Fermentieren als Saatgut-Gewinnung

Aber nochmal eine Überlegung dazu:
Braucht es den Menschen mit seinen "Eingriffen" damit Saat haltbar ist ? Und wenn, seit wann ? Und warum erblüht dann überall das Leben und strotzt vor Vitalität sobald wir vom Acker sind ? ;)
 
  • Na jaaa, Sam...

    Also ein bißchen hat der Mensch ja schon an einigen Ecken nachgeholfen. Wir würden heute noch Urweizen essen, der klitzekleine Körner hat, wenn nicht die Auslese oder vielleicht sogar Zucht durch den Menschen stattgefunden hätte.

    Es gäbe auch nicht so viele Sorten. Denk doch nur mal an Äpfel oder anderes Obst. Erdbeeren wären zwar süß und sehr aromatisch, aber mit nach Hause nehmen? Schwierig.
     
    Zugegeben, ich habe mich ein wenig pathetisch ausgedrückt.

    Trotzdem. Für wen ist es denn gut, dass die Körner heute groß und fett gezüchtet wurden ? Doch nur für die Industrie. Masse statt Klasse...
    Die Inhaltstoffe sind jedenfalls für die Ernährung weniger wertvoll.
     
  • Sam, da magst du im Detail richtig liegen. Habe ich gerade heute gelesen, dass die Bauern gewonnen haben. Sie wollen, dass die Früchte alle zur gleichen Zeit reifen, damit sie einmal mit der Maschine rüber können und gut ist. Mir als Hobbygärtner wäre es lieber, dass ich mehrmals durchpflücken kann und nicht einmal in einer Schwemme in Hektik gerate.

    Nur kann man das gewiß nicht verallgemeinern. Was meinst du, wieviel mehr Menschen würden hungern oder gar verhungern, wenn die gesamte Menschheit sich immer noch von den kleinen Körnern ernähren müßte oder Hühner nur einmal im Jahr Eier legten, Kühe Milch nur geben, wenn sie ein Kalb großziehen wollen.

    Zucht und Auslese ist keine Erfindung der Neuzeit und der landwirtschaftlichen Großproduktion. Dass es da jetzt Auswüchse und Übertreibungen gibt, steht auf einem anderen Blatt.
     
  • Ich habe heute auch Tomatensamen entnommen (von Cherrys), unfermentiert.

    Bin so vorgegangen: Samen rausgepuhlt, in einen Sieb, abgewaschen - auf Küchenpapier gegeben.
    Mit einem anderen Blatt Küchenpapier drübergerubbelt, dabei ging der Glibber zu 100% ab und ich hatte anschließend trockene Samen.


    Nun meine Frage:
    Wie lange ist auf diese Weise gewonnenes Saatgut (wenn es komplett und vollständig glibberfrei ist) im Vergleich zu fermentiertem (im Schnitt) haltbar? :confused:


    Sind die Ferment-Überreste, wenn die Samen auf die Ferment-Methode gewonnen werden, eine Art "Keim-Förderer"..? Wenn ja, warum..? Regen die Überbleibsel, der Gärungs-Bakterien den Samen auch nach längerer Zeit noch zum Keimen an..? Oder bewahren sie das Samenkorn im Verlauf von 15 Jahren vorm innerlichen Austrocknen..? :confused:

    Ein sehr interessantes Thema! :)
     
    Da ist vielleicht was dran, Lauren.

    Ich mache doch Bokashi. Dabei werden Küchenabfälle anaerob mit Hilfe von Mikroorganismen fermentiert. Wenn die Fermentation abgeschlossen ist, sehen die Abfälle immer noch so aus wie anfangs.

    Das Zeugs kommt dann auf den Kompost und verrottet und bringt gleichzeitig die Rotte im Kompost in Schwung. Oder man arbeitet den fermentierten Abfall gleich ins Beet in die Nähe der Pflanzen. Auch da sind es die Mikroorganismen, die aktiv werden.

    Wie das aber bei den Tomatensamen sein könnte, ist mir nicht klar. Schützt die Schale den Keim? Welche Aufgabe übernehmen die Mikroorganismen aus der Fermentation? Sterben sie vielleicht doch ab? Haben sie vorher die Krankheits- und Schimmelerreger dauerhaft beseitigt und einen Schutz aufgebaut?

    Keine Ahnung! :(
     
  • Was meinst du, wieviel mehr Menschen würden hungern oder gar verhungern, wenn die gesamte Menschheit sich immer noch von den kleinen Körnern ernähren müßte oder Hühner nur einmal im Jahr Eier legten, Kühe Milch nur geben, wenn sie ein Kalb großziehen wollen.

