Besuch beim Tomatenkaiser STEKOVICS 2016...

00Moni00

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Möchte euch meinen Bericht beim Stekovics im Burgenländischen Seewinkel Frauenkirchen zeigen und lesen lassen, wie es auch funktioniert mit dem Tomatenanbau...
War im Vorjahr im Sommer dort und hab an einer Führung teilgenommen und fand es sehr Interressant, was er da erzählte über den Tomatenanbau....

Habe die Links wieder gelöscht, da sie aus einem anderen Gartenforum stammen und man persönliche Daten sehen konnte.
Aber ich werde hier mal diese Fotos und die Beiträge dazu einstellen demnächst....
 
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  • Der Typ nervt. und ist hier regelmäßig Thema im Forum. Er mag eine Menge Ahnung von SEINEN Tomaten haben, aber sein missionarischer Eifer, dass bitteschön alle anderen, die andere Methoden haben keine Ahnung haben und doch alle das so machen sollen wie er, ist einfach nur geistig beschränkt.

    Er baut im panonischen trockenen Klima von Ost Österreich an, so wie er das da macht, funktioniert das hier im feuchten kühlen Norden schlicht nicht. Open air, ohne Dach, kein hoch binden, kein gießen... Hier brauchts ein Dach, sonst gibt's Braunfäule. Und mit Dach muss ich gießen. Und wenn ich im Unterstand ausgeize, weil ich halt einen 2x4m Unterstand habe und keine 10 Hektar Feld und er meint, ausgeizen ist nur was für Leute, die wollen, dass ihre Tomaten höher werden als die vom Nachbarn... Ätzend der Typ. Aber lustig.


    Grüsse vom Tomatenpapst.
     
    Da liegst du völlig falsch mit deiner Aussage - niemand sagt, dass alles andere falsch ist, er erzählt ja nur wie es bei ihm funktioniert und was er über Tomaten Weltweit zusammen getragen hat an Informationen.

    Dieser Beitrag soll ja kein Missionieren sein, sondern einfach mal über den Tellerrand rausschauen und seinen Horizont erweitern, kann ja nicht schaden....
    Ich habs mir angeschaut vor Ort und fands Interressant und ob jemand da was für sich anwenden kann oder nicht, bleibt jedem allein überlassen.

    Und dass diese Anbauform bei uns Gärtner nicht so umsetzbar ist wird ja auch jeden klar sein, der den Bericht aufmerksam liest...;)
    Aber ich fand einige Informationen auch für meinen Tomatenanbau anwendbar und mehr soll dieser Bericht ja auch nicht sein....
     
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  • Moni, ich glaube dir, dass dieser Besuch eine spannende Erfahrung gewesen ist. Es ist ja schön, dass er die optimalen Bedingungen für Tomaten hat, aber mich stört auch sein Absolutheitsanspruch. Auf mich wirkt der Mann häufig, (nicht in deinem Bericht, in diversen Videos, die ich von ihm schon geschaut habe) als wolle er allen, die keine optimalen Bedingungen für Tomaten haben, den Anbau selbiger komplett ausreden. Ich lass mir aber meine Tomis nicht ausreden.

    Meine Bedingungen sind nun mal nicht Stekovics-like. Ich habe häufig münsterländer Nebelnässe und einen 5m²-Balkon, der nur nach vorne offen ist und erst ab 13.30 Uhr mit Sonne rechnen kann, wenn sie denn scheint. Deshalb ziehe ich auch viel früher an, als Herr SteKovics das empfielt, damit ich schon große, kräftige Pflanzen, die mindestens blühen, im Mai auspflanzen kann.
    Wenn ich 120l für eine Kübeltomate einplanen soll, dann habe ich eine Tomate auf meinem Balkon, das war's. Das ist für mich nicht realistisch.
    Ohne Ausgeizen staut sich die Luft in meinem kleinen Winkel, dann wird alles eng und dampfig und ich kann Wetten abschließen, ob erst Spinnmilben oder erst die Braunfäule meinen Pflanzen den Garaus macht.

