Moin,
erstmal vorneweg, die Aussage dass es vielen Landwirten schnuppe ist wie es ihren Tieren geht ist schlicht und einfach nicht wahr und ganz ehrlich, ich finde die Unterstellung unverschämt!
Wenn auf dem Hofplatz oder auf der Straße vor dem Kuhstall ein dicker Knaller los geht ist das ein Geräusch dem die Tiere im Stall nicht täglich ausgesetzt sind, fällt dem Lanfwirt die Schaufel vom Frontlader runter gibt es auch ein Mordsgeschepper das sie nicht jeden Tag hören. Die Tiere erschrecken sich, sind vorübergehend ein wenig unruhig, aber sie reagieren nicht anders wenn der Wind eine ungesicherte Stalltür zuschlägt, auch das gibt einen sehr lauten Knall der nicht alltäglich ist.
Ob Rindvieh, Schwein, Hund oder Pferd, sie alle erschrecken sich mehrfach im Jahr wegen allen möglichen Dingen und je nachdem was sie im Leben kennen gelernt haben oder auch nicht können sie mehr oder weniger aufgeregt sein wenn die Raketen starten.
Sie regen sich aber nicht nur Silvester auf, übers Jahr verteilt gibt es zig Gelegenheiten die Hund oder Schaf aus der Tiefenentspannung reißen, damit muss ein Tier genau so zurecht kommen wie wir Zweibeiner.
Lasst doch einfach das Verhängen von Stallfenstern, eine Kuh oder ein Esel sind Fluchttiere, können sie sehen dass es blitzt und donnert ist es doch nach wenigen Minuten ok, falls sie sich überhaupt aufregen.
Nehmt doch euer Pferd oder den Hund und versucht nicht sie durch Evakuierung vor dem Grauen zu retten, sondern geht mit der größten Gelassenheit und Selbstverständlichkeit zur Quelle des Unbehagens. Es könnte durchaus sein dass sich ein Tier spürbar anspannt, das darf es auch, aber ihr solltet entspannt und selbstbewusst reagieren dann kann ein Tier auch die Angst verlieren. Spielt mit dem Hund, fordert von dem Pferd kleine Gehormsamkeitslektionen die es im Tiefschlaf kennt, damit signalisiert ihr dem Tier das alles ok ist.
Wenn man versucht das Tier von der vermeintlichen Gefahrenquelle wegzubringen oder Aktionen durchführt um die Sicht einzuschränken erzeugt ihr erst recht eine Gefahrensituation weil ihr euch anders verhaltet als sonst.
Wenn der Hund bei der Gassirunde lieber umdrehen will geht weiter - oder geht ihr sonst nach hause bevor das Tier sich erleichtert hat?
Hört auf Stallfenster zu verhängen - das macht ihr doch sonst auch nie.
Was passiert denn wenn ihr einem Tier die Sicht und Akustik versaut und ihm damit die Möglichkeit zur Einschätzung der Gefahr erschwert oder gar verhindert?
Ihr bringt es (aus Sicht des Tieres) in eine bedrohliche Lage denn es spürt die aufgeregte Verfassung der Menschen die zwangsläufig da ist wenn die Nachbarn in Feierlaune sind und sich der Halter über die Knallerei ärgert.
Und hört auf eure Tiere täuschen zu wollen, wer sich über Knallerei ärgert, womöglich selber Angst hat, der kann sich noch so Mühe geben "cool" zu wirken, eure Tiere wissen dass ihr ihnen was vormacht und fühlen sich noch mehr verunsichert.
Angstauslöser vermeiden hat beim Tier den gleichen Effekt wie bei uns Menschen, die Angst wird nur noch größer.
Wer seinem Tier helfen will sollte den Tagesablauf nicht verändern und keine Aktionen durchführen die er oder sie sonst auch nicht macht denn damit wird eine Ausnahmesituation konstruiert deren Risiko ein Tier nicht einschätzen kann.
Mein Hund sagt dreimal wau, rollt sich missmutig nörgelnd zusammen und schert sich nicht weiter um das Brimborium, geht sie mit raus kommt noch ein Kläffer, ein Rundblick und dann sucht sie Spitzmäuse im Gestrüpp.
Die Katzen hocken sich irgendwo hin, aufs Aquarium, auf die Heuballen im Schuppen, auf die Fensterbank und warten bis es vorbei ist, das tun sie bei Sauwetter auch.
Meine Meerschweine sitzen da und diskutieren die "Wetterlage", verstecken tun sie sich nicht.
Meine Pferde werfen den Kopf hoch, irgendwer erschreckt sich auch mal, aber dann wird weiter gefressen es sei denn ich nehme sie mit zum Tatort, man kann zwei Meter neben ihnen die Raketen starten ohne dass sie am Rad drehen und sie gehen bis dicht ans Osterfeuer ran wenn ich sie dazu auffordere und ein rollender Panzer ist nicht gefährlicher als ein Mähdrescher, LKW oder Radlader.
Und Nachbars Schweinen war der "Budenzauber" zum Jahreswechsel schlichtweg egal, einige haben mal aufgeschaut, aber wirklich interessiert hat es sie nicht.
Alle diese Tiere werden immer wieder mal mit nicht alltäglichen Dingen konfrontiert und haben gelernt sich die Sache anzuschauen, auch Rindviecher die auf riesigen Weiden stehen wo sie sich zurückziehen könnten tun es nicht, je nach Charakter reagieren sie unbeteiligt oder neugierig.
Also Leute, ihr habt jetzt 12 Monate Zeit mit euren Tieren zu arbeiten, das reicht locker aus um sich gemeinsam mit ihnen auf den nächsten Jahreswechsel vorzubereiten... ran an den Speck!:grins:
Ein schönes und erfolgreiches Jahr wünscht euch und euren Tieren
Conya