Demenz ist nicht gleich Demenz

  • Ersteller Ersteller käferli
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Ihr Zustand: ihre Beweglichkeit ist, dem Alter (weit über 80) entsprechend, recht gut. Sie kleidet sich nicht besonders elegant, aber immer korrekt. Mund- oder Körpergeruch fiel mir nie an ihr auf. Sie kocht täglich, und kauft auch ein.
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In diesem Zustand bekommt sie keine Pflegestufe und eine Heimeinweisung ist nur gegen Bezahlung möglich - und da wird wohl der Sohn nicht mitmachen.
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Nur einmal war sie vorübergehend in neuer Umgebung, und fand dort nach sieben Tagen einen kurzen Weg nicht, der ihr eigentlich hätte vertraut sein müssen.
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Ich war vor ca.2 Jahren zur Reha,bin noch einige Jahrzente von 80 Jahren entfernt und hatte dort mit den Wegen und Gängen große Anfangsschwierigkeiten. Also kein Kriterium für Demenz ...oder :confused:
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Ist es nicht so, dass sie es selbst merken wird, wenn etwas nicht stimmt? Und dass man dann darauf reagieren sollte? Wie denkt ihr darüber?
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Man selbst merkt nicht wirklich,das etwas nicht stimmt.Höchstens am Anfang merkt man ,das man vergesslich wird,aber später lebt man in seiner Welt und vergißt alles andere.
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Also keine Angst,so schnell kann man Deine Bekannte nicht "abschieben".
 
  • Man selbst merkt nicht wirklich,das etwas nicht stimmt.Höchstens am Anfang merkt man ,das man vergesslich wird,aber später lebt man in seiner Welt und vergißt alles andere.
    Dieser letzte Punkt war für mich der wichtigste.

    Ich hatte einmal eine 58-jährige Kollegin im Zimmer, der von selbst auffiel, dass sie wichtige Dinge vergißt und manchmal auch vertraute Adressen nicht findet. Sie hat sich daraufhin auf eingenen Wunsch untersuchen lassen.

    Gibt es das, dass jemand nicht von selbst auffällt, wenn er einen Weg nicht mehr findet? Oder wenn er dauernd die Wochentage und Tageszeiten verschusselt?
     
    Ja das gibt's und oft merken sie nicht mal das vieles was sie für sich wahrnehmen , nicht stimmt oder real oder richtig ist.
    Es ist ihre eigene Welt und so stimmt sie..........alle anderen sind für sie meistens nicht ganz normal :-)
     
  • Ja das gibt's und oft merken sie nicht mal das vieles was sie für sich wahrnehmen , nicht stimmt oder real oder richtig ist.
    Es ist ihre eigene Welt und so stimmt sie..........alle anderen sind für sie meistens nicht ganz normal :-)

    ...oder die anderen "lügen" oder "wollen ihnen etwas einreden,was nicht wahr ist" oder ....
    Im schlimmsten Fall glauben die Kranken die Angehörigen wollen sie "entmündigen und an ihr Hab und Gut".
    Es ist traurig,was diese Krankheit aus Menschen machen kann. Sie kann ganze Familien unwiederbringlich zerstören.
     
  • Konkret geht es mir um eine gute Bekannte. Ihre Sohn stellte mir kürzlich Fragen über ihren Zustand, und denkt an, sie begutachten zu lassen, mit dem Hintergrund, sich früher oder später um eine Heimeinweisung kümmern zu wollen. Dies Gespräch - über ihren Kopf hinweg - erscheint mir nicht nur respektlos ihr gegenüber, sondern vor allem sehr verfrüht.

    Tja....einerseits kann ich verstehen, wenn Angehörige sehr früh Dinge in die WEge leiten wollen, um eine bestmögliche Betreuung zu ermöglichen. Vielleicht ist es auch die Angst, etwas falsch zu machen. Vielleicht möchte er nicht, daß seine Mutter fällt, sich womöglich verirrt oder den Gashahn aufdreht.
    Das muß ja noch nicht einmal Bevormundung sein, kann ja auch überdrehte Vorsicht sein.
    Ich z.B. wußte, was auf uns zukommt. Ich wußte, daß der Schnubbi die Huntington-Demenz bekommt. Und wie hätte ich da handeln sollen? Wann sagt man, daß es nun Zeit ist, den Führerschein abzugeben? Wann muß ich eingreifen, wenn er mal wieder nachts rumgetigert ist, obwohl ich ja ebenfalls ein Nachtmensch bin?
    Das sind so zweischneidige Schwerter, weil man in das Leben eines Menschen eingreifen muß.