    Alle 0,8 Sekunden verhungert ein Mensch.
    Alle 5 Sekunden verhungert ein Kind.
    Alle 4 Sekunden erblindet jemand durch Vitaminmangel.
    Jedes 5. Kind hat keinen Zugang zu sauberem Wasser
    .....

    Wirklich tolle Leistung diese "großen Körner"... Na klar, schlimmer geht immer....

    Wir haben und hatten aber nie eine weltweite Nahrungsmittelknappheit, sondern immer "nur" ein Verteilungsproblem.
    Von daher ist die Korngröße und Milchausbeute völlig irrelevant für den Großteil der Weltbevölkerung und auch für uns hier.
    Denn die Qualität leidet darunter und das macht auch uns krank (Stichwort Zivilisationskrankheiten/ Adipositas)
    Der produzierte Überschuss wird dann, um die Preise stabil zu halten, entsorgt.

    Also ich denke eher "die großen Körner" sind mehr Ursache des Problems als Lösung.

    Kann es sein, dass wir etwas vom Thema abgewichen sind ? :d

    Edit:
    Ich sehe gerade, seit ihr nicht !!! :grins:
     
    Ich habe diesen Glibber mit einer Stopfnadel angepiekt und mit einer Pinzette die Samenkörner rausgeangelt.

    Im Prinzip genauso, nur mit Messer und Messer habe ich seither gemacht. Für mein Verständnis hat es ähnlicher wenn vielleicht nicht gleicher Effekt: Der Glibber wird entfernt! Ich hatte so immer gute Keimraten, auch wenn ich es so gemacht habe wie Lauren gestern. Auch zumindest nach 3 Jahren noch. Hab auch nie schlechtes Feedback erhalten zwecks schlechter Keimraten von anderen.

    Wenn du paar Körnchen für Dich selber auf die Seite tun willst, ist das okay. Aber bei größeren Mengen wirst du zum Hirsch.

    So wirklich erschließt sich mir nach Durchlesen vom Link die Notwendigkeit der Fermentierung auch nicht. Vielleicht muß man noch mehr wissen.

    Und weil man zum Hirsch wird experiementiere ich mit der Fermentation. Es ist die Standard-Methode, die bei größeren Saatgut-Produzenten zum Einsatz kommt. Ich hab das schon mal gesehen, wie ganze Tomaten in riesen Mörtelkübel geschmissen werden und dann "mit großem Männer-Werkzeug" klein püriert werden. Echt beeindruckend. Und ja: Für mein Empfinden ist es die unkomplizierteste, effektivste, arbeitszeitsparendste, auch beste Methode, wenn man Samen im größeren Stil, d.h. mehr als 10-20 Korn, gewinnen möchte.

    Grüßle, Michi
     
  • Braucht es den Menschen mit seinen "Eingriffen" damit Saat haltbar ist ?

    Ich will nicht darüber streiten, welche Methode für länger haltbares Saatgut sorgt. Aber die Fermentation ist doch die Standard-Gewinnungsmethode bei Tomaten. Jede Art hat seine spezifische Methode Samen zu gewinnen. Im Falle der Tomate ahmt die Fermentation der natürliche Prozess nach. Solange die Frucht an der Pflanze hängt, schützt der Glibber davor, dass die Samen auskeimen. Überreif fällt irgendwann die Frucht zu Boden, vielleicht schon aufgeplatzt. Die Gährung tritt ein, der Glibber wird abgebaut. Die Samen keimen aus. Und die faulende Fruchtmasse liefert den Keimlingen ein gutes Startkapital an Nährstoffen und Wasser.

    Und wenn, seit wann ? Und warum erblüht dann überall das Leben und strotzt vor Vitalität sobald wir vom Acker sind ? ;)

    Viele Arten könnten durch unser Zutun garnicht existieren. So wie wir sie durch lange, lange züchterische Bearbeitung erschaffen haben, werden sie auch wieder verschwinden, sobald wir vom Acker sind.

    Grüßle, Michi
     
  • Mir wurde einmal erzählt, das Fermentieren ist eine Art Beizen des Saatgutes, um insbesondere Auflaufkrankheiten während der Anzucht der Pflanzen weitestgehend zu vermeiden.

    Das habe ich schon oft gehört.

    Und außerdem sinken nur die keimfähigen Samenkörnchen nach unten, während die tauben oben schwimmen und abgegossen werden.

    Genau! ;)

    Grüßle, Michi
     
    -bezügl. Bokashi: Ob Saatkörner mit Schei*e zusammen zu fermentieren eine so gute Idee ist, wage ich zu bezweifeln (oBdA).

