Kennzeichnung F1-Hybridsaatgut?

WaA76

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Oberösterreich
Hallo Leute!

Ich war heute in nem Gartencenter und hab mich durch die Sämerein gewühlt.
Dabei ist mir aufgefallen, dass einige Tomatensorten, die letztes Jahr noch Hybridsorten waren, dies aber scheinbar heuer nicht mehr sind. :confused:
Als Beispiel:
Kiepenkerl
Lupitas letztes Jahr und im Internet eine F1-Sorte, auf der Saatguttüte von Kiepenkerl heuer keinerlei Hinweis mehr. Das selbe bei der Heartbreaker Vita und ein paar andere Sorten.

Wurden die Sorten nun stabilisiert, also samenfest gemacht oder wurde der Zusatz einfach weggelassen, da viele Leute bewusst auf F1-Saatgut verzichten? :schimpf:

Ich meine, ich hab nichts gegen Hybriden, bau sie ja manchmal selber auch an. Aber keine Kennzeichnung find ich dreist, wenns keine Samenfesten sind. Gibts da nicht eine Kennzeichnungspflicht?
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Ich weis nicht, ob es 'ne Kennzeichnungspflicht gibt.

    Aber Kiepenkerl ist das Paradebeispiel für weggelassene F1-Bezeichnungen. Darüber hinaus ist es "irgendwie" üblich bei Jungpflanzen sowieso die F1-Bezeichnung wegzulassen.

    Finde ich nicht so toll...

    Grüßle, Michi
     
  • Eine einheitliche Datenbank zum Nachschlagen gibt es nicht... :(

    Ich hab das alles im Kopf, sodass sich die Frage für mich noch nie gestellt hat...

    Google hilft da auch nicht so ohne weiteres. Kannst Dir ja denken, wenn du irgend 'nen Sortennamen eingibst erst mal hunderte von Ergebnisse zu irgendwelchen Online-Shops bekommst.

    Etwas helfen kann folgende Seite:

    http://ec.europa.eu/food/plant/prop...abase/public/index.cfm?event=SearchForm&cat=H

    Und zwar ermöglicht es in vielen aber nicht allen Fällen welcher Züchter/Produzent sich hinter einer Sortenbezeichnung sich verbirgt. Und dann könnte man über die Herstellerseite ggf. rausfinden was das nun ist. Hybride oder nicht.

    Grüßle, Michi
     
  • Bei Kiepenkerl sind alle Sorten Hybridsorten mit folgenden Ausnahmen (Auflistung aller samenfesten Sorten bei Kiepenkerl): Rote Murmel, Goldene Königin, Moneymaker, Matina, Golden Currant, Vilma, Hoffmans Rentita, Yellow Pearshaped, Primavera, Roma, Saint Pierre, Tumbling Tom Red, Tumbling Tom Yellow und Ananas.

    Grüßle, Michi
     
    Sperli: Black Cherry, Chocolate Cherry, Resi, Marmande, Yellow Pearshaped, Johannisbeertomate, Matina und Yellow Stuffer.

    Grüßle, Michi
     
  • Über die fehlende Kennzeichnung ärgern sich viele in meinem Bekanntenkreis und die meisten davon könnten mit dem Link nichts anfangen, sie können kein englisch und nur wenige haben Internet.
    Wenn ich die Herrschaften dann darüber schimpfen höre dass eben solche Hinweise auf Samentüten fehlen kann ich durchaus Verständnis für deren Verärgerung aufbringen.

    Gruß Conya
     
    Das verärgert beide Seiten...

    Sowohl die Leute, die Hybridsorten meiden, als auch die, welche Hybridsorten bevorzugen. Und natürlich auch die Leute, die sowohl als auch verwenden, aber zumindest wissen wollen was es nun ist.

    Eine F1-Angabe gehört einfach drauf, wäre aus vermarktungstaktischen Gründen auch sicher wertvoll. Vielleicht nicht hier im Forum, aber so die Breite Masse denkt schon Hybridsorten sind einfach besser.

    Grüßle, Michi
     
    Nun ja, ich kenne auch außerhalb der Internet- und Forenwelt viele die keine Hybridsorten wollen.
    Ich persönlich habe nichts gegen Hybriden, auch da kann es anständige Tomaten geben, aber die fehlende Kennzeichnung finde ich auch nicht korrekt.

    Und wenn ich dann in einer Gärtnerei 5 cm hohe Paprikapflänzchen für stolze 3,99 sehe und frage welche Sorte dass denn sei und als Antwort nur höre "die sind rot"... nee sorry, das hilft dann noch weniger weiter.
    Aber mit Kennzeichnungen mag man sich in Germany halt nicht so gerne befassen.