    Wenn der Sohn Angst hat, daß man evtl. durch eine laksere Diagnostik des Demenzstadiums auf Gelder verzichten muß oder er irgendwie einen finanziellen Verlust erleidet, weil er nicht rechtzeitig sich um eine Einstufung gekümmert hat, da kann er beruhigt sein, die Neurologen und Hausärzte und die Ärzte des MDK sind da auf alles gefaßt. Und haben schon alles gesehen.

    Nur fänd ich es nicht so toll, wenn der Sohn die Mutter wirklich verfrüht "entmündigen" wollte.
    Mein Großvater mütterlicherseits ist nun auch schon auf eine sehr leichte Demenz diagnostiziert worden. Ist auch so rüstig und fidel mit seinen 93 Jahren, jawohl! Kann lesen und seine Memoiren schreiben....und was macht seine Tochter, bei der er wohnt?
    Räumt alle seine so wunderschön geschriebenen Tagebücher und Erinnerungen, Bildbände von Rumänien (just auch die teuren und seltenen Bildbände, die ICH ihm geschenkt habe) in den Keller, um sie zum Altpapier zu geben. Mit der Begründung: man zieht die Diagnostik der Demenz zurück, weil ein dementer Mensch ja nicht lesen können sollte. Und irgendwelche Gelder würden entzogen.
    Meine Mama hat Gottseidank die gesamte Kiste retten können.
    Und ich hab auf den Putz gehauen. :schimpf:

    Entmündigen muß man einen dementen Menschen, sie sind nicht geschäftsfähig. Aber die Gefahr einer Bevormundung besteht.

    Beste Grüße
    Doro
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Liebe Käferli,

    wie gut kennst du deine Bekannte? Unsere Großmutter (2010 verstorben) hat noch sehr lang auf Außenstehende einen klaren Eindruck gemacht, davon erzählt, wie sie den Haushalt erledigt und ähnliches. Zu dem Zeitpunkt haben Onkel und Tante, bei denen sie im Haus lebte, schon regelmäßig den Familienalarm ausgelöst, weil Oma aus dem Haus gegangen war und nicht zurückkam. Meist hat sie dann - an den unmöglichsten Stellen der Stadt - ein Familienmitglied gefunden, total verzweifelt, weil sie nicht mehr heimfand. (Und wenn man sie fragte, wo sie wohne, gab sie die Adresse an,wo sie als junge Frau gelebt hatte.)
    An extreme Vergesslichkeit hatten wir uns zu der Zeit auch schon gewöhnt. Dann stellte sie die gleiche Frage zum Teil stundenlang in 5 Minuten Abstand, und das kann einen Angehörigen auf Dauer weichkochen. ( angelassener Herd, Wasserhahn und ähnlichen Kram brauche ich nicht extra erwähnen, oder?)
    Die Zeit, in der Oma merkte, daß mit ihr etwas nicht stimmte, war nicht lang, aber für sie selbst bestimmt schwer.
    Irgendwie hat sie sehr lange zwischen "Familie" und "anderen" sortiert, weshalb auch schon Mitmenschen in der Zeit unserer Familie unterstellt haben, wir würden übertreiben. Ganz ehrlich, das hat wehgetan.
    Unsere Oma ist ins Heim gekommen, als auch ihre Motorik soweit nachließ, daß jemand in ihrer Wohnung übernachten mußte, um sie vor Stürzen zu bewahren. Und ich kann nur sagen, die zu diesem Zeitpunkt blank liegenden Nerven haben sich wieder beruhigt. Sobald wir mit der täglichen Pflege kaum mehr zu tun hatten sind wir (besonders Omas Kinder, also mein Vater und meine Tante) wieder gerne zu Besuch gekommen. Sie war in einem Heim ganz nah an meinem Elternhaus gelegen, so konnten wir täglich vorbeischauen. Ich will das nicht verallgemeinern, aber es kann für Familien die bessere Lösung sein, als sich gegenseitig aufzureiben.