    Ich denke, jeder muss den Tomatenanbau an sein Klima und seine Gegebenheiten anpassen.
     
  • Ich hab ein ganz paar Videos von ihm gesehen, fand ihn unheimlich arrogant und am Ende fühlte ich mich ganz persönlich von ihm beleidigt. Reicht mir.
     
    Ich hab ein ganz paar Videos von ihm gesehen, fand ihn unheimlich arrogant und am Ende fühlte ich mich ganz persönlich von ihm beleidigt. Reicht mir.

    Also, persönlich beleidigt würde ich mich jetzt nicht fühlen. Ich denke, der Erfolg gibt uns doch Recht - auch wir ernten unter unseren nicht 100%ig optimalen Bedingungen leckere Tomaten.
    Da kann ich einen selbsternannten Tomatenkaiser oder Tomatenpapst sehr gut einfach für sich sein lassen. Mir ist die Energie, mich drüber zu ärgern, zu schade.
     
  • Ich fand ihn nicht so, er war äußerst Sympatisch, wollte niemanden belehren, nur aufzeigen, was seine Erfahrungen über Tomaten sind und alle Besucher haben aufmerksam zugehört.
    Für mich wars eine Bereicherung ihn persönlich kennen zu lernen, sich mit ihm zu Unterhalten.
    Aber, muss ja nicht bei jedem so sein.
     
    Hallo Ralf,
    ich würde mich niemals durch ein allgemeines Video, das mich persönlich nicht selbst betrifft, sondern nur meine Erfahrungen nicht wiedergibt, beleidigt fühlen.
    Da käme ich sicher den ganzen Tag aus dem Beleidigt sein
    nicht mehr raus.:orr::grins:

    Moni, wohnt ja in ähnlichen Klima und kann seine Anbauweise sicher besser nachvollziehen als wir hier.
    Ich habe schon öfters festgestellt, dass die sogenannten "-päpste" ihre Meinung für die ausschließlich geltende Meinung halten.

    Aber Moni hat hier von einem persönlichen Besuch und ihrem Eindruck geschrieben, das war sicher schon anders als ein Video.
     
    Och, keine Angst, mich regt das nicht sonderlich auf, ich fühl mich nicht schlecht dabei.
    Wenn er sagt, ausgeizen schafft Wunden an der Pflanze und damit potentielle Einfallstore für Infektionen, hat er recht. Aber eine Aussage wie - Ausgeizen tun nur dumme, wer ausgeizt tut das nur, weil er möchte, dass seine Paradeiser höher sind als die vom Nachbarn - so in der Art, der tut mehr, als nur seine Meinung verbreiten. Und diese überhebliche Art zog sich damals wie ein roter Faden durch das Video.
     
    Zum Ausgeizen - vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber er hat halt auch Humor....:)
    Man darf nicht alles so ernst nehmen...

    Wir haben viel gelacht, aus den Erzählungen die er von seinen Besuchern im Laufe der Jahre gehört hat, und bei manchen Erzählungen haben wir uns selber auch manchmal wieder gefunden....;)
     
    Zuletzt bearbeitet:
  • Moni, mich würden Bilder und Erfahrungsberichte sehr interessieren!
    (Falls du noch welche posten möchtest... ich fände es super!)

    Gerade, was hier nur nebenbei angesprochen wurde... mit dem Ausgeizen.
    Eigentlich kenne ich solche Zusammenhänge - pauschal gesehen - auch ganz gut, aber gerade im Zusammenhang mit den Tomaten habe ich tatsächlich noch nie darüber nachgedacht (komisch!), dass diese "Wunden" Einfallstore für Krankheitserreger sein könnten.
    Und nun muss ich rückblickend zugeben, dass die Tomaten, die bei mir nicht ausgegeizt werden, meistens die waren, die am Ende der Saison am längsten gesund waren!
    Ist nur meine Beobachtung... aber ich finde es spannend!
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    Ich denke auch, dass jeder aus solchen Anleitungen/Berichten machen muss, was er selbst für richtig hält, ich persönlich bin immer sehr offen für neue Anregungen/Betrachtungsweisen...



