Gratwanderung
Einerseits sind die großen Themenforen zwar privat organisiert und man ist als User stets irgendwie nur Gast, anderseits haben viele dieser Foren inzwischen eine Quasi-Monopolstellung erlangt, sodass für alle, die sich ernsthaft auch online mit dem Thema befassen wollen, kein Weg mehr dran vorbei führt.
Auch wenn der Forenbetreiber mit seinem Moderatorenteam den Stein ins Rollen gebracht hat, so darf bei aller Bereitschaft zur Demut mancher User nicht vergessen werden, dass Internetforen erst durch die User und ihre Aktivitäten groß und bedeutend werden, sowohl thematisch als auch für die Werbekunden.
Für Printmedien und Rundfunk gelten umfangreiche Gesetze, für Internetportale, die mindestens eine vergleichbare Öffentlichkeit herstellen, gibt es inzwischen zwar ein paar Regelungen im TMG, aber im großen und ganzen herrscht ein rechtsfreier Raum, welcher der Willkür der Betreiber dahingehend unterliegt, dass diese festlegen können, wer teilnehmen kann und was geschrieben werden darf.
Es geht bei Diskssion um Moderation in Internetportalen nicht mehr nur um individuelle Kritik an Moderation oder Administration, sondern auch um Richtlinien und allgemeingültige Regeln. Extrembeispiele sind natürlich die großen US-amerikansichen Portale, die teilweise eine rigide Zensur bezüglich der Inhalte und Angebote durchziehen, nachdem sie durch Verdrängung eine internationale Monopolstellung erlangt haben. Die früher führenden VZ-Netzwerke spielen zugunsten Facebook und Twitter heute keine Rolle mehr. Es kann also auch ganz schnell gehen, dass bei konkurrierenden Angeboten die User/innen ganz schnell abwandern, wenn neue Regeln oder Strukturierungen im Portal den Usern nicht mehr gefallen oder neue Angebote schlichtweg attraktiver erscheinen.
Es wäre halt zu schade, wenn irgendwann ein Zustand erreicht ist, wo es für den User mit bestimmtem Hobby oder sonstigem Interesse, durchaus auch beruflicher Art, nur noch jeweils ein einziges Forum gibt, welches aber für einen Großteil der User trotzdem unattraktiv geworden ist, weil die Kommunikation zu sehr eingeschränkt wird, obwohl die Möglichkeiten mehr erlauben ohne an gesetzliche, ethische oder kommerzielle Grenzen zu stoßen.
P.S.:
Natürlich muss nicht jedes Kinkerlitzchen und auch nicht jede Vertraulichkeit öffentlich diskutiert werden, aber die Erfahrung hat gelehrt, dass es so gut wie immer nach hinten losgeht, wenn versucht wird, irgendwas unter den Teppich zu kehren oder im stillen Kämmerlein auszukungeln, was letztendlich doch die (Forums-)Öffentlichkeit angeht bzw. betrifft.
Ich muss es persönlich gar nicht unbedingt gutheißen, aber seit Gorbatschows "Glasnost" fordert die Öffentlichkeit nun mal Transparenz und weitestgehende Offenheit. Wer da abblockt, begibt sich schnell in ein undiplomatisches Terrain, aus dem er u.U. nicht mehr ohne Schaden herausfindet.