    Nachdenkliche Grüße,
    Pyromella
     
  • Hallo Pyromella,

    Es handelt sich um eine ehemalig, langjährige Nachbarin. Dass sie sich verstellt, glaube ich eigentlich nicht. Dafür ist sie zu interessiert, und erzählt auch zu detailreich. Ist aber hochinteressant, was Du da sagst, dass ein Dementer zu solchen Täuschungsmanövern fähig ist.

    Das muß ja noch nicht einmal Bevormundung sein, kann ja auch überdrehte Vorsicht sein.
    ...
    Nur fänd ich es nicht so toll, wenn der Sohn die Mutter wirklich verfrüht "entmündigen" wollte.
    Genau das ist das Dilemma.

    Der Sohn hat sicher die besten Absichten. Weil er ein paar hundert Kilometer entfernt wohnt, kann er sich eben nicht so kümmern. Habe selbst keine Ahnung, was ich ihm raten soll. Ich glaube ich ließe sie so lange gewähren, bis sie selbst Probleme erkennt.

    Wir haben selbst einen (fortgeschrittenen) Demenzfall in der Familie. Die Situation ist aber nicht vergleichbar, weil die Nachbarin eben völlig alleine wohnt.
     
    Egal wie es ausgeht-
    wichtig ist ,daß der Sohn eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung in den Händen hält,für den Fall der Fälle!

    Und das ist mit einer geistig regen Dame einfacher zu erlangen als später über das Amtsgericht.

    Sigi,die fast täglich mit solchen Problemen zugange ist.
     
    Das ist etwas welches wir , gottseidank , mit ihm ausfüllten als er noch fähig war die Situation und den Sinn der Verfügung und Vollmacht zu verstehen .

    Es ging plötzlich so rasch und er war nicht mehr fähig .

    Ich als " nur" Pflegetochter war angewiesen darauf .
    Erfuhr aber später im Spital , als er am Lebensende war , das auch seine leiblichen Töchter eine verfügung gebraucht hätten um Entscheidungen zu treffen .

    @käferli
    Kann Pyromella auch nur zustimmen , sie können oft andere überzeugend täuschen :-)
     
  • @käferli
    Kann Pyromella auch nur zustimmen , sie können oft andere überzeugend täuschen :-)

    Ich würde es nicht "täuschen" nennen,die Kranken machen das ja nicht bewußt um jemanden zu hintergehen.
    Sie leben in ihrer Welt und da kochen sie für die ganze Familie,versorgen Eltern,Kinder und Tiere,putzen das Haus und müssen noch nebenbei arbeiten gehen.
    Sie sind dabei mitunter so überzeugend,das auch bei einer Begutachtung durch den MDK Zweifel entstehen können. Daher ist es wichtig,das ein Facharzt schon mal eine gesicherte Diagnose stellt.
    Für Aussenstehende ist es besonders schwer zu erkennen,ob das was Demenzkranke erzählen wahr ist oder nicht.Sie erleben immer nur Momentaufnahmen,und der Alltag sieht meist ganz anders aus.
     
  • Ich würde es nicht "täuschen" nennen,die Kranken machen das ja nicht bewußt um jemanden zu hintergehen.
    Sie leben in ihrer Welt und da kochen sie für die ganze Familie,versorgen Eltern,Kinder und Tiere,putzen das Haus und müssen noch nebenbei arbeiten gehen.
    Sie sind dabei mitunter so überzeugend,das auch bei einer Begutachtung durch den MDK Zweifel entstehen können. Daher ist es wichtig,das ein Facharzt schon mal eine gesicherte Diagnose stellt.
    Für Aussenstehende ist es besonders schwer zu erkennen,ob das was Demenzkranke erzählen wahr ist oder nicht.Sie erleben immer nur Momentaufnahmen,und der Alltag sieht meist ganz anders aus.

    Trifft haargenau zu. Selbst innerfamiliär kann man es evtl. nicht beurteilen, wenn man nicht ständig die entsprechende Person um sich herum hat/versorgt.
    Bei der Betreuung habt ihr sicherlich schon von der Validationsmethode gehört, von Naomi Feil (gerade bei Alzheimerpatienten)? Konfrontationskurs, bzw. Rechtweisungen sind kontraproduktiv.