    Wie gesagt, würde mich sehr freuen, wenn es hier beim eigentlichen Thema weitergehen könnte - falls du noch möchtest, Moni! :pa:


    edit: Und ja, der österreichische Humor liegt sicherlich nicht jedem... vielleicht muss man aus dem Süddeutschen/bayerischen Raum kommen, um etwas mehr Zugang dazu zu haben. :-P:pa:
     
  • Lauren, natürlich schreibe ich den Beitrag noch einmal und stelle die Fotos hier ein..
    Ob und was jemand aus solchen Beiträge n mit nimmt, bleibt jedem selber über lassen.

    Über meinem Besuch beim "Tomatenkaiser" Stekovics...
    Wie ihr ja schon wissen werdet, habe ich gestern eine Führung und Verkostung beim Stekovics in Frauenkirchen mitgemacht, weil ich über die Pflanze Tomate einiges mehr erfahren wollte, als man überall liest und hört.

    Der Eingangsbereich, wo von einer Riesensäule diese kleinen Mini-Chilis herab hingen, voller Früchte in rot,gelb,lila...

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    Der Vortrag über die Tomate im Allgemeinen im schattigen Hof war Beeindruckend und seine 15 jährige Erfahrungen und die seiner vielen Besucher vom In- und Ausland ebenso.

    Ich kann die wichtigsten Argumente, die er genannt hat, für einen erfolgreichen Tomaten Anbau in kurzen Worten zusammen fassen -

    Tomaten wollen keine Erde -
    die wachsen am besten in steinigem, durchlässigen Boden, sogar im Schotter würden die wachsen.Hat ein Besucher mal probiert und ihm Bilder mitgebracht.
    Diese Voraussetzungen hat er auf seinem Tomaten Feld.

    Tomaten wollen nicht gegossen werden-
    der größte Fehler sei das gießen, wie er immer wieder betont.
    Die Pflanzen werden gesetzt, angegossen, den Rest erledigt der Regen, das reicht für Freilandtomaten.

    Tomaten wollen den sonnigsten Platz im Garten -
    Um ihren Geschmack zu bilden sei das unumgänglich.

    Tomaten wollen in ruhe gelassen werden - Sonne, Wind und der Regen würden genügen um einen guten Ertrag zu erzielen.

    Tomaten wachsen am besten in steinigem Boden -
    Ja kann nicht jeder bieten auf seinem Grundstück

    Tomaten wollen keine Lehmige Erde

    Tomaten wollen nicht ausgegeizt werden -
    das war das größte Thema gestern bei den Anwesenden - er, Stekovics meinte, das hat mal einer erfunden und alle sind diesem Unfug gefolgt und es ist nicht mehr aus den Köpfen zu kriegen.
    Beim ausgeizen wird die Pflanze verletzt, ist daher anfällig für Krankheiten, also, sollte man gar nicht machen.Auch nicht die braunen Blätter wegbrechen, die Pflanze lassen wie sie ist.

    Tomaten wollen nicht hochgebunden werden -
    geht natürlich auch nur bei im Freien ausgepflanzten Tomaten wie bei ihm auf dem Feld.Der hat uns Triebe gezeigt, die hatten locker 2m länge und mehr.

    Das beste Substrat wäre mit der Kakteen Erde zu vergleichen

    Nach einer Stunde ging es mit Mineralwasser versorgt auf das Tomaten Feld, dass ausschließlich für seine Führungen dient, daher nicht abgeerntet wird, weil ja die Leute was sehen und kosten wollen und für alle was da sein soll.


