Hallo abdrop,
ah gut, danke für die Informationen, damit kann man sich ein besseres Bild machen und so auch bessere Ratschläge geben.
Also erst mal zu deiner Kombination aus drei Maßnahmen -
keine davon solltest du
jetzt machen. Zu einer anderen Jahreszeit sind sie unter Umständen schon sinnvoll. OK, man sollte nicht immer von der eigenen Situation ausgehen... Also nachsäen könnte man in sehr milden Regionen auch jetzt noch. Ich selber wohne auf der Schwäbischen Alb und das ist es jetzt schon so kühl in den Nächten dass die Grassamen wohl nicht mehr besonders gut keimen würden. Für Unkrautvernichter und Vertikutieren ist es jetzt auf jeden Fall zu spät. Beides würde in deinem Rasen noch mehr Lücken hinterlassen, auf denen sich dann noch mehr Unkraut ansiedeln könnte. Was aber natürlich gaaaanz wichtig ist - der Herbstdünger, den bitte auf jeden Fall in zwei bis vier Wochen ausbringen.
Jetzt möchte ich gerne Dein Angebot annehmen und auf Ursachenforschung gehen, um zu verhindern, dass dies wieder passiert. Wir haben das Haus gebraucht gekauft, der Rasen war also schon da und in ordentlichem Zustand.
Aha, hatte ich falsch verstanden, ich dachte der Rasen sei vor drei Jahren angelegt worden.
Gedüngt habe ich ihn üblicherweise zweimal im Jahr: Frühjahr (meistens) und Herbst (immer). Bei meinen Eltern hatten wir Rasen, der bis auf ein bisschen Kalk jedes Jahr nie gedüngt werden musste. Deshalb ist mir neu, dass ich bei diesem Boden evtl. viel düngen muss.
ja, genau, Rasen ist ja eine echte Monokultur und vorallem durch das Mähen und die Abfuhr des Grasschnitts werden der Fläche ständig Nährstoffe entzogen - die muss man unbedingt 'nachfüllen'. Warum es bei deinen Eltern ohne Düngen funktioniert ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Also gleich im Frühjahr, so Mitte März (oder wenn der Schnee weg ist) kommt die erste Portion stickstoffreicher Dünger auf den Rasen (hier nicht den Herbstdünger aufbrauchen, das wäre nicht sinnvoll). Ob du da jetzt einen mineralischen oder einen organisch-mineralischen nimmst, spielt meiner Erfahrung nach nicht so die große Rolle. Du kannst auch einen güstigen Rasendünger aus dem Diskounter nehmen - Hauptsache Futter für den Rasen. Menge nach Packungsanweisung, gedüngt wird drei bis fünfmal pro Jahr. Ich würde eher knapp dosieren und dafür die Abstände zwischen den Düngergaben kürzer halten. Dann hat man nicht dieses schubweise rasante Wachstum und zwischendurch hungert der Rasen.
Wir haben hier einen Lehmboden, der von Spätherbst bis Frühjahr sehr feucht, ja richtig matschig ist. Im Sommer bricht er gerne auf und es entstehen längere Risse. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies nicht der beste Untergrund für einen Rasen ist - aber wie gesagt: Beim Vorbesitzer hat es auch funktioniert, daher sollte ich es mit den richtigen Mitteln auch hin bekommen.
Oh ja, genau so einen Boden habe ich auch, ist nicht unbedingt das Optimum, aber geht schon irgendwie. Im Sommer solltest du auf jeden Fall soviel bewässern, dass es auf gar keinen Fall diese Trockenrisse gibt. Richtiges Bewässern heißt beim Rasen, alle paar Tage nur, dann aber richtig (ca. 15 l/m²). Messen kannst du die richtige Menge über ein Gefäß mit möglichst senkrechten Wänden. Wenn da 15 mm Wasser drin stehen, dann kannst du den Regner abdrehen.