    Gruß Conya
     
    Danke Michi für die Arbeit, die Du Dir gemacht hast! Ich hab mich jetzt durch den von Dir geposteten Link von der EU gegraben.
    Wenn man die Sorte unter variety sucht, steht dann nicht nur der Erhalter sondern auch unter variety attributes "Hybride" dabei. Leider konnte ich dort nicht alle meiner Sorten finden.

    @Conya: ja, es ist eine Frechheit meiner Meinung nach. Am besten finde ich im Gartencenter aber immer noch die Bezeichnung "Paprika, grün" :D... Meine Schwiegermutter hatte so einen mal gekauft und stell dir vor, der wurde rot als er reif war...

    Ich finde überhaupt, dass eine genauere Bezeichnung notwendig wäre. Auf den gekauften Gemüsepflanzen sollte zumindest die Gattung, die Sorte und ob F1 oder samenfest stehen. Genauso auf jeder Saatguttüte.

    Bei der Kennzeichnung geht es ja nicht darum, F1-Sorten zu verdammen.
    Jeder sollte wissen, was er anbaut!
     
  • Ich finde auch, dass eine Kennzeichnung Pflicht sein sollte. Ich baue auch Hybriden an, aber ich will wissen, von welchen Pflanzen ich Samen sammeln kann und von welchen nicht.
     
  • @Conya: ja, es ist eine Frechheit meiner Meinung nach. Am besten finde ich im Gartencenter aber immer noch die Bezeichnung "Paprika, grün" :D... Meine Schwiegermutter hatte so einen mal gekauft und stell dir vor, der wurde rot als er reif war...

    Tja, ein näher nicht genannter Baumarkt (fängt mit O an und endet mit I) hat bei den Kräutern sehr aussagekräftige Bezeichnungen wie : diverse Kräuter

    Tja, Thymian und Salbei erkenne ich gerade noch.... oregano, majoran und andere aus der gleichen Familie verschwimmen da für mich zu einer einheitlichen Masse. Bei manchen weiß ich nicht mal, ob ich das kenne. Sind halt Kräuter....
     
    Ich wäre auch dringend dafür, daß so manche Informationen mitgeliefert werden. Sogar, wenn man Pflanzen auf dem Wochenmarkt kauft (und nicht an den supertollen Sonderstand auf dem Bio-Wochenmarkt gerät, der exakte alte Sorten angibt und noch berät, welche Tomate unter welchen Bedingungen Sinn macht).
    Letztes Jahr habe ich in Frustaktion eine Tomatenpflanze erworben, klein mit schon tragenden roten runden Coctailfrüchten. Auf Nachfrage, was das für eine Sorte sei, erfuhr ich: eine Coctailtomate! Ach nee... Ich hab dann weitergebohrt und bin der Verkäuferin wohl auf den Geist gegangen, die ihre Chefin holte. Info von ihr: "Moneymaker". Wie ich hier im Forum mittlerweile gelernt habe, ist die echte Moneymaker deutlich größer als der 20cm Balkonwinzling, den ich da hatte. So weit, ob das eine F1 Hybride gewesen sein könnte habe ich keine Infos bekommen können. Ich habe im Test Samen genommen, und werde dieses Jahr sehen, was draus wird. Aber muß ich von jeder wohlschmeckenden Tomate erst Saatgut nehmen und im Folgejahr anbauen, um ahnen zu können, ob die Tomate samenfest war?
    Sorry, wenn ich hier meine Wut darüber rausschreibe - aber die letzten roten dattelförmigen Coctailtomaten waren wieder sehr lecker aber namenlos. So langsam sammeln sich die Tütchen mit Saatgut "Münsteraner Markttomate" - wie kann ich an mehr Infos kommen, wenn ich nur die namenlose Frucht habe? Ich glaube, die Händler wollen nicht, daß Kunden ihre Tomaten selber anbauen...

    Frustrierte Grüße, Pyromella
     
    Ein interessantes Thema....


    Bei meinem normalen Gärtner stehen zumindest die genauen Sorten an den Tomaten und Paprikas. Das heißt man könnte zumindest zu Hause nachschlagen sofern man es im Internet dann findet.


    Und beim Biogärtner meines Vertrauens (dort habe ich z.B. heuer meine Auberginen gekauft) gibt es nur samenfeste Sorten und es ist genau beschrieben, um welche es sich handelt und was man von der Sorte erwarten kann.


    Die Biogärtner-Variante ist mir persönlich am liebsten. Da weiß ich im Laden, was ich kaufe.....