    -bezügl. Lebensdauer: Nein, ich behaupte nicht, dass *der* Samen nach 15 Jahren noch keimfähig ist. Aber es besteht eine gewisse Chance, dass aus einer großen Menge fermentierter und behandelter Samen nach 10+ Jahren noch einige Körner keimen, was für das einfache Vorhalten vieler Sorten und den Erhalt einer spez. Sorte von Interesse ist.
    Bei "einfach getrockneten" Saatkörnern nimmt die Keimquote schon nach wenigen Jahren deutlich schnell ab.

    -bezügl oben schwimmen: Jain, auch unter den oben schwimmenden Körner befinden sich keimfähige Exemplare, aber die Wahrscheinlichkeit pro Korn ist geringer. Wenn man also sehr viele Körner hat, wie beim fermentieren üblich, dann sollte man diesen Teil verwerfen.
     
    Genau so habe ich es gemacht, ich mach da nicht lang rum, wenn beim mehrmaligen durchwaschen, bis das Wasser klar ist, paar keimfähige Samen mitgehen, dann haben die halt pech gehabt. Was soll ich mich da auch lang aufhalten...

    Grüßle, Michi
     
    Aber es besteht eine gewisse Chance, dass aus einer großen Menge fermentierter und behandelter Samen nach 10+ Jahren noch einige Körner keimen, was für das einfache Vorhalten vieler Sorten und den Erhalt einer spez. Sorte von Interesse ist.
    Bei "einfach getrockneten" Saatkörnern nimmt die Keimquote schon nach wenigen Jahren deutlich schnell ab.
    Till, mich hätte sehr interessiert ob der genaue Grund dafür bekannt ist..? :smile:
    (reine Neugier und "wissenschaftliches" Interesse meinerseits :smile:)


    Hm... schade, dass ich mich wegen meiner Allergien nicht ans Fermentieren traue... :(
    Werde jedoch mit Interesse mitverfolgen wie es bei den Fermentier-Neulingen läuft, und wie die Erfahrungsberichte (auch bzgl. Keimfähigkeit in den nächsten Jahren) ausfallen werden. :)
     
    Assoooo... Das ist schade... :(

    Ich hätts Dir gern mal empfohlen... ;)

    Fertige Samen:

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    Grüßle, Michi
     
    -bezügl. Bokashi: Ob Saatkörner mit Schei*e zusammen zu fermentieren eine so gute Idee ist, wage ich zu bezweifeln (oBdA).
    ...

    Wie kommst du auf Schei*e? Da bringst du wohl etwas durcheinander. Die ist in Terra Preta. Bokashi sind allerlei Abfälle, die anaerob mit Hilfe von Mikroorganismen fermentiert werden. Und nichts anderes machst du mit deinen Samen.

    Einziger Unterschied: Im Bokashi sind auch noch die Schalen der Zucchini, der restliche Joghurt, der nicht an die Soße kam. Die gekochten Kartoffeln, die keiner mehr essen wollte, sind auch drin (im Unterschied zum Kompost). Das ganze wird angereichert mit Urgesteinsmehl (Zeolith oder Betonit, Vulkanerde) und Pflanzkohle. Besprüht wird es mit eM (effektive Mikroorganismen).

    Natürlich reicht es auch, wenn man die Samen nur mit den Mikroorganismen beglückt. Aber dann stinkt es. Bokashi riecht dagegen angenehm säuerlich.
     
    Bokashi sind allerlei Abfälle, die anaerob mit Hilfe von Mikroorganismen fermentiert werden. Und nichts anderes machst du mit deinen Samen.

    Das ist so nicht richtig. Bokashi wird - wie Du richtig schreibst - anaerob hergestellt. Das erreichst Du, indem Du die Küchenabfälle Schicht für Schicht einstampfst und anschließend luftdicht verschließt. So wie bei Sauerkraut.

    Das Fermentieren von Saatgut allerdings benötigt durchaus Sauerstoff. Die Gläser werden nicht dicht verschlossen und stehen hell. Es ist mehr ein Gärprozess, der hier stattfindet.

    Die einzige Gemeinsamkeit sehe ich darin, dass in beiden Verfahren Mikroorganismen beteiligt sind.
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Hallo zusammen,
    auch ich habe mich über das Wort "Fermentieren" sehr gewundert.
    Ich dachte immer,darunter versteht man eine biologische Reaktion unter Ausschluss von Luft.
    Meine Tomatensamen gewinne ich schon seit ewigen Zeiten mit Wasser und Luft-wie bereits hier beschrieben- funktioniert wunderbar und spart Zeit.
    Fermentieren ist für mich ein Einstampfen unter Luftabschluß,wie ich es z.B. bei Erdbeerblättern für Tee mache.
    Oder habe ich einen falschen Begriff im Kopf?
    LG
     
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