Heute Nacht gesehen. Und Heiland, ja, die Welt ist so bunt. Wie traurig wäre es, wären wir alle so cool wie Mark Förster. Da guckt man auf den peniblen Plan von Horst, 55 Joar alt, Raucher, heute muß er Knie und Beine einreiben, Kaffee oder Tee, das entscheidet sich vor Ort, wahlweise in der Küche oder in der Stube. Das wird alles säuberlich abgehakt, die Plüschtiere abgesaugt und beduftet, und ansonsten sind die Aussichten staubig auf Fleischbällchen (er kauft wenig Gemüse, im Kontor, wenn er an der riesigen Baustelle vor dem eigenen Plattenbau vorbeigeschlurft ist).
Horst Baitz ist 55 Jahre alt, Raucher und Single. Einsam lebt er in einer Platte am Rande der Stadt Brandenburg an der Havel. Was bedeutet es im Alter einsam zu sein und wie kann es gelingen, nicht den Lebensmut zu verlieren?
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Und was mich beim Gucken wirklich heftig zerrissen hat war allein die Vorstellung, daß diese Figur Horst, 55, Raucher sehr gut hätte gespielt werden können von Charly Hübner, als Hausmeister mit Schafen auf dem Dach oder als Jürgen auf der Suche nach einer Herzdame.
Da paßt alles, das Wörkout im Unterhemd auf dem Balkon (ich dacht, gleich flutscht ihm die Gerätschaft mit einem Döng vor die Nase, geguckt hat er jedenfalls so), oder auch sein energischer Gang mit dem Staubwedel durch die Wohnung.
Und alles wunderbar untermalt mit Winnetou-Klängen und Westerngejaule aus längst vergangenen Tagen.
Kurz vorher hab ich ne schöne Doku über Ulysses und dem zu Unrecht mit 59 verstorbenen Joyce gesehen. Und manchmal, ja manchmal muß man sich gewaltig erden, der Gang durch seine Stadt schenkt Dir Schätze wie Horst, 55, Raucher, ohne sie wäre Deine Stadt nicht Deine Stadt.