A tiny house...

  • Zeit für ein Gedicht

    Spätherbstnebel

    Spätherbstnebel, kalte Träume,
    Überfloren Berg und Tal,
    Sturm entblättert schon die Bäume,
    Und sie schaun gespenstisch kahl.

    Nur ein einzger, traurig schweigsam
    Einzger Baum steht unentlaubt,
    Feucht von Wehmutstränen gleichsam,
    Schüttelt er sein grünes Haupt.

    Ach, mein Herz gleicht dieser Wildnis,
    Und der Baum, den ich dort schau
    Sommergrün, das ist dein Bildnis,
    Vielgeliebte, schöne Frau!

    Heinrich Heine
     
  • Ich bin den kleinen Bändchen der Insel Bücherei verfallen. Schlimm!

    Die Eichbäume

    Aus den Gärten komm' ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
    Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
    Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
    Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
    In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
    Der euch nährt' und erzog, und der Erde, die euch geboren.
    Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
    Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
    Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
    Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
    Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
    Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
    Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
    Könnt' ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
    Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
    Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
    Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd ich unter euch wohnen!

    Friedrich Hölderlin
     
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