    Das sieht dann so aus
    1 Pflanze hat durchaus 4m2
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    Und wenn er und seine Frau diese hochhebt, sieht die unten so aus .

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    Ist bei all seinen Pflanzen ähnlich

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    Diese Ochsenherz, wie viele seiner Sorten aus vielen Ländern schmeckten herrlich

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    Wir konnten Tomaten essen soviel wir wollten, die großen wurden immer aufgeschnitten, da wir sonst bei der Hälfte des Feldes nicht mehr hätten kosten können.

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    Wie die Geschmäcker verschieden sind, konnte man auch feststellen, seine Lieblingstomate hat mir z.B. gar nicht geschmeckt.

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    Ich habe mir diese vom Feld mitgenommen-
    Mirabell
    Roter Pfirsich
    Copa
    Ochsenherz
    Black Cherry, die ich ja auch habe, aber bei mir schmeckt die anders...
    Und eine Tomate zum Trocknen geeignet, deren Namen ich nicht mehr weiß.

    Noch ein paar Impressionen vom Nachbarfeld...

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    Man muss aber auch erwähnen, dass der Tomatenanbau nur dort so gelingt, wo das Klima wie in der Neusiedlersee Gegend ist und im angrenzenden Ungarn.
    Aber wer die Möglichkeit hat und in einer milden Weingegend wohnt und die entsprechende Gartenfläche zur Verfügung hat, kann durchaus einiges davon umsetzen.
    Eines habe ich schon vor Jahren versucht, Tomaten zu ziehen im Freiland ohne zusätzliches gießen, hat funktioniert und die Ernte war auch gut....


    Gleich unten im nächsten Beitrag gehts weiter, die Führung neigte sich schon dem Ende zu....
    Nur noch zu den Schnecken,Kübel Tomaten und Düngen.Der zweite Teil meines Berichtes beim Tomatenkaiser -

    Und weiter geht es -
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    Was man auch gut sehen konnte, der hatte keine Braunfäule, keine Tomatenblütenendfäule oder sonstige Krankheiten an den Pflanzen, obwohl man viele braune, gefleckte,verdorrte Blätter sieht.

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    Da wird nichts mit Milch gespritzt, nicht mit anderen Mitteln, nicht mit Calzium gegossen, da gibts keinen Tomatendünger...
    Ich glaube auch, wenn man die optimalen Bedingungen für die tomaten schafft, kommt man ohne dieses Zeug aus.

    Zu den Schnecken habe ich ihn auch gefragt -
    er sagt, es gibt bei ihm keine Schnecken am Feld. Der Boden ist am Feld unterste Schicht steiniger,sandiger Boden, dann kommt eine Schicht Erde und oben auf, wie man auf den Bildern sehen kann, eine mindestens 10cm hohe Schicht Stroh.
    Stroh wird am Tag aufgewärmt,speichert die Wärme und gibt sie länger ab,es ist schneller trocken als Erde, daher faulen auch die aufliegenden Tomaten nicht so schnell.
    Kennen wir auch von den Erdbeeren.
    Wenn man hier gießen würde, könnte man sich vor Schnecken nicht erwehren...

    Gedüngt wird auch nicht, meinte er, ein guter Boden braucht nicht zusätzlich gedüngt werden.

    Zu den Kübel Tomaten befragt, was uns alle eigentlich am meisten Interressiert, sind ja viele hier KÜbler im Forum.
    Ein 10 l Kübel geht für eine Tomate gar nicht meinte er, das wird nichts gscheits.