Und nochmal zum Boden, lehmiger Boden neigt zum Verdichten und im verdichteten Boden fühlen sich die Gänseblümchen wohler als das Gras. Also solltest du die netten kleinen Helferlein anlocken (Regenwürmer und sonstige kleine Bodenlebewesen), das geht zum Beispiel über die Verwendung von organischen Düngern (bzw. gemischten Düngern) oder auch über einen Bodenaktivator oder auch über kleine Kompostgaben, das muss aber wirklich sehr fein gesiebter Kompost sein, der auch nur hauchdünn aufgetragen wird. Evtl. wäre es auch sinnvoll mal den pH-Wert deines Bodens zu bestimmen, dafür kann man im Gartencenter so kleine Bodentest-Sets kaufen. Ein pH-Wert von 6,0-6,5 wäre optimal.
Der jetzige Zustand ist so richtig erst in den Sommerferien eingetreten, als ich mich ca. 6 Wochen nicht um den Rasen kümmern konnte und ihn in dieser Zeit auch nicht gemäht habe. Vorher sah er bei weitem nicht so schlimm aus, und auch nach dem Rasen hat sich dieses Unkrat rasant weiter vermehrt. Es ist also nicht so, dass ich den Rasen drei Jahre lang vernachlässigt hätte.
Naja, also 6 Wochen nicht mähen, das geht beim Rasen eigentlich gar nicht. Wenn man so einen richtigen Rasen haben möchte, dann ist eigentlich mindestens einmal in der Woche mähen angesagt. Könntest du bei der nächsten längeren Abwesenheit nicht irgendjemanden organisieren, der zwischendurch mal mäht? Also ich mähe immer bei meinem Nachbar, wenn wer mit der ganzen Family im Sommer in die Türkei fährt.
Klar, hast du den ein oder anderen Pflegefehler gemacht, aber ich frage mich auch, ob die Belastung des Rasens zugenommen hat (spielende Kinder, tobende Hunde, ...)? Eines wäre auf jeden Fall hilfreich: Wenn der Rasen sehr nass/ matschig ist oder gar quatscht unter den Schuhen, dann sollte man ihn möglichst wenig betreten.
Also ich würde an deiner Stelle den Rasen jetzt ein knappes Jahr lang gut pflegen, zum 'gut pflegen' gehört düngen, mähen, wässern und natürlich auch mal Unkraut rausstechen, bei deinen Mengen wirst du vermutlich da auch gleich ein wenig nachsäen müssen. Wenn du dann bis Sommer 2017 keinen Fortschritt siehst, dann wären Ende August oder Anfang September die größeren Massnahmen (tief vertikutieren, sanden, aussäen) angebracht, oder du entscheidest dich für den vollen Reset und machst erstmal eine echte Bodenverbesserung. Gerade weil du schreibst, dass der Rasen von Herbst bis Frühjahr 'matschig' ist, könnte das eventuell die bessere Variante sein.
Und wenn du das Drama bis dahin gar nicht anschauen kannst: Unkrautvernichter nicht vor Mai anwenden. Du musst auch unbedingt eine trockene Phase erwischen, sonst kann das Herbizid nicht wirken. Ansonsten genau nach Packungsanleitung verwenden, d.h. nicht auf frisch gemähte Flächen ausbringen, mindestens 6-8h keinen Regen danach - diese selektiven Herbizide werden praktisch ausschließlich über die grüne Blattmasse aufgenommen. Sie lösen in zweikeimblättrigen Pflanzen ein extremes Wachstum/ eine extreme Zellteilung aus. Der Nährstoffnachschub reicht dann nicht aus, die Pflanze stirbt ab. Anschließend wirst du Lücken haben, die du schnell durch Nachsäen von Rasen schließen solltest (auch deshalb nicht vor Mai starten, die Keimung vom Rasen wäre sonst zu langsam).
Viel Erfolg wünscht dir
Orlaya