    Und: über Samentütchen auf denen gar nichts steht habe ich mich auch schon öfters geärgert. Gerade die Tütchen von Kiepenkerl sind schweineteuer. Und ich finde dafür könnte man eigentlich eine vernünftige Deklaration erwarten. Als Kunde will ich ja einfach nur wissen, was ich da kaufe.
     
    Hihi...:D divese Kräuter ist auch super... Das klingt nach "best of the rest" in der Samentüte...


    Zugutehalten muss man aber auch, dass es mir heuer verstärkt auffällt, dass Sortenbezeichnungen auf den Etiktetten von Paprika und Tomaten in div. Gartencentern stehen.
    Zumindest trifft dies bei Pflanzen zu, die sich marketingtechnisch über "Bio" und "alte Sorte" verkaufen. Ich glaube, dass der "Druck" des Konsumenten doch eher in die Richtung "ich will wissen, was ich kaufe" geht.
    Bei den Standardpflanzen steht aber nach wie vor "Cherrytomate, Buschtomate, Paprika grün/gelb/rot, Stabtomate, etc" drauf. Das kann im Endeffekt alles sein, von der 0815 Standardsorte bis zur F1-Hybride.

    Darum versteh ich die Strategie hinter den Saatguthändlern wie Kiepenkerl nicht, hier einfach F1-Bezeichnungen wegzulassen. Man kann ja eine Strategie fahren wie "alte Sorten für Bio" und "F1 Sorten für Profi".
    Und die Dinger sind wirklich schweineteuer. Bsp. Tomate Cupido F1: 5,49 € für 5 Korn im örtlichen Gartencenter! Die wollte ich eigentlich kaufen, bis ich den Preis sah.

    Aber was können wir tun?

    @Pyromella: es macht einen wirklich wütend. Bei Obst steht auch fast immer die Sorte drauf. Niemand kauf einen Apfel rot oder eine Birne grün. Neuerdings hab ich sogar bemerkt, dass auf Orangen und Zitronen im Netz die Sorte angegeben ist. Warum nicht auch bei Tomaten und Paprika?

    Hat eigentlich schon jemals wer versucht, so ne F1 weiter zuzüchten? Ist es wirklich so schwer, die wieder zu stabilisieren?
     
    Zumindest trifft dies bei Pflanzen zu, die sich marketingtechnisch über "Bio" und "alte Sorte" verkaufen.


    Also bis auf Plastikpflanzen müssten die doch alle Bio sein :D

    Paprika grün/gelb/rot


    Ich habe im Frühjar Saatgut für "Gemüsepaprika, mild" erstanden. Eine echte Wundertüte und ich bin gespannt was daraus wird.

    Hat eigentlich schon jemals wer versucht, so ne F1 weiter zuzüchten? Ist es wirklich so schwer, die wieder zu stabilisieren?

    Die Stabilisieren sich nie. Die Folgegeneration ist eine Mischung aus Pflanzen beider Elternsorten und Hybriden. Wenn man dann die Elternsorten wieder kreuzt, dann bekommt man Saatgut für F1 Hybride, die in der Folge dann wieder zerfallen ...
     
    Sicherlich bekommt auch Hybridsorten genetisch stabil. Der Weg dahin ist im Prinzip der Gleiche, wie wenn ich mir selber eine Sorte kreuze. Beispielsweise Green Zebra x Black Cherry. Dann hab ich eben auch eine Hybride - eine Hybride aus Green Zebra x Black Cherry etwa.

    Im Kern ist es keine Schwierigkeit etwas genetisch stabil zu bekommen. Man muss nur von Generation zu Generation weiterziehen. Bedeutet ich mach von Jahr zu Jahr neues Saatgut, und säe im Folgejahr immer nur das neue Saatgut. Dann wird mein Projekt mit jedem Jahr (Generation) stabiler. Ausgedrückt wird das mit der Filialgeneration - kurz F. Beispielsweise F1, F2, F3, F4 und so weiter. Deswegen steht auch normalerweise hinter einer Hybridsorte das F1.

    Die genetische Instabilität nimmt mit jeder Generation um die Hälfte ab, deswegen kann man die genetische Instabilität auch in Prozent ausdrücken.

    F2 = 50%
    F3 = 25%
    F4 = 12,5%
    F5 = 6,25%
    F6 = 3,1%
    F7 = 1,6%
    F8 = 0,8%
    F9 = 0,4%
    F10 = 0,2%
    F11 = 0,1%
    F12 = 0,0%

    Die Schwierigkeit liegt darin, wie man den Hobel ansetzt. Es geht um die Selektion, oder ausgedrückt um die Auslese.

    Wiegesagt eine Hybridsorte ist genetisch instabil. Auch wenn ich mir selber etwas zusammenkreuze ist das genetisch instabil.

