AW: Klee oder nicht?!
Hallo slowhandmot,
erst mal zur Bestimmung der Rasenunkräuter:
Bild 1 ist leider etwas unscharf, es sind aber vorallem Blütenstände der
kleinen Braunelle zu sehen.
Bild 2 zeigt neben dem ganz normalen Klee auch ziemlich viel
Gundermann
Bild 3 zeigt vorallem Breitwegerich, aber auch Löwenzahn und andere Unkräuter
Hier stellt sich jetzt die Frage, was das Ziel ist - einfach eine betretbare Grünfläche oder echter Rasen. Für einen echten Rasen müßte in die Pflege sehr viel mehr Zeit als bisher investiert werden. Sorry, wenn ich das jetzt so deutlich sage, für mich sieht es aber so aus, als wäre diese Fläche bisher nicht wirklich als Rasen gepflegt worden. Sonst wären kleine Braunelle und Breitwegerich nicht in diesem Maße zur Blüte gekommen. Für mich ist es vollkommen OK, wenn jemand Wiese haben möchte. Für mich ist es auch vollkommen OK, wenn jemand Rasen haben möchte und dann aber auch entsprechend Zeit in die Pflege investiert. Nicht OK finde ich, wenn man meint, man könnte Rasen ohne viel Pflege, aber dafür mit viel Chemie erreichen. Das funktioniert nämlich nicht!
Man kann zwar das Unkraut (zum Teil) mit einem selektiven Herbizid bekämpfen, wenn aber die erwünschten Gräser nicht ausreichend Pflege (Dünger, Wasser, Schnitt) erhalten, dann siedelt sich nach kurzer Zeit wieder Unkraut an. Ein echter Rasen wirkt ja auch vorallem durch regelmäßigen Schnitt, nur dann sieht das so wie ein Teppich aus. Schon nach wenigen Tagen sind die Gräser verschieden stark gewachsen und das Teppich-Gefühl verschwindet.
Nun noch mehr Erklärungen:
Von den Kombi-Produkten (Dünger + Herbizid) muss echt abgeraten werden, da ihre Ausbringung alles andere als einfach ist. Dünger wird in erster Linie über die Wurzeln aufgenommen, da sollte es also möglichst bald nach dem Ausbringen regnen, bzw. es sollte möglichst bald nach dem Ausbringen beregnet werden. Anders sieht es bei den selektive Herbiziden aus (also bei den Stoffen, die Unkräuter, aber nicht das Gras bekämpfen) aus. Diese werden in erster Linie über die Blätter und nur zu einem sehr geringen Maße über die Wurzeln aufgenommen. Herbizide sollen also dann ausgebracht werden, wenn es in den nächsten Stunden nicht regnet. Ganz schwierig ist die Ausbringung von 'trockenen' Herbiziden (also Pulver oder Granulat). Damit der Wirkstoff auf den Blättern haften bleibt, müssen diese eigentlich leicht feucht sein. Deshalb wird die Ausbringung am frühen Morgen auf taufeuchtem Rasen empfohlen. Dann hat man aber oft den Effekt, dass das Granulat am Austritt des Streuwagens kleben bleibt.
Nachdem diese Kombi-Produkte auch noch sehr teuer sind, bleibt nur das Fazit, dass diese Produkte in erster Linie dem Hersteller nützen, jedoch die Umwelt und vorallem den Geldbeutel der Käufer belasten.
Was kannst du nun sinnvollerweise tun?
Nehmen wir mal an, du hast die Gartenfläche erst vor kurzem übernommen und hast noch nicht so viel Erfahrung (sonst wäre der 'Rasen' ja wohl gar nicht in diesen Zustand geraten)...
Auf jeden Fall solltest du ab sofort ganz regelmäßig mähen (1mal pro Woche ist mindestens notwendig, wenn du Rasen und nicht Wiese möchtest). Außerdem braucht dein Rasen auf jeden Fall Dünger. Da darf es ruhig ein 'guter', also ein organisch-mineralischer, sein - nimm keinen Langzeitdünger! Ich weiß, in vielen Gartencentern wird da nicht wirklich in diese Richtung beraten, aber lies dich mal hier durch's Forum. Du wirst sehen, dass von allen 'Fraktionen' (also die mit Chemie und die ohne Herbizide) der organisch-mineralische Dünger mehr empfohlen wird. Wenn du keinen organisch-mineralischen Dünger im Gartencenter bekommen kannst und auch nicht bestellen möchtest, dann nimm im Zweifelsfall lieber mineralischen Dünger
ohne Langzeitwirkung und bringe ihn eher häufiger, aber dafür in niedriger Dosierung aus. Auch etwas mehr Wasser dürfte deinem Rasen gut tun (ich habe auf dem 1. Bild den Eindruck, dass das Gras schon etwas gelb wird).
So, und wenn du dann doch noch zusätzlich mit Chemie dem Unkraut zu Leibe rücken willst, dann wird es leider etwas schwierig. Denn z.B. Banvel M (und viele weitere Produkte mit denselben Wirkstoffen) wirkt zwar gut gegen Klee, Löwenzahn und Breitwegerich, weniger gut aber gegen kleine Braunelle und Gundermann. Du kannst also nur einige der vorhandenen Unkräuter mit einem selektiven Herbizid bekämpfen, den Rest wirst du leider immer noch von Hand bekämpfen müssen (ist aber dann eher 'überschaubar').
Lieben Gruß
Orlaya