Hach, ich habe einen sehr schönen Nachmittag hinter mir. Viel erzählt, viel beredet, und nebenbei der Tante neuestes Werk bestaunt.
Sie hat beim Aufräumen handgeschöpftes Papier gefunden, auf dem man nicht schreiben kann, und drei Rötelkreiden waren gleichzeitig aufgetaucht.
Damit hat sie angefangen, das Gemüse, was eigendlich verkocht werden sollte, zu zeichnen. (Gegessen wurde es dann halt später.) Dann hat sie die Zeichnungen auf Postkarten geklebt und anschließend festgestellt, dass sie kaum jemandem mit einer Fenchelknolle oder einem Bund Lauchzwiebeln zum Geburtstag gratulieren würde.
Also hat sie aus den Karten ein Buch gebunden, da gab es aber dann arbeitstechnisch leere Seiten. Neben die Gemüse hat sie also Rezepte geschrieben und in die freien Doppelseiten Gedichte - als geistigen Nachtisch.
Das Büchlein sieht aus, als müsste das so, und auf diese Entstehungsgeschichte wäre ich nie gekommen, aber sie ist so herrlich typisch für meine Tante - und auch, dass da nachher etwas draus wird, was man auf sehr vielen Ebenen lesen kann. Es ist ein Rezeptbuch, es ist ein Kunstbuch und ein Gedichtebuch ist es auch. Und es ist einfach wunderschön.