    Es macht dabei einen Unterschied, ob ich immer nur eine Pflanze im Jahr im Garten stehen hab oder eine Vielzahl. Das Ergebnis, d.h. meine samenfeste Sorte am Ende wird von sehr viel höherer Qualität sein, um so mehr Pflanzen ich pro Generation gehabt hab. So ganz pauschal jetzt mal ausgedrückt.

    Warum das so ist - ein Beispiel:

    Ich hab hier eine fiktive Hybridsorte, sie hat folgende Eigenschaften:
    • Sie hat eine purpur-braune Fruchtfarbe - Gene: gf und y
    • Außerdem sind die Früchte gestreift - Gen: gs
    • Die Früchte sind oval - Gen: o
    • Haben einen Nippel - Gen: bk
    • Die Pflanze selbst ist determinant (Buschtomate) - Gen: sp
    • Wächst zudem noch kompakt - Gen: d
    Würde bedeuten: Nimmt man von dieser Hybridsorte Samen, würde 1 Samenkorn von 16384 anderen Samen die spätere F2-Pflanze die Merkmale genau so ausprägen wie die F1-Sorte.

    Anders formuliert: Will man eine Hybridsorte 1:1 in eine samenfeste Sorte umwandeln bräuchte es entsprechend Pflanzen. Ist man bereit da Kompromisse zu machen darf es auch ruhig weniger Pflanzen sein. Die Konsequenz wird dann aber sein, dass vielleicht nicht die Resistenz gegen Tabakmosaikvirus weiterverbt wurde, oder die gestreiften Früchte oder der determinante Wuchs.

    Eine weitere Hürde: Das o.g. fiktive Beispiel zeigt nur Merkmale, die man mit dem bloßen Auge gut zuordnen kann. Wie die Fruchtfarbe oder die Wuchsform. Da kann ich dann durch meine Reihen gehen und die Pflanze weitervermehren, die genau so die Merkmale ausprägt, wie ich es haben möchte.

    Was aber ist mit Merkmalen, die da nicht so augenscheinlich sind? Beispielsweise Resistenzen, Toleranzen gegen Krankheiten?

    Ist man jedes Jahr mit der Braunfäule gesegnet, bekommt man die Züchtung in diesem Bereich noch relativ einfach hin.

    Was aber wenn die Hybridsorte Resistenzen gegen etwa Tabakmosaikvirus mitbringt und ich möchte das weitervererben?

    Wie kontrolliere ich welche meiner Pflanzen die Resistenz in sich trägt?

    Für Hobbygärtner ein nahezu unmögliches Vorhaben. Es setzt die Vorraussetzung, dass man in Besitz von diesem Virus ist. Und dann einen verantwortungsbewussten Umgang damit. Das ist sehr schwierig.

    Und zum Schluss eine dritte Hürde: Im Prinzip alle Hybridsorten auf dem Markt sind per Sortenschutz geschützt. Rechtlich gesehen ist es zumindest nicht erlaubt Absaaten zu nehmen und damit zu züchten. Ich kenne aber zumindest kein Fall, wo ein Hobbygärtner dafür belangt wurde. Ich muss es aber sagen, sonst wird womöglich mir noch an den Karren gepisst.

    Aber das Fazit: Stabil bekommen ist kein Hexenwerk, den Umfang dieses Vorhabens kann jeder nach persönlichem Geschmack anlegen.

    Grüßle, Michi
     
    Die Stabilisieren sich nie. Die Folgegeneration ist eine Mischung aus Pflanzen beider Elternsorten und Hybriden. Wenn man dann die Elternsorten wieder kreuzt, dann bekommt man Saatgut für F1 Hybride, die in der Folge dann wieder zerfallen ...

    Das stimmt nicht ganz so, anonsten gäbe es bis heute nur eine einzige Sorte Tomaten.... die Urtomate.
     
    Und zum Schluss eine dritte Hürde: Im Prinzip alle Hybridsorten auf dem Markt sind per Sortenschutz geschützt. Rechtlich gesehen ist es zumindest nicht erlaubt Absaaten zu nehmen und damit zu züchten.


    Nein! Privat kannst du züchten, wie du lustig bist. Du kannst auch an deine Freunde und Bekannte weiterverschenken, etc... spannend wird es erst, wenn du eine irgendwie geartete Gegenleistung erhältst.


    Sortenschutzgesetz schrieb:
    § 10a Beschränkung der Wirkung des Sortenschutzes

    (1) Die Wirkung des Sortenschutzes erstreckt sich nicht auf Handlungen nach § 10 Abs. 1 1.im privaten Bereich zu nicht gewerblichen Zwecken,
    Quelle: http://www.gesetze-im-internet.de/sortschg_1985/__10a.html
     
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