Gedanken am Dublin Flughafen Teil III

Kylemore

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Die Uhrzeiten variieren, der Flughafen bleibt der Gleiche.
Ich nenne ihn dieses mal wieder Flughafen und werde versuchen mich nicht über Menschen auszulassen. Von denen es hier übrigens sehr viele gibt.
An sich fängt jede Flughafengeschichte schon Stunden vor dem eintreffen am Ort der Geschehnisse an. Wäre ich jetzt ein Erbsenzähler und nicht nur Erbsenanbauer bzw. Esser, müsste ich schreiben, dass eine jede Geschichte bereits Wochen vorher mit der Suche nach dem günstigsten Flug anfängt oder mit der Tatsache, dass ich nach Irland ausgewandert bin bzw. grundsätzlich erst einmal geboren wurde.
Dies würde uns aber wahrlich zu weit in der Zeit zurück führen und ich möchte ja auch nicht anfangen von den Deutschen Kolonien zu schreiben.
Da fällt mir ein, auf Mallorca war ich noch nie.
Anyway, ich fange die Geschichte jetzt mal mit dem Aufstand an bzw. meinem Einstand, Einsitz in mein Auto an.
Das war um 0:30Uhr
Zu dieser Zeit war ich bereits müde. Die Müdigkeit hatte sich sozusagen in mir breit gemacht. Länge mal Breite mal Höhe.
Ideale Voraussetzungen für eine 3 1/2 stündige nächtliche Autofahrt.
Zu den Klängen irgendeiner 90'er Jahre Musik, die ich zu ihriger Zeit schon langweilig fand, fuhr ich durch das landschaftlich schöne aber absolut dunkle Irland.
Jeder kennt das Gefühl Nachts durch eine Gegend zu fahren die an sich nicht existent ist da man sie nicht sieht. Natürlich muss man plötzlich auf die Toilette, der Ruf der Blase wird laut. ein Gefühl, was ich nach 1 1/2 Stunden hatte. Eine halbe Stunde später tauchte, für sie unverhofft, eine Tankstelle auf. Nicht die erste aber die einzige die um diese Uhrzeit noch auf war. Wobei, 'auf' ist vielleicht ein wenig übertrieben. Sie hatte hauptsächlich zu.
Geöffnet war nur ein Schalter hinter dem eine Frau sass den Kunden mit Getränken und Snacks versorgte und dafür dessen Geld aus seinem Portmonnaie entsorgte.
Was also machen? 20 Cents in die Luke legen und hinein pinkeln? Oder doch noch einen Kaffee kaufen?
Letzteres hält wach verringert aber nicht das eigentliche Problem; im Gegenteil.
Kurzes Intermezzo: Ich sitze hier im Boarding Bereich und warte. Hinter mir sitzen dumme Deutsche und labern ein eben solches Zeug. Oder sind es nur dumme Deutsche die Zeug labern oder Deutsche die dummes Zeug labern?
Ega, es bleibt akustische Umweltverschmutzung.
Nun benutzt einer von ihnen einen leeren Becher als Bongo. Dem Geräusch nach könnte es aber auch sein Kopf sein.
Wo war ich fahren geblieben?
Ach ja, Das Problem wurde grösser, die Entfernung zum Flughafen geringer und die Tatsache, dass ich den Parkplatz erst ab 4:00 Uhr gebucht hatte unabänderlich.
Ich war zu früh und würde früher je schneller ich fuhr.
Eine halbe Stunde zu früh für den Parkplatz und genau solch eine zu spät für meine Blase.
Ich entschied mich gegen die deutsche Pünktlichkeit und für meine Blase.
Überpünktlich kam ich an und durfte dann doch schon auf den Parkplatz. Danke!
Die nächsten Minuten dauerten Stunden aber umso grösser war dann die Erleichterung als ich dann endlich auf die Toilette konnte.
3:45 Uhr. Endlich in Ruhe auf irgendetwas warten.
Bei aller Hektik ist der Flughafen der perfekte Ort die Langeweile zu entdecken.
Vor mir steht ein Pärchen neben dem ich im Flugzeug nicht sitzen möchte. Abgesehen von der enormen Wasserverdrängung die sie haben sind sie auch noch bis in die Zehenspitzen verökot.
Oscar Wilde wäre bei dem Anblick der Frau bestimmt schwul geworden.
Es ist sehr früh am Morgen, draußen ist es dunkel und ich verfluche den der das Licht im Flughafen angemacht hat.