    Persönlich kann ich mir nichts schlimmeres vorstellen bei der Betreuung eines Demenzkranken, als dass du nicht mehr erkannt wirst. Oder noch schlimmer, dass der Demente dir Dinge unterstellt, die du niemals gemacht hast/hättest.

    Ein sehr heikles Thema, aber je älter wir werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es uns eines Tages selbst trifft.

    Nicht alt werden wollende Grüße :o
    Yentl
     
    Das Wort " täuschen " sollte nicht negativ im Sinn mutwillig heissen .
    Aber mit ihrer Art Dinge aus ihrem Winkel des Sehens und Begreifens zu erzählen , kann viel Stress und Unschönes für die Angehörigen bedeuten .
    Je nach Charakter des Kranken , welcher oft im Fortschreiten der Demenz stärker vor kommt .

    Leider rede ich da aus Erfahrung die letzten 3 Jahre .
    Noch heute gibt es einige " naive" ( sorry) Leute , welche trotz dem Wissen der Demenz ihm vieles glaubten und mich nicht mehr oder böse anschauen .

    Ich war froh das ich mich in allem absicherte .
    Alle Konto Belege , Kaufbelege , Zahlungsbelege etc .... Wurden säuberlich in Ordnern aufbewahrt ..... Denn Vater hatte viel Unsinn erzählt und ich hätte in Teufelsküche kommen können :
     
    Es handelt sich um eine ehemalig, langjährige Nachbarin. Dass sie sich verstellt, glaube ich eigentlich nicht. Dafür ist sie zu interessiert, und erzählt auch zu detailreich. Ist aber hochinteressant, was Du da sagst, dass ein Dementer zu solchen Täuschungsmanövern fähig ist.

    ........

    Ich glaube ich ließe sie so lange gewähren, bis sie selbst Probleme erkennt.

    Diese kleinen "Täuschungsversuche", das ist ein Aufrechterhalten der eigenen Würde. Ob bewußt oder unbewußt, ich kann es nicht verdenken. Mal geht es evtl. um die Tatsache, daß der Betroffene sich schämt, (am Anfang noch ein klein wenig) inkontinent zu sein, mal geht es um schwerwiegendere Sachen.
    Der Schnubbi wußte noch alles über den amerikanischen Bürgerkrieg, über den Hadria-Wall und sonstige geschichtliche Dinge, aber andere Dinge waren nicht mehr wie es mal war....das ist schwer einzuschätzen....
    Demente Menschen sitzen meist nicht von jetzt auf gleich tumb in der Ecke herum, und interessieren sich für nix mehr. Da sind schon noch einige Ressourcen übrig.

    Klar, irgendwann wird man feststellen, daß es nicht mehr geht. Zumindest nicht auf diese Entfernung ohne ausreichende Betreuung, denn auch ein mobiler Pflegedienst mit dreimal täglich vorbeischauen wird evtl. vor dem Dilemma stehen, daß gerade zwischen den Hausbesuchen der Betroffene ein Problem hatte.
    Und das muß man beobachten und dann handeln.

    Aber GEspräche sind jetzt wichtig. Auch wenn es unglaublich schwer fällt, wenn eine Betreuung zuhause, mit oder ohne Angehörige im Rücken, nicht mehr möglich ist, so darf das nicht bis zum äußersten ausgereizt werden. Der Betroffene muß zum Teil einsehen, daß er in einem Pflegeheim besser aufgehoben ist.
    Nichts ist schlimmer, als sich mit Händen und Füßen gegen eine Einrichtung zu wehren. Und ich habe diesen Augenblick gehaßt.

    Beste grüße
    Doro
     
    Nicht direkt zur Sache aber;


    jeder sollte eine Vorsorgevollmacht bei seinen wichtigen Unterlagen
    haben, die eine ihm vertrauenswürdige Person das Recht gibt im
    Notfall Entscheidungen zu treffen.
    Egal ob das nun der Ehepartner, Lebenspartner, Bruder ........ ist.


    Es kann morgen schon so weit sein, dass ich nicht mehr selbst
    entscheiden kann, und was dann?

    Wir haben das schon lange geregelt.

