. Mein Problem besteht aus vier Kindern, die verhaltenstechnisch völlig aus dem Rahmen fallen (und dabei nicht nur uns Pädagogen das Leben schwer machen, sondern auch den 17 anderen völlig normalen, ganz tollen Kindern aus der Gruppe, die von der aktuellen Bildungspolitik überhaupt nicht berücksichtigt werden) sowie Vorgesetzten, Träger, Jugendamt und sonstigen Behörden, die das Ganze einfach nur aussitzen. Da hat nichts, aber auch gar nichts in irgendeiner Form eine Konsequenz. Aber wehe, jemand von uns guckt ein Kind bloß mal bissl komisch an, biste gleich deinen Job los. Ja, und vier solche Kinder sind eine Hausnummer, in anderen Einrichtungen hast du mal eins oder zwei in der ganzen Kita, aber nicht gleich vier in einer Gruppe. Wir reden von Kindern, die nach Einschätzung der Psychologin zwar kognitiv hochintelligent sind, aber sozial-emotional nicht beschulbar, das ist also durchaus nicht meine subjektive Sicht. Mich regt das alles sehr auf, und das lässt mich halt nicht schlafen. Und wenn du damit nicht klarkommst, wird gleich deine Eignung zum Beruf hinterfragt, weshalb viele Lehrer und Erzieher lieber schweigend ertragen und dann irgendwann krachen gehen. Das ist keine Frage der Psychologie, sondern ein politisches Problem, Punkt, Ende.
Nur gut, dass es Gärten gibt. Und Tiere.
Diese Arbeit kann einen sehr mitnehmen, aber wir können uns zum Glück auch an den kleinen Erfolgen, die unsere Kids haben, freuen und sie nehmen, wie sie sind. Die Tiere helfen uns da sehr.
Bei dir ist das wohl etwas anders, da du ja in einer grossen Klasse arbeitest. Meinen Respekt hast du. Du musst quasi zweierlei Aufgaben managen: die Klassenführung und daneben noch die Betreuung von schwierigeren Kindern.
Umso schöner, dass du nach der Arbeit jeweils ein ganz anderes Projekt in Angriff nehmen darfst und einen verwahrlosten Garten wieder auf Vordermann bringen darfst.
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