Es bleibt ein wenig schöner Anblick Personen von enormer Gewichtigkeit zu erblicken die abgesehen von ihrem fortgeschrittenen Alter auch kurze Hosen, Sandalen und Trägershirts tragen. Die Achseln wurden seit Jahren nicht mehr rasiert und die Haaren fallen in langen Locken bis zu der Hüfte.
Zumindest sind es keine Deutsche.
Wenn man von Dublin aus mit Ryan Air nach Berlin fliegt legt man die hälfte der Strecke bereits am Flughafen zu Fuß zurück.
Laut Anzeigetafel sind es von Security Check bis zum Boarding Bereich 10 Minuten. Da der Dublin Flughafen aber ein freundlicher ist gibt es fünf Rolltreppen - also ohne Treppen jetzt, nur Roll - die einen die Zeit verlängern aber die Abnutzung der Schuhsolen verringern.
Würde ich in normaler Geschwindigkeit rückwärts gehen, wohl möglich noch mir den Händen vor die Augen gebunden, wäre ich immer noch schneller als die Menschen auf den Laufbändern.
Zugegeben, es muss ja nicht unbedingt so schnell sein, dass man in sekundenschnelle auf mehrere tausend Kmh beschleunigt - obwohl dies eine lustige Vorstellung wäre - es würde schon reichen, wenn es zumindest ein wenig schneller als die Erdrotation wäre.
Ist es aber nicht!
Wie geschrieben, fünf gibt es davon bis man endlich am Ziel ist.
Die ersten drei habe ich dann auch genutzt um ihre Existenz irgendwie zu rechtfertigen. in Zeiten in denen Energie in Gold oder Kriegen aufgewogen wird halte ich es für die erste Bürgerpflicht Energie sinnvoll zu verschwenden.
Niemand aber kann von mir verlangen, dass ich gleichzeitig auch meine Zeit auf diesen Fließbändern verschwende.
Die letzten zwei habe ich dann ausgelassen. Irgendwie war es mir unangenehm von Rentnern mit Gehilfen überholt zu werden während ich tatenlos rumstehe um langsam bewegt zu werden.
Die Ironie ist ja auch, dass man seinen schweren Koffer quer durch den Flughafen schleppen muss, durch Menschenmassen, über Schlafende und andere Koffer; aber sobald man ihn dann losgeworden ist bekommt man diese 'Streckezurückleg' Hilfe.
5:30 Uhr. in wenigen Minuten geht es los. Der orange bewestete Angestellt dient bereits als wirkungsvolle Pherhormonfalle, hat die Touristeninsekten angelockt.
Nun stehen sie in der Warteschlange - wie langweilig, sie machen das immer.
Es ist in etwa so wie umgekehrte 'Reise nach Jerusalem' (ihr kennt dieses Spiel?!), alle Stühle sind jetzt frei. Mit der deutschen Geschichte die wie ein Klumpfuß an einem hängt kann man da auf interessante Interpretationen kommen.
Viele fangen an bei der Reise, am Ende schafft es nur einer nach Jerusalem.
Im Englischen heißt das Spiel 'musical chairs' aber die Engländer haben ja auch keine deutsche Geschichte.
Die Jahresringe unter meinen Augen weisen derweil auf viele schlaflose Stunden hin und an sich möchte ich jetzt nur noch in das Flugzeug.
Und da sitze ich nun. Reihe 12 welches die Reihe zwischen 11 und 14 ist.
Wahrscheinlich wusste jeder außer mir, dass es die Reihe 13 in einem Flugzeug nicht gibt. Vielleicht aber ist sie während des letzten Fluges einfach nur heraus gefallen.
Das wäre dann wirklich Pech gewesen.
Im Flieger - wie erwähnt von Dublin nach Berlin, nur Polen, ein par Iren und Deutsche.
Es bleibt den ersten Gedanken am Dublin Flughafen nichts hinzuzufügen.
Hm, die Frau vor mir hat einen Fahrradhelm dabei. Na, der hilft bestimmt bei einem Absturz.
Da viele der Einsteigenden gerade erschrocken feststellen, dass sie doch nicht die einzigen Passagiere sind kann sich die Prozedur des Sitzplatz finden noch etwas hinziehen. Zum Glück habe ich mich vorgedrängelt und konnte mir ergo aussuchen neben wem ich sitzen möchte bzw. hätte das gekonnt wären die Sitze bereits besetzt gewesen.
Gute Nacht.
 