    Es gibt Formulare dafür im Internet zum ausdrucken.

    http://www.caritas.de/hilfeundberat...patientenverfuegungundvorsorgevollmacht#links
     
    :oWir auch , mein Sohn weiss wo er alles findet .

    Wir alle , die ganze Familie , hatten letztes Jahr den Kampf des Jahres , als wir Schwiegermum ( 89 ) klar machen versuchten das wir , egal wer , Vollmachten und Verfügungen brauchen ...... Aber wir schafften es :D

    Dieses Jahr fand man sie im Badezimmer , leichter Schlaganfall .
    So schnell kann es gehen .....

    Mit meiner Mutter füllte ich schon vor Jahren solches aus .
    2000 erster Schlaganfall und letztes Jahr zweiter und kann vieles nicht mehr selber .

    Das alles , wie auch frühe Demenz , kann jeden treffen .

    @Doro
    Unser Vater wusste auch noch alles was vor 30/40 Jahren war , aber hatte kein Kurzzeitgedächtniss mehr .
    Er konnte nicht sagen was er zum Mittagessen hatte oder was ich 10 min . Vorher zu ihm gesagt hatte .
    Das machte ihn oft sehr böse ...... Klar denn das waren die momente wo er es realisierte .
     
    jeder sollte eine Vorsorgevollmacht bei seinen wichtigen Unterlagen
    haben, die eine ihm vertrauenswürdige Person das Recht gibt im
    Notfall Entscheidungen zu treffen.
    Egal ob das nun der Ehepartner, Lebenspartner, Bruder ........ ist.


    Es kann morgen schon so weit sein, dass ich nicht mehr selbst
    entscheiden kann, und was dann?

    Wir haben das schon lange geregelt.

    Es gibt Formulare dafür im Internet zum ausdrucken.

    http://www.caritas.de/hilfeundberat...patientenverfuegungundvorsorgevollmacht#links


    Als bislang stille Mitleserin hier möchte ich aus meiner Erfahrung noch ergänzen, dass eine notarielle Beglaubigung der Vollmacht zumindest in D seeeehr sinnvoll ist, sobald Immobilien im Spiel sind und auch sonst das Leben erleichtert, z.B. bei den Banken. Ohne Beglaubigung ist z.B. ein Verkauf der Immobilie zur Bezahlung von Heimkosten nicht möglich, solange es keinen gerichtlich bestellten Betreuer gibt.

    LG, Ulla
     
    Hallo Pyromella,

    Es handelt sich um eine ehemalig, langjährige Nachbarin. Dass sie sich verstellt, glaube ich eigentlich nicht. Dafür ist sie zu interessiert, und erzählt auch zu detailreich. Ist aber hochinteressant, was Du da sagst, dass ein Dementer zu solchen Täuschungsmanövern fähig ist.

    Ich glaube nicht, daß es bewußte Täuschung ist. Wie hier viele feststellten, ein Dementer lebt in der eigenen Welt, und für ihn paßt das alles.


    Ich glaube ich ließe sie so lange gewähren, bis sie selbst Probleme erkennt.

    Das muß nicht eintreten. Meine Großmutter hatte die Phase nur sehr kurz, wo sie in lichten Momenten ihre eigene Lage überblickte. Da stand dann die kleine Frau total verzweifelt vor mir und sagte:"Ich mach alles falsch, oder?" Was konnte ich da anderes tun, als Oma in den Arm nehmen und trösten? So einen offenen Komentar habe ich von ihr aber auch nur bekommen, weil wir immer ein gutes Verhältnis hatten und ich mir immer viel Zeit für sie genommen hatte.

    .

    Und das klappte? Wollte sie denn nicht nach jedem Besuch unbedingt mitkommen, zu euch, "nach Hause"?

    Da war die Demenz schon soweit fortgeschritten, daß sie auch ihre Umgebung nicht als "nicht zu Hause" erkannte. Als sie noch in ihrer eigenen Wohnung lebte, da wollte sie immer nach Hause, also in ihre erste Wohnung. Ich weiß nicht, wie häufig mein Vater mit ihr - weil er auch nicht mehr wußte, was er tun sollte - zu der ersten Wohnung gefahren ist und ihr gezeigt hat, daß ihr Name dort nicht mehr am Klingelschild zu lesen ist, dafür seit mehr als 40 Jahren ihr Name an der "neuen" Wohnung.
    Erst ganz zum Ende hin, als sie das Bett nur noch im Rollstuhl verlassen konnte, da wollte sie wieder nach Hause. Ich habe nie herausgefunden, ob das die alte, schlesische Heimat ihrer Kindheit sein sollte (weil ihre Mutter doch auf sie wartete) .