    Mindestgröße würde er empfehlen 120l.
    Befüllen mit - die unterste Schich kann aus Holzhäcksel bestehen, kein Rindenmulch!
    Dann auffüllen mit Komposterde und die letzte Schicht oben auf 10cm Schotter. Schotter heizt sich in der Sonne auf, speichert die Wärme, trocknet schneller ab nach einem Regen.
    Gießen vielleicht einmal die Woche mit 5l. ca. wenn es nicht geregnet hat in dieser Zeit.
    Düngen und ausgeizen nicht notwendig.
    Nicht hochbinden wenn geht, sonder am Kübel,Topf, ein Brett hinlegen, ein Gitter, damit die Tomatenpflanze dort etwas gestützt ist und runterhängen lassen.
    Man könnte auch die Kübel etwas erhöht aufstellen meinte jemand, der das schon so macht.

    Einen Tipp hatte er auch parat gegen Schnecken im Topf - das Kupferband, welches oben am Topfrand festgemacht wird mit Essig bestreichen, das würde dann Oxydieren und wenn die Schnecken drüber kriechen sterben sie.
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    Die Sonne hat uns den ganzen Nachmittag bis 19 Uhr begleitet und die herrlichsten Farben der Tomaten hervorgezaubert.

    Eine Rarität hat er uns auch noch präsentiert - die Erdbeertomate.
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    Nach diesem schönen Stunden gingen wir mit Informationen, tollen Verkostungen und herrlichem Wetter wie es in der Neusiedler See Gegend eben herrscht zufrieden zurück, wo es dann zur Verkostung seiner selbst hergestellten Produkte ging.
    Ja was soll ich sagen, man schmeckte die Natur, Sonnengereifter Früchte, einfach toll.

    Zum Schluß noch ein Hinweis - vor drei Tagen war die Deutsche Tomatenpäpstin Irina Zacharias bei ihm, die tauschen immer Samen und Erfahrungen aus.
    Das ist die Weibliche Stekovics bei euch in Deutschland.

    Habe euch den Link herausgesucht -

    Irinas Tomaten

    War ein schönes Erlebnis, habe viel über die Tomate erfahren und werde bestimmt einiges umsetzen davon.

    Muss noch was einfügen - heuer ist kein Jahr (2016) für Tomaten bei uns in Österreich, auch in Deutschland wahrscheinlich hat er gemeint, zuviel Regen, zu kalt...
    Die Klimabedingungen sind in Frauenkirche/NeusiedleSee Gegend wie bei ihm ähnlich wie in Nizza.
    Bestes Anbaugebiet Klimabedingt in Österreich wäre das Marchfeld und die Neusiedler See Gegend.
    Ok, Nordburgenland geht auch noch...

    Für mich wars ein sehr Interressanter Einblick bei einem Bio-Tomatenanbauer im Seewinkel - und einmal vor Ort zu sein dürfen.
     
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    Gerade, was hier nur nebenbei angesprochen wurde... mit dem Ausgeizen.
    Eigentlich kenne ich solche Zusammenhänge - pauschal gesehen - auch ganz gut, aber gerade im Zusammenhang mit den Tomaten habe ich tatsächlich noch nie darüber nachgedacht (komisch!), dass diese "Wunden" Einfallstore für Krankheitserreger sein könnten.
    Und nun muss ich rückblickend zugeben, dass die Tomaten, die bei mir nicht ausgegeizt werden, meistens die waren, die am Ende der Saison am längsten gesund waren!

    Ich muss ich hier auch mal in Sachen Ausgeizen outen. Ich habe im letzten Jahr, nach einiger Lektüre hier im Forum, auch einmal probeweise auf das Ausgeizen verzichtet und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. :)

    Allerdings - wir hatten letztes Jahr in Halle den ganzen Sommer über so gut wie keine Regen, ganz im Gegenteil, es war heiß und trocken. Insofern habe ich keine Erfahrungen in verregneten Sommern.

    Mir ging beim Verzicht aufs Ausgeizen aber nicht nur um die Wunden an den Pflanzen, sondern auch um den Geschmack. Es ist ganz einfach: wenn eine Pflanze mehr Blätter hat, kann sie mehr Photosynthese betreiben und die Früchte besser versorgen. Deswegen habe ich nur in Maßen ausgegeizt und auch nicht entspitzt. Trotz alledem hatten die großen Sorten (Azoychka, Black Krim) schöne große Früchte.

