Na ja, Rosabel, im Topf war JdP stärker.
Seit dem Auswildern ist sie ziemlich zurückgeworfen und nörgelt über ihren Platz an der Hauswand der Gartenlaube. Sie steht nicht rundum frei; von der Wandseite flieht sie.
'Louise Odier' und 'Graham Thomas' neben ihr nörgeln nicht. Völlig kommentarlos und willig hat 'Seafoam', die Raumgreifende, das Dach erklommen und biegt sich jetzt meterweise gen Erdboden zurück. Rambling Seafoam. Da steht Jacqueline viel besser - und klagt und moppert und kümmert. ('Seafoam' ist eine perfekte Rose im Sinne von "carefree". Fast perfekt - sie duftet leider nicht und sie ist gegen Ende der Saison etwas SRT anfällig. Ansonsten kann man mit ihr machen, was einem beliebt. Sie macht alles mit und verzeiht alles sofort. Erfreulich vergesslich, die kleine Große. Hübsche Knospen, hübsches Laub. Landscape Rose.)
Wer auch recht entsetzt über den Platz seitlich von der Sonnenseite am Haus ist, ist 'Reine des Violettes' - aber die darf das. Die hat Zeit, ihre mageren Beinchen zu sortieren und über den tieferen Sinn einer (historischen, relativ toleranten, duftenden, in jungen Jahren dünnen und hängenden) Rose zu meditieren, bis sie denn endlich loslegt.
Ich habe den Kleingarten jetzt den 3. Sommer (oder den 2.?) und erwarte von einer Strauchrose wie Jacqueline etwas mehr Enthusiasmus, bitteschön.
Dabei sind ihre Blüten ganz wunderbar. Schlicht und schön und elegant und weit. Diese bezaubernden Staubgefäße in einer zauberzarten Porzellanschale!
Jacqueline en gros et en detail
P.S.:
Ich würde mich NIE davon abschrecken lassen, wie es bestimmten Sorten in anderen Gärten geht. Es sei denn, ich hätte diese Sorte unter ganz verschiedenen Umständen öfter gesehen und sie überzeugte weder hie noch da.
Alles eine Frage der Liebe, Geduld, Fürsorge.
Einige Madamchen hatten ihr Coming out erst nach 10 Jahren. Es wurde ihnen klar, dass ich nicht bereit bin, jedes Jahr ein neues Tänzchen um sie zu veranstalten - oder, anders gesagt, ihre Wurzeln waren tief genug verankert und die Wühlmäuse fanden jüngere Röschen gerade viel leckerer.
Bisher habe ich nur eine, der ich gaaar nicht traue und die ich deshalb auch nicht habe: 'Blossom Time'. Das reinste Hochzeitstortenrosenmarzipan. Das liegt nicht unbedingt an der Rose, sondern daran, dass ich mit über 145 Rosesorten einfach zuviel zu tun habe, um Lust auf schwierige Rosen zu haben. Ganz zu schweigen vom nicht mehr vorhandenen Platz.
Dann ist u.U. eine kartoffelige Kartoffelrose auf lange Sicht die klügere Wahl ...
Wobei es ja auch Rugosas gibt, die nicht derb, plump und runzlig sind, zuviel Blattmasse bilden und so breit hocken wie eine halslose Henne. 'Thérèse Bugnet' und 'Conrad F. Meyer' sieht man die ostasiatische, wilde Ahnengalerie nicht gleich an. Allerdings ist ihr zarteres Rosenlaub auch nicht so hart im Nehmen.
Mit Beobachtung und überlegtem Schnitt können manche Apfelrosen ganz famos wirken.
Bei 145 Sorten macht's der Gesamteindruck, die Gesamtwirkung. Die Gestaltung. Die Struktur. Der Farbklang. Die überbordende Üppigkeit; von A wie 'Albertine' (Fehllieferung 'Bobbie James') oder 'Agnes' (Fehllieferung, geliefert wurde 'Dr. Eckener') bis V wie 'Veilchenblau' (immerhin, die ist echt!) und 'Zéphirine Drouhin' (auch echt).
Und man sieht jetzt vielleicht erst um die vollfetten 20, die von jetzt auf gleich Vitalität versprühen und Teppiche weben.
Das ist noch ein weiter Weg.