@ Lauren
So ganz stimmt das auch nicht:
Mit „Geschmack“ werden die komplexen gesamten Sinneseindrücke bei der Nahrungsaufnahme bezeichnet, entscheidend ist aber wo sie entstehen.
Über die Riechzellen der Nase werden Aromen/Duftstoffe wahrgenommen. Die meines Erachtens größere Rolle spielt der Geschmack, der im Mund über die Geschmacksknospen wahrgenommen wird und das ist ein vom Aroma getrennt spürbarer Sinneseindruck. Wer schon mal an vorübergehender Anosmie (Verlust des Geruchssinns) gelitten hat, kennt den Unterschied.
Wenn bei einer Speise das Grundgerüst des erwarteten Geschmacks im Mund (süß, sauer, salzig, bitter, umami ) nicht kräftig genug und ausgewogen ist, wird es als fade bzw. einseitig empfunden, dann kann oft auch ein tolles Aroma nicht darüber hinwegtäuschen.
Auch sind die Konsistenz, Mundgefühl und Optik für ein optimales Geschmackserlebnis nicht zu unterschätzen. Wenn z. B. eine Tomate zwar geschmacks- und aromamäßig top ist, aber eine mehlig-matschige Konsistenz hat wird sie kaum jemand als gut empfinden.
Ob jemandem etwas schmeckt oder nicht, hängt letztlich vom Zusammenspiel von Geschmack/Aroma/Konsistenz/Aussehen einer Speise und vor allem vom persönlichen Empfinden ab.
Ich sehe auch die Säure bei Tomaten als ein wichtiges geschmacksgebendes Element, und die Säure steckt größtenteils im Kerngeschwabbel. Deswegen schmecken oft kernarme Fleischtomaten eher mild, kleine Cocktailtomaten dagegen so kräftig, weil hier verhältnismäßig viel saueres Kerngeschwabbel vorhanden ist.
Ich empfinde Tomaten erst dann geschmacklich als ausgewogen-kräftig wenn der Zucker- und Säuregehalt entsprechend hoch sind, das Aroma ist eher nebensächlich.
Eine Tomate ist für mich nur dann wirklich gut, wenn sie pur am besten schmeckt und jegliche weitere Zutaten oder Würzmittel (Salz, Zucker, Essig, Öl…) das Geschmackserlebnis eher negativ beeinflussen. Die Konsistenz ist für mich auch wichtig: größere Tomaten können durchaus weich sein, dürfen jedoch nicht mal eine leichte Tendenz zum Mehligen haben, Cocktailtomaten sollten knackig sein.
Seltsamerweise ist auch die Färbung von Bedeutung. Obwohl ich die ganze Farbpalette bei den Tomaten klasse finde, zieht es mich doch immer wieder zu den Gelb-orangenen, Marmorierten, Dunklen oder kräftig Roten hin. Rein grünes oder blass gefärbtes Fruchtfleisch wirkt sich irgendwie negativ auf das Geschmacksempfinden aus, auch wenn ansonsten alle geschmacksgebenden Komponenten wirklich hervorragend sind.
Hier einige Sorten, die bei Vollreife meinen Geschmackskriterien gerecht werden:
Ananas Noir (tolle Optik, grün rot marmoriertes Fruchtfleisch, saftig-süß-sauer-aromatisch, große Früchte, leider nicht so ertragreich)
Katinka (hell orangefarbene Cocktailtomate, kräftig süß-sauer mit einem vom Üblichem abweichendem deutlich hervortretendem Aroma)
Elfie (leuchtend kräftig orangefarbenes Fruchtfleisch, sehr kernarm, saftig-süß-schmelzend, eher Säurearm, große Früchte)
Malakhitovaya Shkatulka (gelbgrünes Fruchtfleisch, saftig, sehr süß, aromatisch, mittel- bis große Früchte)
Ruby Gold (hell orangefarbenes rot marmoriertes Fruchtfleisch, kernarm, auch bei Vollreife noch relativ fest, saftig-süß, eher säurearm, große haltbare Früchte, gute Kraut-u.-Braunfäule-Resistenz)