    Zum Vergleich: unser Nachbar gegenüber geizt alles aus und köpft frühzeitig. Er hat wunderschöne große Bilderbuchfrüchte, die aber leider nach gar nichts schmecken. Da sind selbst Supermarkttomaten besser.
     
    Aus Sicht als neutral agierender Moderator begrüße ich auch einen Stekovics-Thread. Grundsätzlich finde ich neue Impulse immer positiv. Und ich finde es auch gut, wenn die Community mal richtig in die Diskussion rein kommt.

    Persönlich bin ich dem Stekovics auch abgeneigt.

    Die genannten Eindrücke über seine YouTube-Videos kann ich jedenfalls unterschreiben.

    Ich will jetzt aus Zeitgründen nicht alle seiner Thesen aufgreifen. Nur eines: Thema Ausgeizen.

    Vor Jahren habe ich einen Feld-Anbau gemacht (Kuba-Projekt), ähnlich wie ich diesen hier auf den Fotos sehe. Aus Zeitgründen wäre es bei über 1.000 Pflanzen unmöglich gewesen diese hochwachsen zu lassen, geschweige denn auszugeizen. Insofern war diese Entscheidung nichts zutun durchaus richtig.

    Für den Gesamterfolg (was ich mit dem Projekt im Rahmen der Pflanzenzüchtung erreichen wollte) hat das auch kein Problem dargestellt.

    Aber unter dem Strich war das Kuba-Projekt ein gutes Beispiel dafür, dass der Feldanbau von Tomaten (und somit viele von Stekovics Thesen) hier in meiner Region nicht funktioniert. Dabei ist meine Gegend wärmer als der Deutschlandschnitt (Weinanbaugebiet) und außerdem statisch einer der regenarmsten Gegenden in Deutschland, was sich durch den Odenwald und Spessart entstehenden Regenschatten erklären lässt.

    Problematisch war der Wildwuchs (keine Kulturführung durch Ausgeizen) in jeglicher Hinsicht.

    Es behinderte die Belüftung der Pflanzen massiv. Es brauchte keinen Regen. Nächtliche Taubildung und Transpiration reichte aus, um ein Paradies für Pilzkrankheiten zu liefern.

    Durch die Triebe in alle Richtungen generierten die Pflanzen auch massig Blüten bzw. Früchte. Durch die Masse an Früchten verzögerte sich das Wachstum der Früchte enorm. In der Folge reichte die Zeit zum Abreifen nicht mehr für eine vernünftige Ernte vor Pilz- oder Frosteinbruch.

    Rechnet man nach Ertragsleistung (und darauf zielen ja auch die Hobbygärtner, sie wollen ja schließlich nicht nur Pflanzen groß ziehen, sondern auch was ernten) war das Kuba-Feldprojekt ein riesen Flopp. Es reichte für züchterische Arbeiten und um von dessen Pflanzen bis zu einer Fruchtgröße von 100g zu ernten. Aber umgerechnet (jetzt mal so Pi x Daumen) brachten mehr als 1.000 Pflanzen den Ertrag von etwa 50 "normalen" Pflanzen.

    Es mag stimmen, dass Wunden bei ausgegeizten Tomaten als Eintrittspforte für Krankheiten dient. Aber auch nur in dem Rahmen wie wenn es einem Menschen vom Fahrrad runterhagelt und hier Schürfwunden als Eintrittspforten dienen können. Und egal ob Pflanze oder Mensch: Auch nur solange, wie die Wunde noch nicht trocken ist.

    Kritisch ist das Ausgeizen nur, wenn man Bakterien- oder Virenkrankheiten im Bestand hat und die Erreger von A nach B mit Finger oder Werkzeug überträgt.