  • Castellane

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    Wunderbar...Tag gerettet.

    Herzlichen Dank auf´s Neue, Kyle! Ich hoffe, dass Du noch recht häufig fliegst!

    Sicher übrigens, dass Du nicht in Wien warst??? Ach nee, da hättest Du etwas von überheblichen Taxifahrer geschrieben, ganz bestimmt. Eine Wahnsinnsspezie sag ich Dir. Vielleicht habe ich ja auch mal einen literarischen Moment und ergieße mich hier, oder mache einen Fred "Gedanken am Wiener Flughafen I" auf :)

    LG, Sabine
     

    gartenfloh

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    Hi Frank,
    auch der dritte Teil war wieder traumhaft...ich bin immer wieder begeistert von Deinen Geschichten...

    Hast Du schon einmal daran gedacht damit Geld zu verdienen???
    Der Bohlen hat es geschafft...und ich hab es gelesen...aber Deine Geschichten finde ich um einiges besser...

    in diesem Sinne...weiter so...

    Liebe Grüße
    Mirko...
     
  • Xena

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    Mir stellt sich bei deiner wie immer superköstlichen BEschreibung warum du unterwegs nicht angehalten hast zum pinkeln...das machen die Männer doch eigentlich immer und sind da auch eindeutig im Vorteil....:rolleyes::confused::rolleyes::confused:
     
  • Kylemore

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    Mir stellt sich bei deiner wie immer superköstlichen BEschreibung warum du unterwegs nicht angehalten hast zum pinkeln...das machen die Männer doch eigentlich immer und sind da auch eindeutig im Vorteil....:rolleyes::confused::rolleyes::confused:

    Nun, die letzten km vor Dublin faehrt man auf der Autobahn, da gehoert es sich nicht anzuhalten. Abgesehen davon hat es auch geregnet und es war kalt.


    take care be good
     
  • Xena

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    So ein Käse.....ich weis nicht wie oft ich mich schon aufgeregt habe weil die Männer immer direkt am Straßenrand stehen...da kann man doch einen Meter hinter einen Baum oder nicht...:confused::confused::rolleyes::confused:

    Ach ja Kyle mir hat die BEschreibung der Ökos mit den schönen Achsellöckchen gut gefallen....:D:D:D
     
  • UTE

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    gelöscht ......
     
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  • Kylemore

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    Aber du hast wirklich wieder einmal sehr real deine Umgebung beschrieben.
    Und da du ja wieder zu Hause bist, freue ich mich schon jetzt über deinen
    Bericht vom Flug Berlin nach Dublin.....

    tja liebe Ute, an sich bin ich schon wieder seit laengerem so ziemlich in Irland. Die Geschichte habe ich im Juli geschrieben, musste sie aber noch vom Papier auf den Computer bringen. Sie ist also veraltet.
    Aber vielleicht fahre im im Winter mit dem Auto nach Deutschland dann gibt es eine Faehrgeschichte. ;)

    take care be good
     

    UTE

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    Feli871

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    @ Ute .. ähmmmm toller Link :D:D:D



    @ Frank , danke für die tolle Geschichte und ich freu mich
    schon auf die nächste ;)


    LG Feli
     

    Xena

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    GEnial Ute....das ist doch die LÖSUNG!!!!!!!!!!!!!


    JA bitte...Kyle nicht zulange warten mit deiner Fortsetzung...das war soooooooooooo köstlich!!!!!!!!!!
     

    Castellane

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    Und da sitze ich nun. Reihe 12 welches die Reihe zwischen 11 und 14 ist.
    Wahrscheinlich wusste jeder außer mir, dass es die Reihe 13 in einem Flugzeug nicht gibt. Vielleicht aber ist sie während des letzten Fluges einfach nur heraus gefallen.

    Kyle, auf meinem letzten Flug im Airbus (airBerlin) habe ich in der Reihe 13 bequem am Gang gesessen - Notausgang war leider schon besetzt...da sitzt man sonst immer etwas kommoder.
    Ist mir doch nach Deiner herrlichen Beschreibung direkt aufgefallen, dass es in einigen Flugzeugen die Reihe 13 gibt...

    LG, Sabine
     
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