    Egal wie es ausgeht-
    wichtig ist ,daß der Sohn eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung in den Händen hält,für den Fall der Fälle!

    Und das ist mit einer geistig regen Dame einfacher zu erlangen als später über das Amtsgericht.

    Sigi,die fast täglich mit solchen Problemen zugange ist.

    Dem kann ich mich nur anschließen. Das hat uns auch sehr geholfen. Übrigens kann eine Vorsorgevollmacht auch jemand bekommen, der nicht verwandt ist. Bei der verstorbenen Mieterin meiner Eltern hatte eine Freundin die Vollmacht für den Fall der Fälle. Käferli, ich weiß ja nicht, wie weit du dich da engagieren willst, aber vielleicht wäre das - wenn der Sohn einverstanden ist - ein Weg, dich da zusätzlich einzutragen (weil du vor Ort bist.)

    Diese kleinen "Täuschungsversuche", das ist ein Aufrechterhalten der eigenen Würde. Ob bewußt oder unbewußt, ich kann es nicht verdenken. Mal geht es evtl. um die Tatsache, daß der Betroffene sich schämt, (am Anfang noch ein klein wenig) inkontinent zu sein, mal geht es um schwerwiegendere Sachen.

    Auf jeden Fall. Und genau deshalb bekommen die Menschen, die einen guten Draht zu dem beginnenden Dementen haben, auch eher die peinlichen Fragen gestellt. (Wie "Wo wir jetzt unter uns sind, wer war das gerade?" und die Person, die den Raum gerade verlassen hat, hätte geschworen, daß unsere Großmutter ihn gekannt hätte.)

    Eine Demenz zu beurteilen ist unglaublich schwer. Und, um zur Eingangsfrage zurückzukommen, wie lang ein Mensch damit allein leben kann, würde ich mir nicht zutrauen, zu beurteilen, wenn ich den betroffenen Menschen nicht sehr gut kennen würde und fast täglich um ihn wäre.

    Liebe Grüße, Pyromella
     
    @Doro
    Unser Vater wusste auch noch alles was vor 30/40 Jahren war , aber hatte kein Kurzzeitgedächtniss mehr .
    Er konnte nicht sagen was er zum Mittagessen hatte oder was ich 10 min . Vorher zu ihm gesagt hatte .
    Das machte ihn oft sehr böse ...... Klar denn das waren die momente wo er es realisierte .

    Der Schnubbi wurde nie böse. Er wußte um seinen Zustand. Kein Wunder bei der Erbkrankheit, beim Zusehen des Vegetierens seiner Mutter, im ständigen Bewußtsein: genauso, ja genauso wirst Du auch mal liegen...

    Ich habe vor Tagen einen Zettel gefunden. Darauf stand:

    Ich war....Jürgen W.

    Es zerreißt einen. Er hat versucht sich vorzubereiten.
    Die Huntington'sche Demenz ist aber auch eine andere als altersbedingte Demenz. Es ist eher eine kognitive Demenz als eine völlige Auflösung der Persönlichkeit. Die bleibt hier erhalten. In manchen Fällen kommen auch Wahnvorstellungen dazu, das hat er aber nie gehabt.

    Beste Grüße
    Doro
     
    Zuletzt bearbeitet:
    Ja es tut oft weh zu zuschauen ....

    Unser Vater hatte Parkinson-Demenz und sogenanntes Schrumpfhirn .
    Klingt komisch , aber ist alles andere als lustig .
    Man muss zu schauen wie ein Mensch sozusagen abschaltet .
    Erst langsam und dann sehr rasch gehen die Lichter aus .... Wortwörtlich sahen wir dies auf den Bildern beim Arzt .

    Es war eine belastende , zermürbende und oft hilflose Zeit des langsamen Abschied nehmens .
     
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