    Etwa wie auf diesem Foto beim Feuerbrand an Tomaten:

    http://www.apsnet.org/publications/imageresources/Pages/Bacterialstemrotomato.aspx

    Ansonsten gelten für mich persönlich folgende Leitgedanken:
    • Pilzsporen sind immer allgegenwärtig (warum sonst fängt ein Brot in den reinlichen eigenen vier Wänden selbst im tiefsten Winter zum Schimmeln an?).
    • Im Verlauf der Gartensaison nimmt die Konzentration an Sporen an bedeutenden Pilzkrankheiten wie die Braunfäule stetig zu. In regenarmen Perioden ist der Zuwachs unter Umständen auch nur messbar. In regenintensiven Perioden dagegen kann die Sporenkonzentration auch mal explodieren.
    • Pilzsporen können auf der Pflanze nur dann keimen, wenn die Pflanze nicht nass oder feucht ist. Insofern ist auf eine gute Belüftung zu achten (Ausgeizen, kein Treibhauseffekt im Gewächshaus). Ein Regenschutz ist zweckdienlich. 100%igen Schutz vor trockenen Pflanzen gibt es jedoch nicht. Denn durch Transpiration der Pflanze oder Wetterphänomene wie Tau und Nebel können die Pflanzen dennoch nass oder feucht werden. Aber im Allgemeinen hilft ein Dach über dem Kopf die Infektion zumindest erheblich hinaus zu zögern.
    Grüßle, Michi
     
    Ich habe zwar den alten Fred nur überflogen, aber gibt es irgendwo Hinweise, was Herr Stekovics im Herbst mit seinen Feldern macht? Gründüngung? Mist unterpflügen? Wenn ja, ist das auch Düngen.;)
    Dass er gar nichts mit seinen Böden macht, kann ich mir nicht vorstellen, denn sonst wird er da bald nichts mehr ernten.

    Ich stehe den Fernsehauftritten von Herrn Stekovics ziemlich ambivalent gegenüber. Einerseits gefällt mir, dass er festgefahrene Meinungen zum Thema Gärtnern und Gemüseanbau in Zweifel zieht. ABER, und das ist das Andererseits: Er ist genauso festgefahren in seiner Meinung wie die Standpunkte, die er angreift. Und dieses Rechthaberische gefällt mir überhaupt nicht.

    There are no tomato police.:grins: Und ich werde meine Tomis weiterhin gießen, denn sonst würden sie bei unserem Boden keine Woche überleben, und düngen werde ich auch. Jeder wie er mag.
     
    Hat man eine brach liegende Fläche braucht man nicht zu düngen. Die Natur regelt das selber durch verrottende, abgestorbene Pflanzenteile, die zu Boden fallen.

    Aber sobald der Mensch in diesen Kreislauf eingreift, muss er diese Nährstoffe, die er dem Boden entzieht, auch wieder zuführen. Und das idealerweise mit organischen Methoden. Sonst wachsen bald nicht nur keine Tomaten mehr, sondern er hat seinen Boden kaputt gemacht mitsamt all seinen darin lebenden Lebewesen.

    Grüßle, Michi
     
    Michi, warum heißt es Kubaprojekt? In Kuba werden kaum Tomaten angebaut - habe dort mal ein Jahr gelebt, und es gibt trotz des feuchtwarmen Wetters kaum Obst und Gemüse zu kaufen.:( Äpfel waren schweineteuer, wenn es sie überhaupt gab; dass ich in diesem Jahr Tomaten gegessen hätte, kann ich mich kaum erinnern. Nur grüne Bratbananen und Castrobomben (Saftorangen) gab es in Hülle und Fülle.

    Danke noch mal für Deine Erfahrungen mit dem Ausgeizen. Da hatte ich letztes Jahr wahrscheinlich einfach Glück, oder es war heiß und trocken genug...
     
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